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Es war die größte Liebesgeschichte des Absolutismus: Gräfin Cosel (1680 - 1765) und August der Starke. Anna Constantias sprühendem Charme und geistreichem Witz, ihrer Schönheit und Anmut verfällt der sächsische Kurfürst und polnische König vom ersten Augenblick an. Doch die so heftig Umworbene stellt Bedingungen, bevor sie dem König nachgibt: In einem geheimen Ehevertrag läßt sie sich eine enorme Pension festschreiben und steigt bald zur eigentlichen Herrscherin am Dresdner Hof auf. Die gebildete Frau führt ihren eigenen Hofstaat und mischt sich tatkräftig in die Politik ein. Mit der Macht…mehr

Produktbeschreibung
Es war die größte Liebesgeschichte des Absolutismus: Gräfin Cosel (1680 - 1765) und August der Starke. Anna Constantias sprühendem Charme und geistreichem Witz, ihrer Schönheit und Anmut verfällt der sächsische Kurfürst und polnische König vom ersten Augenblick an. Doch die so heftig Umworbene stellt Bedingungen, bevor sie dem König nachgibt: In einem geheimen Ehevertrag läßt sie sich eine enorme Pension festschreiben und steigt bald zur eigentlichen Herrscherin am Dresdner Hof auf. Die gebildete Frau führt ihren eigenen Hofstaat und mischt sich tatkräftig in die Politik ein. Mit der Macht wächst aber auch die Zahl ihrer Feinde: Die Männer am Dresdner Hof spinnen Intrigen, um die Favoritin des Königs zu stürzen und Anna Constantia verfängt sich darin. Verbannt auf Burg Stolpen verbringt sie fast ein halbes Jahrhundert in Haft. Sie stirbt in Gefangenschaft im Alter von 85 Jahren.
Autorenporträt
Katja Doubek, geb. 1958, studierte Psychologie, Germanistik, Philosophie und Geschichte, ist heute als Psychotherapeutin tätig und verfaßte zahlreiche Sachbücher. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und lebt in Wiesbaden und Sperlonga/Italien.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.08.2006

Ein Bissen für den König
Hausfrauenlektüre: Ein neues Buch zur Gräfin Cosel, der regierenden Mätresse Augusts des Starken
Ihre Karriere beginnt, wie könnte es anders sein, mit einer Tölpelei. Und natürlich ist es der Ehemann, der sich zum Narren macht. Genauer: zum dummen Hahnrei. Denn es handelt sich dabei um eine dieser Possen, wie wir sie aus Boccaccios Decamerone kennen. Der brave Gemahl, der bislang zumindest klug genug war, seine überaus schöne - und deshalb überaus gefährdete - Frau in ländlicher Abgeschiedenheit vor den Augen der Männerwelt zu verbergen, läßt sich eines abends in geselliger Runde vom Teufel reiten. Er wettet einen hohen Betrag darauf, dass jeder, der seine junge Gemahlin zu Gesicht bekäme, in ihr sofort die größte Schönheit des ganzen Landes erkennen würde. Und weil diese Geschichte so beginnt, als wäre sie von Boccaccio erfunden, gewinnt der arme Tropf natürlich seine Wette - und verliert seine reizende Ehefrau. An den König, den größten und unersättlichsten Feinschmecker des ganzen Reiches, der sich über diesen unerwarteten Leckerbissen vom Landgut eines seiner Höflinge mächtig freut.
So ist aus der blutjungen Ehefrau eines sächsischen Ministers die berühmteste Mätresse Augusts des Starken geworden: Die Reichsgräfin Cosel, die von 1704 bis 1712 in Dresden wie eine Königin herrschte, wenn es denn, in diesem Zeitalter, überhaupt je eine Königin gab, die soviel Macht besaß und soviel Glanz verströmte, so wahrhaft königlich lebte wie jene Aufsteigerin aus dem Niemandsland der Provinz. Carl Ludwig von Pöllnitz hat uns diese Anekdote überliefert, in seinem wunderbar eleganten, wunderbar amüsanten Bericht „La Saxe Galante”, der 1734 erstmals erschien, und der (fast) alles Wissenswerte über die amourösen Aventüren Augusts des Starken versammelt.
