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Ein Report über die Mullahs in Teheran und den einsamen Riesen Iran, über die Neokonservativen in Washington, über Brüsseler und Berliner Weltpolitiker und die Verantwortlichen der Atomüberwachungsbehörde in Wien - und über die Rolle, die all diese Akteure bei der Entstehung eines sich zuspitzenden Weltkonflikts spielen. Das Buch endet mit drei Szenarien und drei Empfehlungen.
Um den Iran braut sich ein Sturm zusammen, Die Regierung in Teheran hat ein Atomprogramm entwickelt, das darauf hinausläuft, dass innerhalb kurzer Zeit Nuklearwaffen produziert werden könnten. Gleichzeitig hat George
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Produktbeschreibung
Ein Report über die Mullahs in Teheran und den einsamen Riesen Iran, über die Neokonservativen in Washington, über Brüsseler und Berliner Weltpolitiker und die Verantwortlichen der Atomüberwachungsbehörde in Wien - und über die Rolle, die all diese Akteure bei der Entstehung eines sich zuspitzenden Weltkonflikts spielen. Das Buch endet mit drei Szenarien und drei Empfehlungen.

Um den Iran braut sich ein Sturm zusammen, Die Regierung in Teheran hat ein Atomprogramm entwickelt, das darauf hinausläuft, dass innerhalb kurzer Zeit Nuklearwaffen produziert werden könnten. Gleichzeitig hat George W. Bush das Land im Visier ("Achse des Bösen"). Ein Krieg ist im Bereich des Möglichen. Die Reportage der beiden Zeit-Journalisten schildert, wie es zu diesem internationalen Konflikt gekommen ist, erzählt von den Protagnisten des Geschehens und analysiert, was zu tun ist, um eine Eskalation zu verhindern. Ein alarmierendes Buch über Machtspiele am Rande des Abgrunds.
Autorenporträt
Ulrich Ladurner, geb. 1962, arbeitet seit 1999 als Auslandsredakteur der ZEIT, in deren Auftrag er aus dem Irak und Iran, aus Afghanistan und Pakistan berichtet. 1994 erhielt er den Claus-Gatterer-Preis für eine ORF-Reportage.

Gero von Randow war stellvertretender Ressortleiter Politik bei der Wochenzeitung "Die Zeit" und ist jetzt Ressortleiter Wissenschaft der Sonntagszeitung der F.A.Z.. Er ist Autor zahlreicher Sachbücher und war Mitglied der Hautpjury des Deutschen Studienpreises.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 25.04.2006

Atomdetektivbücher
April 2006: Ein kleines Einmaleins der iranischen Bombe

Wird Ende April 2006 einmal der Zeitpunkt sein, auf den man zurückschaut und sagt: Damals gab es nur so ein diffuses Gefühl einer neuen Kriegsbedrohung. In Wirklichkeit war die Spirale der Eskalation aber schon bis zu ihrem höchsten Punkt geschraubt. In Wirklichkeit waren die Weichen in Richtung Krieg bereits gestellt und wurden von den Geheimwaggons der Waffenlieferer und Nachkriegsplaner zügig befahren. Woher kommt in dieser unberechenbaren Situation der Funken Berechenbarkeit, den man braucht, will man sich im April einen Reim auf Mai, Juni und danach machen?

Auf der Suche nach Prophetie in ungeklärter Lage stoßen wir auf Schmitt und Randow. Gero von Randow hat bei Hoffmann und Campe soeben ein Buch vorgelegt: "Die iranische Bombe". Und Carl Schmitt hat vor längerer Zeit, 1932/33 schon, seinen Aufsatz "USA und die völkerrechtlichen Formen des modernen Imparialismus" verfaßt, jetzt nachlesbar bei Duncker & Humblot im Schmitt-Reader "Frieden oder Pazifismus?". Was liegt näher, als mit Schmitt und Randow die unsichere Zukunft sicher zu machen? Beide Autoren überraschen uns mit der Einsicht, daß die Lage entgegen dem Anschein auf paradoxe Weise berechenbar ist. Jedenfalls ist sie das, bezogen auf eine Reihe von Fragen, die uns höchst beunruhigt in die Zukunft schauen lassen: Wie weit ist der Iran rein technisch noch von der Bombe entfernt? Und wie weit ist Washington noch von der Selbstverteidigung entfernt - von jenem Fall also, für den die elastische Frau Rice neulich klargestellt hat, man werde natürlich auch ohne den Sicherheitsrat der Vereinten Nationen die militärische Karte spielen?

