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Leonie Ossowski erzählt die berührende Geschichte von Nele, einer reifen Frau, die am Scheideweg ihres Lebens steht. Zaghaft und trotzig zugleich nimmt sie ihr Schicksal in die eigenen Hände.
"Wären die Spiegel blind geworden, ich hätte es nicht bemerkt." - Nele Ugureit nimmt sich nicht mehr wahr, sie ist sich selbst fremd geworden. Nach über vierzig glücklichen Ehejahren hat Fred sie von heute auf morgen verlassen, und so ist Neles idyllische Vorstellung vom gemeinsamen Altwerden einfach zerstoben. An ihr neues Leben allein muß sie sich erst gewöhnen, muß lernen, ihre Freiheit zu…mehr

Produktbeschreibung
Leonie Ossowski erzählt die berührende Geschichte von Nele, einer reifen Frau, die am Scheideweg ihres Lebens steht. Zaghaft und trotzig zugleich nimmt sie ihr Schicksal in die eigenen Hände.

"Wären die Spiegel blind geworden, ich hätte es nicht bemerkt." - Nele Ugureit nimmt sich nicht mehr wahr, sie ist sich selbst fremd geworden. Nach über vierzig glücklichen Ehejahren hat Fred sie von heute auf morgen verlassen, und so ist Neles idyllische Vorstellung vom gemeinsamen Altwerden einfach zerstoben. An ihr neues Leben allein muß sie sich erst gewöhnen, muß lernen, ihre Freiheit zu genießen. Bis eines Tages ein dicker Umschlag in ihrem Briefkasten liegt: Nele wird Erbin der großzügigen Stadtvilla ihres verstorbenen Onkels. Sie lehnt sich gegen die eigenmächtigen Pläne ihres Sohnes auf - und setzt ihren ganz und gar ungewöhnlichen Traum von dem "weißen Haus" in die Tat um.
Ein ebenso kluger wie engagierter Roman um eine Heldin, die dem Alter mit weiblicher Intuition und bewundernswerter Phantasie begegnet.
Autorenporträt
Leonie Ossowski, geb. 1925 in Niederschlesien, begann als Dreißjährige ihre schriftstellerische Karriere mit zwei Filmdrehbüchern. Seitdem hat sie eine große Anzahl von Drehbüchern für Film und Fernsehen, Theaterstücke und Romane geschrieben. Sie engagierte sich als ehrenamtliche Bewährungshelferin, betreute eine Jugendgruppe im Gefängnis und war Mitbegründerin einer Wohngemeinschaft für strafentlassene Jugendliche. Ihre Arbeit wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet: u.a. mit dem Adolf-Grimme-Preis, dem Buxtehuder Bullen, dem Brüder-Grimm-Preis des Landes Berlin und 2006 der Hermann-Kesten-Medaille. Seit 1980 lebt Leonie Ossowski in Berlin.
Rezensionen
Nicht mehr das Muttchen
Nele Ugureit ist 69 Jahre alt und sich selbst fremd geworden. Immer hatte sie vom gemeinsamen Altwerden geträumt - vorbei: Ihr Mann hat sie nach über vierzig glücklichen Ehejahren wegen einer Jüngeren abserviert. Gleichzeitig muss sie auch als Chefin des gemeinsam aufgebauten Möbelhauses abdanken. Jeder, auch ihre beiden erwachsenen Kinder, geben Nele das Gefühl, ihr aktives Leben sei nun so ziemlich beendet. Sie begreift jedoch schnell, dass es an ihr liegt, was sie aus dem neuen Lebensabschnitt macht. Eine neue Frisur und Kleidung sind da erst der Anfang: Das unselbstständige "Muttchen", wie ihr Sohn Nele nennt, wird zur selbstbewussten Frau. In einer großzügigen Stadtvilla, dem unverhofften Vermächtnis eines Onkels, gründet sie eine ganz besondere Wohngemeinschaft ... "Die schöne Gegenwart" ist vieles auf einmal: amüsanter Frauenroman für Leserinnen und Leser jedes Alters, gesellschaftskritische Studie und motivierender Wegweiser. (www.parship.de)

