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Nach dem Nr.-1-Bestseller »Der Circle« der neue Roman von Dave Eggers
In »Der Circle« entwarf Dave Eggers das düstere Szenario einer durch und durch digitalisierten Welt. In seinem neuen Roman, der in der kalifornischen Wüste spielt, erörtert seine Hauptfigur die brennendsten Fragen unserer Zeit. Thomas ist ein Getriebener, der Antworten sucht. Antworten auf die Fragen, die er sich als junger weißer Amerikaner, der aus vielen Rastern fällt, stellt. Und Thomas hat nur ein Mittel, diese Antworten zu finden: Er fragt. Er entführt nach und nach Menschen in eine stillgelegte Militäranlage weit…mehr

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Produktbeschreibung
Nach dem Nr.-1-Bestseller »Der Circle« der neue Roman von Dave Eggers

In »Der Circle« entwarf Dave Eggers das düstere Szenario einer durch und durch digitalisierten Welt. In seinem neuen Roman, der in der kalifornischen Wüste spielt, erörtert seine Hauptfigur die brennendsten Fragen unserer Zeit. Thomas ist ein Getriebener, der Antworten sucht. Antworten auf die Fragen, die er sich als junger weißer Amerikaner, der aus vielen Rastern fällt, stellt. Und Thomas hat nur ein Mittel, diese Antworten zu finden: Er fragt. Er entführt nach und nach Menschen in eine stillgelegte Militäranlage weit ab von der Zivilisation, kettet sie dort in alten Baracken an und fragt. Fragt einen Astronauten, warum er nie zum Mars geflogen ist. Fragt einen Kongressabgeordneten, wie er die Zukunft des Landes sieht. Fragt seine Mutter, warum sie ihn auf ein Leben vorbereitet hat, das nicht existiert. Und er fragt, warum sein Freund Don unschuldig sterben musste. Thomas gerät immer tiefer in den Strudel der Sinnfrage, bis er den Verstand vollkommen zu verlieren droht. In manchmal sokratisch anmutenden Dialogen lässt Dave Eggers diesen verzweifelten jungen Amerikaner von der Leine, der herausfinden will, worin seine Aufgabe auf diesem Planeten besteht. Dabei werden all die großen Fragen unseres Daseins gestellt, während die sprichwörtliche Bombe tickt.
Autorenporträt
Eggers, DaveDave Eggers, geboren 1970, ist einer der bedeutendsten zeitgenössischen Autoren. Sein Roman »Der Circle« war weltweit ein Bestseller. Sein Werk wurde mit zahlreichen literarischen Preisen ausgezeichnet. Der Roman »Ein Hologramm für den König« war nominiert für den National Book Award, für »Zeitoun« wurde ihm u.a. der American Book Award verliehen. Dave Eggers stammt aus Chicago und lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Nordkalifornien.

Wasel, UlrikeUlrike Wasel geb. 1955 in Bergneustadt. Magisterstudium: Anglistik, Amerikanistik, Romanistik. Ulrike Wasel und Klaus Timmermann entdeckten noch während des Studiums die Freude am gemeinsamen Übersetzen und beschlossen nach dem Examen, den Sprung in das Leben als Literaturübersetzer zu wagen. Nach ersten nebenberuflichen Anfängen im Bereich der Kriminalliteratur arbeiten wir seit 1991 hauptberuflich als literarische Übersetzer und sind für zahlreiche namhafte Verlage tätig. Nach nunmehr fast fünfundzwanzigjähriger Berufserfahrung blicken wir auf ein breites und buntes Spektrum übersetzter Titel zurück, das sich vom erfolgreichen Bestseller bis zum "Nischensachbuch" erstreckt. 2012 wurden wir gemeinsam mit dem Autor Dave Eggers für unsere Übersetzung seines Roman Zeitoun mit dem internationalen Albatros-Literaturpreis der Günther-Grass-Stiftung Bremen ausgezeichnet.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 02.04.2015

Ich bin hier der Mann mit Moral
Zeitgeistmaschine: Im neuen Buch von Dave Eggers liest ein amoklaufender Moralapostel Amerika die Leviten

