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"Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren". Richard von Weizsäcker, 1985. Auch 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und des "Dritten Reichs" besteht Erklärungsbedarf. Dieses Buch bringt jungen Lesern das dunkelste Kapitelunserer Geschichte durch eine Fülle historischer Fotos nahe und berichtet anschaulich über Ursachen, Wirkungen, Zusammenhänge und Folgen des Nationalsozialismus und die Verbrechen des Regimes. Zahlreiche Kurzbiografien von…mehr

Produktbeschreibung
"Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren". Richard von Weizsäcker, 1985. Auch 60 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und des "Dritten Reichs" besteht Erklärungsbedarf. Dieses Buch bringt jungen Lesern das dunkelste Kapitelunserer Geschichte durch eine Fülle historischer Fotos nahe und berichtet anschaulich über Ursachen, Wirkungen, Zusammenhänge und Folgen des Nationalsozialismus und die Verbrechen des Regimes. Zahlreiche Kurzbiografien von NS-Tätern wie deren Opfer lassen die Menschen hinter den historischen Fakten lebendig werden. Eine Form der Information, die Jugendliche anspricht und ihr Verständnis für die Notwendigkeit der Aussöhnung zwischen den europäischen Nationen fördert. Das Buch ist geeignet für den Schulunterricht.
Autorenporträt
Hermann Vinke wurde 1940 in Rhede/Emsland geboren. Er studierte Geschichte und Soziologie an der Universität Hamburg und arbeitete bis 1981 als Redakteur beim NDR. Anschließend lebte er fünf Jahre als ARD-Korrespondent in Tokyo und vier Jahre als NDR/WDR-Korrespondent in Washington. Vinke kehrte 1990 nach Deutschland zurück, wo er das ARD-Studio Ostdeutschland in Berlin leitete. Von 1992 bis 2000 war er Hörfunkdirektor bei Radio Bremen.
Vinke schreibt seit 1978 Jugendbücher. Ihm ist es wichtig, dass vor allem junge Menschen aus der Geschichte und den Fehlern der Vergangenheit lernen. Für seine Bücher erhielt er einige der wichtigsten Jugendliteraturpreise.
Hermann Vinke lebt in Bremen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.04.2005

Der Zustand einer Gesellschaft, die Hitler herrschen ließ: Eine Dokumentation

Die Banalität des Bösen wird auf manchen historischen Aufnahmen besonders deutlich. Hier sehen wir unter der Vereinstafel des Stuttgarter Sportclubs ein Schild: ",Kraft durch Freude'-Kurs findet hier nicht mehr statt, weil sich auf diesem Platz auch Juden tummeln dürfen! Der Kurs ist auf den V.f.B. Platz verlegt worden." Hermann Vinke hat das Bild und dreihundert weitere Schwarzweißfotos für seine Dokumentation ausgewählt. Diese historischen Aufnahmen im Kontext mit vierzehn thematisch geordneten Kapiteln ergeben ein Sachbuch über "Das Dritte Reich", das junge Leser zuverlässig informiert und ihnen zugleich Argumente gegen rechtsextreme Lügen oder Legenden liefert.

Vorneweg geht der Autor auf den Ersten Weltkrieg und die Krisen der Weimarer Republik ein, abschließend skizziert er die Jahrzehnte nach 1945 bis hin zum Fall der Berliner Mauer und der EU-Ost-Erweiterung. In diesen zeitgeschichtlichen Rahmen gefaßt, wird auf den Seiten dazwischen das nationalsozialistische Unrechtsregime ausführlich erklärt; werden die Entstehung, die Herrschaftsmechanismen, der antisemitische Rassenwahn samt Holocaust und das Inferno des Zweiten Weltkrieges beschrieben. "Adolf Hitler - Aufstieg eines Gefreiten" heißt das erste Kapitel, in dem unter anderem ein knapper Lebenslauf des Diktators zu lesen ist. Blättert man weiter, folgen immer wieder eingefügte Kurzbiographien von Tätern, Erfüllungsgehilfen und Mitläufern, von Opfern und Widerstandskämpfern.

