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Sie ist die Stimme, die jeder hört und niemand kennt. Sie lebt in Paris und arbeitet an der Gare du Nord. Als Bahnhofsansagerin kündigt sie die Züge an, begleitet sie Abschiede, Trennungen und Hoffnungen. Allein kehrt sie in ihre Wohnung zurück. Dort hofft sie auf den seltenen Anruf des Mannes, den sie liebt. Sie haben sich geküßt in einer Nacht, doch er lebt mit einer anderen Frau, die schön ist wie ein Engel und die ihr gegenüber so viele Vorzüge hat. So flüchtet sie sich in die Straßen der Stadt, in die Cafés und Bars an der Seine und in das trubelige Viertel um Les Halles; trifft auf…mehr

Produktbeschreibung
Sie ist die Stimme, die jeder hört und niemand kennt. Sie lebt in Paris und arbeitet an der Gare du Nord. Als Bahnhofsansagerin kündigt sie die Züge an, begleitet sie Abschiede, Trennungen und Hoffnungen. Allein kehrt sie in ihre Wohnung zurück. Dort hofft sie auf den seltenen Anruf des Mannes, den sie liebt. Sie haben sich geküßt in einer Nacht, doch er lebt mit einer anderen Frau, die schön ist wie ein Engel und die ihr gegenüber so viele Vorzüge hat. So flüchtet sie sich in die Straßen der Stadt, in die Cafés und Bars an der Seine und in das trubelige Viertel um Les Halles; trifft auf Menschen, die so ungewöhnlich sind wie sie selbst und genauso einsam in ihrer Andersartigkeit. Sie tut scheinbar nichts, um zu verführen, und genau das ist es, dem auch er irgendwann nicht mehr widerstehen kann.
Autorenporträt
Céline Curiol, 1975 in Lyon geboren, lebt in New York. Sie ist freie Journalistin und Korrespondentin für die französische Zeitung "Libération" und für BBC Radio.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.08.2007

