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Nach ihrem Nr.1-Bestseller »Ich klage an« erzählt Ayaan Hirsi Ali, wie sie zur Freiheitskämpferin wurde und warum sie immer wei­ter­macht – trotz aller Gefahren.
Sie ist Abgeordnete, Bestsellerautorin, »Europäerin des Jahres 2006«, wurde zu einer der wichtigsten Frauen der Welt gewählt – aber vor allem ist Ayaan Hirsi Ali eine Frau, die für die Rechte der muslimischen Frauen, für die westlichen Werte und für die Freiheit kämpft. Das hat seinen Preis: Jeden Tag muß sie damit rechnen, daß islamische Fanatiker sie töten wollen, nie kann sie einen Schritt ohne Bewachung tun. Jetzt erzählt sie,…mehr

Produktbeschreibung
Nach ihrem Nr.1-Bestseller »Ich klage an« erzählt Ayaan Hirsi Ali, wie sie zur Freiheitskämpferin wurde und warum sie immer wei­ter­macht – trotz aller Gefahren.
Sie ist Abgeordnete, Bestsellerautorin, »Europäerin des Jahres 2006«, wurde zu einer der wichtigsten Frauen der Welt gewählt – aber vor allem ist Ayaan Hirsi Ali eine Frau, die für die Rechte der muslimischen Frauen, für die westlichen Werte und für die Freiheit kämpft. Das hat seinen Preis: Jeden Tag muß sie damit rechnen, daß islamische Fanatiker sie töten wollen, nie kann sie einen Schritt ohne Bewachung tun. Jetzt erzählt sie, wie aus einem Flüchtling aus Afrika eine »politisch-intellektuelle Kämpferin mit den Looks eines Pariser Models und der Schärfe einer Anklägerin vor dem Haager Strafgerichtshof« (Werner A. Perger, Die Zeit) wurde. Streng muslimisch erzogen, beginnt sie früh aufzubegehren: dagegen, daß es ihr einziges Lebensziel sein soll, Söhne zu gebären, daß sie jeden Abend für den Tod aller Juden beten muß, gegen die Zwangsheirat.
Autorenporträt
Ayaan Hirsi Ali, geboren 1969 in Somalia, floh 1992 in die Niederlande. Sie ist Abgeordnete im niederländischen Parlament und Autorin ('Submission'). Trotz ständiger Todesdrohungen islamistischer Fanatiker kehrte die 'meistgefährdete Person der Niederlande' Anfang 2005 aus ihrem Versteck in die Öffentlichkeit zurück, um weiter für ihre Sache einzutreten.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.09.2006

Ihre Freiheit ist auch unsere
Die Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali hat ihre Autobiographie geschrieben

Am 24. Juli 1992 schlug im Bonner Hauptbahnhof ein Schmetterling mit den Flügeln und entfachte zehn Jahre später einen Wirbelsturm, der das Königreich der Niederlande erfassen und ihm die schwerste Krise der Nachkriegsgeschichte bescheren sollte. Ganz Europa veränderte sich an jenem Abend, aber natürlich hat es niemand gemerkt. Niemand achtete auf die junge Frau mit dem Kopftuch, die mit leichtem Gepäck einen Zug nach Amsterdam bestieg. Hätte sie jemand gefragt, hätte sie geantwortet, sie sei auf dem Weg zu ihrem Ehemann, nach Kanada. Sie hätte nicht gesagt, daß dieser Mann ein schlichter Typ war, der sie kein bißchen interessierte, den ihr Vater ihr gegen ihren Willen ausgesucht hatte. Sie hätte nicht gesagt, daß sie entwischen und sie selbst sein wollte und daß sie später über alles nachdenken würde, was sie erlebt hatte, über die Stellung der Frauen im Islam, über den Islam überhaupt und sogar über den Charakter des Propheten. Welche Folgen ihr Denken haben würde, das konnte damals, im Bonner Bahnhof, kein Mensch ahnen, sie selbst nur in den Angstphantasien ihrer langen schlaflosen Nächte. Und doch fand sich bei ihr keine Spur von Verzagtheit: Zum 24. Juli, schreibt Ayaan Hirsi Ali in ihrer kommende Woche erscheinenden Autobiographie: "Jedes Jahr an diesem Tag muß ich daran denken. Ich betrachte ihn als meinen eigentlichen Geburtstag. Es war die Geburt von mir als Person, die selbständig Entscheidungen über ihr Leben treffen kann."

