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Eine große Saga über das Schicksal einer levantinischen Familie zwischen Orient und Okzident
Als Amin Maalouf eines Tages erfährt, daß im Haus seiner Mutter in Beirut eine Truhe mit Schriftstücken - Briefen, Tagebüchern und anderen Dokumenten - aus dem Nachlaß seines Großvaters aufbewahrt wird, macht er sich sofort auf den Weg in den Libanon. Noch an Ort und Stelle beginnt er mit der Lektüre, die ihn kaum wieder losläßt. Er nimmt das Vermächtnis mit nach Paris, ordnet das Material, legt Verzeichnisse an, und allmählich entsteht der Plan zu einem Buch über die Geschichte seiner Familie.…mehr

Produktbeschreibung
Eine große Saga über das Schicksal einer levantinischen Familie zwischen Orient und Okzident

Als Amin Maalouf eines Tages erfährt, daß im Haus seiner Mutter in Beirut eine Truhe mit Schriftstücken - Briefen, Tagebüchern und anderen Dokumenten - aus dem Nachlaß seines Großvaters aufbewahrt wird, macht er sich sofort auf den Weg in den Libanon. Noch an Ort und Stelle beginnt er mit der Lektüre, die ihn kaum wieder losläßt. Er nimmt das Vermächtnis mit nach Paris, ordnet das Material, legt Verzeichnisse an, und allmählich entsteht der Plan zu einem Buch über die Geschichte seiner Familie.
Ursprünglich ein Nomadenstamm aus der Wüste zwischen Syrien und Arabien, war sie im 19. Jahrhundert in den Libanon eingewandert und dort seßhaft geworden. Geprägt von den Patriarchen, vor allem von dem Großvater Botros, bleibt sie tief in der orientalischen Tradition verwurzelt und öffnet sich zugleich westlichen Einflüssen.
Maalouf erzählt - anschaulich und anekdotenreich - von den alltäglichen Lebensbedingungen im Orient der letzten zweihundert Jahre, von Fanatikern und Freidenkern, von heimlichen Taufen, von Hochzeiten, Scheidungen und Begräbnissen, von erfolgreichen und mißglück-ten Geschäften, vom Religionsstreit mitten in der Familie, in deren Schicksal das des Landes sich spiegelt.

Im 20. Jahrhundert verlassen viele Libanesen ihre Heimat; auch die Familie von Amin Maalouf emigriert. Maalouf folgt all diesen Spuren und erzählt von den oft seltsamen und überraschenden Lebenswegen der Familienmitglieder, die in alle Ecken der Welt verschlagen wurden.

"Eine wundervolle Familiensaga, die Mitte des 19. Jahrhunderts in einem kleinen Dorf zwischen Beirut und Damaskus beginnt, um ein Jahrhundert später in Massachusetts zu enden." Le Magazine Littéraire

"
Autorenporträt
Ina Kronenberger, geboren 1965 in der Pfalz, übersetzt aus dem Norwegischen und Französischen, u.a. Per Petterson, Linn Ullmann, Ketil Björnstad, Anna Gavalda, Amin Maalouf und Thomas Gunzig.

Amin Maalouf wurde 1949 im Libanon geboren und lebt seit 1976 als Journalist und Schriftsteller in Frankreich. Er bereiste über sechzig Länder und gilt als anerkannter Spezialist für Fragen der arabischen Welt und der Beziehungen zwischen Okzident und dem Nahen Osten. Amin Maalouf war Chefredakteur der Wochenzeitschrift An Nahar International sowie des Magazins Jeune Afrique, während des Vietnamkriegs und der Islamischen Revolution arbeitete er als Kriegsberichterstatter.
Als Buchautor hat er bereits mehrere Romane veröffentlicht.
Im August 2000 wurde bei den Salzburger Festspielen (in Zusammenarbeit mit der finnischen Komponistin Kija Saariaho) die erste Oper nach einem Libretto des Autors uraufgeführt: L'amour de loin.
1993 erhielt er den Prix Goncourt, 2010 den renommierten Prinz-von-Astu

rien-Preis in der Sparte Literatur, im Jahr 2011 den Sultan Bin Ali Al Owais Cultural Award.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.02.2006

Nomaden der Existenz
Eroberer- und Lehrerseelen: Amin Maaloufs große Familiensaga