Die amerikanische Literatur liebt Psychos - nicht erst seit Bret Easton Ellis. Noch lieber als den wahnsinnigen Serienmörder hat sie wohl den Renegaten aus gutem Herzen, der sich nur deswegen gegen Gesetz und Gesellschaft stellt, weil er selbst alles besser weiß und machen will. Gerade erst sind wir Varianten von solchen Staatsfeinden in T. C. Boyles Roman "Hart auf hart" begegnet. Und nun präsentiert uns Dave Eggers in seinem heute erscheinenden neuen Roman einen Moralapostel reinsten Wassers - einen, der Finger gleichzeitig in so viele amerikanische Wunden legen will, dass seine Hände dazu gar nicht ausreichen.

Thomas heißt der Mann, ist Mitte dreißig, und er entführt Menschen. Erst einen Astronauten, dann einen Kongressabgeordneten, dann seine eigene Mutter und noch weitere. Er bringt sie auf ein verlassenes Militärgelände am Pazifik, wo er sie einzeln in Baracken einsperrt und ankettet. Er will von diesen Menschen nichts - außer Antworten. Erklärungen für das, was schiefgelaufen ist, nicht nur in seinem Leben, sondern überhaupt und allgemein.

Warum wurde der Astronaut, der doch, wie im Buch mehrfach betont wird, "alles richtig gemacht" hat, um die verdiente Mission im Spaceshuttle gebracht? Warum finanziert der Staat lieber Klimaanlagen im Irak als Gesundheit und Bildung im eigenen Land? Warum kümmern sich Eltern nicht so um ihr Kind, wie sie sollten? Als "Roman" wird das Buch bezeichnet, aber es gibt hier keinen Erzähler, nur Dialoge. Man könnte also auch von einem Theaterstück oder Drehbuch sprechen. Es herrscht Einheit von Ort, Zeit und Handlung, die Szenen werden lediglich getrennt durch die Angabe, in welcher der numerierten Baracken sie stattfinden.

Diese totale Reduktion ist ein stellenweise effektiver Kunstgriff: Es entsteht ein gewisser Lesesog dadurch, dass man die Verletzungen an Thomas und seiner Umwelt nur durch sein bohrendes Fragespiel erfährt. Gut wird das Buch immer dann, wenn es um konkrete Verletzungen geht. Wenn sich also die verzwickte Geschichte seines Aufwachsens bei der alleinerziehenden Mutter als dramatischer Streit um die Erinnerung entpuppt, in dem wohl niemand die alleinige Wahrheit besitzt: War Thomas nun von Geburt an ein gestörter Charakter, oder hat ihn erst das unstete Leben der Mutter mit ständig wechselnden, teils kriminellen Männern dazu gemacht?

Aufwühlend zu lesen ist auch die Episode um die Erschießung von Thomas' bestem Freund, einem vietnamesischen Einwanderer. So unglaubwürdig es zwar ist, dass Thomas durch Zufall gerade einen der daran beteiligten Polizisten entführt, so unnachgiebig und entlarvend ist das Gespräch mit ihm über die Neigung der amerikanischen Cops zum voreiligen Gebrauch der Schusswaffe, die ein furchtbares Schlaglicht auf viele aktuelle Fälle wirft. Aber so interessant diese Debattenthemen im Einzelnen sind, so mutwillig zusammengefügt wirken sie in Eggers' Konstruktion - für jedes neue Thema gibt sie ihm praktischerweise die Möglichkeit, einfach noch eine weitere Baracke aufzumachen, und da warten noch: Pädophilie, unerwiderte Liebe, Rassismus, Wut, Krieg.

