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Der Bourbonenkönig Henri IV (1553-1610) ist als Urheber des Edikts von Nantes in die Geschichte eingegangen - und als Frauenheld. Seine Jugend unter Bauernkindern, seine zahlreichen Mätressen, die ihm den Beinamen "le vert galant" eintrugen, der ihm zugeschriebene Ausspruch "Paris ist eine Messe wert" sind legendär. "Unser guter König Heinrich" nannte man ihn in seiner gascognischen Heimat.Heinrichs Hochzeit mit Marguerite de Valois endete mit einem Blutbad: Tausende seiner hugenottischen Glaubensgenossen wurden auf Befehl seiner Schwiegermutter Katharina von Medici ermordet, Henri wurde am…mehr

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Produktbeschreibung
Der Bourbonenkönig Henri IV (1553-1610) ist als Urheber des Edikts von Nantes in die Geschichte eingegangen - und als Frauenheld. Seine Jugend unter Bauernkindern, seine zahlreichen Mätressen, die ihm den Beinamen "le vert galant" eintrugen, der ihm zugeschriebene Ausspruch "Paris ist eine Messe wert" sind legendär. "Unser guter König Heinrich" nannte man ihn in seiner gascognischen Heimat.Heinrichs Hochzeit mit Marguerite de Valois endete mit einem Blutbad: Tausende seiner hugenottischen Glaubensgenossen wurden auf Befehl seiner Schwiegermutter Katharina von Medici ermordet, Henri wurde am Hof gefangengehalten und zur Konversion gezwungen. Nach seiner Befreiung und Krönung zum König von Frankreich gelang ihm mit dem Edikt von Nantes, das den französischen Protestanten in ihrer Religionsausübung entgegenkam, ein Schritt zur Befriedung der Parteien - der von seinen Nachfolgern rasch rückgängig gemacht wurde. Henris Ende durch das Attentat eines religiösen Eiferers war die fast zwangsläufige Folge der Probleme in dem von Religionskriegen erschütterten Land.

Zum 400. Todestag Heinrichs IV. im Mai 2010 legt Uwe Schultz, einer der besten Kenner der Geschichte Frankreichs, eine grundlegende Biographie des Königs vor. Im Wechsel von Nahaufnahmen Henris und seiner politisch oft riskanten Liebschaften mit Ausblicken auf die Konstellation der französischen Religionskriege entsteht ein facettenreiches Bild des Herrschers.
Autorenporträt
Schultz, Uwe
Uwe Schultz war Leiter der Hauptabteilung »Kulturelles Wort« beim Hessischen Rundfunk und lebt heute als Autor in Paris. Zuletzt erschien: Richelieu. Der Kardinal des Königs. Eine Biographie
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.05.2010