Einem Nomaden muß der Begriff "Verwurzelung" suspekt erscheinen, nichts ist seiner Lebensweise ferner als das Einpflanzen der eigenen Existenz in den obskuren Stoff Heimaterde. Aus einem Nomadengeschlecht stammend, lehnt Amin Maalouf die Übersetzung "Wurzeln" für den französischen Originaltitel "Origines" seiner Familiengeschichte ab: "Die Spur des Patriarchen" erzählt von Pfaden, Bewegung, Migration, nicht von fixen Verankerungen. Der Journalist und Autor historischer Romane ist bekennender Exilant, ja verlangte in seinem Essay "Mörderische Identitäten" eine Neudefinition von Identität über die Person des Migranten, die mehrere Zugehörigkeiten in sich vereint; anders als etwa Tahar Ben Jelloun, der ebenfalls in Paris lebt und über das Exil schreibt, wendet er die ewige Wanderung ins Positive. Wenn Maalouf also die Fährte seines Großvaters verfolgt, so zeichnet er keinen einfachen Stammbaum: Es ist ein Spurengeflecht, das der Forscher suchend abschreitet.

Seine Recherchen fördern das Leben eines Exzentrikers zutage. Botros Maalouf (1868 bis 1924), aus einem Dorf in den libanesischen Bergen stammend, zeigt schon im Auftreten, wie wenig ihm an Konventionen liegt: Vor die Wahl zwischen orientalischem Fes und westlichem Hut gestellt, geht er barhäuptig auf die Straße; das bauschige Hemd und ein schwarzes Cape, von einem goldenen Ring zusammengehalten, vervollständigen das Bild, das den Menschen von Beirut und Zahleh absonderlich erscheinen mußte. Hinzu kommen große Ideale und störrische Ideechen: Der Freimaurer tauft seine Kinder nicht und gibt einer Tochter den männlichen Namen Kemal, Atatürk zu Ehren. Wichtiger als diese Anekdoten ist Botros' Wirken. Der langjährige Lehrer gründet mit seiner jungen Frau eine "Universalschule", die alle Konfessionen vereint und neue pädagogische Prinzipien anwendet. Ein ambitioniertes Projekt, das zum Scheitern verurteilt war.

So könnte man die Geschichte des Mannes resümieren, und doch wäre wenig gesagt. Sein Enkel erforscht Dutzende Seitenzweige, schlägt weite Bögen und holt die Geschichte der Gegend, der gesamten Epoche mit hinein. So ist das Leiden am stagnierenden Orient, im Euphemismus "Allgemeinzustand des Landes" bitter pointiert, ständig präsent.

Für viele ist der Ausweg die Emigration, wie sie Botros' Bruder Gebrayel prototypisch vorführt: Der geschäftstüchtige junge Mann wandert nach Kuba aus und erlangt dort Reichtum und Macht. Lange verkörpert er die Möglichkeit eines Neuanfangs für die Zurückgebliebenen, besonders für seinen Bruder, der versucht ist, ihm zu folgen; die "Erobererseele" zeigt die Alternative zur "Lehrerseele" auf, welche die Dinge vor Ort zu ändern sucht. Dann stirbt Gebrayel 1918 bei einem dramatischen Autounfall, und der kubanische Ableger verdörrt.

Das "kubanische Abenteuer" zeigt die Bruchlinien einer komplexen Familie, die sich in den Disputen zwischen Vätern und Söhnen, diversen Schulgründungen oder den Glaubensstreitigkeiten fortsetzen. Die Identitäten sind fließend, aber oft klaffen jäh Gegensätze in Temperament und Weltanschauung auf, nie ist es möglich, Politik von Glauben oder "das Politische vom Persönlichen zu trennen": Im Nahen Osten überschneiden sich alle Bereiche fortwährend. Das verleiht der Familiensaga ihre Brisanz, Anekdoten erlangen exemplarische Bedeutung, illustrieren große Fragen der Vergangenheit und der Gegenwart. Auch für sich genommen platzen einige Episoden vor Spannung: Das Werben des Urgroßvaters Tannous um Soussène ist abenteuerlich, ebenso die Geschichte des Heimatdorfes, einstiger Sitz der "Schurkenfürsten". Aufstieg und Fall Gebrayels und nicht zuletzt die idealistischen Flausen des Großvaters machen aus der Familiengeschichte eine epische Erzählung. Und wen interessierte nicht die Geschichte des Jungen, der in Hungerstreik trat, um die Schule fortsetzen zu dürfen?