Was Frau Rice angeht, so schauen wir in der Wahrsagerkugel von Carl Schmitt, daß die Berechenbarkeit Amerikas gerade in seiner souveränen Unberechenbarkeit liegt. "Diese merkwürdige Elastizität und Dehnbarkeit", schreibt Schmitt zum Völkerrechtsverständnis der Vereinigten Staaten, "diese Offenhaltung aller Möglichkeiten, diese Offenhaltung vor allen Dingen auch der Alternative Recht oder Politik, ist meiner Meinung nach typisch für jeden echten und großen Imperialismus." Es sei schlichtweg "nicht denkbar, daß eine Großmacht, und noch weniger, daß eine imperialistische Weltmacht sich juristisch auf einen Codex von festen Normen und Begriffen festlegt, die ein außenstehender Fremder gegen sie selber handhaben dürfte". Im Blick auf die Manipulationen, mit denen der Irak-Krieg vom Zaun gebrochen wurde, liest sich das in der Tat wie ein prophetisches Manifest. Ob hier auch schon das entscheidende Wort zur aktuellen Iran-Krise gesprochen ist? Wohl überflüssig zu sagen, daß Carl Schmitt naturgemäß nicht als Kritiker, sondern als Bewunderer des hegemonialen Amerikas sprach: "Als Deutscher kann ich bei diesen Ausführungen über den amerikanischen Imperialismus nur das Gefühl haben, wie ein Bettler in Lumpen über die Reichtümer und Schätze von Fremden zu sprechen."

Gero von Randow deutet die Zukunft nicht als Bewunderer Amerikas, aber auch nicht als Antiamerikaner, er prophezeit als Sachverständiger, der die Berichte der von ihm sogenannten "Atom-Detektive" aus Wien auswertet. Randow, einer der bekanntesten deutschen Wissenschaftsjournalisten, ist Chef der Online-Redaktion der "Zeit". In seinem Buch gibt er eine Art wissenschaftliche Einschätzung des nuklearen Bedrohungschakters Irans. Seine These lautet: Die Lage im Iran ist soweit berechenbar, daß ein sofortiger Militärschlag nicht nur nicht geboten sei, sondern die Unberechenbarkeit, die man für diese Region zu Recht fürchtet, erst heraufbeschwören würde. Er stützt diese These nicht mit einer Ideologie des appeasement, sondern mit harten atomwissenschaftlichen Fakten. Alle Szenarien, die dem Iran eine unmittelbare Bedrohung zuschreiben, erscheinen in dieser Schau als Kriegspropaganda, wie man sie zuletzt mit der Behauptung irakischer Massenvernichtungswaffen kennengeernt hatte. Randows kleines Einmaleins der Atomwaffenkunde ist nicht etwa ein politisch naives Pamphlet der Wissenschaftsgläubigkeit. Der Autor ist sich bewußt, daß auch in der iranischen Nuklearkrise nicht die Wissenschaft, sondern die Politik das letzte Wort hat. Doch soll die Expertise es den interessierten Parteien erschweren, mit Wissenschaft Politik zu machen. Es soll später nicht noch einmal ein ehemaliger Bush-Minister sich hinstellen und sagen können: "Tut mir leid, Leute, was ich euch damals über die Waffenarsenale im Wüstensand als unseren wissenschaftlichem Kriegsgrund erzählt habe, war zwar gewohnt souverän gedacht, doch in der Sache leider falsch. Ich bin weg, der Präsident und Rumsfeld aber bleiben."

Das Buch über die iranische Bombe ist weit davon entfernt, die Gefahr zu unterschätzen. Es beschreibt den Iran als ein "dringliches Problem", das gerade deshalb verlange, "auf Zeit zu setzen". Wenn der Iran, wofür der Autor eine Fülle technischer Belege auffährt, noch mindestens "fünf bis zehn Jahre von der Bombe entfernt ist", dann ergibt sich für Randow daraus zweierlei: Zum einen sollte das Zeitfenster vergrößert werden, indem man dem Iran neuerliche Moratorien oder Kontrollmechanismen abhandelt, zumanderen müsse eine Kombination von Sanktionen und Angeboten den Regimewechsel von innen vorbereiten. "Einreisehindernisse, Exportbeschränkungen aller Art und ebenso Importkontrollen für Industriewaren, die sich militärisch verwenden ließen, könnten Hebel sein, die Unzufriedenheit iranischer Wirtschaftskreise mit dem Isolationskurs des Regimes zu schüren."