Der Sohn von Venus und Mars
Kriegsheld, Volksheld, Weiberheld: Uwe Schultz beschreibt, wie der kolossale Lüstling Henri Quatre das französische Königreich rettete
Vor Attentätern musste er immer auf der Hut sein. Vor versteckten Scharfschützen oder vergifteten Speisen, vor blitzenden Dolchen vor allem, die in jenen Jahren bevorzugt aus Mönchskutten gezogen wurden, als ob gerade Klosterbrüder eine besondere Lizenz zum Töten besäßen. Insgesamt achtzehn Versuche soll es gegeben haben, ihn gewaltsam aus dem Weg zu räumen. Denn obwohl er nicht sonderlich groß war und fesch, obwohl er alles andere als eine gute Figur machte, stand er mit seiner drahtigen, leicht krummbeinigen Bauerngestalt doch vielen und vielem im Weg. Am Ende hat es ihn ja auch wirklich erwischt, und natürlich war es ein religiöser Fanatiker, ein durchgedrehter Mönch, der ihm am 14. Mai 1610 auf einer Pariser Straßeeinen Dolch ins Herz rammte, im „Auftrag Gottes“. Der französische König Heinrich IV. (1553–1610) ist schließlich – wie so viele seiner Zeitgenossen, insbesondere die fürstlichen, die königlichen – einem Anschlag zum Opfer gefallen.
Von einer Attentäterin aber ließ er sich nur allzu gerne anvisieren. Er begegnete ihr eines Tages im dunklen Louvre, als er in beklommener Stimmung aus seinem Kabinett getreten war. Sie gehörte zu einer Schar von leichtgeschürzten Schönheiten des Hofes, die gerade für eine kommende Ballettaufführung geprobt hatten: „Die Nymphen der Diana“. Auffallend blond, jung und wohlgeformt, richtete sie keck ihren Nymphen-Speer auf den König, der, nur wenige Monate vor seiner Ermordung, frühzeitig gealtert, grauhaarig, so gut wie zahnlos plötzlich vor ihr stand. Ohne den Speer zu werfen, traf sie ihn mitten ins Herz. Denn wenn der ewig lüsterne König an diesem Tag im Januar 1609 auch nicht sein Leben verlor, so verlor er doch seinen Kopf. Er sei in diesem Moment fast ohnmächtig geworden, hat der alte Haudegen und Kriegsheld seinen Vertrauten anschließend berichtet. Aber er ist auch danach nicht mehr recht zur Besinnung gekommen. Den größten Teil seiner restlichen Lebenszeit sollte dieser alles andere als galante Schürzenjäger nun damit verbringen, jener Hofdame Charlotte de Monmorency hinterherzujagen. Er war ihr fortan hoffnungslos verfallen.
Zwischen diesen beiden Ereignissen – jenem letzten wilden, peinlichen, aber auch köstlich hemmungslosen Liebeswahn des greisenhaft aussehenden Lüstlings und der brutalen Ermordung des Königs durch den selbsternannten Gotteskrieger Ravaillac – breitet Uwe Schultz das bewegte Leben Heinrichs IV. aus. Zum 400. Todestag des berühmten Monarchen hat Schultz eine neue Biographie jenes „Machtmenschen und Libertins“ geschrieben, der erst König von Navarra und schließlich, nach seiner Konversion zum Katholizismus, König von Frankreich wurde. In konzentrierter, knapper, vielleicht zu knapper Form, fasst das Buch seinen Lebenslauf und die ungemein verwickelten politischen Zeitläufte zusammen – einen Stoff, den Literaten wie Historiker schon vielfach dargestellt haben.
Weil Uwe Schultz nicht nur ein versierter Publizist, sondern ein Kenner des Ancien Régime ist, gelingt es ihm, den Leser umsichtig durch das Dickicht der Ereignisse und Konstellationen zu führen, das in dieser Epoche der französischen Geschichte wuchert. Die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts mit den erbitterten Religionskriegen zwischen Katholiken und Hugenotten, die nicht nur die französische Monarchie, sondern fast das ganze Reich an den Rand des Abgrunds führten, gehört zu den faszinierendsten und düstersten Kapiteln in der Geschichte Frankreichs, beherrscht von barbarischen Leidenschaften und roher Gewalt.
Kulminierend im Blutbad der „Bartholomäusnacht“ anlässlich der Hochzeit Heinrichs von Navarra mit Margarete von Valois (1572), kommt es zu einem Tumult von Morden, Orgien und Intrigen, Wahnsinn und Fanatismus; selbst Inzest und Satanskult sind in den allerhöchsten Kreisen verbreitet. Den Louvre bevölkern Giftmischer, Alchemisten und Astrologen, zynische Décadents wechseln sich mit hysterischen Frömmlern auf dem Thron ab. Und während das Geschlecht der Valois unaufhaltsam seinem Untergang entgegentaumelt, mal auf Stöckelschuhen, mal unter kratzenden Mönchskutten, und Heinrich von Navarra dann als erster Bourbone zum König gesalbt wird, weil er noch fintenreicher und verschlagener war als alle anderen, versuchen zwei Florentiner Matronen, erst Katharina, dann Maria von Medici, die Fäden der Macht mit Hilfe zwielichtiger Scharlatane und Friseure in ihren Händen zu verknoten.