Der Autor jedoch ist ehrlich, ihn treiben die persönliche Neugier und auch der Wunsch, als "letzte Station vor dem Vergessen" das Gewesene zu bannen. Er bewegt sich auf dem schmalen Grat zwischen einer Suche nach der eigenen Herkunft und einer möglichst sachlichen Rekonstruktion: "Doch fällt es mir schwer, mit nüchterner Objektivität über Begegnungen zu schreiben, die dazu führten, daß es mich auf dieser Welt gibt, und ohne die dieser Bericht jeglicher Grundlage beraubt wäre." Maalouf widmet sich einerseits akribischen Recherchen, liest Briefe und Reden, reist nach Kuba, stöbert auf Friedhöfen und in Archiven; nichts schreckt ihn, wenn es gilt, die Wahrheit hinter der Legende zu finden. Andererseits lebt er in ihr, erkennt im Leben des Ahnen das Eigene, denn "in den Spuren seines Aufbegehrens suche ich nach meinen Ursprüngen, auf seine Revolte berufe ich mich".

Das Wechselspiel zwischen Nähe und Distanz spannt den Text bis zum Zerreißen. Maalouf legt einen Blätterwald zwischen sich und die Vorgänger - oder er springt in die Identifikation. Er braucht die penible Rekonstruktion, um sich nicht an zu großer Nähe zu verbrennen. Deshalb hat der dicke Band die staubige Last des Archivs nicht gebändigt, beim Lesen gilt es, die eine oder andere Durststrecke zu durchblättern. Das ist bedauerlich, denn Maalouf reflektiert nicht nur die Vielschichtigkeit des Großvaters, sondern auch die eigene. Aber für eine Haltung hätte er sich wohl entscheiden müssen: für die fein dosierte ironische Distanz, die erzählerische Eleganz seiner historischen Romane, die streckenweise tatsächlich die Oberhand gewinnt; oder aber für eine konsequentere Annäherung. Wie diese aussehen könnte, das erahnt man in den besten Passagen, während der Kubareise: "Ein leichter lauwarmer Wind streicht mir über die feuchten Lider. Ich habe plötzlich das Gefühl, in dieser Stadt geboren zu sein. Ja, auch in dieser Stadt."

NIKLAS BENDER

Amin Maalouf: "Die Spur des Patriarchen". Geschichte einer Familie. Aus dem Französischen übersetzt von Ina Kronenberger. Insel Verlag, Frankfurt am Main, Leipzig 2005. 475 S., geb., 24,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.03.2006

