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Humanisiert euch!
Flüchtlinge, die an Europas Grenzen sterben; eine Sicherheitspolitik, die auf massenhafter Datenausspähung beruht; deutsche Waffenlieferungen an autoritäre Regime - es gäbe reichlich Anlass, sich zu empören. Doch die Mehrheit unserer Gesellschaft versinkt in Lethargie und Zynismus. Wie lange schauen wir noch zu? Politik muss zurück in die Hände derer, die etwas ändern möchten. Philipp Ruch holt mit seinen öffentlichen Aktionen das politische Bewusstsein zurück ins tägliche Leben - gegen die Gleichgültigkeit, die unsere Gesellschaft um ihre lebenswerten Prinzipien bringt.…mehr

Produktbeschreibung
Humanisiert euch!

Flüchtlinge, die an Europas Grenzen sterben; eine Sicherheitspolitik, die auf massenhafter Datenausspähung beruht; deutsche Waffenlieferungen an autoritäre Regime - es gäbe reichlich Anlass, sich zu empören. Doch die Mehrheit unserer Gesellschaft versinkt in Lethargie und Zynismus. Wie lange schauen wir noch zu? Politik muss zurück in die Hände derer, die etwas ändern möchten. Philipp Ruch holt mit seinen öffentlichen Aktionen das politische Bewusstsein zurück ins tägliche Leben - gegen die Gleichgültigkeit, die unsere Gesellschaft um ihre lebenswerten Prinzipien bringt. Er zeigt, wie wir unser Leben wieder auf eine uneingeschränkte Menschlichkeit verpflichten können. Eine Streitschrift für alle, die jenseits von Parteipolitik oder Egozentrismus etwas bewirken wollen. Ein Aufruf zum Handeln!
Autorenporträt
Philipp Ruch, geboren 1981, ist der Gründer und künstlerische Leiter des Zentrums für Politische Schönheit, mit dem er sich in spektakulären und radikalen Aktionen für Menschenrechte einsetzt. Seine Arbeiten verwischen dabei bewusst die Grenzen von Fiktion und Realität. Philipp Ruch studierte politische Philosophie und Ideengeschichte mit abschließender Promotion, und lebt in Berlin. Bei Ludwig erschien von ihm "Wenn nicht wir, wer dann?".
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Jens Bisky redet sich derart in Rage, dass man versucht ist zu fragen, ob an dem Buch etwas dran ist. Laut Bisky natürlich: weniger als nichts. Der Rezensent kann nicht im geringsten einsehen, warum politische Probleme "Kunst mit Gesinnungsgirlanden" brauchen statt vernünftiger politischer Lösungsansätze. Und dann die Diskurse dieses Philipp Ruch, Leiter des Zentrums für Politische Schönheit. Analyse hasst er, dieser "Psychologensohn", das "Zersetzende" also, zischt Bisky, der sich das bösest mögliche Synonym sucht. Für Ruchs Forderung nach einem schönen Elan, mit dem die Übel der Welt angeprangert werden sollen, hat Bisky nur Spott. Unpolitisch sei sein Manifest, "Gedankenpüree".

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.12.2015

Der Künstler kennt den Weg
Aber wer will ihn gehen? Philipp Ruch vom „Zentrum für Politische Schönheit“ hat ein unschönes
Manifest gegen Nihilismus und für einen „aggressiven Humanismus“ verfasst
VON JENS BISKY
Der Kapitalismus kann erst einmal aufatmen, der Hass auf ihn erscheint dem Aktionskünstler Philipp Ruch allzu bequem. Zu viele fühlen sich dabei auf der sicheren, der richtigen Seite. „Wo ist eigentlich der Hass auf die Diktatur?“, fragt Ruch in seinem „politischen Manifest“, das jetzt veröffentlicht wurde. Es will eine Polemik gegen Desinteresse, Lethargie, Eskapismus sein und zugleich eine Werbeschrift für „aggressiven Humanismus“. Starke Worte, starke Gefühle, das gesamte Buch steht unter Hochdruck, auf jeder dritten Seite erklingen im inneren Ohr des Lesers Sondermeldungsfanfaren. Und das so laut, dass sie den ernst zu nehmenden Impuls des Aktionskünstler beinahe übertönen. „Aleppo versinkt im Schutt, und in Berlin wird euphorisch gegen die Leere getanzt.“ Das ist in der Tat das Skandalon der Gegenwart, es wird durch die Bemerkung, in den vergangenen hundert Jahren sei es, „Aleppo“ und „Berlin“ nur durch andere Beispiele ersetzt, keinen Augenblick anders gewesen, nicht abgemildert, sondern verstärkt.