Im Reich der Verspätung
Falsches Gleis: Céline Curiols Roman „Von Liebe sprechen”
Wer hat sich nicht schon einmal vorgestellt, die säuselnde oder trocken raspelnde Ansagerinnenstimme am Bahnhof hätte einem plötzlich etwas ganz Besonderes, Persönliches zu sagen? Bei all den interessant klingenden Ortsnamen, den an die Ewigkeit grenzenden Zeitverschiebungsangaben und sonstigen wertvollen Hinweisen, mit denen sie so vielen Leuten schon weiterhalf, müsste ihr das doch ein Leichtes sein. Sie könnte zum Beispiel von Liebe sprechen. In diesem Roman passiert das leider erst auf der vorletzten Seite. „Meine Damen und Herren, ich bedaure . . . ” Was die Heldin, Ansagesprecherin an der Pariser Gare du Nord, zu sagen hat, ist tatsächlich bestürzend, aber es kommt zu spät. Der Zug unseres Interesses für diese Frau ist längst abgefahren.
  Statt die reizvolle Grundidee ihres Romans, den Kontrast zwischen dem Beruf, zu dessen Routine das Öffentlich-Sprechen gehört, und dem privaten und intimen Leben der Heldin, in der Durchdringung der beiden Sphären zu entfalten, geht die Autorin nur beiläufig auf diesen Zusammenhang ein. Das Dasitzen vor dem Mikrophon, den Bildschirm mit den Zahlen und Zuggleisen vor Augen und unten die Tausende von gespitzten Ohren, Anonyme mit ihren Schicksalen, Erwartungen und verschiedenen Reisezielen – das interessierte Céline Curiol offenbar nur am Rande.
Sie hält sich stattdessen in seitenlangen Schilderungen damit auf, wie die Frau in Bars oder bei Freunden herumsitzt, durch Pariser Straßen, Läden und Umkleidekabinen irrt, mit fremden Männern aufs Zimmer steigt, sich zuhause nach Liebe sehnt. Sie erzählt vom Alltag einer Einsamen, die im Roman als einzige Figur Profil hat. Sie sei Prostituierte, antwortet die Frau bei einem Essen einmal auf die Frage, was sie denn beruflich mache, und spielt diese Fiktion mit einem Mann, der ihr aufs Wort glaubt und sie ein paar Tage später anruft, tatsächlich auch fast bis zum Ende durch.
Wie jener Mann nimmt die Autorin ihre Heldin zu wörtlich. Sie steigt ihr in alle Launen und Gefühlsregungen nach, aber ihr Verhältnis zu dieser unschlüssigen Heldin hat selbst etwas Unschlüssiges. Sie wagt sie nicht zu schubsen, wachzurütteln, zwischen ihrem Verlangen und ihren Rollen Distanz entstehen zu lassen. Distanziert kühl ist zwar der Erzählstil dieses Romans von Anfang bis Ende, doch wirkt dieses Stilelement nur, wenn zuvor die Figur den Glühpunkt ihrer Charaktermischung erreicht hat. Das aber ist hier nicht der Fall. Die Heldin erscheint konstruiert. Ihre Liebe zu einem verheirateten Mann, ihr Leben – „ein mehr oder weniger glückliches oder schmerzhaftes Vorbeiziehen von Dingen und Menschen” – verweht mit dem Umblättern der Seiten. Viele Details erscheinen unglaubwürdig oder belanglose, ihre „Initiationsprüfung”, offenbar eine Vergewaltigung im Mädchenalter, wirkt seltsam entrückt. Was die Autorin offenbar als Schwebepunkt zwischen Verlangen und Erfüllung anstrebte, ergab nur erzählerische Unschlüssigkeit.
Es sei einer der schönsten Romane, den er seit Jahren gelesen habe, urteilte der Schriftsteller Paul Auster über dieses Buch, was der Verlag auf dem Umschlag entsprechend stolz anführt. Der Amerikaner hatte den Roman in New York, wo auch die 1975 in Lyon geborene junge Autorin als Journalistin lebt, im Manuskript gelesen. Was ihm daran so sehr gefallen haben mag, ist nicht ganz klar. Es führe in den fein geschilderten Details ein lebhaftes Bild der gegenwärtigen französischen Gesellschaft vor Augen, schreibt Auster.
Tatsächlich verraten die impressionshaft geschilderten Szenen aus dem Pariser Alltag journalistisches Gespür für Situationen und Stimmungen. Doch hätte man diese lieber als Reportagen gelesen, statt als Beiwerk eines zu lang geratenen Romans. Die Übersetzerin Sabine Schwenk tut mit eleganten Wendungen, gleichmäßigem Satzfluss und immer stimmigem Ton alles, um das Buch dennoch lesbar zu machen.
JOSEPH HANIMANN
CÉLINE CURIOL: Von Liebe sprechen. Roman. Aus dem Französischen übersetzt von Sabine Schwenk. Piper Verlag, München 2007. 278 Seiten, 18,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Einen Debütroman mit "spürbaren literarischen Ambitionen" hat Marion Lühe da gelesen. Leider überwiegt der von Lühe gleichfalls festgestellte Mangel an Distanz zu "herkömmlichen Liebesroman-Klischees" die Ambitionen der Autorin um einiges. Ein Fünkchen Ironie beim Singen des Liebsleids, und die Rezensentin hätte vielleicht mit eingestimmt. Zumal Celine Curiol ja Beobachtungsgabe besitzt, wie Lühe an einigen Alltagsszenen erkennt. Nur von Liebe, klagt die Rezensentin, kann diese Autorin nicht schreiben, ohne auf psychologisches Küchenlatein zurückzugreifen. Oder ist diese Naivität vielleicht gewollt? Scheint so, als wolle Lühe sich diese Frage nicht stellen müssen.

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