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 15.06.2001

Protzvilla vom Großvater
Leonie Ossowski stellt die richtigen Fragen und antwortet flach

Leonie Ossowski schreibt seit nahezu einem halben Jahrhundert Romane, Erzählungen und Drehbücher für Film und Fernsehen. An Stoffen hat es ihr nie gemangelt, ihre eigene Vita bot - wie bei den meisten Vertretern jener Generation, die im Dritten Reich und im Zweiten Weltkrieg jung war - Anregungen genug. Das beginnt schon damit, daß sie aus dem Gutsherrenmilieu im ehemals deutschen Niederschlesien stammt. Dann, in den Wirren des Kriegsendes, die erste Flucht; in den frühen Nachkriegsjahren Arbeiten für die Defa und für Verlage der DDR; 1958 die zweite Flucht, danach Leben und Arbeiten zunächst in Mannheim, seit 1980 in West-Berlin. All das kehrt in Leonie Ossowskis diversen Schöpfungen wieder, nicht einfach abgekupfert, sondern verwandelt und verwertet.

Auch in ihrem jüngsten Buch, das den Titel "Die schöne Gegenwart" trägt, geistert die Person der Autorin durch die Kulissen. Sie zählt jetzt fünfundsiebzig Jahre, und selbst wenn die Probleme des Alterns, von denen sie diesmal schreibt, sie verschont haben sollten, so nimmt sie diese Probleme doch wahr. Also widmet sie ihren Roman dem letzten Lebensabschnitt, untersucht die Stellung der Bejahrten in unserer jugendseligen Gesellschaft. Die Heldin, an der sie ihre Beobachtungen und Überlegungen exemplifiziert, heißt Nele Ungureit und feiert demnächst ihren siebzigsten Geburtstag - beginnt ihr siebentes Lebensjahrzehnt, steht im Text, da hat mal wieder niemand aufgepaßt, sie beginnt natürlich das achte. Neles Story, von ihr selbst erzählt, bietet eine nuancenreiche Szenerie der Altersnöte in der wohlhabenden Westgesellschaft, dazu ein Bündel Ideen, wie man diesen Nöten abhelfen könnte.

Es ist nicht einfach, soziologische Rezepte so zu verarbeiten, daß eine lesenswerte Geschichte daraus entsteht. Leonie Ossowski ist eine Fachfrau, sie weiß, daß Literatur menscheln muß, um das Publikum zu fangen. Also stattet sie ihre Heldin mit einem Schicksal aus, in dem sich unzählige Frauen wiedererkennen können. Nele Ungureit hat jahrzehntelang nur ihrer Familie gedient, mit dem Ehemann das florierende Möbelgeschäft aufgebaut, die Kinder geliebt, versorgt, gefördert. Jetzt, da sie alt ist, hat Herr Ungureit sich eine Jüngere zugelegt, Sohn und Tochter verfolgen ihre eigenen Interessen und scheren sich wenig um die vereinsamte Mutter. Das ist schlimm, aber nicht das einzig Schlimme auf der Welt. Der Zufall treibt Nele in ein Seniorenheim und läßt sie dort Greise finden, mit denen sie trotz allem nicht tauschen möchte. Frau Griese zum Beispiel, die sich in frühen Jahren ihre Tochter hat wegnehmen lassen und nun dauernd von deren Besuchen faselt - Wahnsinn aus schlechtem Gewissen. Oder Rike Neumann, die im Bombenkrieg ihres Bruders Leben rettete, dabei ihre Pianistenhände ruinierte und die Sprache verlor, nur noch unartikuliert schreit. Oder Frau Doll, fürchterlich gelähmt, die mit einer Gehhilfe mühsam durch die Gänge schleicht. Sie und noch viel mehr alte Unglückswürmer hocken in dem Heim herum, sich und dem Rest der Welt zur Last.