Nicht zum ersten Mal drängt sich mit diesem Buch der Eindruck auf, dass der engagierte Schreiblehrer, Verleger und Herausgeber Eggers zu viel auf einmal will. Seine Werke befeuern eine große Zeitgeistreflexionsmaschine, und die vieldiskutierte Google-Allegorie "The Circle" im vergangenen Jahr war ein besonders gewichtiges Brikett. Aber einer der Hauptvorwürfe, nämlich dass Eggers oft zu plakativ und geheimnislos erzähle, trifft auch hier zu. Die Bibelstelle, von der das Buch seinen merkwürdigen Titel leiht, rückt Thomas in die Nähe eines mahnenden Predigers, und tatsächlich wirkt sein Sprechen oft wie ein arg pathetischer Sermon: "Finden Sie nicht, dass das Chaos auf der Welt zum weitaus größten Teil von einer relativ kleinen Gruppe enttäuschter Männer verursacht wird?", fragt er einmal.

Immerhin schafft der Autor es noch, diesen Thomas am Ende nicht als strahlenden Inhaber der Weisheit, sondern doch wieder als Psycho hinzustellen. Eggers treibt die verzerrte Wahrnehmung seines Protagonisten auf die Spitze: "Ich bin hier der Mann mit Moral. Ich bin der Mann mit Prinzipien" - das sagt jemand, der seinen Gefangenen Gewalt androht, sollten sie nicht so antworten, wie er will.

Die Fragen, die Thomas stellt, sind, wie er selbst zugibt, ziemlich einfache. Man könnte auch sagen, sie sind naiv. So ein Prinzip gibt es ja manchmal auch im Journalismus oder bei Udo Lindenberg: Wozu sind Kriege da? Egal, wo man ihm begegnet: Es nervt schnell. Und nach der Lektüre von Eggers' neuem Buch denkt man vielleicht auch anders über die pädagogische Leitmaxime, dass es keine dummen Fragen gebe.

JAN WIELE

Dave Eggers: "Eure Väter, wo sind sie? Und die Propheten, leben sie ewig?". Roman.

Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2015. 224 S., geb., 18,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Katharina Granzin fühlt sich provoziert von diesem Buch des amerikanischen Autors Dave Eggers, das keinen Roman für sie darstellt, sondern eine einzige Textoberfläche aus Dialogen, die der Protagonist mit lauter von ihm angeklagten Menschen führt, mit einer Krankenschwester ohne Mitgefühl, mit seiner Mutter, die ihn vernachlässigt hat usw. Seine schlussfolgernde Reaktion ist eine extreme Tat, die Granzin nicht verrät, die sie aber zum Nachdenken und zur Positionierung drängt. Schroff und sperrig bei aller Kürze kommt ihr das vor, aber auch gut lesbar in seiner Ungekünsteltheit, sodass sie aufpassen muss, nicht die "inhaltlich bequemste" Haltung zu den im Text aufgeworfenen existenziellen Fragen einzunehmen. Genau dieses moralisch Fordernde ist es auch, was sie an dem Text vor allem reizt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.04.2015

