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Im dunklen Wasser
"Die Gewißheit, daß er nur noch Sekunden zu leben hatte, ließ ihn endlich im Salzwasser die Augen schließen" - Stale Salvesen hat offenbar Selbstmord begangen, und damit steht Hanne Wilhelmsen mit ihren Ermittlungen wieder am Anfang.
Oberstaatsanwalt Sigurd Halvorsrud schlägt die Hände vors Gesicht. Vor ihm auf dem Boden liegt seine Frau, ihr Kopf ist sauber vom Rumpf getrennt worden, und Halvorsruds blaues Polohemd weist eine Menge dunkler Flecken auf: Blut Hauptkommissarin Hanne Wilhelmsen aber will keine voreiligen Schlüsse ziehen. Zumal Halvorsrud den Namen des…mehr

Produktbeschreibung
Im dunklen Wasser

"Die Gewißheit, daß er nur noch Sekunden zu leben hatte, ließ ihn endlich im Salzwasser die Augen schließen" - Stale Salvesen hat offenbar Selbstmord begangen, und damit steht Hanne Wilhelmsen mit ihren Ermittlungen wieder am Anfang.

Oberstaatsanwalt Sigurd Halvorsrud schlägt die Hände vors Gesicht. Vor ihm auf dem Boden liegt seine Frau, ihr Kopf ist sauber vom Rumpf getrennt worden, und Halvorsruds blaues Polohemd weist eine Menge dunkler Flecken auf: Blut
Hauptkommissarin Hanne Wilhelmsen aber will keine voreiligen Schlüsse ziehen. Zumal Halvorsrud den Namen des Täters zu kennen glaubt - Stale Salvesen. Doch Salvesen hat anscheinend wenige Tage vor der grausigen Tat Selbstmord begangen. Gereizt und mürrisch aber scheint Hanne den Rückschlag kaum zur Kenntnis zu nehmen, ihr Gespür hat sie noch nie im Stich gelassen. Und dann wird ein bekannter Wirtschaftsjournalist erschlagen aufgefunden, in Salvesens Keller, der über und über mit den Fingerabdrücken des Oberstaatsanwalts bedeckt ist...
Während Hanne Wilhelmsen mit tragischen Veränderungen in ihrem Privatleben ringt, blickt sie in die menschlichen Abgründe ihres vertrackten Falles.
Autorenporträt
Anne Holt, geboren 1958 in Norwegen, arbeitete nach ihrem Jurastudium als Journalistin, Polizistin und Anwältin, bevor sie 1996 für kurze Zeit norwegische Justizministerin war. Ihre psychologischen Kriminalromane avancierten zu Bestsellern und wurden mit zahlreichen renommierten Preisen ausgezeichnet. Seit 1993 veröffentlicht sie Kriminalromane um die außergewöhnliche Kommissarin Hanne Wilhelmsen. Die Autorin lebt in Oslo.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.07.2001

Alles unter einer Decke
Fehlt nur die Logik: Anne Holt schickt ihre Kommissarin in die Krise

Beim Zeus oder besser: beim Thor, denn wir befinden uns in Norwegen, das ist schon ein Haufen Leute, die da im März des Jahres 1999 in Oslo im Umkreis eines Kriminalfalles auf der Bühne stehen oder liegen. Zu den Liegenden gehören Doris Flo Halvorsrud und Evald Bromo. Die beiden sind zwar grundverschieden, gleichen sich aber darin, daß ihnen jeweils mit Gewalt der Kopf vom Rumpf getrennt wurde und um ihre Leichen herum reichlich Fingerabdrücke von Sigurd Halvorsrud zu finden sind, seines Zeichens Oberstaatsanwalt und Gatte der verblichenen Doris. Dann ist da Ståle Salvesen, von dem Herr Halvorsrud behauptet, dieser habe seine Frau in seinem Beisein ermordet; dagegen spricht, daß Herr Salvesen sich wahrscheinlich vier Tage vor der behaupteten Tat qua Selbstmord diesbezüglich in die Schuldunfähigkeit begeben hat und damit auch zu den Liegenden gehören müßte.

Deutlich unter den Stehenden dagegen weilt Eivind Torsvik, der sich als Zwölfjähriger beide Ohren abschnitt und als Achtzehnjähriger dann seinem Pflegevater mit letalen Folgen das primäre Geschlechtsmerkmal. Die Justiz stellte ihm als erheblich strafmildernd ein verständliches Rachebedürfnis für jahrelangen sexuellen Mißbrauch durch den Ermordeten in Rechnung. Torsvik ist inzwischen, acht Jahre später, wieder in Freiheit wie auch produktiver Schriftsteller in publikumsgeschützter Wohnlage, aber weiterhin als Rächer tätig. Auf seiten der Polizei findet sich dann noch eine dunkle Lichtgestalt namens Iver Feirand. Dieser gilt als einer der kundigsten Ermittler im Päderastenmilieu, weiß aber auch - was kaum jemand weiß - aus eigener Erfahrung und Neigung, wie es dort zugeht.