Solche niederdrückenden Bilder malt nicht bloß die finstere Phantasie. Sie sind Teil unserer Wirklichkeit, die für Menschen jenseits der vollen Lebenskraft keine gesellschaftliche Rolle, sondern nur noch Abstellplätze hat. Und da wir alle alt werden, müssen wir es gutheißen, wenn auch die Literatur sich dieses Themas einmal annimmt.

Die Crux von Ossowskis Roman ist nur, daß er die Heilmethode für das soziale Leiden gleich mitliefern möchte. Wie alle menschlichen Probleme, so entzieht sich auch das Altersproblem den allzu eilfertigen Weisheiten. Im gegebenen Fall machen sich diese Weisheiten überdies selbständig und drängen die Fabel beiseite. Neles Sozialarbeit und die daran geknüpften Erkenntnisse übertrumpfen streckenweise Neles Frauenschicksal, aus dem der Roman sich doch speist. Und immer dann wird die Sache ein bißchen langweilig.

Nele also gründet eine Alten-WG, in der die Mitglieder einander unterstützen und dadurch fähig werden, fortan ihr Leben und Treiben selbst zu verantworten. Aus verstörten Greisen werden wieder Persönlichkeiten, ihre Macken verblassen, neuer Mut, neuer Frohsinn ziehen in Herzen und Hirne. Wie schafft man so etwas, besonders angesichts des Unverständnisses ringsum und der bürokratischen Hartleibigkeit der Behörden? Man muß eben, wie Nele Ungureit, betuchten Kreisen entstammen und im rechten Moment die rechte Erbschaft machen. Nele bekommt eine Protzvilla samt Park, einst Eigentum des Großvaters, ihr hinterlassen vom Onkel in Amerika.

Minder begüterten Neidhammeln sei zur Beschwichtigung gesagt: Auch für die Erbin Nele bleiben Kummer und Sorgen. Der raffgierige Sohn Hannes möchte sich an der Villa eine goldene Nase verdienen; fast bricht er, unterstützt vom Vater, das Herz der Mutter. Die egozentrische Tochter Susan lädt der Mama ihren Kummer auf, als ihr Verlobter sie sitzenläßt. Die alte Freundin Tante Nüßchen nimmt im Streit um das Altenprojekt die Partei der Gegner. Es ist eben kein Sieg so erhaben, daß ihn nicht das Allzumenschliche beeinträchtigen könnte. Was lernt Nele, was lernen wir mit ihr daraus? Daß Glück am Ende nichts weiter ist, als aus Erfahrung klug zu werden.

SABINE BRANDT

Leonie Ossowski: "Die schöne Gegenwart". Roman. Piper Verlag, München 2001. 368 S., geb., 39,80 DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Sabine Brandt kann sich mit diesem Roman nicht wirklich anfreunden. Das es darin "menschelt" scheint sie verständlich und verzeihlich zu finden, ebenso wie die Kritik, die am Umgang mit Senioren geübt wird, etwa wenn die schlimmen Zustände in Altersheimen zur Sprache kommen. Problematisch findet es die Rezensentin jedoch, dass die Autorin die "Heilmethode für das soziale Leiden gleich mitliefern möchte". Doch das Thema findet Brandt viel zu komplex für "allzu eilfertige Weisheiten". Und so - erfährt der Leser - gründet Seniorin Nele flugs eine Alten-WG in einer Prachtvilla, die sie zufällig gerade geerbt hat und "neuer Mut, neuer Frohsinn ziehen in Herzen und Hirne" der vergessenen alten Leute aus dem Altersheim. Brandt geht diese Form von Sozialarbeit etwas auf die Nerven, zumal sie der Ansicht ist, dass das Leben der Protagonistin eigentlich viele andere interessante Seiten hat, die aber im Roman nach und nach immer mehr vernachlässigt werden.

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