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5 Kundenbewertungen

Alfred Döblin setzte seinen Großstadtroman 1930 in eine Hörspielfassung um, der mehrfach ausgezeichnete Regisseur Kai Grehn inszeniert werkgetreu ohne altmodische Töne mit großem Ensemble. In Statistenrollen treten auf: Berliner Autoren - eine Hommage an ihren großen Kollegen.

Produktbeschreibung
Alfred Döblin setzte seinen Großstadtroman 1930 in eine Hörspielfassung um, der mehrfach ausgezeichnete Regisseur Kai Grehn inszeniert werkgetreu ohne altmodische Töne mit großem Ensemble. In Statistenrollen treten auf: Berliner Autoren - eine Hommage an ihren großen Kollegen.
Autorenporträt
Alfred Döblin, geboren am 10. August 1878 als Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie, war Nervenarzt in Berlin; dort begründete er auch die expressionistische Zeitschrift "Der Sturm" mit. 1933 emigrierte Döblin nach Paris, 1940 floh er nach Amerika und konvertierte zum Katholizismus. Nach dem Krieg kehrte er als französischer Offizier nach Deutschland zurück. Er war Herausgeber der Literaturzeitschrift "Das goldene Tor" (1946-1951) und Mitbegründer der Mainzer Akademie (1949). 1953 übersiedelte er wieder nach Paris. Er starb am 26. Juni 1957 in Emmendingen bei Freiburg.

Kai Grehn, geboren 1969, aufgewachsen in Berlin (Ost). Arbeit als Postzusteller, Regieassistent, Studium der Theaterregie. Lebt als freier Autor, Übersetzer und Regisseur in Berlin. Er erhielt u.a. den PRIX MARULIC Spezialpreis 2001.

Dr. Andreas Schmidt war Assistent am Lehrstuhl für Finanzierung von Prof. Dr. Wolfgang Bühler an der Universität Mannheim. Er ist derzeit als Risiko-Controller für die Dresdner Bank AG in Frankfurt am Main tätig.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Martin Z. Schröder bedauert, dass die Neuinszenierung von Alfred Döblins Hörspiel "Die Geschichte vom Franz Biberkopf" nicht in allen Punkten gelungen ist. Die ursprüngliche Fassung des Hörspiels wurde 1930 unter Einfluss der Nationalsozialisten entpolitisiert und aus dem Programm genommen, wie der Rezensent zu berichten weiß. Für die Neuinszenierung wurde das Hörspiel mit Hilfe von Berliner Schriftstellern modernisiert. Deren Texten gelingt es nach Meinung des Rezensenten sehr gut, die Balance zwischen dem heutigen Berlin und den 20er Jahren zu halten. Den ebenfalls neu aufgenommenen Geräuschen und der Musik gelingt dies allerdings nicht, so der Rezensent. Sie passten sich nur schlecht in die Geschichte ein. Außerdem bemängelt der Rezensent bis auf einige Ausnahmen, wie Jule Böwe und Dieter Mann, die Auswahl der Sprecher. Die junge Stimme von Andreas Leupold schafft es nach seinem Empfinden nicht, den Ex-Sträfling und Koloss Biberkopf plastisch zu machen: Sie klingt für Schröder "nach sechs Monaten Jugendstrafanstalt Plötzensee, nicht nach JVA Tegel".