In der Rechthaber-Baracke
Dave Eggers’ neuer Roman „Eure Väter, wo sind sie? Und die Propheten, leben sie ewig?“
liest sich wie das Buch gewordene Privat-Guantanamo eines amerikanischen Moralapostels
VON CHRISTOPHER SCHMIDT
Wenn ein Buch mit der Klage darüber beginnt, dass Astronauten heute nicht mehr zum Mond fliegen, dann ist dieses Buch entweder eines für Leute, die sich nach Allmachtsgefühlen sehnen, oder für solche, die sich das naive Gemüt eines Kindes bewahrt haben, oder für ausgemachte Patrioten, also für Amerikaner. Bei Dave Eggers, der schon ein Buch über Max, ein Kind, das zum König wird („Bei den wilden Kerlen“, 2009), geschrieben hat, eines über einen Durchschnittsamerikaner, der nicht verstehen kann, warum sein Land nicht mehr Weltspitze ist („Ein Hologramm für den König“, 2013) und eines über die gottgleiche Macht der Internet-Konzerne („Der Circle“, 2014), kommen all diese drei Zuschreibungen in einer einzigen Person zur Deckung.
  Mit dem zuletzt genannten Megaseller ist Eggers zur Lichtgestalt aufgestiegen, zum Evangelisten der Überwachungskritik und zu einem Menschenfischer mit einer planetarischen Lesergemeinde. Und leider auch zu einem fürchterlichen Moralapostel. Diese Entwicklung hat sich offenbar vorbereitet in einem Buch mit dem ebenso komplizierten wie pathetischen, ein Bibelwort zitierenden Titel „Eure Väter, wo sind sie? Und die Propheten, leben sie ewig?“. Dass Eggers schon vor „Der Circle“ daran gearbeitet hat und es sich bei dem neuen, nun erschienenen Buch eher um ein nachgereichtes Nebenwerk handelt, ist bereits das Beste, was man zu dessen Verteidigung vorbringen kann.
  Zunächst einmal ist zu sagen, dass man es hier mit einem merkwürdigen Wechselbalg zu tun hat. Das Buch besteht ausschließlich aus Dialogen, will aber kein Theaterstück sein, sondern nennt sich Roman. Wer aber die direkte Rede als durchgängige Form wählt, will Nähe zu den Figuren herstellen, nicht die Distanz einer objektivierenden Instanz, die ja auch dann, wenn der Erzähler kein allwissender, sondern ein subjektiver ist, niemals identisch ist mit dem Autor. Und er will, dass sich die Figuren, anders als in der Epik, nicht in Situationen bewähren, sondern im Gespräch miteinander. Diese Konfrontation übernimmt im Drama dieselbe Aufgabe, die im Roman die Erzählerstimme erfüllt, nämlich die, konkurrierende Wahrheitsansprüche zu relativieren.
  Gerade in Amerika haben große Dramatiker wie Tennessee Williams oder Eugene O’Neill vorgemacht, wie lange, nervenaufreibende Rededuelle letztlich zu einer Läuterung führen. Zu diesem kathartischen Effekt kann es bei Eggers gar nicht erst kommen, weil es seine Figuren immer nur mit ein- und derselben Person zu tun haben, dem 34-jährigen Thomas, der jedoch die Unterhaltung stets abbricht, sobald er argumentativ in die Defensive gerät. Technisch gesehen wird ihm dies dadurch erleichtert, dass er seine sechs Gesprächspartner an den Stützpfeilern verschiedener, durchnummerierter Baracken eines aufgegebenen Militärstützpunkts in der Nähe des kalifornischen Monterey festgekettet hat. Außerdem droht er ihnen bei mangelndem Wohlverhalten oder Widerworten mit Elektroschocks.
  Diese sechs Personen sind Geiseln, nicht nur des Protagonisten, sondern auch des Autors, der hier Verhöre führt. Denn man muss Eggers Versuchsaufbau als eine Strategie verstehen, die objektivierenden Faktoren beider Gattungen, Roman und Drama, gleichermaßen auszuhebeln. Die quasi-dokumentarische Direktheit entpuppt sich als das genaue Gegenteil: die totale Kontrolle eines Marionettenspielers. Und der scheinbar unsichtbare Autor hat hier in Wahrheit seine Machtfülle verabsolutiert. Mit diesem Buch hat sich Dave Eggers so etwas wie ein narratives Privat-Guantanamo geschaffen, abgeriegelt gegen alle Einwürfe und Fragen, einen Hochsicherheitstrakt nicht des Erzählens, vielmehr der Rechthaberei.
