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Nur wenige bedeutende Verleger haben Erinnerungen hinterlassen. Klaus Pipers Buch ist ein Glücksfall. Denn er ist ein wichtiger Zeuge des 20. Jahrhunderts, und dies nicht nur für die Welt der Bücher, die er entscheidend mitgeprägt hat.

Produktbeschreibung
Nur wenige bedeutende Verleger haben Erinnerungen hinterlassen. Klaus Pipers Buch ist ein Glücksfall. Denn er ist ein wichtiger Zeuge des 20. Jahrhunderts, und dies nicht nur für die Welt der Bücher, die er entscheidend mitgeprägt hat.
Autorenporträt
Klaus Piper, geboren am 27.3.1911 in München, gestorben am 25.3.2000 in München, war nach seiner Buchhändlerlehre ab 1932 Mitarbeiter im Verlag seines Vaters Reinhard Piper,seit 1941 Teilhaber. Von 1953-1983 leitete er den Verlag als persönlich haftender Gesellschafter allein, von 1983-1994 gemeinsam mit seinem Sohn Ernst Reinhard Piper .Zahlreiche Auszeichnungen, darunter die Ehrendoktorwürden der Washington University in St. Louis, USA, und der Universität München.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.01.2001

Leser und Jäger
Doppelt gelebt – die Erinnerungen des Münchner Verlegers Klaus Piper
Wen hat er nicht alles gekannt: Ingeborg Bachmann und Hans Küng, Konrad Lorenz und Karl Jaspers, Hannah Arendt und Werner Heisenberg, Karl Amadeus Hartmann und Karl Popper . . . Doch Klaus Piper hat all diese Schriftsteller und Philosophen, Wissenschaftler und Musiker nicht nur gekannt – er hat ihnen zumeist auch Bücher entlockt. Bücher, die das geistige Klima der Bundesrepublik in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts nachhaltig geprägt haben.
Klaus Piper (1911–2000) war, was man einen Verleger aus Leidenschaft nennt. „Wie schön war es doch, Verleger zu sein”, schreibt er in seinen postum erschienenen Memoiren enthusiastisch, „stets auf der Jagd nach dem edlen Wild des neuen Autors, des vielversprechenden Projekts!” Piper pirschte sich ein Leben lang mit nicht nachlassender Neugier an dieses Wild heran – weshalb sich seine Autobiografie streckenweise wie ein Who’s who der Intellektuellen der vergangenen 50 Jahre liest. Dabei erinnert sich Piper, ohne auf Tagebuchnotizen zurückgreifen zu können, an erstaunlich viele Details und Anekdoten – ob das nun der beinahe tödlich endende Skiausflug mit Robert Havemann ist oder Ingeborg Bachmanns Bauchschmerzen: Wie eng muss das Verhältnis gewesen sein zwischen der Autorin und ihrem Verleger: eines Sonntags rief sie ihn vom Münchner Bahnhof an und meinte, etwas stimme nicht bei ihr. Worauf Piper sie abholte und in eine Klinik brachte – zur sofortigen Blinddarmoperation.
Das intensive Interesse an den verschiedensten Menschen und Disziplinen begründete wohl den Erfolg des Verlegers Piper. Diese Vielseitigkeit wiederum erklärt sich aus seiner Herkunft aus dem hochgebildeten bürgerlichen Elternhaus in München-Schwabing, wo musiziert und diskutiert wurde und Klaus früh vom Vater und Verlagsgründer Reinhard an die Kunst des Büchermachens herangeführt wurde. 1932 trat Klaus in den Verlag ein, 1941 wurde er Teilhaber. Mit diesen seinen Anfängen in der Nazizeit setzt er sich nachdenklich auseinander. Das „Versagen des deutschen Bürgertums” angesichts der Machtergreifung Hitlers beschreibt er als „eine meiner entscheidenden politischen Lebenserfahrungen”. Und er betont, bei aller Ablehnung des Nationalsozialismus: „Ich war kein Held. Wir haben uns angepaßt. Wir haben einfach weitergelebt. Wir haben schlicht vermieden, etwas zu tun oder zu sagen, was uns ins KZ gebracht hätte. ”
Gleichzeitig nahm Piper schon während des Krieges Kontakt zu Karl Jaspers auf, der mit seiner jüdischen Frau in ständiger Gefahr lebte, verlegte bereits 1947 mit mühsam beschafftem Papier dessen Werk Von der Wahrheit. Apropos Papier: Auf Beständen, die eigentlich für Neuauflagen von Hitlers Mein Kampf vorgesehen waren, druckte der Verlag nach dem Krieg das erste Buch – und zwar zufällig Dostojewskis Der Idiot.
Für solcherlei Geschichten ist dieses Buch eine Fundgrube. Fast alles jedoch, was persönlicher wäre, hat Klaus Piper sorgsam ausgespart. Wer also Erhellendes über das Zerwürfnis mit dem Sohn Ernst Reinhard und die näheren Umstände des Verkaufs des Verlages 1994 an die schwedische Bonnier-Gruppe erhofft, wird enttäuscht. Aber Diskretion ist wohl auch eine der Tugenden, die einen Verleger vom alten Schlag auszeichnet.
Mit der zunehmenden Konzentrierung in der Buchbranche stirbt diese Spezies der „geistig ambitionierten” Alleskönner allmählich aus, deren „Lebensmusik bestimmt war von Kunst, Literatur und Musik” und die sich an den Schicksalen ihrer Bücher persönlich beteiligt fühlten. „Lesen, lesen – das hat mein Leben nicht nur begleitet, nein, gefüllt” – ein schöneres Fazit eines Verlegers lässt sich wohl nicht denken.
ANTJE WEBER
KLAUS PIPER: Lesen heißt doppelt leben. Erinnerungen. Piper Verlag, München 2000. 272 Seiten, 38 Mark.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Verleger haben selten die Zeit, ihr eigenes Leben aufzuschreiben, weiß der Rezensent mit dem Kürzel "kru". Klaus Piper hat sie sich genommen, nach seinem Rückzug aus dem Verlagsgeschäft im Jahr 1994. Vor einem Jahr starb der 1911 Geborene, der den Verlag in den fünfziger Jahren von seinem Vater Reinhard übernommen hatte, berichtet der Rezensent. In seinen Memoiren blicke Klaus Piper auf sechs Jahrzehnte zurück. Besonders aufschlussreich findet "kru" das Kapitel über die NS-Zeit, in der Piper sich bemühte, einem weitgehenden Opportunismus zu entgehen, indem er beispielsweise einen Parteieintritt ablehnte. Natürlich kommen in diesem Band, so der Rezensent, auch die zahlreichen Begegnungen mit den Autoren des Hauses zur Sprache, zu denen Ingeborg Bachmann, Karl Jaspers, Alfred Brendel und viele andere außerordentliche Autoren gehörten, meint "kru".

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