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Die Europäische Beratende Kommission stellte zwischen Dezember 1943 und August 1945 entscheidende Weichen für die Nachkriegspolitik. Dieser Band, der die I. Reihe der Edition abschließt, dokumentiert erstmals umfassend die Verhandlungen der Regierungsvertreter Großbritanniens, der USA, der Sowjetunion und später auch Frankreichs über die Behandlung Deutschlands bei Beendigung des Zweiten Weltkriegs. Trotz heftiger Auseinandersetzungen kam eine Reihe zentraler Dokumente alliierter Deutschlandpolitik zustande: z. B. der Entwurf einer Kapitulationserklärung und das Abkommen über die Verwaltung…mehr

Produktbeschreibung
Die Europäische Beratende Kommission stellte zwischen Dezember 1943 und August 1945 entscheidende Weichen für die Nachkriegspolitik. Dieser Band, der die I. Reihe der Edition abschließt, dokumentiert erstmals umfassend die Verhandlungen der Regierungsvertreter Großbritanniens, der USA, der Sowjetunion und später auch Frankreichs über die Behandlung Deutschlands bei Beendigung des Zweiten Weltkriegs. Trotz heftiger Auseinandersetzungen kam eine Reihe zentraler Dokumente alliierter Deutschlandpolitik zustande: z. B. der Entwurf einer Kapitulationserklärung und das Abkommen über die Verwaltung Groß-Berlins. Die Europäische Beratende Kommission schuf die Geschäftsgrundlage des Viermächte-Status, der endgültig erst mit der Wiedervereinigung Deutschlands 1990 beseitigt wurde.
Autorenporträt
Herausgegeben vom Bundesministerium des Innern unter Mitwirkung des Bundesarchivs.
Wissenschaftliche Leitung: Klaus Hildebrand, Hans-Peter Schwarz. Bundesarchiv: Hartmut Weber.

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.08.2003

Viel mehr als erwartet
Wie sich die Sowjets 1943/44 in der Europäischen Beratenden Kommission durchsetzten

Dokumente zur Deutschlandpolitik. Herausgegeben vom Bundesministerium des Innern und vom Bundesarchiv. Wissenschaftliche Leitung: Klaus Hildebrand und Hans-Peter Schwarz. I. Reihe/Band 5: Europäische Beratende Kommission, 15. Dezember 1943 bis 31. August 1945. 2 Halbbände, bearbeitet von Herbert Elzer. R. Oldenbourg Verlag, München 2003. LXXVI und 1482 Seiten, 138,00 [Euro].

Am 14. Januar 1944 trat im Lancester-Haus in London ein Gremium zu seiner ersten Sitzung zusammen, dessen Arbeit am Ende für Deutschland von geradezu schicksalhafter Bedeutung sein würde: die "Europäische Beratende Kommission" (European Advisory Commission, EAC). Die Sowjets waren durch ihren Botschafter Fedor Gusew vertreten, die Amerikaner durch Botschafter John Winant, die Briten durch den Spitzendiplomaten des Foreign Office Sir William Strang.

Auf der Außenministerkonferenz in Moskau im Oktober 1943 hatten die Außenminister Cordell Hull und Wjatscheslaw Molotow auf Vorschlag ihres britischen Kollegen Anthony Eden die Einrichtung dieser Kommission mit Sitz in London beschlossen, "zur Sicherung engster Zusammenarbeit zwischen den drei Regierungen bei der Prüfung der europäischen Fragen, die mit der Fortentwicklung des Krieges auftauchen". Edens hochgespannte Erwartungen vom Wert dieser Kommission erfüllten sich dann aber nicht, da sich die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion nicht so weit binden lassen wollten. Aber: Trotz aller unterschiedlichen Interessen der Beteiligten kam es dennoch zu zwei weitreichenden Entscheidungen über die Einteilung Deutschlands in Zonen und die zukünftige Kontrolle Deutschlands.