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.06.1995

1929
Alfred Döblin "Berlin Alexander Platz"

Manche großen Bücher brauchen keinen Stil: Dies ist das stilloseste Buch, das wir haben. Döblin, der davor schon in fünf Romanen ebenso viele Versuche in großem Stil angefangen und meistens verloren hatte, mischt jetzt in dieser Großstadtballade bedenkenlos alles, was er schon kann und sonst noch kennt: Werbesprüche, Volkslieder, Bibelgut, Naturkitsch, Bänkelsang und Fallada und Berlinerisch und alles, was er Dos Passos und Joyce abgelernt hat. Oft ist das Gemisch hinreißend, ebenso oft die schlimmste Sentimentalität: und es ist nun die Größe dieses Buchs, daß es auch darüber keine Bedenken kennt. Das Lausige grenzt an das Erschütternde, der Schmutz ans Reine, das seinerseits wieder kaum von der Dummheit unterschieden ist - und man weiß niemals, was daran Kunst ist und was einfach ein Reflex, man will es auch nicht wissen, Hauptsache, da ist mehr gelungen, als Döblin wollen konnte, denkt man, denkt man mit Döblin. Biberkopf ist der törichte Held, und weil er töricht ist, wird aus der modernen Großstadt eine bloß schwerer überschaubare kleine Stadt, denn diesem Helden rückt alles auf den Leib, und er sieht nur, was er fühlt, ein antiquierter Mann, der jeden Mythos ruiniert. Wer viel harte postmoderne Großstadtfilme sieht, dem wird dieses Buch völlig gemütlich vorkommen, und das ist es auch, richtig gemütlich, ganz schlimm. Es ist einem fast heimelig zumute in diesem Berlin. Man sehnt sich fast nach richtiggehender Moderne, dann ist das Buch aus, und man muß sich sagen: das war sie. Noch jahrelang geht einem das nach, und wenn man dann wieder einen dieser Filme sieht, schaltet man ab. (Alfred Döblin: "Berlin Alexanderplatz". Roman. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1993. 432 Seiten, br., 14,90 DM.) R.V.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Der berühmteste deutsche Großstadtroman Klaus Modick in der Nordwest-Zeitung 20130719
"Dieser Mann muss den Teufel al fresco immer von neuem an die Wand malen; es ist kein Wunder, wenn der immer von neuem kommt und ihn holen will." Walter Benjamin

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.08.2015

NEUE TASCHENBÜCHER
Worauf wartest du, Opel?
Döblins Texte für Radio, Bühne und Kino
Alfred Döblin und Thea von Harbou, fand der Filmkritiker Herbert Jhering in den Zwanzigern, das geht gar nicht. Ein Kinostück nach dem Zukunftsmonumentalroman „Berge Meere und Giganten“? 1940 hat Döblin dann selbst, auch nicht gerade überzeugt, ein kurzes Exposé dafür geliefert, in Hollywood, „Die Enteisung Grönlands“. Im Band 20 der Gesammelten Werke ist es abgedruckt, unter all seinen Texten für Radio, Bühne und Kino.
  Döblin war regelmäßiger und hoch motivierter Kinogänger, die neue Omnipräsenz auf der Leinwand öffnete für ihn den Raum des Erzählens, baute die Allmacht des Erzählers ab. Im Jahr nach dem Erscheinen des Romans „Berlin Alexanderplatz“, September 1930, gab es schon eine Radiofassung, „Die Geschichte vom Franz Biberkopf“, einen „Hörfilm“, wie der Intendant Hans Flesch das damals nannte. Die Polyfonie des Romans wird hier ins Phantomhafte getrieben, im Universum der neuen Medien kursieren Stimmen allen möglichen Ursprungs, die der Hörer inklusive: „Ach, ach, ich muss klagen, dass es so gekommen ist mit ihr. Ich bin eine einfache Frau, die diese Geschichte hört, ich kann nicht glauben, dass es aus ist mit Mieze . . . Was fürn Ende, ein furchtbares Ende, ich mags nicht glauben; ist das das Leben?“ Auch die Autos kommen zu Wort, flüsternd, Fiat und Opel: „Weeste, worauf du wartest, Opel? – Kann mir schon denken. Kaiser Wilhelmstraße, wollen nen Ding drehen.“
  Döblin hat diese Geisterhaftigkeit, diese sophistication auch in kleinen Dramen erprobt – „Comteß Mizzi“, in einem Edelbordell spielend! – und dann in ein paar Drehbuchaufträgen für Hollywood bei der MGM – der Produzent George Froeschel zum Beispiel holte sich „ärztlichen“ Rat für den Film „Random Harvest“, über einen Mann mit Gedächtnisverlust im Ersten Weltkrieg. Döblin schreibt ganz suggestiv, fast poetisch, um die visuelle Fantasie zu stimulieren – auch elegant, so wie man es von Billy Wilder kennt, zwischen Ufa und Hollywood. Alfred Döblin und Ernst Lubitsch, das geht doch sehr gut. FRITZ GÖTTLER
Alfred Döblin: Die Geschichte von Franz Biberkopf/Dramen/Filme. Nachwort von Stefan Keppler-Tasaki. S. Fischer Verlag, Frankfurt/ M. 2015. 656 S., 16,99 Euro.
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