Geburt im Zug

Es hätte auch - und wie viele Niederländer haben sich das in den letzten Jahren wünschend oder fluchend vorgestellt - ein Zug nach Brüssel sein können oder Paris oder Berlin. Dann wäre Theo van Gogh noch am Leben: Bekanntlich hat der Mörder am Leichnam des Regisseurs einen fünfseitigen Brief hinterlassen, in dem er erklärte, daß diese Tat Ayaan Hirsi Ali gelte. Der Drehbuchautor und Journalist Theodore Holman, van Goghs ältester Freund, blickt auf die letzten Jahre wie auf einen seltsamen Traum zurück: "Als wir gemeinsam vor der Leiche von Theo standen und Abschied nahmen, trauerte Ayaan sehr. Sie fühlte sich schuldig an seinem Tod, unnötigerweise, denn der Mörder allein ist schuld an Theos Tod. Theo ist für das gestorben, woran er glaubte. Jedenfalls begann Ayaan, Theos Kopf zu streicheln. Man hatte ihr, um sie zu schonen, aber nicht gesagt, daß der Mörder den Kopf fast völlig vom Leib getrennt hatte, die Leiche war bis zum Kinn zugedeckt. Theos Kopf begann also wild hin und her zu rollen, und ich dachte, gleich kullert er auf den Boden."

Nicht jeder in den Niederlanden entwickelt im Zusammenhang mit Ayaan Hirsi Ali ähnlich viel Humor. Von einem halben Dutzend Politikern, zum Teil ehemaligen Kollegen, fand sich keiner, der Zeit für eine kurze Stellungnahme gehabt hätte. Da Medienscheu nicht zum Wesensmerkmal dieses Berufsstands zählt, liegt der Schluß nahe, daß es das Thema, daß es diese Frau war, die die Lust auf ein Gespräch verfliegen ließ. Ist die denn niemals zufrieden?, heißt es oft hinter vorgehaltener Hand. Ayaan Hirsi Ali suchte in den Niederlanden Schutz vor der Zwangsehe - und bekam ihn. Sie suchte Bildung - und konnte hier studieren. Sie suchte eine sinnvolle Arbeit - und wurde Assistentin in der Stiftung der sozialdemokratischen Partei. Dann sprach sie über die Gewalt in den muslimischen Familien in den Niederlanden, über die mangelnden Bildungsanstrengungen der Einwanderer und vor allem über die Naivität und Feigheit der Politik - und wurde Abgeordnete. Bald brauchte sie Personenschutz und bekam ihn - aber sie wurde nicht demütiger und umsichtiger, sondern fordernder.

Einen Eindruck davon konnte man im Februar dieses Jahres in Berlin gewinnen. Es war die Zeit des Karikaturenstreits. Alle möglichen Stimmen waren zu hören gewesen, darunter die von Günter Grass, das rechte dänische Blatt habe eben provoziert. Nun trat Ayaan Hirsi Ali vor die Presse und kritisierte erst einmal den niederländischen Premier für dessen schlaffe, entschuldigende Haltung und lobte den Dänen dafür, daß er sich nicht entschuldigt hatte: "Ich wünschte, mein Premierminister hätte solchen Mumm." Ein Premier, der nicht nur ihr Leben mit dem staatlichen Geheimdienst schützte, dessen Regierung auch von ihrer Fraktion mitgetragen wurde. Und um die Sache zu fundieren, klärte sie die Journalisten gleich noch über das Wesen des Islam auf: Nach heutigen Maßstäben sei Mohammed, der eine Minderjährige zur Frau genommen hatte, "ein Kinderschänder und ein Perverser".

Sie könnte Atta sein

Ayaan Hirsi Ali, 36, braucht keine Nachhilfe in Islamkunde. In Kenia war sie als Teenagerin dem Charisma einer jungen Muslimschwester erlegen. Sie trug eine elegante, besonders umfassend verhüllende Tracht, die keine Kontur des Körpers mehr sehen ließ. Sie kannte den Koran auswendig und betete wieder mehr. "Mohammed Atta war genauso alt wie ich. Ich hätte Terroristin werden können, ich hätte Theo van Goghs Mörder sein können."

Wenn erlittene Gewalt dazu prädestiniert, selbst gewalttätig zu werden, ist es eines von vielen Wundern in diesem Leben, daß Ayaan Hirsi Ali nur mit Worten kämpft. Großmutter, Mutter und die Lehrer prügelten sie und ihre Schwester regelmäßig, ausdauernd und mitunter krankenhausreif. Die Beschreibung ihrer Genitalverstümmelung gehört zu den härtesten Passagen des Buches. Nie wäre jemand auf die Idee gekommen, das könne unrecht sein. So, dachten alle, sieht es der Koran vor. Der Titel "Mein Leben, meine Freiheit" klingt für deutsche Leser allumfassend, fast nichtssagend - er würdigt aber zwei Güter, die im Leben einer somalischen Frau dieses Jahrgangs äußerst flüchtig sind. Allein bis zur Ausreise nach Holland überlebt zu haben, nicht totgeprügelt, nicht ermordet worden, nicht im Kindbett verstorben oder Krankheiten erlegen zu sein, ist schon Glück. Ayaan begriff es als Auftrag, und es machte sie furchtlos.