Es ist schwer, hier den Überblick zu bewahren, in diesem Gewimmel von dämonischen Gestalten, und um so mehr wird man die Souveränität begrüßen, mit der Uwe Schultz diesen Urwald lichtet, um dem gewundenen Lebensweg Heinrichs zu folgen: von der südfranzösischen Provinz Béarn, wo er gleichsam barfuß unter Bauernkindern aufwuchs, bis an die Spitze eines erschöpften, vom Bürgerkrieg zerrissenen, von Fremdherrschaft bedrohten Reiches, das er zu einen und zu stärken verstand. In den Regierungsjahren Heinrichs IV. wird die Saat gelegt, die schließlich im Grand Siècle aufgeht, im Zeitalter Richelieus und Ludwigs XIV. (über beide hat Uwe Schultz ebenfalls Biographien vorgelegt).
Dabei besaß Heinrich IV. bei seiner Geburt, obgleich „Prinz von Geblüt“, keinerlei realistische Aussicht auf die Krone. Nur durch den Aberwitz der Ereignisse, durch eine Kette von seltsamen Todesfällen auf dem Thron, durch Koalitions- und Glaubenswechsel, auch durch Kühnheit und Geschicklichkeit kam er dorthin. Kein Lebenskünstler zwar – sein übler Geruch und seine meist ungepflegte, wenn nicht gar abgerissene Erscheinung sind ebenso berüchtigt wie seine wohl sehr überschaubaren Qualitäten als Liebhaber –, aber ein begnadeter Überlebenskünstler, wie es nur wenige gab in der Geschichte. Er, der unentwegt von Feinden, Mördern und Machinationen umgeben war, wurde ein Virtuose der Verstellung; er hat die Camouflage zu höchster Kunstform gebracht, zu einer kanonischen Herrschertugend in Frankreich veredelt.
Doch bei allen Vorzügen, die das Buch von Schultz zu bieten hat: Man hätte den Dschungel dieses Lebens, dieser Zeiten, am Ende doch viel lieber kreuz und quer durchstreunt, als nur auf einem schmalen, geraden Pfad hindurchgeführt zu werden. Wir hätten uns gerne tiefer hineinziehen lassen, eben weil all die Gestalten, die einem hier begegnen, so wunderbar bunt, verrucht und schillernd sind. Von den berüchtigten Mignons Heinrichs III., jenen „pomadisierten, nach Moschus duftenden Zierpüppchen“, wie Heinrich von Navarra über seine herausgeputzten Schlachtengegner höhnt, die „sich mit Klistieren von ihren schlechten Launen purgieren.“ Bis zu all den flamboyanten Mätressen dieses unersättlichen Lüstlings, von denen er sich unentwegt zum Narren, zum Hündchen machen lässt.
Sei es nun die bombastische Gabrielle d’Estrées, die sich nicht einmal scheut, ihren königlichen Liebhaber vor seinen Augen zum Hahnrei zu machen; oder die scharfzüngige Henriette d’Entrague, die sich die erste Liebesnacht vom schmachtenden Henri geradezu erbetteln und anschließend noch mit einem märchenhaften Vermögen bezahlen lässt. Immerhin soll diese Nacht ihren Preis wert gewesen sein, wie der König am nächsten Morgen überglücklich erzählte.
Heinrich IV. ist ja nicht nur wegen seiner ungezierten Leutseligkeit so populär geworden, sondern auch deswegen, weil er, wenn ihn eine neue Schönheit lockte, alles andere stehen und liegen ließ. Er, der immerzu auf seinen Kopf aufpassen musste, verlor ihn nur allzu schnell beim Anblick schöner Frauen. Im Zweifelsfall, das beklagten seine Ratgeber wie die Geschichtsschreiber – das scheint letztlich auch Uwe Schultz von ihm so seltsam zu entfremden – war ihm ein Stelldichein wichtiger als die große Politik.
So wie noch kurz vor seinem Ende, als er sich nach der reizenden Charlotte de Montmorency verzehrte. Da hat er sich sogar als Falkner verkleidet, um irgendwie in ihre Nähe zu kommen. Und als sie von ihrem Ehemann nach Brüssel gebracht wurde, damit sie vor den Nachstellungen des lechzenden Königs sicher sei, plante er sogar eine veritable Entführung, worüber die höfische Welt sich vor Lachen schüttelte. Ihm aber war’s egal. Er wollte nicht glänzen, nicht renommieren. Er wollte einfach nur lieben. MANFRED SCHWARZ
UWE SCHULTZ: Henri IV. Machtmensch und Libertin. Biographie. Insel Verlag, Berlin 2010. 217 S., 24,95 Euro.
Ständig von Attentaten bedroht,
machte er die Verstellung zur
Herrschertugend in Frankreich
Heinrich von Navarra, der spätere französische König Heinrich IV., bei der Hochzeit mit Margarete von Valois im Jahr 1572. Es sollte eine untreue, kinderlose Ehe werden, die später vom Papst annuliert wurde. Szene mit Daniel Auteuil und Isabelle Adjani aus Patrice Chereaus Film „Die Bartholomäusnacht“ (1994). Foto: Cinetext Bildarchiv
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.05.2010