  Philipp Ruch ist das bekannteste der kohlegeschwärzten Gesichter des „Zentrums für politische Schönheit“. Es hat den Skandal eines komfortablen Lebens inmitten einer Welt des Krieges, des Abschlachtens und Sterbens zum Sujet vieler Aktionen gemacht. Da wurden Kreuze des Gedenkens an Mauertote entwendet, um das europäische Grenzregime anzuprangern; es wurden verstorbene Flüchtlinge exhumiert und auf einem Berliner Friedhof bestattet. Die Aktionen des Zentrums fanden viel Aufmerksamkeit, glichen sie doch der Erfüllung des CNN-Traums, alles Geschehen in eine nie abreißende Kette von „Breaking News“ zu verwandeln, mit eindeutigen Rollen, human touch und eindrucksvollen Bildern. Offen blieb die Frage, warum ein politisches Thema der Aktionskunst bedarf, worin also der Gewinn liegt, nicht politisch wie Parteien oder Amnesty International, sondern irgendwie künstlerisch zu arbeiten.
  Doch der Aktionskünstler schätzt es nicht, wenn sein Material, die Gesellschaft, solche Fragen stellt. Philipp Ruch bietet ein Goethe-Zitat auf – Zergliederung ertöte die Schönheit –, um Kunst- und Theaterkritikern, die selbstredend „verständnislos“ sind, das Handwerk zu legen. So wenig er in seinem Manifest über die Aktionen des Zentrums berichtet, so aufdringlich inszeniert er die Selbstimmunisierung gegen Kritik. Ihm geht es um das Große und das Schöne. Da fühlt sich wie ein Kleingeist, wer einwendet, dass Kunst mit Gesinnungsgirlanden zu schlicht ist, um sich lange damit zu befassen, und Gesinnung mit Kunstsiegel nichts hervorzubringen vermag als erpresstes Einverständnis. Nun, manchmal ist man gern Kleingeist.
  Ruch führt das auf die Wirkung „toxischer Ideen“ zurück, die das Verhältnis der Bundesdeutschen oder des modernen Menschen schlechthin zu sich selbst vergiften. Toxisch wirken das naturwissenschaftliche Weltbild, Hirnforschungsplattitüden, Psychoanalyse, die Entgegensetzung von Individuum und Gesellschaft, Gleichheitsgerede, ja Analyse überhaupt. Sie sind verantwortlich dafür, dass „jegliches Gefühl für unsere Selbstachtung und unseren Selbstwert“ abhandenkam.
  Darum erspart sich dieses Manifest Genauigkeit durch exzessiven Gebrauch des „Wir“. Gesellschaft soll als Nahbeziehung von Mensch zu Mensch verstanden werden, Geschichte als Gericht über „unseren“ Wert und als Werk großer, beispielgebender Männer – sorry, Frauen, Ihr spielt in diesem Manifest keine Rolle. Ein großes Ich zu werden, das sich in schönen Taten erzeugt und bewährt, das sei das Ziel des Menschen, des „wertempfindenden Wesens“.
  Ob alle oder nur einige groß und schön werden können, bleibt im Gedankenpüree dieses Manifests mit dem Schlagertitel „Wenn nicht wir, wer dann?“ undeutlich. Hier fantasiert sich ein Außenseiter an die Spitze der Bewegung, hier maßt sich einer die Macht an, die er nicht hat – und räumt, berauscht vom eigenen Verkündungston, mit dem auf, was kleine Geister für Charakteristika der Moderne halten: entzweites Bewusstsein, Arbeitsteilung, die Ausdifferenzierung verschiedener Handlungssphären. Wer auf diese Weise ein großes Ich herbeizwingen will, muss mit der Psychoanalyse hadern, sie ist für den Psychologensohn Ruch der Hauptfeind. Wenn er bei Sigmund Freud „kein Wort über die Selbstheilungskräfte der Seele, über Größe, Schönheit und Mut“ findet, dann liegt dies gewiss nicht an Freud, dem vorgehalten wird, die Menschen klein zu machen.
