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Ein spannend zu lesendes, sehr persönliches Buch über den Umgang mit Macht, über Maßstäbe des Handelns, über Maß, Mitte und Verantwortung.
"Könnte man sich auf alle verlassen wie auf ihn, dann wäre Demokratie eine leise blühende Ordnung." (Martin Walser über Erwin Teufel)

Produktbeschreibung
Ein spannend zu lesendes, sehr persönliches Buch über den Umgang mit Macht, über Maßstäbe des Handelns, über Maß, Mitte und Verantwortung.

"Könnte man sich auf alle verlassen wie auf ihn, dann wäre Demokratie eine leise blühende Ordnung." (Martin Walser über Erwin Teufel)
Autorenporträt
Erwin Teufel, Dr. h.c. mult., geb. 4. 9. 1939 in Zimmern ob Rottweil, war von 1991 bis 2005 Ministerpräsident des Landes Baden-Württemberg und Vorsitzender der CDU in Baden-Württemberg. Mitglied des Deutschen Ethikrats . Bis 2008 war er Mitglied im ZK der deutschen Katholiken. Ehrensenator u.a. der Universitäten Freiburg und Tübingen. Zahlreiche Auszeichnungen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.09.2009

Ziel oder Nichtziel?
Erwin Teufels Rückblick auf sieben Lebensjahrzehnte

Wenn man die ersten hundert Seiten von Erwin Teufels neuem Buch liest, gewinnt man zunächst den Eindruck, Teufel würde uns an seiner durchaus spannenden Lebensgeschichte teilhaben lassen. Stoff gäbe es in Hülle und Fülle: Der Bauernsohn aus dem Schwarzwald, der die Schule nach der mittleren Reife verlässt, eine Verwaltungslaufbahn einschlägt, die CDU im damaligen Württemberg-Hohenzollern mit aufbaut und es schließlich schafft, 13 Jahre Fraktionsvorsitzender und 14 Jahre Regierungschef in Stuttgart zu sein. "Dieser Hunger nach Wissen und nach Orientierungswissen trieb mich ein Leben lang an - bis zum heutigen Tag", schreibt Teufel.

Er erzählt von der Rückkehr des Vaters aus britischer Kriegsgefangenschaft, vom Einmarsch der Franzosen in Spaichingen und wie die "Spittelhöfe", die ehemaligen Hofgüter des Spitals Rottweil, in den letzten Kriegstagen niederbrannten. Auf eindringliche und sympathische Weise schildert er, wie ihn die Auseinandersetzung mit den Greueltaten der Nationalsozialisten prägte. Sein Engagement für eine aktive Erinnerungspolitik etwa beim Bau des Hauses der baden-württembergischen Geschichte oder sein Einsatz für eine Erinnerungsstätte für Matthias Erzberger zeugen von diesem tief verankerten Geschichtsbewusstsein. "Ich habe in diesen Jahren alles verschlungen, was es an Veröffentlichungen über den Widerstand gab." Auch die Schilderungen seiner Wahl zum damals jüngsten deutschen Bürgermeister und der ersten Jahre in diesem Amt gehören zu den interessanten Passagen des Buches. Diese Betrachtungen münden in eine Erkenntnis, die auch Teufels Erfolg als Ministerpräsident erklären kann: "Für mein Leben wurde die Einsicht prägend, dass die Gemeinde allzuständig ist. Sie ist den Menschen am nächsten." Dazu passt seine deutliche Kritik an der Parlamentsreform, die aus dem Halbzeitparlament ein Vollzeitparlament macht: "Wir brauchen nicht Abgeordnete, die ständig in Stuttgart sitzen, sondern Abgeordnete, die im permanenten Kontakt mit den Bürgerinnen und Bürgern in ihrem Wahlkreis sind."

Leider bricht diese reflektierte autobiographische Erzählung dann ab, und Teufel geht dazu über, nur noch aufzuzählen, welche aus seiner Sicht richtigen Entscheidungen in seiner Regierungszeit getroffen worden sind. Heikle politische Situationen, etwa die Umstände seiner Ablösung, und kritische Diskussionen, etwa über die Verwaltungsreform, blendet er größtenteils aus. Geheimnisse aus dem Regierungsalltag verrät er nicht. Dass Teufel zu den herausragenden Ministerpräsidenten in der Nachkriegsgeschichte gehört, werden nur wenige bestreiten - man möchte das aber nicht über viele Seiten von ihm selbst hören.

Über seinen Vorgänger Lothar Späth spricht Teufel durchaus anerkennend, seinen Nachfolger Günther Oettinger erwähnt er nur ein einziges Mal. Auch die bis heute in jedem CDU-Ortsverband zu spürende Spaltung über die Nachfolgefrage spart Teufel aus. Das zeigt: Die rüde Art und Weise, wie er von dem machtbewussten Oettinger abserviert wurde, hat Teufel nicht verwunden. Er unterlässt es, Oettinger in seinem Buch offen zu kritisieren. Dennoch gibt es Passagen, die als klare Distanzierung von seinem Nachfolger gelesen werden müssen: "Politik ist heute vielfach zur Darstellungskunst verkommen. Nicht Inhalte sind wichtig, sondern Verpackung, Infotainment . . . Wo Ziele gefragt sind, hilft keine bloße Geschäftigkeit", schreibt Teufel.

RÜDIGER SOLDT

Erwin Teufel: Gewissen für das Ganze. Ein politisches Leben. Herder Verlag, Freiburg 2009. 320 S., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Durchwachsen findet Rezensent Rüdiger Soldt die Erinnerungen Erwin Teufels. Scheint ihm der erste Teil, in dem der ehemalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg seinen Weg in die Politik schildert, aufschlussreich und spannend, kann er sich für den Rest des Buchs nicht sonderlich erwärmen. Zu seinem Bedauern nämlich bricht Teufel nach etwa hundert Seiten die "reflektierte autobiografische Erzählung" ab, um ab dann nur noch die richtigen Entscheidungen, die in seiner Regierungszeit getroffen wurden, aufzuzählen. Zwar zählt Soldt Teufel zu den "herausragendsten Ministerpräsidenten" der Nachkriegszeit, fügt jedoch hinzu: "Man möchte das aber nicht über viele Seiten von ihm selbst hören."

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