Schafott und Spitzenhäubchen
Lesefrüchte, als Frischware verkauft: Uwe Schultz erzählt vom Tun und Treiben des Königs Henri Quatre

Dass Biographien Geschichte "lebendig" machen, ist ein altes Klischee; und man glaubt es gern. Schließlich wollen wir nicht nur wissen, wie "es", sondern vor allem, wie sie oder er eigentlich gewesen ist: der König, die Königin, der Star aus Hollywood, die schreibende Gräfin. Die Geschichte der Bauern und Dienstboten, wenn sie nicht im zwanzigsten Jahrhundert gelebt und mit Churchill am Tisch gesessen haben, bleibt dabei den Fachhistorikern überlassen, der wirtschaftlich denkende Autor hält sich an den Adel. Prominenz ist die Seele des Geschäfts, weil sie einerseits auf Schulwissen, andererseits auf Jahrestage zurückgreifen kann.

Heinrich IV. von Frankreich, der am Freitag vor vierhundert Jahren durch den ausgestoßenen Ordensbruder François Ravaillac ermordet wurde, ist neben Philipp von Spanien und Elisabeth von England die zentrale Figur des ausgehenden sechzehnten Jahrhunderts. Sein Königtum steht am Ende der Religionskriege und an der Schwelle zum Absolutismus, dessen wichtigste Züge - Merkantilismus, Großmachtpolitik, Hofadel, Zentralstaat - er noch heraufdämmern sah. Zugleich hatte Henri ein Problem, das auch heutigen Monarchen nicht fremd ist. Man könnte es als verschärfte Variante des klassischen Konflikts zwischen Dienst und Schnaps bezeichnen. Für den Franzosenkönig freilich trug der Branntwein Frauenkleider. Sein Enkel Ludwig XIV. schaffte es, seine Mätressenwirtschaft staatstragend zu organisieren, dem Großvater gelang es nie.

Heinrich Mann, der in seinem Hang zu prallen Weibern dem berühmten Namensvetter seelenverwandt war, hat die Eskapaden des Monarchen mit Marquisen, Apothekerinnen und Pfirsichverkäuferinnen in seinem "Henri Quatre" erstaunlich zurückhaltend geschildert. Uwe Schultz, dessen Biographie den vielversprechenden Untertitel "Machtmensch und Libertin" trägt, versucht nun, den Vorhang etwas weiter aufzuziehen. Er stößt dabei jedoch auf Schwierigkeiten, die nicht in seinem Thema begründet liegen, sondern in der Grundhaltung seines Buches.

Denn Schultz ist nicht selbst in die Archive gestiegen, um die Lebensgeschichte Heinrichs IV. zu recherchieren, sondern hat vornehmlich die klassische französische Biographistik - Maurice Andrieux, André Castelot, Pierre de Vaissière und andere - ausgewertet. Deren Darstellungen benutzt er wie historische Quellen. Das gibt seinen Sätzen einen Hautgout von Uneigentlichkeit. Wenn er etwa über Diane d'Andouins, die berühmte "grande Corisande", mitteilt, ihre Ohren seien "ein wenig zu groß, die Nase zu stark ausgeprägt" und ihr Gesicht "maskenhaft", doch dessen "weiße Haut" zugleich "von seltener Reinheit" gewesen, "die von der geraden Linie ihres schlanken Körpers unterstrichen wurde", dann bildet das Pathos dieser Schilderung einen komischen Kontrast zum abgehobenen Standpunkt ihres Autors. Schultz möchte ganz nah herankommen an seinen Gegenstand, aber er hat dessen Konturen nicht selbst ertastet, sondern bloß von anderen übernommen. Seine Berichte aus dem Zeitalter Montaignes (den er einen "Schriftsteller" nennt) sind aufgewärmte Lesefrüchte, als Frischware verkauft. Romanciers wie Jean Giono haben aus ihren historischen Neigungen eine Kunst gemacht, der deutsche Biograph Schultz bleibt im Kunstgewerblichen stecken.