  Was Ruch „toxische Ideen“ nennt, hieß in älterem kulturkritischen Schrifttum „Zersetzung“. Klein macht er die bundesrepublikanische Normalexistenz, über die lange nicht mehr mit so großer Verachtung geschrieben worden ist. Widersprüche nimmt das aufgeblasene Ich des Manifests in Kauf: Wenn junge Deutsche glauben, in einer Krisenzeit zu leben, trifft sie Hohn, weil das Land doch wohlhabend und stabil sei. Zugleich wird ihnen Desinteresse am Weltgeschehen, an der andauernden Verletzung der Menschenrechte vorgeworfen. Vielleicht speist sich ihr Krisenbewusstsein aber genau daraus. Wahrscheinlich beruhen Wohlstand und Sicherheit der Republik auch darauf, dass sie postheroisch verfasst ist, Probleme kleingearbeitet, Lösungen langwierig diskutiert werden, statt das Ganze in tollkühnen Akten aufs Spiel zu setzen. Solche Überlegungen passen freilich schlecht zu dieser Nietzsche miserabel imitierenden Nihilismus-Verdammung.
  Da Schreiben ein herrliches Geschäft ist, spiegeln sich die gedanklichen Kurzschlüsse in schiefen Metaphern, verunglückten Sätzen – „Das Verhalten junger Menschen gleicht Flutopfern“ – und Tautologien, auf die Woyzecks Hauptmann neidisch wäre: „Wertvoll fühlen wir uns, wenn wir etwas Wertvolles tun.“
  Das Manifest will Leser in die Falle locken, aber es ist kein Zeichen von Gleichgültigkeit gegenüber fernem Leid, andere Meinungen zu hegen als Philipp Ruch und im Interesse der Flüchtlinge mehr auf eine gute Verwaltung zu drängen als auf künstlerische Aktionen zu setzen, die Leidende, Schutzbedürftige als Material benutzen.
  Elie Wiesel, Rupert Neudeck sind, wie man schon wissen kann, Ruchs Vorbilder, er liebäugelt mit der Rolle eines deutschen Bernard-Henri Lévy, ohne dessen Mut zur Konsequenz zu besitzen. Müsste er sonst nicht Bundeswehr und Nato unterstützen? Gern wäre Philipp Ruch wohl ein Ingenieur der Seelen, hätte nicht Stalin die Formulierung geprägt. Immer wieder fragt er, was die Geschichte, was kommende Generationen über „uns“ sagen werden. Auf ihr Urteil über das Manifest lässt sich heute schon wetten: Wieder einer, der, um radikal zu sein, rabiat agiert; noch eine Stimme im Chor derer, die auf Vernunft, Argument, Aushandlung verzichten wollen, weil sie den Blick auf die Wirklichkeit, deren Widersprüche und das wirkliche Elend nicht aushalten. Der Entschluss, reale Ohnmacht durch Allmachtsfantasien zu kompensieren, führt nicht zu Schönheit, nur zu unpolitischen Manifesten.  
Philipp Ruch: Wenn nicht wir, wer dann? Ein politisches Manifest. Ludwig Verlag, München 2015. 208 Seiten, 12,99 Euro. E-Book: 9,99 Euro.
Hier wird aufdringlich
die Selbstimmunisierung
gegen Kritik inszeniert
Was der Politkünstler
„toxisch“ nennt, hieß
früher mal „Zersetzung“
Berlin, Juni 2015: Demonstranten haben aus Protest gegen die Flüchtlingspolitik mehr als 100 Gräber vor dem Bundestag ausgehoben.
Foto: Regina Schmeken
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Die spektakuläre Aktionskunst des Zentrums für Politische Schönheit (ZPS) lässt niemanden kalt. Sieglinde Geisel in Neue Zürcher Zeitung