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Manche Begegnungen verändern ein Leben für immer ...
Taormina, Sizilien, Sommer 1962: Als ein junger Amerikaner auf Italienreise ein faszinierendes Paar kennenlernt, beschließt er, länger in dem malerischen Küstenort zu bleiben. Schnell verstrickt er sich in Sehnsüchte und Leidenschaften, die ihn gleichermaßen faszinieren und abstoßen ... Ein Roman über die Macht der Erinnerungen an Sehnsüchte und Leidenschaften, die ein Leben formen und prägen.

Produktbeschreibung
Manche Begegnungen verändern ein Leben für immer ...

Taormina, Sizilien, Sommer 1962: Als ein junger Amerikaner auf Italienreise ein faszinierendes Paar kennenlernt, beschließt er, länger in dem malerischen Küstenort zu bleiben. Schnell verstrickt er sich in Sehnsüchte und Leidenschaften, die ihn gleichermaßen faszinieren und abstoßen ... Ein Roman über die Macht der Erinnerungen an Sehnsüchte und Leidenschaften, die ein Leben formen und prägen.
Autorenporträt
Theroux, Paul
Paul Theroux, geboren 1941 in Medford, Massachusetts/USA, ist mit mehr als dreißig veröffentlichten Büchern einer der weltweit populärsten US-Gegenwartsautoren. Als Reiseschriftsteller erlangte er Weltruhm. Theroux ist seit 2013 Mitglied der American Academy of Science and Arts. Er lebt mit seiner Familie auf Hawaii und auf Cape Cod. Bei Hoffmann und Campe erschien zuletzt sein Sachbuch Auf dem Schlangenpfad. Als Grenzgänger in Mexiko (2019).

Hens, Gregor
Gregor Hens wurde 1965 in Köln geboren und lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Berlin. Zuletzt erschien von ihm Nikotin (2010). Er übersetzte Werke von Marlon Brando, Leonard Cohen, Rawi Hage und Kurt Vonnegut.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Tilman Urbach lernt Paul Theroux mit diesem Buch von einer weniger bekannten Seite kennen. Im vom Autor vor mediterraner Kulisse inszenierten Spiel von Unterwerfung und Selbstaufgabe, Begehren und Aufbegehren, Widerstand und Hingabe einer amour fou geht es laut Urbach zwar einmal mehr um innere Seelenzustände. Doch schafft Theroux hier laut Rezensent ein Netz von Bezügen (zu D. H. Lawrence etwa) und Motiven mit märchenhafter Leichtigkeit, nur um diese mittels drastischer Sexszenen zu brechen. Für Urbach ein gelungener Streich, um jeder Sentimentalität zu entgehen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.02.2015