Wie all dies zusammenhängt, muß wieder einmal - wie bei Anne Holt seit vier Romanen üblich - Hauptkommissarin Hanne Wilhelmsen herausfinden. Die identifiziert sich so sehr mit ihrem Beruf, daß sie auf Fragen nach ihrer Arbeit regelmäßig mit "Hauptkommissarin" antwortet. Nebenbei und manchmal hauptsächlich hat sie noch eine Lebenskrise, wenn schon nicht zu bewältigen, so doch zu bearbeiten. Da ist es gut, daß sie nicht allein dasteht, daß viele Mitglieder der geistigen Wohngemeinschaft, die in Oslo an der Verbrechensbearbeitung verdient, engagiert Hilfe anbieten, vom Polizeipräsidenten an abwärts. Teil ihres Problems ist jedoch der Widerwille gegen solche Zuwendung, weshalb sich ein Helferlein für sein Angebot gar einen deutlichen körperlichen Verweis einhandelt. Und nun ist Cecilie Vibe, die Lebensgefährtin ihres gesamten Erwachsenenlebens, lebensbedrohlich an Krebs erkrankt; Billy T., ihr Kollege und einziger Vertrauter, will die Mutter seines fünften Kindes heiraten, während er die Mütter seiner anderen Sprößlinge jeweils schon vor der Geburt wieder verließ; und die Ermittlungen im Mordfall Halvorsrud/Bromo verlaufen quälend unergiebig.

Ohne den liebsten Kollegen aller Fahnder, den Kommissar Zufall, der hier in Form des Bildes einer Verkehrsüberwachungskamera auftritt, wäre die ganze Sache wohl ermittlungstechnisch im Sand und damit für die Polizei blamabel verlaufen. So kann Frau Wilhelmsen aber am Schluß wenigstens für sich verbuchen, von Anfang an und gegen die Mehrzahl der Kollegen den richtigen Riecher gehabt zu haben.

Das stimmt allerdings nur, wenn man der Tatversion von Anne Holt glaubt - doch genau das sollte und kann man nicht, denn die angebotene und als sachlich richtig daherkommende Auflösung ist unlogisch und hanebüchen. Anne Holt scheint das gespürt zu haben, denn sie läßt ihre Protagonistin im Kollegenkreis über alle Zweifel und Einwände die große Decke werfen: "Auf viele Fragen werden wir nie eine Antwort erhalten." Aber die Decke ist zu kurz. Nach 444 Seiten Lektüre ist die Erklärung für das verrätselt gestrickte Kriminalgeschehen nicht stimmig.

Das soll nun nicht heißen, daß der Weg bis zur letzten Seite einem Gang durch die Steppe gliche, denn die gelernte Juristin Holt mit ihrem notorischen Intermezzo als norwegische Justizministerin hat Talent genug, immer wieder Interesse für ihre Figuren zu wecken und atmosphärisch dichte Szenen zu entwerfen. Dies macht sie ausgesprochen detailreich, was der Handlung allerdings immer dann zum Nachteil gereicht, wenn Spielorte und Personen, die in keinem nachvollziehbaren Bezug zum Fortgang der verschränkten Geschichten stehen, ebenfalls in aller Plastizität dargeboten werden.

Dieser gewisse Hang zur Überfrachtung ist auch in dem zu finden, was an Lebensthemen angegangen wird, vom Inzest bis zum Kosovo-Krieg, vom Abschied von der Jugend qua Harley-Verkauf bis zur Frage der Öffentlichmachung einer lesbischen Dauerbeziehung. Dies alles kommt nun noch in einer nicht gerade elegant zu nennenden Übersetzung daher, mit schlichten Kinken, wenn aus einer doppelten Verneinung eine einfache - damit bekanntlich das Gegenteil - gemacht wird, und Holpereien, wenn etwa Billy T. feststellt, er habe "Indizien dafür, daß something was very rotten in the house of Halvorsrud". Die wörtliche Übersetzung des norwegischen Titels ist "Toter Joker", im Deutschen wurde daraus "Das achte Gebot". Das fordert dazu auf, kein falsches Zeugnis abzulegen - weshalb man dieses Buch nicht unverhohlen empfehlen darf.