  Für die ist erst einmal Thomas zuständig, so etwas wie ein großer Bruder des kleinen Max aus den „Wilden Kerlen“, der sich sein Wolfskostüm angezogen hat und den wilden Mann spielt. Ein bockiger Schreihals und Gernegroß, der Boy next door als American Psycho und zorniger junger Mann in der Version 2.0. Schade nur, dass ihn seine Mutter nicht wie im Kinderbuch von Maurice Sendak zur Strafe ohne Essen ins Bett schicken kann. Denn seine eigene Mutter hat Thomas ebenfalls entführt und in Ketten gelegt.
  Außer ihr und dem Astronauten hält Thomas einen Kongressabgeordneten gefangen, einen Lehrer, einen Polizisten und eine junge Tierärztin, die er am Strand angesprochen hat. Er will Antworten von ihnen, ehrliche Antworten auf Fragen, die keiner stellt außer ihm, gute und weniger gute Fragen: Warum wurde das Space-Shuttle-Programm eingestellt? Warum stecken wir Millionen in irakische Klimaanlagen statt in unser marodes Bildungs- und Gesundheitssystem? Warum macht man pädophile Männer zu Erziehern und schießwütige zu Cops? Und warum verlassen Väter ihre Kinder?
  Das ist überhaupt das überwölbende Thema in diesem Buch: die ideelle Vaterlosigkeit. Thomas, ein Mann mit Moral und Prinzipien, wie er immer wieder beteuert, klagt Amerika an, ein Land, das seiner Jugend keine Ideale mehr zu vermitteln vermag, keine Werte, für die es sich zu leben lohnt. Keine Ziele, mit denen es zu begeistern vermag. Der Kontinent ist erschlossen, das Land gerodet, die Mondlandung ein Traum von gestern. „Wie lange ist es her, dass wir zuletzt irgendetwas gemacht haben, das irgendwen inspiriert hat?“, fragt Thomas, dass wir „bei irgendeinem universalen Kampf mitgemacht hätten, bei irgendwas, das größer ist als wir selbst“. Er verspürt eine in ihm wie in Millionen anderen aufgestaute Energie, ohne zu wissen, wie er sie in etwas Nützliches verwandeln kann, fühlt sich „wie ein Raubtier ohne Beute“. Er weiß nur, dass „wir uns als Volk bessern müssen.“ Und dies: „Wenn ihr nichts Großes habt, woran Männer wie wir mitwirken können, werden wir all die kleinen Dinge auseinandernehmen. Wohnviertel für Wohnviertel. Gebäude für Gebäude. Familie für Familie.“
  Ob er schon von Geburt an so verdreht gewesen sei oder ob er es erst durch die dauernden Wohnungswechsel und die prekären Lebensverhältnisse seiner Kindheit geworden sei, fragt ihn seine Mom einmal. Solche individualpsychologischen Fragen reißt Eggers an, um sie offenzulassen. Denn sie dienen ihm nur als biografischer Notausgang. Im Grunde aber stören sie sein wir-gefühliges Konzept, den lebensuntüchtigen Nesthocker Thomas zum Klassensprecher seiner sich nutzlos und von den Eltern verraten fühlenden Generation zu machen.
  Hat man die ihrerseits verdrehte Logik dieses Buches einmal akzeptiert, passt allerdings auch das, was eigentlich überhaupt nicht passt: dass Eggers aller Rollenprosa zum Trotz seine Figuren, die sich in Alter, Herkunft und sozialer Stellung erheblich unterscheiden, nicht einmal ansatzweise über individuelle Sprechweisen zu charakterisieren versucht. Er verordnet ihnen vielmehr den Einheitssound einer mit vielen Okays und Irgendwies gespickten Fernsehserien-Rhetorik, den Konversationston der Mainstream-Unterhaltung.
  Umblättern nützt hier nichts, in jeder Diskurs-Baracke läuft dasselbe Sprachprogramm. Damit entlarvt Eggers seine Dialog-Dramaturgie als Popanz, denn letztlich ist es immer nur der Autor, der hier das große Wort führt. „Finden Sie nicht, dass das Chaos auf der Welt zum weitaus größten Teil von einer relativ kleinen Gruppe enttäuschter Männer verursacht wird?“, fragt Thomas einmal. Man muss kein Prophet sein, um voraussagen zu können, dass Dave Eggers auf dem besten Weg ist, einer von ihnen zu werden.
Der Protagonist führt sich auf
wie der kleine Max im Wolfspelz
aus den „Wilden Kerlen“
„Nicht schreien. Hier ist meilenweit keine Menschenseele.“ Ein verlassener Stützpunkt der US-Marines in Irvine, Kalifornien.
Foto: Ric Francis/AP Photo
      
Dave Eggers: Eure Väter,
wo sind sie? Und die Propheten, leben sie ewig? Roman. Aus dem Englischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2015.
224 Seiten, 18,99 Euro. E-Book 16,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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»Nach dem Bestseller Der Circle ist Dave Eggers erneut ein fulminantes Werk gelungen.« Forum 201506