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Produktdetails
  • Verlag: Hoffmann und Campe
  • Seitenzahl: 495
  • Abmessung: 215mm x 146mm x 48mm
  • Gewicht: 736g
  • ISBN-13: 9783455111699
  • ISBN-10: 3455111696
  • Artikelnr.: 24076868
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.09.2004

Kultur der Politik
Nur noch sein: Hilmar Hoffmann aktualisiert seine Erinnerungen

Sind es "schon" vier Jahre oder "erst" vier Jahre, die nach der Erstveröffentlichung von Hilmar Hoffmanns Erinnerungen vergangen sind? Hoffmann entscheidet sich für ersteres und geht mit seiner "archäologischen Spurensicherung" in die aktualisierte und erweiterte Neuauflage. Hilmar Hoffmann galt als einer der einflußreichsten Kulturpolitiker Deutschlands, der auf eine Laufbahn zurückblickt, die vom Leiter einer Oberhausener Volkshochschule in den fünfziger Jahren bis zum Präsidentenamt des Goethe-Instituts reicht. Seine Verabschiedung 2002 durch Bundespräsident Rau beschreibt Hoffmann als "krönenden Abschluß" seiner rastlosen Karriere.

Die oftmals im Plauderton, nicht ohne Stolz und Eitelkeit erzählten Anekdoten berichten von gesellschaftlichen Szenarien, politischen Verstrickungen und liefern mitunter geschickt pointierte Charakterzeichnungen öffentlicher Personen, die den Lebensweg des Kulturpolitikers kreuzten. Hierzu gehören Politiker höchsten Ranges sowie Künstler und Stars unterschiedlichster Provenienz. Die bereits in der Erstauflage bei Hoffmann und Campe erschienenen Erinnerungen schildern sein erfolgreiches Agieren als Kulturdezernent in Frankfurt, das Engagement bei der Stiftung Lesen sowie die Tätigkeit als kulturpolitischer Berater in Weimar, wobei die Frankfurter Jahre deutlich als Gipfel der Laufbahn zu erkennen sind.

Die Neuauflage ergänzt Hoffmanns Lebensbericht um die vergangenen vier Jahre, die immerhin Ereignisse wie den 11. September, Gerhard Schröders Wiederwahl und - für Hoffmann persönlich von besonderer Wichtigkeit - das Ministeramt für Kultur und Medien mit sich brachten. Dementsprechend wurden die Kapitel über Schröder und Joschka Fischer komplett neu bearbeitet sowie ein neuer Teil über Michael Naumann und Julian Nida-Rümelin hinzugefügt. Hoffmanns Fischer-Porträt ("vom Sponti zum weltformatigen Staatsmann") liest sich wie eine offene Liebeserklärung, während das Kulturminister-Kapitel seltsam emotionslos daherkommt. Jenem Anhängsel über die beiden Amtsinhaber geht der unterhaltsame Salonstil des restlichen Buches fast gänzlich ab; es wirkt daher eher wie eine Pflichtübung. Möglicherweise äußert sich in genau jener Nüchternheit ein Gefühl persönlichen Unmuts, dessen explizite Äußerung den allgemeinen Tenor des Buches empfindlich gestört hätte. Am Ende jedoch kehrt das Pathos zurück - jeglicher Unmut verflüchtigt sich: "Jetzt genieße ich den Vorteil des Alters, nichts mehr werden zu müssen, sondern nur noch zu sein."

GREGOR SCHUHEN

Hilmar Hoffmann: "Ihr naht Euch wieder, schwankende Gestalten". Erinnerungen. Neufassung. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003. 540 S., br., 15,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Kein Kapitel zur SPD-Kulturpolitik" bieten diese Erinnerungen des ehemaligen Frankfurter Kulturdezernenten, aber der FAZ-Rezensent Günther Rühle mag es ihm nicht übelnehmen - dazu findet er zuviel "farbigen Stoff" zur Kulturgeschichte der Bundesrepublik besonders seit den sechziger Jahren, als die sozialdemokratische Politik der "Kultur für alle" in Hoffmann ihren berühmtesten Repräsentanten fand. Rühle lobt den Anekdotenreichtum von Hoffmanns Biografie, die seinen Arbeitsweg als "Bergtour des Aufstiegs" schildere: vom Volkshochschulleiter in Oberhausen zum Präsidenten des Goethe-Instituts. Mit Kindheitserinnerungen und ähnlichen privaten Details bleibe man in dieser Biografie verschont. Dafür lerne man viel über das "Frankfurter Kulturwunder", als Hoffmann neue Museen schuf. "Frankfurt wurde zum Brennpunkt der kulturpolitischen Veränderungen." Danach mag sich die Frankfurter Allgemeine Zeitung bis heute sehnen.

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