Ein wütendes Betthäschen
Die Gräfin Cosel (1680-1765), die in dieser chronique scandaleuse eine solch prominente Rolle spielt, war zu diesem Zeitpunkt schon eine Legende, eine allmählich verblassende Erinnerung, und lebte, von der Außenwelt nahezu vollständig abgeschlossen, von Soldaten bewacht, in der Burg Stolpen, wo sie sich vorwiegend mit der Aufzucht von Kräutern und der Einübung in Geheimlehren beschäftigt haben soll. Eine erstaunliche Karriere, mit einem Finale, das einer griechischen Tragödie würdig wäre. Sie, die einmal so unermesslich reich war, dass sie aus ihrer Privatschatulle den höchsten Herren stattliche Darlehen gewähren konnte, sie, die jahrelang als Mittelpunkt eines der prächtigsten und verschwendungssüchtigsten Höfe des barocken Europas strahlte, verbringt ihren Lebensabend in einer zugigen Festung, umgeben von Gemüsegärten, staubigen Folianten und nasebohrenden Wachsoldaten. Nicht einmal Pöllnitz, dieser ansonsten bemerkenswert gut informierte Chronist, war über jenes armselige Dasein der gestürzten Mätresse unterrichtet.
Aber auch die Anekdote über ihren ersten Auftritt am Dresdner Hof entspricht nicht den Tatsachen, mag sie auch besonders schön sein. Vielleicht findet man sie deswegen bis heute in der Literatur zur Gräfin Cosel, die seit 1873, seitdem sie die Hauptfigur in einem damals populären Roman wurde, immer wieder das Interesse der Geschichtsschreiber und Belletristen anregte. Leider war bisher so recht niemand darunter, der an das Format des Carl Ludwig von Pöllnitz - und an das der Cosel herangereicht hätte. Schon gar nicht Katja Doubek, die jetzt eine Art „Roman-Biographie” über die Cosel geschrieben hat. Die Autorin, die sich durch kulturhistorische Sammelbände, etwa das „Lexikon der merkwürdigen Todesarten”, eigentlich Aufmerksamkeit verdient hatte, erweist sich der Materie nicht im geringsten gewachsen.
Um dem sächsischen Hof und seiner bedeutendsten Mätresse gerecht zu werden, hätte es wesentlich mehr bedurft, als sich intime Dialoge und sentimentale Szenen auszudenken. Es hätte zuerst einmal der gründlichen Auswertung des enormen Quellenmaterials bedurft, um Einblicke zu bieten, die über Platitüden und die bekannten Histörchen hinausgehen. Es hätte überdies einer Kultiviertheit bedurft, wie wir sie etwa bei Pöllnitz finden, und wie sie uns unerlässlich scheint, um das Außerordentliche, das besonders Interessante dieses galanten Zeitalters erfassen und beschreiben zu können: Esprit statt Einfühlung. Otto Flake ist dies in seinem famosen Buch über die „Großen Damen des Barock” vorzüglich gelungen. Katja Doubek aber hat aus dem Leben dieser flamboyanten, so überreich schillernden Figur ein peinliches und biederes bürgerliches Rührstück gemacht: Hausfrauenlektüre.
Dabei bewegen wir uns hier auf der Höhe der europäischen Kulturgeschichte. So wie der Dresdner Hof Augusts des Starken, zumindest hinsichtlich des herrschenden Luxus und der Vergnügungssucht, insbesondere jedoch hinsichtlich der ungehemmten Frivolität, durchaus mit Versailles wetteifern kann, so braucht auch Carl Ludwig von Pöllnitz nicht den Vergleich mit dem Herzog von St. Simon scheuen, dem Chronisten des französischen Hoflebens.
Außerdem gibt Gräfin Cosel die Mätressen-Rolle ja eben nicht als teutsche Provinzposse, sondern in majestätischem Cinemascope-Format, wie nur wenige andere königliche Betthäschen in diesem Zeitalter, übrigens auch in Frankreich. Sie, deren Wutanfälle berüchtigt (mit ihren Pistolen wusste sie Furcht und Schrecken zu verbreiten) und deren Qualitäten als einfallsreiche Zeremonienmeisterin der höfischen Divertissements nicht nur vom König geschätzt waren, überragt ihre Vorgängerinnen vor allem durch die außerordentliche Machtposition, die sie sich sichern konnte. Erst einige Jahrzehnte später wird es die Madame de Pompadour verstehen, einen ähnlich exponierten Hochsitz in der freien Wildbahn des Hofes zu ersteigen, überdies mit durchaus ähnlichen Mitteln.