Raunendes Rascheln
Amin Maaloufs Libanon-Roman „Die Spur des Patriarchen”
Mit so einer Geschichte kann eigentlich nichts schiefgehen, denkt man und taucht willig in den Strom der Ereignisse. Libanesische Großfamilie mit Nomadenvergangenheit, in orthodoxe, katholische und protestantische Zweige sich auffächernd, der Niedergang des Osmanischen Reichs und die Ausbreitung der westlichen Protektorate, ein zwischen Auswandern und kämpferischem Dableiben zögernder Großvater, ein in Kuba etablierter Großonkel, Brautwerben, New-York-Reisen, levantinische Begräbnisse, Tabakanbaupläne in der Bekaa-Ebene, gelegentlich legendenumwobene Briefe mit angesengten Ecken aus Havanna. Der Schlusspunkt auf Seite 468 kommt aber wie eine Erlösung, ein Gnadenakt, fast schon ein Gnadenstoß: Dies sei erst der Anfang der Geschichte, teilt der Autor mit, eines Tages werde er vielleicht auch ausführlich von seinen Brüdern und Schwestern erzählen müssen.
  Der 1949 im Libanon geborene Amin Maalouf ist in den letzten Jahren zu einem Meister der tausend und zwei Geschichten von der Nahtstelle von Orient und Okzident, von archaischen Familien- und modernen Individualabenteuern geworden - man weiß nicht recht, wie. Geschichtsereignisse, Legenden und Mythen rascheln in seinen Romanen so, wie Papierstapel auf dem Schreibtisch rascheln, wenn der Sturm immer nur in der Ferne grollt. Das Talent dieses Autors wird überschätzt. Wer daran zweifelt, lese dieses Buch. Als Maaloufs Nachforschungen über seine Vorfahren stockten, fuhr er ins Haus seiner Mutter nach Beirut, wo ein Koffer mit alten Papieren, Briefabschriften, Fotos lag. Nach Paris zurückgekehrt, beginnt er zu lesen, kauft Aktenordner, Etiketten, notiert, lächelt, ärgert sich, trocknet Tränen - doch will der Geruch von Leim und Heftklammern aus diesem Buch nicht mehr weichen.
Amerika in der Levante
Dokumentbetrachtung wird umständlich mit Ereignisschilderung verschränkt, der Briefwechsel zwischen Botros, dem daheimgebliebenen Großvater, und Gebrayel, dem ausgewanderten Großonkel, wird in die Lücken der Zeitsprünge eingepasst, das Abschreiben und Kombinieren des Erzählers geschwätzig miterzählt. Wo die Erzählerfigur, die mit dem Autor Maalouf deckungsgleich ist, Raum für ein subtiles Spiel der Distanz hätte schaffen können, klebt sie wulstig an den Fakten und behindert den Erzählfluss.
   Ob Botros nach 1900 aus Langeweile, Fernweh, Liebeskummer oder wegen seines Bruders nach Kuba reiste, ist uns nach all den Mutmaßungen des Erzählers beinahe egal. In seine Kommentaren geht selbst die Vision des Großvaters von einem american dream auf orientalischem Boden unter. Der Amerika-Heimkehrer soll mit einem drusischen Freund in einem Beiruter Café über die bessere Zukunft diskutiert haben. Zwei Levantiner, freiheitsliebend, wissensdurstig: „Ich kann mir ihre von einem zitternden Lichtschein erleuchteten Gesichter vorstellen, und um sie herum die schlafende osmanische Stadt”. Auch wir könnten uns das gut vorstellen, doch immer steht dieser Erzähler im Weg.
Freiheitsdurstiges Knistern
   Das freiheitsdurstige Knistern im Osmanischen Reich, die Zukunftshoffnung einer des Turbantragens überdrüssigen, dennoch herkunftsbewussten Generation, der vom aufklärerischen Saloniki ausgehende Geist der Freidenker und der darauf antwortende Fanatismus, die Kämpfe auf den Hängen des Libanon gegen die französische Mandatschaft nach dem Ersten Weltkrieg - all dies ergäbe den richtigen Hintergrund für die Figuren und Episoden dieser Familiensaga. Vielleicht war Amin Maalouf nicht der richtige Mann, sie zu schreiben. Vielleicht stand er ihr zu nah und konnte sich deshalb nie recht zwischen Vorder- und Hintergrund entscheiden. Die Übersetzerin Ina Kronenberger tat, was sie konnte, um das Buch stilistisch auf Distanz zu setzen. Doch auch sie konnte nicht verhindern, dass nur ein üppig kommentierter Stammbaum herauskam.     JOSEPH HANIMANN
AMIN MAALOUF: Die Spur des Patriarchen. Geschichte einer Familie. Aus dem Französischen von Ina Kronenberger. Insel Verlag, Frankfurt am Main und Leipzig 2005. 477 Seiten, 24,80 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Joseph Hanimann kann kaum fassen, dass ein Roman, der aufgrund seines spannenden Stoffes eigentlich gar nicht "schief gehen kann", dann doch so vollkommen misslungen ist. Die Familiensaga, in der der libanesische Autor Amin Maalouf die eigene familiäre Vergangenheit festhält, erzählt vom Nomadenleben, vom "Niedergang des Osmanischen Reichs", von Auswanderung nach Kuba, Amerika-Reisen und von vielem mehr, berichtet der erschöpfte Rezensent, der den Schluss des Romans geradezu als "Gnadenakt" empfindet. Hanimann hält das "Talent" von Maalouf für "überschätzt" und er sieht diesen Roman als schlagenden Beweis für sein harsches Urteil an. Das größte Problem sieht der Rezensent in der "geschwätzigen" Präsenz eines Erzählers, in dem er unschwer den Autor selbst zu erkennen glaubt. Hanimann fehlt es an "Distanz" und er bedauert, dass in den "umständlichen" Kommentaren des Erzählers die spannendsten Geschichten einfach "untergehen". Statt einer fesselnden Familiengeschichte ist so lediglich ein "üppig kommentierter Stammbaum" entstanden, meint Hanimann enttäuscht, der dies keinesfalls der Übersetzerin Ina Kronenberg angelastet sehen will, die, wie er ausdrücklich betont, "tat was sie konnte", um wenigstens "stilistisch" etwas "Distanz" zu schaffen.

© Perlentaucher Medien GmbH
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