Am 15. Januar 1944 legte William Strang einen Plan zur Aufteilung Deutschlands in drei Besatzungszonen vor: je eine für die Sowjetunion, die Vereinigten Staaten und Großbritannien. Vorgesehen war, daß in den einzelnen Zonen jeweils auch Truppen der übrigen Mächte stationiert werden sollten. Ausdrücklich betonte Strang, es handle sich lediglich um einen Diskussionsbeitrag, der Plan könne noch abgeändert werden, seine Regierung sei nicht darauf festgelegt; insgeheim gab er zu, nur mit größtem Unbehagen den Plan überhaupt vorgelegt zu haben. Prophetisch notierte der Vorsitzende des britischen Planungsausschusses, Gladwyn Jebb: "Diese Karte, in diesem Moment vorgelegt, wird sich möglicherweise als besonders bedeutend für die zukünftige Geschichte Europas erweisen." Er sollte recht behalten: Was lediglich als Demarkationslinie gegenüber der von den Sowjets zu besetzenden Zone für eine Übergangsphase gedacht war, wurde später zu jener Grenze, die Deutschland in zwei Staaten und Europa in zwei Blöcke spaltete.

Vier Tage bevor die Briten ihren Entwurf vorlegten, hatten die Sowjets ihrerseits ihre Arbeit an einem Memorandum über die bedingungslose Kapitulation Deutschlands fertiggestellt, das detaillierte Bestimmungen, unter anderem auch zur Besetzung Deutschlands, enthielt. Ihre Besatzungszone war wesentlich kleiner als jene, die die Briten ihnen zugestehen wollten. Und so akzeptierten sie am 18. Februar 1944 fast vollständig den britischen Plan - mit Ausnahme der "gemischten Besatzungstruppen".

Besatzungszonen und Sektoren

Monatelang beharrten die Amerikaner auf einer Besatzungszone im Nordwesten Deutschlands und blockierten die Beratungen. Und so wurde am 12. September 1944 eine Vereinbarung über die Besatzungszonen in Deutschland und die Sektoren in Groß-Berlin unterzeichnet, in der Festlegungen über die Verteilung der Zonen zwischen Großbritannien und den Vereinigten Staaten sowie präzise Bestimmungen über alliierte Sonderrechte in bezug auf Groß-Berlin fehlten. Es gab auch keine Bestimmungen über Transitrechte nach Berlin. Niemand dachte nur im Ansatz an mögliche Berlin-Blockaden. Die berühmte "MAP ,A'" wurde zur Grundlage aller späteren Vereinbarungen. Der britische Premierminister Churchill und der amerikanische Präsident Roosevelt einigten sich auf der Konferenz in Quebec am 15. September 1944 auf die entsprechenden Zonen: Vereinigte Staaten im Süden, Großbritannien im Nordwesten, mit Bremen als Teil der amerikanischen Zone.

Am 12. September 1944 wurde beschlossen, Groß-Berlin als besonderes Territorium in Sektoren aufzuteilen und der Kontrolle einer alliierten Kommandantur zu unterstellen. Dies ging ebenfalls auf einen britischen Vorschlag zurück, den die Sowjets aufgegriffen hatten. Wenig später regelte man das zukünftige Kontrollsystem für Deutschland: Ein von Militärgouverneuren - den Oberbefehlshabern der jeweiligen Besatzungstruppen - gebildeter Alliierter Kontrollrat mit Sitz in Berlin sollte für alle jene Angelegenheiten zuständig sein, die Deutschland als Ganzes betrafen. Festzuhalten bleibt: Die Sowjets erhielten eine Zone, die sie sich in dieser Größe selbst nicht vorgestellt hatten; sie setzten sich mit ihrer Ablehnung einer gemischten Besatzung ebenso durch wie mit ihrem Beharren auf der Oberhoheit der jeweiligen Oberbefehlshaber in den einzelnen Zonen.