Tatsächlich wird klar, daß das absehbare strategische Desaster eines Iran-Kriegs in der Verkennung der atomwissenschaftlichen Befunde liegt. Die Atomanlagen von Isfahan und Natanz, um die es geht, sind großenteils unter der Erde verbunkert. Das mache diese Anlagen zwar nicht unangreifbar, schreibt von Randow, aber der Erfolg einer Attacke mit konventionellen Raketen, mögen sie auch auf das Aufbrechen von Befestigungen spezialisiert sein, sei außerordentlich ungewiß. Überdies werde weithin vermutet, daß es bereits Ausweichquartiere für die chemischen Anlagen von Isfahan und die physikalischen von Natanz gibt. Und sollte die bislang unbewiesene Behauptung der Falken in Washington zutreffen, daß neben den weltpolitisch diskutierten Atomanlagen in Isfahan und Natanz "ein zweiter, weit verzweigt und unterirdisch angelegter Nuklearkomplex existiert, dann ist die Option eines Militärschlags erst recht nichts wert".

Soweit das Buch Gero von Randows, das die Nachrichten bis März berücksichtigt. Inzwischen ist die Zukunft nähergerückt, und man muß Zeitschriften lesen, um den April-Stand zu erfassen. Die nächste logisch sich aufdrängende Frage ist von Seymour Hersh im "New Yorker" bereits positiv beantwortet worden: Ja, im Pentagon wird demnach tatsächlich das Szenario durchgespielt, die gegen konventionellen Beschuß gepanzerten Untergrundbunker durch eine Atomwaffenattacke aufzusprengen. Ob die amerikanische Doktrin der Bekämpfung der Massenvernichtungswaffen sich weit genug dehnen ließe, um wirklich diese ultima ratio einzuschließen, ist eine Frage, die auch die Leser Randows wieder an Schmitt verweist.

