Marktplatzangebote
18 Angebote ab € 1,40 €
  • Gebundenes Buch

Wer war Cagliostro? Ein begnadetet Arzt und Wunderheiler oder ein gefährlicher Scharlatan und Betrüger?
Iain McCalman erzählt die Lebensgeschichte einer der einflussreichsten und schillerndsten Gestalten des 18. Jahrhunderts. Seine Biographie ist spannend wie ein Roman. Sie folgt nicht nur dem Leben des Giuseppe Balsamo, der sich Alessandro Graf Cagliostro nannte, sondern auch seiner Wirkungsgeschichte, die bis heute andauert.
Im Jahre 1743 wird Giuseppe Balsamo in einem der Armenviertel von Palermo geboren. Mit zwanzig Jahren verläßt er seine Heimatstadt, bricht zu einer Reise nach
…mehr

Produktbeschreibung
Wer war Cagliostro? Ein begnadetet Arzt und Wunderheiler oder ein gefährlicher Scharlatan und Betrüger?

Iain McCalman erzählt die Lebensgeschichte einer der einflussreichsten und schillerndsten Gestalten des 18. Jahrhunderts. Seine Biographie ist spannend wie ein Roman. Sie folgt nicht nur dem Leben des Giuseppe Balsamo, der sich Alessandro Graf Cagliostro nannte, sondern auch seiner Wirkungsgeschichte, die bis heute andauert.
Im Jahre 1743 wird Giuseppe Balsamo in einem der Armenviertel von Palermo geboren. Mit zwanzig Jahren verläßt er seine Heimatstadt, bricht zu einer Reise nach Nordafrika auf und bereist unter dem Namen Graf Cagliostro zehn Jahre lang Europa. Als Geisterbeschwörer, Wunderheiler und Prediger macht er sich einen berühmt-berüchtigten Namen in allen Ländern seiner Zeit: In Rom und Venedig, in London, St. Petersburg und Paris vollbringt er alchemistische Kunststücke und unerklärliche Wunder, behandelt Kranke, gründet Filialen seiner Freimaurerloge und kommt in Konflikt mit Katharina der Großen, Marie Antoinette und Papst Pius VI.
In Paris wegen Betrugs im Zusammenhang mit der berüchtigten Halsbandaffäre verhaftet, liefert ihn seine Frau und Gehilfin, kurz nach seiner Freilassung aus der Bastille, 1789 der römischen Inquisition aus. Noch einmal zieht er im vatikanischen Staatsgefängnis, wo er die letzten sechs Jahre seines Lebens verbringt, alle Register seiner Kunst.
Auf der Grundlage genauer historischer Recherchen erzählt Iain McCalman das Leben und die Wirkungsgeschichte des Cagliostro und entwirft ein eindringliches und ausgewogenes Porträt des Mannes und seiner Epoche zwischen Aufklärung und Okkultismus am Beginn der Moderne. In Mozarts Zauberflöte ebenso wie in Goethes Faust zeigt sich sein Einfluß, bei Schiller, William Blake und Alexandre Dumas. Walter Benjamin sah in Cagliostro eine Schlüsselfigur der abländischen Kultur. Der Kampf der Kirche gegen den letzten Alchemisten steht für die Unterdrückung der magischen Ursprünge der Wissenschaft, Cagliostro für kreative Irrationalität in einer repressiven Welt.

Autorenporträt
Iain McCalman, geboren 1947, ist Direktor des Humanities Research Centre an der Universität Canberra/Australien. Durch eine seiner Buchveröffentlichungen wurde er bekannt als Kulturhistoriker.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.06.2004