Irgendwann sahen sich die niederländischen Sozialdemokraten der geballten Energie und dem scharfen Intellekt ihrer neuen Mitarbeiterin ausgesetzt. Die gutmütigen Genossen waren schnell überfordert. Heute sind sie zu dem Thema nicht zu sprechen. "Wie sollte sie in deren Modell passen?" fragt Leon de Winter, der mit Hirsi Ali eng befreundet ist. "Die Linke hat ein gewisses Modell für Afrikaner: Benachteiligte, denen man materiell helfen muß. Wie soll nun ein Phänomen . . ." - er macht eine ausladende Geste, "ein Phänomen wie Ayaan in dieses enge Modell passen? Was fiel Job Cohen, dem sozialdemokratischen Bürgermeister von Amsterdam, nach dem Mord an Theo van Gogh als erstes ein? Er ging in eine Moschee Tee trinken. Noch bevor er die Eltern des Ermordeten aufgesucht hatte!"

Leon de Winter gehört nicht nur zu denen, die ihr unumstößliche Solidarität bieten, er ist auch ein verläßlicher Freund, der auch dann mit zum Essen geht, wenn Ayaan von Bodyguards umgeben ist, die sie mitunter schon nach der Vorspeise wieder fortbringen, weil eine auffällige Anzahl von Marokkanern plötzlich in der Nähe zusammenläuft.

Die Überforderung

Viele Einwanderer aus muslimischen Ländern lernen den Westen kennen und lehnen ihn ab, widersprechen allem und fordern ihn mitunter gewalttätig heraus. Ayaan Hirsi Ali reagierte genau umgekehrt: Sie nahm den Westen beim Wort und überforderte ihn damit. Es fiel, das wird in dem Buch deutlich, den Niederlanden schwer, die körperliche Unversehrtheit dieser Parlamentsabgeordneten zu garantieren. So groß ist das Land nicht. Nach dem Mord an van Gogh wird Ayaan von einer Militärbasis zur nächsten geschleppt, manchmal auch in ein kleines Hotel hinter der deutschen Grenze. Zwischendrin wird sogar das Zeugenschutzprogramm der Vereinigten Staaten bemüht, und Ayaan muß in einem Motel irgendwo in einem Vorort von Boston ausharren.

"Sie lebte wie in einem Gefängnis, weil sie ganz einfach ihre Freiheit genutzt hat. Und wir nehmen das einfach so hin", erregt sich de Winter. Aber es gebe auch schwach blinkende Hoffnungsschimmer innerhalb der muslimischen Gemeinde, er nennt einen Nachwuchspolitiker marokkanischer Herkunft, der sehr entschieden die Gewalt im Namen des Islam verurteile. Und die Weltmeisterin im Kickboxen sei eine junge Niederländerin aus einer islamischen Gemeinde.

Daß Ayaan nun die Niederlande verlassen hat und in die Vereinigten Staaten geht, findet de Winter gut. Mit Condoleezza Rice habe sie sich schon getroffen, und die amerikanische Ausgabe ihres Buches werde bestimmt bei Oprah Winfrey vorkommen. "Welche Möglichkeiten sie dort haben wird! Sie knüpft die unglaublichsten Kontakte. Wir werden noch viel von ihr hören!"

Theodore Holman sagt dazu: "Der Mörder von van Gogh hat doch sein Ziel erreicht. Theo ist tot, und Ayaan hat das Land verlassen. Es hieß immer, der Mord sei ein ,Weckruf für die gesamten Niederlande'. Bloß haben wir uns umgedreht und weitergeschlafen."

Zwei Plakate hängen nebeneinander in Amsterdam: das eine - "Wir Amsterdamer" - beschwört die Eintracht der Stadt und zeigt einen fröhlichen Bilderbuch-Rasta, der ein Jugendzentrum leitet, und die Topfpflanzen vor ihm sind wirklich ganz harmlose Gewächse. Auf dem Plakat daneben bekundet ein Junge arabischer Herkunft, er werde jedes verdächtige Gepäckstück melden. Wir alle gehören zusammen, aber einige unter uns allen wollen uns alle mit Nagelbomben in Stücke sprengen. Das wache, alarmierte Nachdenken über dieses Paradox ist das Gastgeschenk Ayaan Hirsi Alis an Europa.

NILS MINKMAR

Ayaan Hirsi Ali: "Mein Leben, meine Freiheit". Piper-Verlag 2006, 368 Seiten, 19,90 Euro.

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Eigentlich hat Ulrike Ackermann gar keine Meinung zu Ayaan Hirsi Alis Autobiografie. Mehr als das leider durchaus mehrdeutige Beiwort "beeindruckend" kommt ihr nicht über die Lippen, wenn es darum geht, uns etwas anderes als den Inhalt des Buches zu vermitteln. Hirsi Alis Lebensgeschichte (vom somalischen Flüchtlingskind zur umstrittenen Islamkritikerin) samt ihrer Thesen, die Ackermann hier sehr ordentlich auf eine mittelgroße Rezension zusammendampft, können wir also auch in Buchform haben. Ob es sich lohnt, muss man leider woanders nachlesen.

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