CHRISTIAN GEYER

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.05.2006

Die Bombe der Mullahs
Der gefährliche Streit um das iranische Atomprogramm
Kein Staat baut leichten Herzens eine Bombe”, schreiben Gero von Randow und Ulrich Ladurner zum iranischen Atomprogramm. Sie erklären, warum sich Iran isoliert und existentiell bedroht fühlt: Die Muslime sehen sich vom Westen gedemütigt; ihre Heimatländer sind ökonomisch, politisch und sozial unterlegen. Die Atombombe würde ihnen Autonomie, Selbstvertrauen und Kraft schenken. Als Machtsymbol sei die „islamische Bombe” Träger politischer, nationaler und religiöser Leidenschaften. Dieses Szenario bedroht den Westen, der die Hegemonie über den Nahen und Mittleren Osten ausüben will.
Ausgewogenheit ist die Stärke dieses Buches. Die Autoren beschreiben auch die iranische Position: Das Land sieht sich als Opfer; überall lauern böse Geister, Imperialisten, Kolonialisten und Ausbeuter. Chomeini wollte die USA aus dem Nahen Osten vertreiben; seine Revolution sollte exportiert werden, sie erklärte Israel zum Todfeind. Präsident Ahmadinedschad müsse man als Chomeinis Jünger verstehen. Als der Irak 1980
Iran angriff, stand der Westen hinter Saddam Hussein. Das hat man nicht vergessen. Der Dialog mit den USA gilt in Teheran als „Beleidigung für das iranische Volk”. Umgekehrt hat Washington die Geiselaffäre in der iranischen Botschaft nicht vergessen. Die USA halten die Geiselnahme für den „staatsterroristischen Akt” eines „Schurkenstaats”.
Nach dem 11. September 2001 verhielt sich Iran zunächst neutral. Selbst das Schimpfwort von der „Achse des Bösen” konnte nicht provozieren. Der Hauptgrund liegt nach Ansicht der Autoren darin, dass das System der Mullahs an einem Legitimationsmangel leidet. Die
Islamische Republik Iran sei schwach. Als Hüter der Revolution symbolisiere Ahmadinedschad das „letzte Aufgebot der Islamischen Republik”. Die Krise um die Atombombe sei ein Mittel, deren Leben zu verlängern.
Da die USA die Sicherheit Israels und den freien Fluss des Erdöls garantieren wollen, müssen sie Iran eindämmen. Das Misstrauen gegenüber dem Land wird durch die Lügen und Täuschungsversuche gegenüber der internationalen Atombehörde IAEA vertieft. Die Bush-Regierung will das Mullah-Regime beseitigen. Die Instrumente dafür reichen von diplomatischem Druck über politische Isolation und Militärschläge bis hin zu Destabilisierungsversuchen im Inneren des Landes. Mit Condoleezza Rice wurde eine Zeitlang auch die diplomatische Karte gespielt. Aber auch militärische Lösungen werden nicht gänzlich ausgeschlossen, wie soeben Angela Merkel in Washington erfuhr.
Randow und Ladurner erklären die komplexe Genese und Struktur der iranischen Nuklearkrise. Das Verhalten Teherans sei nicht vorherzusehen, die Interessen vieler Mächte prallten aufeinander. Amerika, Europa, Israel, Russland, China, die arabischen Länder und die Schwellenländer sind beteiligt. Die Autoren beschreiben sieben mögliche Szenarien: Sollte sich Israel als Nuklearmacht offenbaren, könnte sich Iran mit Indien und Pakistan verbünden; ein Präventivkrieg gegen Iran wäre riskant und gefährlich; ein internationales Sanktionsregime träfe auf den Widerstand Russlands und Chinas; der Versuch, Iran die Atomrüstung abzukaufen, würde scheitern; man sollte eher Iran anbieten, sich zu einer regionalen Ordnungsmacht entwickeln zu dürfen und alles tun, um den Reformprozess innerhalb Irans zu unterstützen - und schließlich: Iran müsse die friedliche Nutzung der Kernenergie erlaubt und ermöglicht werden. Die Autoren propagieren die vorsichtige Einflussnahme auf die aktuellen Machtverhältnisse in Teheran. Die beste Lösung wäre eine Veränderung des Regimes. Dann könne man „dieses großartige und liebenswerte Land in den Kreis der zivilisierten, gebildeten und demokratischen Nationen” zurückführen.
Auch Randow und Ladurner wissen nicht, ob, wie und wann Iran die Bombe baut. Doch sie tragen alles zusammen, was darüber bekannt oder erfahrbar ist. Die Autoren haben klar und verständlich geschrieben und das berüchtigte Politologen-Kauderwelsch vermieden. Die iranische Bombe liest sich gut. Das ist erfreulich und löblich.
Viele inhaltliche Komponenten hinterlassen jedoch einen Déjà-vu-Effekt. Schah, Geiselaffäre, Reagan-Krise, Erster Golfkrieg, Clinton: Sehr vieles ist bekannt. Dennoch ist das Buch nützlich und empfehlenswert - als gute Zusammenfassung und griffige Gedächtnisstütze.
FRIEDERICH MIELKE
GERO VON RANDOW / ULRICH LADURNER: Die iranische Bombe. Hintergründe einer globalen Gefahr. Hoffmann und Campe, Hamburg, 2006. 170 Seiten, 14,95 Euro.
Überall lauern böse Geister, Imperialisten und Ausbeuter: Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad bei einer Militärparade Mitte April in Teheran.
Foto: dpa
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Titel und Untertitel versprechen etwas mehr, als die Autoren letztlich einhalten können, erklärt Karl Grobe, wobei es sich nichtsdestotrotz um ein "gründliches" und wegen seines Aktualitätsbezugs auch "wichtiges" Werk handelt. Überzeugend sei etwa, dass die Autoren der Frage eines pakistanischen Technik- und Wissenstransfers nachgehen und die Erörterung technologischen Basiswissens nicht scheuen. Denn dies zeigt und begründet: Iran braucht noch etwa fünf bis zehn Jahre bis zur einsatzfähigen Atombombe. Dass die USA in den 50er Jahren dafür sorgten, die demokratische Regierung aus dem Amt zu jagen und den Schah wieder einzusetzen, das dürfte das Bewusstsein der heutigen politischen Führung mehr geprägt haben, als die große Zeit des Persischen Reichs, vermutet der Rezensent, der sich als Hintergrund folglich etwas weniger antike Geschichte gewünscht und gern mehr über die jüngere Geschichte des Iran erfahren hätte.

© Perlentaucher Medien GmbH