Darunter befinden sich bekannte Namen wie Goebbels, Eichmann, Freisler, Heß und Himmler oder andererseits Anne Frank, Georg Elser und Sophie Scholl (die Hermann Vinke übrigens bereits 1980 in einer ausgezeichneten Textcollage porträtiert hat). Außerdem werden hier noch Personen vorgestellt, die bislang in Schulbüchern kaum erwähnt wurden - beispielsweise der polnische Arzt Marek Edelmann, der 1943 beim Warschauer Ghettoaufstand eine jüdische Kampforganisation anführte. Trotz dieser fünfundvierzig Biographien begeht der Verfasser nicht den Fehler, politische Zustände und Zusammenhänge vorwiegend zu personalisieren. Sein literarisches Konzept stimmt vielmehr überein mit einer sozialwissenschaftlichen Einsicht, die der Bielefelder Historiker Hans-Ulrich Wehler vor längerem so auf den Punkt brachte: "Nicht Hitlers individuelle Psychopathologie ist das eigentliche Problem, sondern der Zustand einer Gesellschaft, die ihn aufsteigen und bis zum April 1945 herrschen ließ."

Vinke benennt politische und soziale Defizite, die schon vor 1933 offensichtlich waren, etwa den Mangel an couragierten Demokraten. Was während der nächsten zwölf Jahre folgte, die Anpassung eines Großteils der deutschen Bevölkerung unter dem Hakenkreuz, wird umfassender dargestellt. Dabei vermittelt er Einblicke in Schulstuben, Fabriken, Sportstadien. Zudem weist er auf eine Ideologie, die bis in die Küche reichte - zumindest bei denen, die der Reichsfrauenführerin Gertrud Scholtz-Klink folgten: "Wenn auch unsere Waffe auf diesem Gebiet (der Volksernährung) nur der Kochlöffel ist, soll seine Durchschlagskraft nicht geringer sein als die anderer Waffen."

Fachlich beraten wurde der Autor von einem der besten Kenner des Nationalsozialismus, von dem Berliner Geschichtswissenschaftler Wolfgang Benz. Ähnlich kompetente Unterstützung hätte das Ravensburger Lektorat leisten sollen. Kinder ab zwölf (so die Verlagsempfehlung) sind bei der Lektüre nämlich stellenweise sprachlich überfordert. Begriffe wie "Denunziation", "Freimaurer" oder "Protektorat" werden im vierseitigen Glossar leider nicht erläutert und bereiten sicher Verständnisschwierigkeiten. Weiterhin wäre es sinnvoll gewesen, nach dem Personenverzeichnis noch ein Sach- und Ortsregister abzudrucken, dann könnte in diesem Kompendium mehr nachgeschlagen werden.

Schließlich fehlen in dem sonst so guten Buch einige kartographische Orientierungshilfen. Die einzige vorhandene, dazu kaum lesbare Karte zeigt die vier Besatzungszonen nach 1945. Ist jedoch wie hier von Auschwitz, Babij Jar, Chelmno, Lidice, Majdanek oder Treblinka die Rede, so haben viele Jugendliche keine Ahnung, wo diese Orte liegen. Dies sollten sie aber wissen; denn der Tod war ja nicht bloß ein Meister aus Deutschland, wie Paul Celan schrieb - sondern ein Mörder, der keine Grenzen kannte.

WERNER HORNUNG.

Hermann Vinke: "Das Dritte Reich". Eine Dokumentation mit zahlreichen Biographien und Abbildungen. Buchverlag Otto Maier, Ravensburg 2005. 224 S., geb., 19,95 [Euro]. Ab 15 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 20.06.2005