König aller Geisterseher
Zwielichtiger Glamour: Iain McCalman späht Cagliostro aus
Was für eine verrückte Zeit, dieses 18. Jahrhundert, von wegen nur Aufklärung und Revolution! Neben Philosophen und Schriftstellern wie Voltaire, Rousseau, Diderot und umliegenden Ortschaften, ragten Gestalten heraus, die entschiedener Glücksrittergeist beseelte und reichlich Scharlatanglanz ausstattete. Diese Leute scheuten sich nicht, im europäischen Maßstab zu betrügen, zu täuschen und vorzugaukeln, Personen, deren Physiognomien ihren Anhängern göttlich erleuchtet schien, auch wenn daran nur das bengalische Licht und der Nebelkerzenschein von Seancen, Inszenierungen und Beschwörungen Anteil hatten. Diese Veranstaltungen machten auch den klarsten Köpfen offenbar Spaß, selbst wenn man nicht glauben mag, dass diese Freimaurer-, Illuminaten- und Rosenkreuzerrituale Goethe, Mozart oder Friedrich II. wirklich imponierten, obwohl sie die Erlauchten zweifellos inspirierten.
Mummenschanz und Illusionskunst verfehlen ihre Wirkung selten, selbst wenn sie durchschaut werden. Nichts gefällt besser, als die Verblüffung durch Hellseherei, Gedächtnisakrobatik oder Zaubertricks. Außerdem beeindrucken Rampenfrechheit, Draufgängertum und die risikoreiche Suche nach erotischen wie sonstigen Abenteuern immer. Misst man den zwielichtigen Glamour heutiger Stars mit jenem Irrlichtern der Skandalgrößen des 18. Jahrhunderts, so bleibt ungläubige Bewunderung für Lebensweisen und -leistungen, die nicht nur Jahrhunderte überdauerten, sondern sogar mythisch glänzen. Was Giacomo Casanova alias Chevalier de Seingalt, Graf St. Germain oder Giuseppe Balsamo alias Graf Cagliostro an geradezu welthistorischen Shows und Performances vor Fürsten, Kardinälen und Königen ablieferten, zwingt Staunen ab.
Am Halsband erkennt ihr sie
Kaum vorstellbar, dass Katharina die Große unter Pseudonym zur Feder griff, um dem Treiben Cagliostros in Russland ein Ende zu bereiten, kaum zu glauben, dass Papst Pius VI. meinte, er habe in diesem vermeintlich mächtigen, weltweit vernetzten Logenbruder Europas gefährlichsten Gefangenen in der Hand, den man wie ein Schießhund bewachen müsse bis zur völligen Isolation, da er sonst die Weltverschwörung in Gang setzte. Nicht zu fassen, dass kluge Damen wie Elisa von der Recke in den himmelnden Glubschaugen des so genannten Grafen himmlisches Licht flackern sahen.
Beim Lesen von Iain McCalmans Biographie des Giuseppe Balsamo, der 1743 in Palermos arabisch getöntem Viertel Albergheria geboren wurde, sich in der Jugend Kräuter- und Apothekenkenntnisse, alchimistische und Wunderheilkunststücke aneignete, bevor er seine mehr als ein Jahrzehnt währende Tournee durch Europa begann, erwischt man sich bald dabei, diesen sizilianischen Schlingel zu achten für seinen untrüglichen Instinkt, sich ins Licht des Aufstiegs zu recken und, auf nichts begründet als auf gewinnende Rede, diverse magische Künste und die so genannten Geheimnisse der Freimaurerei, eine internationale, zuletzt unsterbliche Karriere zu machen. Schön zu lesen, wie McCalman selbst dem unheiligen Zauber des Balsamo verfällt, als er vor dem ramponierten Geburtshaus steht und mit den Menschen des Quartiers ins Gespräch kommt. Für sie ist Balsamo längst zum Symbol geworden, dass es Wege aus immerwährendem Elend gibt.
Cagliostro als Idol der Emanzipation, der Wunderheiler als Wohltäter, der Magus als eine Art Robin Hood - unter solchen Aspekten könnte Cagliostro ein besonderes Beispiel der Dialektik der Aufklärung abgeben. Aber der australische Kulturhistoriker McCalman driftet schnell ab in die Lebensgeschichte seines Helden. Allein der Krimi der Halsbandaffäre, die der daran völlig unschuldigen Königin Marie Antoinette politisch mehr schadete als irgendwelche ihrer Äußerungen und Auftritte, hätte genügt, Cagliostro, den Insassen der Bastille und Hellseher der Revolution unsterblich zu machen. Auch das Ende des Großkophta der ägyptischen Riten 1795 im grässlichen Verlies der Festung San Leo bei Urbino erweist sich als surreale Tragikomödie, in den Hauptrollen der nervtötende Cagliostro und sein an ihm scheiternder Bewacher, der Legat Doria. McCalman stellt diese Absurdität gut dar. Auch die bis heute anhaltende Rezeption des „göttlichen Grafen” wird plausibel erläutert.
Leider fehlt ein Personenregister. Und McCalman gibt das Staunen über die Widersprüche von Person und Epoche auf, das ihn anfangs so fasziniert. Wie aber Vernunft und Scharlatanerie, Aufklärung und Okkultismus, Gedankenfreiheit und Geisterglaube, Antiklerikalismus und Mystagogie zusammenhängen und jener zwittrig leuchtenden Epoche untilgbaren Schatten geben, dafür könnte Leben und Wirken des Grafen Cagliostro noch mehr hergeben, als Iain McCalmans dennoch bemerkenswerte Biographie leistet.
HARALD EGGEBRECHT
IAIN McCALMAN: Der letzte Alchimist. Die Geschichte des Grafen Cagliostro. Insel Verlag, Frankfurt am Main 2004. 332 Seiten, 22,90 Euro.
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Die Monografie über den berüchtigten Grafen Cagliostro von Iain McCalman findet Ursula Pia Jauch schlicht unerfreulich. Dafür macht sie vor allem zwei "elementare Probleme" verantwortlich. Zum einen, dass der australische Autor die historischen Quellen nicht selbständig sichten konnte, weil er nur des Englischen mächtig ist und sich die Quellentexte von "freundlichen Assistentinnen" übersetzen lassen musste. Zum anderen, und das wiegt in den Augen der Rezensentin erheblich schwerer, schwankt die Monografie zwischen Studie, Essay und historischem Roman. Der Autor, so Jauch unzufrieden, kann sich einfach nicht entscheiden, was er eigentlich schreiben will und so verliert er sich neben einem Wald aus Fußnoten und wissenschaftlichen Verweisen immer wieder in die "Einflüsterungen einer blumigen Phantasie". Die "malerischen Details", mit denen McCalman über Cagliostros Leben berichtet, sind der Rezensentin einfach des Guten zuviel, zumal der Autor Anspruch erhebt, Einblicke in das Innenleben seines Porträtierten zu haben. Wohl ein "Fall akademischer Selbstüberschätzung", vermutet Jauch, die allerdings den Unterhaltungswert des Schlusskapitels mit zahllosen Danksagungen des Autors an seine vielen Helfer nicht in Abrede stellen mag.

© Perlentaucher Medien GmbH