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Moderne Wissenschaftsgeschichte ist nicht gleichzusetzen mit einer Geschichte der abstrakten und empirischen Wahrheitsfindung. Genauso wenig reduziert sie sich auf die meist als intellektuell begriffenen Inhalte. Wissenschaft vollzieht sich vielmehr im sozialen Raum und wird damit stets von wissenschaftsfernen Aspekten beeinflusst. Somit müssen auch die Gründungsväter des Deutschen Historischen Instituts Paris als sozial determinierte Akteure gelten, die in diesem Band als Wissenschaftsorganisatoren zu erleben sein werden. Gleichzeitig erfahren wir mehr über die für ihre wissenschaftliche…mehr

Produktbeschreibung
Moderne Wissenschaftsgeschichte ist nicht gleichzusetzen mit einer Geschichte der abstrakten und empirischen Wahrheitsfindung. Genauso wenig reduziert sie sich auf die meist als intellektuell begriffenen Inhalte. Wissenschaft vollzieht sich vielmehr im sozialen Raum und wird damit stets von wissenschaftsfernen Aspekten beeinflusst. Somit müssen auch die Gründungsväter des Deutschen Historischen Instituts Paris als sozial determinierte Akteure gelten, die in diesem Band als Wissenschaftsorganisatoren zu erleben sein werden. Gleichzeitig erfahren wir mehr über die für ihre wissenschaftliche Arbeit charakteristischen Methoden, über ihre Rolle bei der Repräsentation von Raum und ihre Arbeit im Spannungsfeld von Wissenschaft und Politik.
Autorenporträt
Ulrich Pfeil, geboren 1966, 1995 Promotion im Fach Mittlere und Neuere Geschichte am Fachbereich Geschichtswissenschaften der Universität Hamburg; bis 1996 Lehrer für Erziehungswissenschaften, Französisch und Geschichte am Gymnasium Bernau (Brandenburg). Seitdem ist er Gastwissenschaftler am Deutschen Historischen Institut Paris und Professor für Deutschlandstudien an der Universität Jean-Monnet in Saint-Étienne.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.02.2008

Spätes Gelingen auf vermintem Terrain
Wo bleiben die Franzosen? Lebensbilder erhellen die Gründungsgeschichte des Deutschen Historischen Instituts in Paris
Das Deutsche Historische Institut (DHI) in Paris kann am 21. November 2008 seinen 50. Geburtstag feiern, wenn man die Dauer des „Centre Allemand de Recherches Historiques” mit einbezieht, aus dem es 1964 hervorgegangen ist. Aus diesem Anlass hat Ulrich Pfeil, dem Institut seit Jahren eng verbunden und inzwischen Professor für Deutschlandstudien in Saint-Étienne, eine Gruppe von Experten zusammengerufen, um den Lebensweg der Gründerväter des DHI und ihren jeweiligen Anteil an der Institutsgestaltung nachzuzeichnen. Insgesamt werden elf Persönlichkeiten vorgestellt, deren Namen in der Geschichtswissenschaft einen guten Klang haben. Der Bogen spannt sich von Paul Fridolin Kehr (Jahrgang 1860) bis hin zu Karl Ferdinand Werner (Jahrgang 1924), der das DHI von 1968 bis 1989 geleitet hat. Der Band ist zugleich eine Festschrift aus Anlass des 65. Geburtstags von Werner Paravicini, des mit Ende Oktober aus seinem Amt ausgeschiedenen Institutsdirektors. Pfeil wählt einen personengeschichtlichen Ansatz. Die Lebensbilder werden anhand von zumeist noch nicht ausgewerteten Nachlässen und Archivalien erarbeitet und bestechen durch Präzision und Detailreichtum.
Wenn das DHI erst dreizehn Jahre nach Kriegsende seine Tore öffnen konnte, so hatte es bereits seit Anfang des vergangenen Jahrhunderts entsprechende Pläne gegeben. Sie wurden durch die beiden Weltkriege und ihre Nachbeben entweder zunichte gemacht oder hinausgezögert. Das DHI in Paris hat heute klar definierte Aufgaben: Es ist im weitesten Sinne eine Stätte der Begegnung, an der vorzugsweise deutsche, französische und westeuropäische Forscher ihre Untersuchungen zur französischen, deutsch-französischen und westeuropäischen Geschichte in beständigem Austausch miteinander durchführen. Es hat feste Mitarbeiter, dazu Gastdozenten und Stipendiaten, organisiert Kolloquien und Vorträge und ist seit langem ein unüberhörbarer Bestandteil des Pariser Kulturlebens.
