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Produktdetails
  • Verlag: Hoffmann und Campe
  • Originaltitel: Rhode Island Blues
  • Seitenzahl: 414
  • Abmessung: 41mm x 135mm x 209mm
  • Gewicht: 560g
  • ISBN-13: 9783455078848
  • ISBN-10: 3455078842
  • Artikelnr.: 09847272
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 28.01.2002

Alte Gelüste
Fay Weldon erzählt vom
rentenfinanzierten späten Frühling
Angesichts der demographischen Kurve müsste sich die Literatur zum Thema „Schöner altern” demnächst vervielfachen – solange es das Alter überhaupt noch gibt, da ja die Wissenschaft emsig daran arbeitet, es abzuschaffen. Noch sind sie uns Vorbilder und Lichtgestalten, jene tadellos gepflegten, elegant gekleideten und glamourös geschminkten, mit Hormonen frisch gehaltenen Mitt-Achtzigerinnen, die ihre Angehörigen durch Unbotmäßigkeit zur Verzweiflung bringen und sich in der Seniorenresidenz mit einem nackten Mann im Bett erwischen lassen. Insofern liegt Fay Weldons Romanheldin Felicity voll im Trend, gerade auch unter feministischem Aspekt, steht sie doch dafür, dass Frauen spätestens als Greisinnen am längeren Hebel sitzen können, wenn die Rente stimmt.
Die aus England in die USA eingewanderte, durch mehrere Ehen zu Wohlstand gelangte Lady tauscht ihr Cottage auf Rhode Island gegen eine Suite im „Golden Bowl Complex für Kreativen Ruhestand”, verliebt sich in einen zweiundsiebzigjährigen Glücksspieler und fängt am Ende noch einmal ganz von vorn an. Dagegen wirkt das Leben ihrer Enkelin Sophia, die in London als Filmcutterin arbeitet und eine etwas fade Liaison mit einem Hollywood- Regisseur unterhält, fast schon wie ein Abstellgleis. Als Grandma ein Familiengeheimnis ausplaudert, geht die Halbwaise auf die Suche nach ihrer Verwandtschaft, macht dabei jedoch enttäuschende Erfahrungen. Wie die Leserin, die eine witzige Story über rosarote Graue Panther erwartet und dann in einen zähen Erzählstrom voller Redundanzen gerät, so mitreißend wie die Suada der Großtante im Altersheim. Mrs. Weldon, für eine Werbetexterin reichlich pointenlahm, hätte ein paar Schneideprofis beschäftigen sollen. Was aber bleibt, ist Felicitys ebenso späte wie triftige Einsicht: „Nicht alle Gelüste sind im Grunde sexuell.”
maid
FAY WELDON: Miss Felicitys kleine Geheimnisse. Roman. Aus dem Englischen von Sigrid Ruschmeier. Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2001. 416 Seiten, 22, 95 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Der Roman von Fay Weldon, einer der "Grandes Dames des literarischen Feminismus", erzählt "die Geschichte dreier Generationen von Frauen", schreibt Rezensentin Ulrike Winkelmann: Eine alte Frau verliebt sich plötzlich und besteht auf Sexualität im Alter, eine junge Frau, Typ "urbaner Single", verliebt sich entgegen ihren ernüchternden Erfahrungen mit Männern wieder aufs Neue und drittens erfahre der Leser, was das alles mit Familie zu tun habe. Von einem reinen Lesevergnügen kann die Rezensentin nicht sprechen, obwohl es eigentlich nichts auszusetzen gebe, aber eben gerade darum: Die "Wohlkonstruiertheit und Routiniertheit des Erzählten", die filmischen Strukturen folgt, ist so offensichtlich, dass es den Leser anstrengt, findet Ulrike Winkelmann. Enttäuscht ist sie auch davon wie, der Roman das Thema Feminismus vertritt: Die Autorin wende sich zurück und zeige, dass es ältere Generationen leichter hatten, die aus "Gründen der Dekoration und der geordneten Fortpflanzung" geheiratet wurden. "Puh", macht die Rezensentin, die das offenbar nicht glauben kann.

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