Der kluge Pöllnitz hat sehr wohl gewusst, dass sich die Cosel durch ihren Machtinstinkt erheblich von all den anderen nicht minder schönen und willigen Gespielinnen des Königs abhob. Allein ein leckerer „Bissen für den König” (die Brüder Goncourt) wollte diese Mätresse gewiss nicht sein. Sie war geschickt genug, den fürstlichen Lüstling so lange zappeln zu lassen, bis er ihr in einem geheimen Vertrag eine exorbitante jährliche Apanage, die Legitimierung künftiger Sprösslinge und sogar den Ehebund zusicherte, sollte ihn das Schicksal einmal zum Witwer machen. Allerdings war sie dann doch nicht weitsichtig genug, um die Gefahren zu ahnen, die von diesem Kontrakt später ausgehen werden; gerade, weil sie das kompromittierende Schriftstück besaß, wurde sie, als eine neue maitresse-en-tître ihr nachfolgte, ungewöhnlich gnadenlos aus dem Verkehr gezogen und in Arrest genommen. Aber sie war versiert genug, die Gunst dieses umtriebigen, neugierigen Lüstlings über den außerordentlich langen Zeitraum von neun Jahren zu besitzen.
Die unsterbliche Diva
Ebenso versiert festigte sie ihre Stellung in der höfischen Gesellschaft. Während August der Starke sich in seinen besonders galanten Momenten darin gefiel, seiner Mätresse zu beweisen, dass er ein Abbild ihres Geschlechts auf eine Münze prägen lassen könnte - der berüchtigte „Cosel-Gulden”, der in Kreisen der Numismatiker einen vergleichbaren Stellenwert besitzt wie der Heilige Gral unter Esoterikfreunden - webte die Cosel beharrlich an einem dichten Netz von Spionen und Gefolgsleuten. Aus dem Faktotum wurde rasch ein Machtfaktor. Sie entschied über den Zugang zum König, über die Vergabe von Ämtern, Gunstbeweisen und Gratifikationen, und selbst über politische Fragen. „Man kann sagen”, stellte Pöllnitz fest, „daß sie während dieser Zeit ganz Polen und Sachsen zu ihren Füßen gesehen.”
Natürlich erregte dies den Hass der königlichen Minister, und natürlich fanden diese irgendwann das einzige Instrument, um eine schöne und charmante Mätresse aus dem Weg zu räumen: eine neue Mätresse, die schön und charmant, und ein paar Jahre jünger ist. In diesem Fall war es die Gräfin Döhnhoff aus Polen. Die Cosel hatte zwar erst angedroht, die Nebenbuhlerin mit ihren Pistolen niederzuschießen, beließ es aber dann bei weit törichteren Manövern, die schließlich zur Flucht nach Preußen, zur Verhaftung, zur Gefangenschaft führten.
Natürlich erfährt man all das irgendwie auch bei Katja Doubek, die ja ausdrücklich betont, nur die Dialoge und einzelne Ereignisse erfunden zu haben. Anders als Pöllnitz berichtet sie sogar, wie die spätere Reichsgräfin wirklich an den sächsischen Hof und ins Bett August des Starken kam. Aber meist hat die Autorin geglaubt, dass ihre spießbürgerlichen Fiktionen mitteilenswerter, spannender seien als die historischen Tatsachen, was fast immer, und besonders in diesem Falle, ein fataler Irrglauben ist.
Hätte sie es doch mit Pöllnitz gehalten, der ausdrücklich erklärte, die Cosel gerade so schildern zu wollen, wie sie wirklich war - „wegen der Rolle, die sie am sächsischen Hof gespielt hat.” Eben diese Rolle entzückt uns noch heute: die einer unsterblich schillernden Diva aus dem galanten Sachsen.MANFRED SCHWARZ
KATJA DOUBEK: Die Gräfin Cosel. Liebe und Intrigen am Hof August des Starken. Piper Verlag. München 2006, 367 Seiten, 19,90 Euro.
Neun Jahre vermochte Gräfin Cosel, den umtriebigen König zu fesseln. Marzena Trybala als Mätresse in „Sachsens Glanz und Preußens Gloria”, 1985.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Vollendeter als Rezensent Manfred Schwarz kann man ein Buch wohl kaum in Grund und Boden kritisieren, er ignoriert es einfach. Und erzählt statt dessen ausgiebig über die eigentlich spannende Geschichte der Gräfin Cosel, nur aus anderen Quellen. Denn schon 1734 sei einem gewissen von Pöllnitz mit "Esprit" gelungen, was die inkriminierte Autorin Katja Doubek nun mit kleinbürgerlicher "Einfühlung" versuche. Kurz, die romänchenhaften Ausschmückungen der historischen Fakten, so der Rezensent, die die Autorin zudem nur unzureichend studiert habe, verunstalteten eine tragischen Geschichte von europäischem Format zu einer "Provinzposse".

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