Das liegt auch an einer Sprache, die man altfränkisch nennen könnte, wenn das Wort nicht einen Beiklang von Angemessenheit hätte. "Der Marschall musste am 31. Juli 1602 kniend sein Todesurteil zur Kenntnis nehmen, das er mit Unverständnis und maßloser Wut auch noch zwei Tage später auf dem Schafott als blankes Unrecht empfand." So beschreibt Schultz das Ende des Marschalls Biron, der sich gegen Heinrich IV. erhoben hatte. Über den König selbst heißt es, er habe nicht das Talent gehabt, "die Damen der Sogwirkung einer betäubenden Verführung auszusetzen". Seine künftige Ehefrau Margarete von Valois erlaubt einem Kavalier aus ihrer Umgebung, "bis zu ihrer weitreichenden Gunst vorzudringen", und Heinrichs Affären haben "bald zu große öffentliche Auffälligkeit erreicht". So könnte man noch lange weiterzitieren, ohne den Vorrat an Stilblüten, den dieser schmale Band bereithält, ganz auszuschöpfen.

Auch mit den Fakten nimmt es Schultz nicht immer genau. Die Könige Polens heißen nicht "Jagelonen" und werden auch nicht "ernannt", und der Friedensvertrag von Cateau-Cambrésis wurde nicht 1532, sondern 1559 geschlossen. Heinrich IV. verfügte nicht über ein "stehendes Heer" von 280 000 Mann, das gelang erst seinem Enkel, und von einer Grafschaft "Marck" hatte man im Heiligen Römischen Reich nie gehört. Einem Buch, dessen Furor den Leser über die Untiefen der europäischen Geschichte trägt, könnte man solche Patzer vielleicht verzeihen, bei Schultz aber fallen sie doppelt ins Gewicht: Sie markieren die allzu engen Grenzen seiner Recherche.

Für diese Biographie spricht ihre Kürze: Zweihundert Seiten, das ist, wie schon bei Schultz' Bändchen über Richelieu (F.A.Z. vom 12. März 2009), ein Format, das sich von den handelsüblichen Großwälzern über inferiore Dichter und Denker wohltuend abhebt. Aber damit endet auch die Liste der Qualitäten. Wer Näheres über Heinrich IV. erfahren will, halte sich an Saint-René Taillandiers Lebensschilderung, die nach dem Krieg in mehreren Auflagen erschienen und noch immer antiquarisch erhältlich ist. Wer ein Geschichtsbuch für die Tante braucht, der greife zu Uwe Schultz.

ANDREAS KILB

Uwe Schultz: "Henri IV. Machtmensch und Libertin". Insel Verlag, Berlin 2010. 223 S., br., 24,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Andreas Kilb hat nichts gegen Biografien, doch Uwe Schultz' Porträt des französischen Königs Henri IV muss sich von ihm eine vernichtende Kritik gefallen lassen. Dass der Autor seine historischen Recherchen nicht selbst getätigt hat, sondern sich durchweg auf die Arbeit anderer, vornehmlich französischer Biografen stützt, trägt ihm schon mal den Ärger des Rezensenten ein, der statt "aufgewärmter Lesefrüchte" "Frischware" erwartet hätte. Darin liegt dann auch das zweite große Problem, das Kilb mit dieser Lebensbeschreibung hat, nämlich der Ton der "Uneigentlichkeit", dem abzulesen ist, dass Schultz hier eben nicht selbst geforscht hat, sondern lediglich Lektürewissen aufbereitet. Dann ist da die Sprache, die Kilb schrecklich altmodisch findet und die zudem vor Stilblüten nur so strotze, wie er in nicht wenigen Beispielen zu belegen sucht. Und zu schlechter Letzt hat der erboste Rezensent auch noch jede Menge sachlicher Fehler gefunden, die er im Verein mit den bereits genannten Mängeln als unverzeihlich deklariert. Bleibt Kilb nur noch, die besonders in diesem Falle wohltuende Kürze des Bandes zu loben.

© Perlentaucher Medien GmbH