Grausen am Fuße des Ätna
An diesem Wochenende erscheint „Der Fremde im Palazzo d’Oro“, eine wunderbare
Novelle von Paul Theroux, ein lichtes Alterswerk über das Reisen, die Liebe – und den Neid
VON BURKHARD MÜLLER
Dies ist meine einzige Geschichte. Jetzt, mit sechzig Jahren, kann ich sie erzählen.“ Ein Autor, der so anzufangen versteht, darf sich der Aufmerksamkeit seines Lesers gewiss sein. Als mittelloser einundzwanzigjähriger Student, auf den harten Sitzen der Holzklasse des regionalen Bummelzugs, ist der junge Gil damals, 1962, nach Taormina am Hang des Ätnas gekommen. Vor fünfzig Jahren war Italien so arm wie heute wieder, oder sogar noch ärmer, und doch war es ein Traum, wenngleich einer voller Schmutz und Taschendiebe. Gil ist inzwischen ein überaus erfolgreicher Maler, der gegen allen konformistischen Druck der Moderne an einem soliden figürlichen Stil festhielt; ein wenig darf man sich seine Kunst wohl wie die von Lucian Freud vorstellen.
  Jetzt sucht er noch einmal den Ort seiner Geschichte auf. Er hatte damals hinter dem schmiedeeisernen Gitter im Garten des vornehmsten Hotels am Platz, des titelgebenden Palazzo d’Oro, ein distinguiertes ausländisches Paar beim Mittagessen erblickt, sie goldblond, er dunkler und mit Hakennase, in Strohhüten und weiter, weißer Kleidung. Da durchfuhr ihn plötzlich ein glühender Wunsch: „Ich stellte mir vor, wie es wäre, an ihrem Tisch zu sitzen, und ich dachte: Ich will euer Leben leben.“
  Wie kann er das wünschen, wo er von ihrem Leben doch gar nichts weiß? Sehen kann er davon nur das Geld. Aber es hat ihn jetzt der Neid in seinen Krallen – der Neid, der ja die Fantasie der Fantasielosen ist. Da er Manieren, Geistesgegenwart und einen gewissen leichtfertigen Charme besitzt, gelingt es ihm nicht nur, die Bekanntschaft des Paars zu machen, sondern sie bezahlen ihm alsbald auch ein Zimmer in ihrem teuren Hotel. Ein bisschen fühlt man sich an Patricia Highsmiths talentierten Mr. Ripley erinnert.
  Dass hierfür auch etwas von Gil erwartet wird, versteht sich. Und Haroun, der arabischstämmige Begleiter der Dame, teilt ihm auch ziemlich unverblümt mit, was: Er soll um die Gräfin (denn um eine solche handelt es sich) werben, ihr Lover werden und sie über ihre verzweifelte Einsamkeit hinwegtrösten. Keineswegs nämlich sind die beiden ein Liebespaar, sondern er ist ihr Arzt und Begleiter, selber homosexuell und darauf erpicht, für einige Zeit ihrem launischen Regiment zu entweichen, um seinen eigenen Neigungen zu frönen.
  Gil, der vom Luxus gekostet hat, mit Bargeld und einer neuen Garderobe ausgestattet wurde, glaubt seiner Freiheit nichts zu vergeben, wenn er sich diesem heiklen, aber anscheinend transitorischen Auftrag unterzieht. Die Gräfin (eine Deutsche, wie sich herausstellt) zeigt sich ihm spröde und herrisch, degradiert ihn zum Lakaien – aber als er, durch so viel Widersetzlichkeit aufgestachelt, sie endlich doch herumkriegt, zahlt er es ihr im Bett heim.
  Oder genauer gesagt, auf dem Teppich ihrer Suite, wo sie sich ihm hündisch hingibt, doch stets im Dunkel und mit so viel Kleidung auf ihrer seidigen Haut wie möglich, Seidenbändern, Strumpfhaltern, einer „ausgeklügelten“ Unterhose, mit einem Wort „allem, was das alte, feminine Europa zu bieten hatte“.
  Hier waltet ein Geheimnis, das Gil nicht durchschaut und das offenbar mit dem Verhältnis von Arzt und reisender Patientin zu tun hat. Als er es von Haroun erfährt, der viel zu stolz darauf ist, als dass er es auf Dauer verschweigen könnte, erfüllt es den Ich-Erzähler mit einem Grausen, das ihn sein Leben nicht mehr loslassen wird. Ist sein unbedachter neidischer Wunsch auf perverse Weise doch in Erfüllung gegangen? Wie es einer guten Novelle geziemt, hat auch diese ihre Rahmenhandlung: Ihm, dem nunmehr gealterten und erfolgreichen Mann, begegnet ein Mädchen, das sich ihm von ihrer freundlichen Seite zeigt. „Signalisiert sie sexuelle Offenheit oder ist sie einfach nur süß? Wenn man diese Frage nicht mehr beantworten kann, ist man alt.“
  Auch sie würde, wie sich herausstellt, nur allzugern sein Leben leben . . . Zum Schluss erhält der Leser Einblick in eine schwindelerregende Kette immer abwechselnd zwischen alt und jung verhakter Paarungen, die zurückreicht bis in die Zeiten, als der englische Dichter D. H. Lawrence hier in Taormina logierte, im Jahr 1880.
  Ja, es ist eindeutig eine Novelle, die Theroux hier vorlegt, mit der einen wunderbaren Begebenheit in ihrem Zentrum, um die die Akteure sich zu gruppieren haben, auch wenn auf dem Umschlag, wie heute bei jedem Stück Prosa von mehr als achtzig Seiten Länge üblich, „Roman“ steht. Novellen erscheinen heute so hoffnungslos altmodisch wie die Unterwäsche der Gräfin.
  Dabei ist sie ein wirkliches Musterstück ihrer Gattung: knapp und spannend erzählt, mit einem Flair, das nicht viele Worte braucht, und mit einem Erzähler, der eben unsympathisch genug ist, dass er interessant wird. Sie hat ein klares Thema, Jugend und Alter und den Neid, der sie trennt und verbindet, und beleuchtet es mit einer Pointe, die sitzt.
  Es ist schade, dass Paul Theroux hierzulande so wenig bekannt ist. Er hat rund vierzig Bücher geschrieben, seine Reportagen über China und die Südsee zeugen vom Wagemut des Reisenden, seine Romane sind witzig erfunden und durchgeführt, sein Bericht von der Freundschaft und später quälenden Feindschaft zum Nobelpreisträger V. S. Naipaul ist auch deshalb ein so lebendiges Buch geworden, weil er darin den Impuls des Neides zugelassen hat. Über den weiß Theroux alles. Nun hat sich der 1941 geborene Autor, sonst episch breit, als späten Luxus diesen schmalen, kunstvoll gefeilten Band gegönnt, ein bei aller Trauer lichtes Alterswerk.
  Das Original heißt „The Stranger at the Palazzo d’Oro“. Stranger, das kann Mann oder Frau sein. Der Übersetzer Gregor Hens hat sich, da ihm hier die deutsche Sprache die Pistole auf die Brust setzt, zu „Der Fremde“ entschlossen und damit diese Titelrolle dem Erzähler zugesprochen, die doch mit gleichem Recht auch der Gräfin zukäme. Selbst in den scheinbar kleinsten Entscheidungen in der anderen Sprache steckt notwendig eine Interpretation mit unabsehbaren Folgen.  
„Ich stellte mir vor, wie es wäre,
an ihrem Tisch zu sitzen, und ich
dachte: Ich will euer Leben leben.“
Wer auch immer den Film dreht zur Novelle „Der Fremde im Palazzo d’Oro“ von Paul Theroux, er sollte sich vorher Michelangelo Antonionis „L’Avventura“ (1960) ansehen: hier das Schlussbild, mit dem Blick über das Paar (Monica Vitti und Gabriele Ferzetti) hinaus auf den Ätna.
Foto: CINO DEL DUCA/PCE/LYRE / Kobal C
  
  
  
Paul Theroux: Der Fremde im Palazzo d’Oro. Roman. Aus dem Englischen von Gregor Hens. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2015. 176 Seiten, 18 Euro. E-Book 14,99 Euro.
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"Theroux ist erneut ein packender Reiseroman gelungen, dessen Lektüre auch jenseits von Sizilien lohnt." Kurier am Sonntag, 01.02.2015