Wissen als Gegenmittel
Ein Sachbuch für Jugendliche über das Dritte Reich
Heinrich Himmler liebte Kräuter und konnte sich über das Schlachten von Haustieren mächtig erregen. Gleichzeitig organisierte der Reichsführer SS während der Zeit des Dritten Reiches kaltblütig millionenfache Morde in ganz Europa. Bei einer „Musterexekution” von 100 Gefangenen wiederum wäre er beinahe in Ohnmacht gefallen. In dieser nüchternen Kontrastierung wird der kaum aufzulösende Widerspruch zwischen Kleinbürger und Großinquisitor besonders deutlich. Hermann Vinke gelingt es auf diese Weise, anschaulich und leicht verständlich von der Banalität des Bösen in der Nazi-Zeit zu berichten. Der Autor hatte sich die schwierige Aufgabe vorgenommen, die Jahre von 1933 bis 1945 für Schüler von der siebten Jahrgangsstufe an neu aufzubereiten; dieses Vorhaben ist ihm gelungen.
60 Jahre nach Kriegsende wird es für Eltern, Pädagogen und Historiker immer schwieriger, einen Zusammenhang zwischen der Lebenswelt der Jugendlichen und der Zeit des Dritten Reiches herzustellen. Gleichzeitig nimmt das rechtsradikale Gedankengut bei jungen Leuten immer stärker zu. Dieser Tendenz will Vinke entgegenwirken: „Das Wissen um die Verbrechen der Nationalsozialisten ist noch immer das wirksamste Gegenmittel gegen den Rechtsextremismus.” Bleibt nur das Problem, die Zielgruppe auch für das sperrige Thema zu interessieren. Der Journalist und langjährige ARD-Korrespondent Vinke geht hier einen doppelten Weg: Einerseits erschließt er die Materie über eine erstaunliche Fakten- und Bilderfülle, andererseits nähert er sich auch - wie bisher in historischen Büchern für Jugendliche fast ausschließlich üblich - mit biografischen Skizzen der schrecklichen Zeit. Der Autor beschränkt sich nicht auf das Dritte Reich, das man ohne Vorgeschichte ja auch nicht verstehen könnte, sondern beschreibt in vielen Details und in allen relevanten Facetten die deutsche Geschichte von 1914 bis 1945 und im Schlussabschnitt darüber hinaus bis 1989; dies alles auf dem neuesten Forschungsstand, aber stets in einfachen und klaren Sätzen. Großer Wert wird vor allem auf die Wirkung der NS-Ideologie auf die Gesellschaft gelegt. In einem Glossar sind viele Fachbegriffe erklärt - doch Zwölfjährige (ab diesem Alter empfiehlt der Verlag das Buch) dürften mit zahlreichen nicht erläuterten Fremd- und Spezialwörtern durchaus ihre Schwierigkeiten haben. Auch sei dahingestellt, ob Jugendliche unter 16 Jahren nicht von der Holocaust-Thematik überfordert sind - auch wenn auf besonders brutale Bilder verzichtet wird. Die einzelnen Kapitel sind übersichtlich gegliedert, Verwirrung gibt es aber manchmal aufgrund von Wiederholungen. Insgesamt besticht die Stringenz der Darstellung, illustriert durch mehr als 300 Fotos. Leider verzichtet der Autor ganz auf kartografische Darstellungen, was die Orientierung vor allem bei der Schilderung der europaweiten Dimensionen des Krieges und des Völkermords für junge Leser nicht erleichtert.
Besonders verdienstvoll sind die eingeschobenen 45 Kurzbiografien von Tätern und Opfern. Vinke, der für seine einfühlsame Skizze über Sophie Scholl den Deutschen Jugendliteraturpreis erhalten hat, schildert knapp die Vita bekannter NS-Größen, Bürokraten des Todes, aber auch die von Widerstandskämpfern, Showgrößen und „normalen” Menschen: Überlebenden des Holocausts, Vertriebenen oder Zwangsarbeitern. Dabei bleibt der Autor stets auf der sachlichen Ebene und vermeidet die emotionale Herangehensweise, die Jugendliche ja eigentlich eher anspricht, konsequent. Doch gerade deshalb wirkt das Buch hier ungemein beeindruckend, oft sogar bewegend - und regt zur Weiterbeschäftigung mit der Thematik an. Auch für den Unterricht wäre es geeignet.
ROBERT PROBST
HERMANN VINKE: Das Dritte Reich. Eine Dokumentation mit zahlreichen Biografien und Abbildungen. Ravensburger Buchverlag, Ravensburg 2005. 224 Seiten, 19,95 Euro. Ab zwölf Jahren.
Rassist im Trachten-Look: Adolf Hitler gab sich anfangs, wie auf diesem Bild von 1927, betont bodenständig.
Foto: Deutsches Historisches Museum
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Robert Probst spendet diesem Buch für Jugendliche über das "Dritte Reich" viel Lob, auch wenn er ein paar Kritikpunkte anzumerken hat. Insgesamt betont er, dass es dem Autor "gelungen" sei, das Thema für Jugendliche verständlich und dabei auch interessant "neu aufzuarbeiten". Der Rezensent zeigt sich beeindruckt von der schieren "Fakten- und Bilderfülle" die Vinke anbringt, um Jugendliche von heute gegen den Rechtsextremismus zu imprägnieren. "Anschaulich und leicht verständlich" berichte Vinke von der Zeit zwischen 1933-1945, wobei er dankenswerterweise auch die Vor- und Nachgeschichte der Naziherrschaft nicht ausspart, lobt Probst. Der Autor befinde sich auf dem neuesten Stand der Forschung, komplexe Zusammenhänge würden in verständlicher Form vermittelt. Schade findet der Rezensent dagegen, dass Vinke auf jegliches Kartenmaterial verzichtet. Die Wiederholungen verwirren ihn etwas, insgesamt aber preist er die "Stringenz" und Anschaulichkeit des Buches.

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