Wie dies alles zustande gekommen ist, kann jetzt in einer hervorragenden Edition im Detail nachgelesen werden. Anzuzeigen ist Band 5 der I. Reihe der "Dokumente zur Deutschland-Politik". Auf 1400 Seiten werden die Protokolle und Aufzeichnungen der formellen und informellen Sitzungen der EAC abgedruckt. Die Dokumente stammen größtenteils aus dem Bestand des britischen Foreign Office im Public Record Office in London, ergänzt durch Materialien aus den National Archives in Washington. Bei den Protokollen handelt es sich um Wortprotokolle. In einem zweiten Teil werden Aufzeichnungen über Sitzungen des alliierten Konsultationsausschusses wiedergegeben, dann die Konferenzpapiere und schließlich auf 300 Seiten Gesprächsaufzeichnungen und Korrespondenzen. Hier handelt es sich in der Regel um Nachbetrachtungen und interne Überlegungen auf britischer und amerikanischer Seite, die persönliche Wertungen und Einblicke in die offiziellen Sitzungen erlauben.

Ob es besonders geschickt gewesen ist, diese Aufzeichnungen an das Ende des Bandes zu setzen, darf allerdings bezweifelt werden. Viel interessanter wäre es nach Meinung des Rezensenten gewesen, die chronologische Abfolge nicht zu unterbrechen und jeweils zu den entsprechenden Sitzungen diese höchst interessanten Aufzeichnungen sofort anzuhängen. Wie dem auch sei: Eine außergewöhnliche Dokumentensammlung - seit über einem Vierteljahrhundert immer wieder angekündigt und von wechselnden Bearbeitern zwischenzeitlich sogar mit aufwendigen Übersetzungsabsichten betreut - hat nun endlich mit Herbert Elzer ihren Meister und damit den Abschluß gefunden. Hoffentlich findet die Edition nicht nur unter den Experten mit guten Englischkenntnissen ihre Leser.

ROLF STEININGER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als "hervorragende Edition" würdigt Rolf Steininger den fünften Band der "Dokumente zur Deutschland-Politik". Anhand der Protokolle und Aufzeichnungen der formellen und informellen Sitzungen der Europäischen Beratenden Kommission (European Advisory Commission, EAC), die auf 1400 Seiten abgedruckt sind, lässt sich nach Ansicht Steiningers detailliert nachvollziehen, wie sich die Sowjets 1943/44 in der EAC durchsetzten. Größtenteils stammen die Dokumente aus dem Bestand des britischen Foreign Office, ergänzt durch Materialien aus den National Archives in Washington, berichtet Steininger. Neben Wortprotokollen biete der Band Aufzeichnungen über Sitzungen des alliierten Konsultationsausschusses, Konferenzpapiere und schließlich auf 300 Seiten Gesprächsaufzeichnungen und Korrespondenzen. Zwar hätte es Steininger "viel interessanter" gefunden, wenn letztere Aufzeichnungen nicht ans Ende des Bandes gesetzt, sondern in die chronologische Abfolge eingliedert worden wären. Dennoch freut er sich, dass diese seit über einem Vierteljahrhundert immer wieder angekündigte, "außergewöhnliche Dokumentensammlung" nun endlich erschienen ist und wünscht ihr auch unter den Nicht-Experten viele Leser.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Die Texte sind gut kommentiert, die Bände mit einem vorzüglich recherchierten Personenregister und einem detaillierten Sachregister ausgestattet." (Ursula Hüllbüsch in: Militärgeschichtliche Zeitschrift 1/2005)

"Eine außergewöhnliche Dokumentensammlung hat nun endlich mit Herbert Elzer ihren Meister und damit den Abschluß gefunden." (Rolf Steininger in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung)

"Man kann den Herausgebern, dem Betreuer und Bearbeiter zu dieser fundamentalen Dokumentation nur gratulieren." (Michael Gehler in: Historische Zeitschrift 279,3/ 2004)