BURKHARD SCHERER

Anne Holt: "Das achte Gebot". Roman. Aus dem Norwegischen übersetzt von Gabriele Haefs. Piper Verlag, München/Zürich 2001. 444 S., geb., 39,80 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Fall gelöst, Kommissarin am Ende
Trotz des Erfolgsdrucks und gelegentlicher Spannungen kommen die Kollegen, mit denen die Osloer Hauptkommissarin Hanne Wilhelmsen zusammenarbeitet, gut miteinander aus, manche sind sogar echte Freunde. Da schlägt der Fall, mit dem sich die ehrgeizige Enddreißigerin dieses Mal zu befassen hat, wie eine Bombe ein: Doris Flo Halvorsrud, die Frau des Oberstaatsanwalts Sigurd Halvorsrud, wurde ermordet, ihr Mann steht unter dringendem Tatverdacht! Als dann auch noch ihre Lebensgefährtin Cecilie schwer erkrankt, fühlt sich Hanne doppelt belastet... Das achte Gebot - du sollst kein falsches Zeugnis ablegen - ist ein packender Thriller, in dem sich das Private und Beruflich-Öffentliche immer wieder durchdringen und dabei einige, gesellschaftlich sehr brisante Themen aufwerfen.
Viele Verdachtsmomente, aber keine Beweise
Als Hanne Wilhelmsen bei Sigurd Halvorsrud eintrifft, liegt seine Frau enthauptet am Boden, er hält sich die Hände vors Gesicht und nennt immer wieder den Namen eines Mannes, der seine Frau ermordet haben soll: Stale Salvesen. Allerdings haben Zeugen beobachtet, dass Stale sich bereits vor einigen Tagen von einer Brücke gestürzt hat. Alles spricht gegen Halvorsrud. Und das umso mehr, als auch noch seine Fingerabdrücke an der Tatwaffe gefunden werden. Trotzdem hat Hanne ein ungutes Gefühl, als Sigurd Halvorsrud in Untersuchungshaft genommen wird und dort ernsthaft erkrankt. Wie eine Besessene stürzt sie sich mit ihrem Lieblingskollegen Billy T. in die Arbeit, hat kaum Zeit für ihre Geliebte. Da eröffnet ihr Cecilie, dass sie in Kürze an Krebs operiert wird. Hanne ist völlig verzweifelt, ab sofort hetzt sie zwischen der Arbeit und dem Krankenhaus hin und her.
Pädophilie, Wirtschaftsverbrechen und geheime Organisationen
Während die Polizei auf der Stelle tritt, erwirkt Halvorsruds Anwältin die Haftverschonung, Halvorsrud wird unter Auflagen entlassen, um sich um seine kranke Tochter zu kümmern. Eine verhängnisvolle Entscheidung! Denn gerade an dem Wochenende, das Halvorsrud zu Hause verbringt, wird der Journalist Evald Bromo enthauptet; wieder werden am Fundort der Leiche Halvorsruds Fingerabdrücke gefunden. Jetzt, so scheint es, zieht sich die Schlinge, die sich Halvorsrud selbst um den Hals gelegt hat, zu.
Eines Tages stößt Hanne auf das Haus eines ehemaligen Mörders und Pädophilie-Opfers Eivind Torsvik. Torsvik fasst Vertrauen zu der Polizistin und eröffnet ihr, dass Evald Bromo seit Jahren Sex von minderjährigen Mädchen gekauft hat. Torsvik weiß viel mehr, als er zunächst verraten will. Aber mit seiner Hilfe kommen nach und nach immer mehr Zusammenhänge ans Licht...
Eine Karriere mit Schattenseiten
Das achte Gebot ist ein atmosphärisch ungewöhnlich dichter Krimi. Mehrere Handlungsstränge - die Ermittlungen, die Bromo-Handlung und die privat-berufliche Geschichte um Hanne - sind von Beginn an eng miteinander verwoben, wobei der häufige Wechsel der Schauplätze eine ungeheure Spannung erzeugt. Dass am Schluss "Kommissar Zufall" in der Figur des Eivind Torvik die Ermittlungen erst richtig ins Rollen bringt, muss nicht umgedingt stören. Fast wichtiger als die Krimi-Handlung ist Anne Holt die Person der Hanne, die einige autobiographische Züge trägt. Privat durchlebt Hanne eine Tragödie, ihre Lebensgefährtin stirbt und auch ihre Freundschaft zu Billy T. zerbricht. Hanne nimmt eine Auszeit, sie lässt sich beurlauben. Anne Holt-Fans werden es bedauern, aber wer hat dafür kein Verständnis? (Birgit Kuhn)
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für recht konfus und darum nicht überzeugend hält Burkhard Scherer den vierten Kriminalroman der norwegischen Autorin Anne Holt, die mal ein kurzes Zwischenspiel als Justizministerin ihres Landes gegeben hat, bevor sie sich weiter dem Schreiben rätselhafter Stories widmete. Davon lässt Scherer deskriptiv verschiedene Momente aufleben, die keineswegs zur Enträtselung der Geschichte beitragen und wohl auch nicht beitragen sollen. Wir wissen: es ermittelt wieder Hauptkommissarin Hanne Wilhelmsen, deren Wege jedenfalls ins moralische Dickicht des Päderastenmilieus führen. Auch wenn die Auflösung der Geschichte den Rezensenten keineswegs überzeugt, heißt das nicht, beteuert dieser, dass es nicht spannende Momente und atmosphärisch dichte Szenen gibt. Was ihn stört, ist die Überfrachtung durch unwesentliche Details und gewichtige Themen, all das keineswegs elegant, wie Scherer schreibt, von der Übersetzerin ins Deutsche gebracht.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Anne Holts neuer Fall ist dunkel, schön und melancholisch." (Die Welt)