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1927 geht Peter Duvett als Assistent des Fotografen Vienna Linn in die Einöde. Dort verliebt er sich alsbald in Kala, Viennas Frau. Zudem gerät er in den Sog von Linns besessenem Fotoprojekt.

Produktbeschreibung
1927 geht Peter Duvett als Assistent des Fotografen Vienna Linn in die Einöde. Dort verliebt er sich alsbald in Kala, Viennas Frau. Zudem gerät er in den Sog von Linns besessenem Fotoprojekt.
Autorenporträt
Howard Norman lebt mit seiner Familie in Washington, D.C. und Vermont. Er unterrichtet an der Universität von Maryland. 1987 wurde er für seinen Roman "The Bird Artist" (dt. "Das Fresco") für den "National Book Award" nominiert.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.10.2003

Wenn Bilder töten könnten
Seminarordnung: Howard Norman beendet seine Künstler-Trilogie

Am Schluß gibt es eine Hochzeit, ein Baby und eine neue Heimat, am Anfang einen Ehebruch und eine hübsche Pointe: "Im Vierpfostenbett mit Kala Murie, der Frau meines Arbeitgebers, an meiner Seite schien die Welt in Ordnung." Zwischendrin allerdings, zwischen Liebesspiel und Hollywood-Finale, soll gezittert werden. Denn der Ehemann der schönen Kala ist von Beruf nicht nur Betrüger, sondern Mörder. Darunter tut es der amerikanische Schriftsteller Howard Norman in seiner Kanada-Trilogie auch kaum. Schon "The Bird Artist" (1994) beginnt mit dem Bekenntnis eines Mordes. "The Museum Guard" (1998) entwickelt die Geschichte einer Obsession auf dem Hintergrund des Holocaust. Und in "The Haunting of L." (2002), heuer unter dem Titel "Der Geisterfotograf" ins Deutsche übersetzt, fließt das Blut in Strömen.

Der Fotograf Linn organisiert spektakuläre Unfälle - Eisenbahnunglücke, Flugzeugabstürze - und ist dann als erster, wenn nicht einziger mit der Kamera zur Stelle. Da wir das Jahr 1927 schreiben, garniert er seine Schockerfotos außerdem mit zarten Schatten: den Seelen der eben Dahingeschiedenen, die zum Himmel steigen. Linns Lieblingskunde ist eine Art Dr. No, ein britischer Millionär mit dem Wem-die-Stunde-schlägt-Namen Radin Heur, der seine Wände mit kostspieligen Geisterfotografien zuhängt.

Während der Millionär den hineinretuschierten Lebenszeichen Glauben schenkt, bleiben Linn, Kala und der Icherzähler unbelebte Schatten in einer verquälten Paparazzipistole mit kunstphilosophischem Anspruch: "Der Geisterfotograf" ist vor allem eine Geschichte über die Macht der Bilder, samt dekorativen period details und selbstreflexiven Schnörkelchen. Zu letzteren gehören beispielsweise die Kapitelüberschriften, die Bildlegenden nachempfunden sind und auf deutsch nicht gerade gewinnen: "Anblick von Kala Murie, Hochzeitstorte essend", "Anblick von Kala Murie, Geister abklatschend".

Die Figuren agieren denn auch als bloße Illustration der Bildlegenden. In Schnappschüssen sehen wir Kala Murie, wie sie Vorträge über Phantome auf Fotos hält - sie glaubt daran. Wir sehen ihren bösewichternden Ehemann, wie er kaltblütig die Ermordung seiner Angetrauten plant - damit er dann ihre aufsteigende Seele in ein Foto hineinretuschieren kann. Wir sehen den Icherzähler, wie er, merkwürdig hilflos, als Geliebter und als Gehilfe in der Dunkelkammer seine Pflicht tut. Aber wie das Leben in Büchern so spielt: Am Ende wird alles gut, und der Hochzeit auf hoher See steht nichts mehr im Wege.

Howard Norman, der in Michigan aufwuchs, hat diverse Inuit- und Algonquin-Dialekte erlernt und indianische Erzählungen aus dem Norden übersetzt und herausgegeben. Vielleicht wäre es nun, nach dem Abschluß seiner kanadischen Künstler-Trilogie, an der Zeit, zu seinen Ursprüngen zurückzukehren - den Ursprüngen tatsächlich bildkräftigen, einfachen Erzählens.

ALEXANDRA KEDVES

Howard Norman: "Der Geisterfotograf". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Anna Kamp. Kindler Verlag, Berlin 2003. 352 S., geb., 19,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Alexander Kedves klingt enttäuscht von diesem Roman, dessen Autor er sonst als bildkräftigen, einfachen Erzähler kennt. Im vorliegenden Fall sieht er Howard Norman "merkwürdig hilflos" seine Pflicht als Icherzähler tun. Im dritten Teil seiner Künstlertrilogie gehe es um einen Fotografen, der Eisenbahnunglücke und Flugzeugabstürze organisiere, um dann als erster und oft als einziger am Unglücksort mit der Kamera zur Stelle zu sein. Garniert würden die Fotos dann noch mit hineinretouchierten, in den Himmel aufsteigenden Schatten der soeben Verschiedenen. Im Grund handelt es sich nach Ansicht des Rezensenten um eine Geschichte über die Macht der Bilder, "samt dekorativen period details und selbstreflexiven Schnörkelchen". Insgesamt entnimmt man aber auch dem Ton der Rezension, dass Kedves einiges am Plot und Beschreibung prätentiös und übertrieben findet. Es stören ihn die Bildlegenden nachempfundenen Kapitelüberschriften und die Tatsache, dass er die Figuren des Romans als bloße Illustration dieser Bildlegenden agieren Sieht.

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