Diese Offenheit ist das Ergebnis einer in der Vergangenheit nicht immer glücklichen Planungspolitik, so dass mit Kehr, Theodor Mayer, Johannes Haller und Heinrich Büttner auch vier erfolglose oder verhinderte Gründerväter porträtiert werden. Erst einer Gruppe von zumeist aus dem katholischen Rheinland stammenden, in Bonn oder Mainz lehrenden Angehörigen der zweiten Kriegsgeneration gelang die Institutsgründung (Max Braubach, Eugen Ewig, Paul Egon Hübinger, Theodor Schiefer und Stephan Skalweit). Sie kannten Frankreich aus eigener Erfahrung und vermieden die vor 1945 häufig gemachten Fehler im Umgang mit den französischen Nachbarn. Diese Fehler hießen „Erbfeindschaft”, „Westforschung” und „Volkstumspolitik”, und allen war eine antagonistische, revanchistische und imperialistische Ausrichtung gemeinsam.
Vor diesem Hintergrund sind der Einleitungs- wie der Schlussessay von Peter Schöttler beziehungsweise Christoph Cornelißen erhellend. Während Cornelißen vorsichtige Kritik an der personengeschichtlichen Ausrichtung übt und mehr Institutionen- und Problemgeschichte einfordert, spricht Schöttler vom „verminten Terrain” der deutsch-französischen Beziehungen, zumal unter Historikern. Es ist zutreffend, dass sich insbesondere die oft zitierte Denkschrift Theodor Mayers vom 10. Februar 1941 der deutschen Besatzungspolitik einfügte, die, um es vorsichtig auszudrücken, auf eine Neutralisierung des französischen Einflusses in einem nazigeführten Neu-Europa hinauslief. Aber dieser und andere Gründungspläne waren Antworten auf „Minen”, die Frankreich, durch die verhängnisvolle Reichsgründung von 1870 provoziert und durch den von Deutschland 1914 vom Zaun gebrochenen Krieg traumatisiert, seinerseits gelegt hatte. Es soll hier keinesfalls um Aufrechnung gehen, doch die fast völlige Absenz französischer Mitarbeiter an diesem Sammelband, die die Entstehungsgeschichte des DHI aus ihrer Sicht beleuchtet hätten, ist auffällig und bedauerlich.FRANK-RUTGER HAUSMANN
ULRICH PFEIL (Hrsg.): Das Deutsche Historische Institut Paris und seine Gründerväter. Ein personengeschichtlicher Ansatz. R. Oldenbourg Verlag, München 2007. 342 Seiten, 39,80 Euro.
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Mit Interesse hat Frank-Rutger Hausmann den Sammelband über die Gründungsväter des Deutschen Historischen Instituts in Paris (DHI) gelesen, der zum 50-jährigen Jubiläum des Instituts und als Festschrift zum 65. Geburtstag des im Oktober 2007 ausgeschiedenen Institutsdirektors Werner Paravicini von Ulrich Pfeil herausgegeben wurde. Der Rezensent lobt die Genauigkeit und die große Fülle an Details, mit denen der Band in elf Porträts die Gründerväter des DHI vorstellt. Das Verhältnis des DHI zu Frankreich sei nicht immer unproblematisch gewesen, weshalb Hausmann insbesondere den Einleitungsaufsatz von Peter Schöttler und den letzten Beitrag dieses Sammelbandes von Christoph Cornelißen als wichtig hervorhebt, die sich beide mit den historischen Bedingungen auseinandersetzen. Befremdlich und bedauerlich findet der Rezensent insbesondere vor dem historischen Hintergrund, dass im vorliegenden Band fast kein französisches Institutsmitglied zu Wort kommt.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Pfeil wählt einen personengeschichtlichen Ansatz, der von allen Beiträgern konsequent durchgehalten wird. Die Lebensbilder werden anhand von zumeist noch nicht ausgewerteten Nachlässen und Archivalien erarbeitet und bestechen durch ihre Präzision und ihren Detailreichtum." Frank-Rutger Hausmann, Freiburger Universitätsblätter 47 (2008), Heft 182