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"Sie würde gerne weglaufen, hat aber keinen Grund. Natürlich könnte sie auch ohne Grund weglaufen. Doch ohne Grund fürchtet sie, ihr Aufbruch würde im Sande verlaufen." Geschichten einer Frau, Szenen einer Ehe, Gefühle einer Tochter ¬- Alissa Walser versammelt die Augenblicke, in denen sich das Leben zuspitzt. Warum zeigt sich erst in der Badewanne, ob man mit einem Mann zusammenleben kann? Wie nehmen Mutter und Tochter Abschied von ihrem Hund? Wie bleibt man am Leben, ohne dass es allzu sehr weh tut? Einfühlsam, elegant und lakonisch erzählt Alissa Walser von Bedeutungsvollem und scheinbar…mehr

Produktbeschreibung
"Sie würde gerne weglaufen, hat aber keinen Grund. Natürlich könnte sie auch ohne Grund weglaufen. Doch ohne Grund fürchtet sie, ihr Aufbruch würde im Sande verlaufen." Geschichten einer Frau, Szenen einer Ehe, Gefühle einer Tochter ¬- Alissa Walser versammelt die Augenblicke, in denen sich das Leben zuspitzt. Warum zeigt sich erst in der Badewanne, ob man mit einem Mann zusammenleben kann? Wie nehmen Mutter und Tochter Abschied von ihrem Hund? Wie bleibt man am Leben, ohne dass es allzu sehr weh tut? Einfühlsam, elegant und lakonisch erzählt Alissa Walser von Bedeutungsvollem und scheinbar Beiläufigem und von der zweifelnden Suche nach dem Glück, das ein scheues Tier ist.
Autorenporträt
Alissa Walser, geboren in Friedrichshafen, lebt in Frankfurt am Main. Sie ist Schriftstellerin, Malerin und Übersetzerin. Sie wurde mehrfach ausgezeichnet, u. a. 1992 mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis und 2010 mit dem Spycher Literaturpreis Leuk. Zuletzt erschienen Am Anfang war die Nacht Musik (Roman, 2010), Immer ich (Erzählung, 2011) und Von den Tieren im Notieren (2015) sowie im Hanser Verlag Eindeutiger Versuch einer Verführung (2017).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.03.2017

Fleischmesser unterwegs
Alissa Walser skizziert das gehobene Leben
Wer hätte darüber noch nicht gestaunt: Der Mensch hat immer weniger Zeit zum Lesen, und die Romane werden immer dicker. Andererseits wird allen Ernstes versucht, den Überraschungserfolg mancher Lyrikbände aus neuen, an Twitter geschulten Rezeptionsgewohnheiten herzuleiten. Irgendwo dazwischen liegt die Kurzprosa. Bei Verlegern wie beim Publikum hat sie es eher schwer: Ihr eskapistischer Mehrwert ist gering, die Tricks der Lyrik sind ihr versagt, und als Genre legitimiert sie sich erst durch einen Grad der Verdichtung und Zuspitzung, für den gern Robert Walser und Franz Kafka als einschüchternde Vorbilder herbeizitiert werden.
Dass man die kleine Form auch auf die leichte Schulter nehmen kann, demonstriert Alissa Walser in ihrem jüngsten Werk. „Eindeutiger Versuch einer Verführung“ heißt der schmale Band mit knapp sechzig Momentaufnahmen, Szenen, Beobachtungen und Reflexionen aus dem Leben gebildeter, komfortabel situierter Frauen mittleren Alters, hinter denen, ob sie sich nun in der ersten Person äußern oder in der dritten Person agieren, meist die Verfasserin kenntlich wird. Und natürlich macht es einen gewissen Effekt, dass die Titelgeschichte, eine der kürzesten im Buch, die ihr entgegenfliegenden Erwartungen brüsk enttäuscht: Es geht darin, so abwegig wie ernüchternd, um die Vermeidung „zweideutiger Signale“ beim Zahnarztbesuch und um die verblüffende Ähnlichkeit zwischen der dafür gewählten Kleidung und dem braun-beige gestreiften Leib einer Hummel, die nach einem Regenguss auf dem Asphalt liegt.
Damit sind zugleich die Pole markiert, zwischen denen sich diese kleinen Prosa-Arrangements bewegen: Petitessen – um nicht zu sagen: Luxusprobleme – aus einem bequem abgepolsterten weiblichen Alltag treffen auf leichte bis mittelschwere Irritationen, ausgelöst etwa durch Erdbebenmeldungen, Spinnen über dem Bett, eine degenerierte Natur („Der höchste Baum im Wald ist der Handymast“), einen New Yorker Taxifahrer, der dringend auf die Toilette muss, oder auch ganz normalen Beziehungsfrust.
Gegen das Risiko der Banalität versucht die Autorin sich mit einem Filter aus Ironie und Weltläufigkeit zu schützen, der so federleicht über den Texten liegt wie die „Decke aus Yak-Haar“, unter der eine ihrer Frauenfiguren sich geborgen fühlt, „auch wenn sie sich zum Kotzen findet“. Doch leider hat das edle Teil schon „Lücken“, durch die ein kalter Hauch an ihren Körper dringt. Und der Filter ist, um es salopp zu sagen, auch nicht immer ganz dicht. Sonst hätte er wohl solche Preziosen abgefangen: „Sie nimmt ein Glas Sekt von einem Spiegeltablett. Sie hebt es in Augenhöhe, als prostete sie jemandem zu. Sie schaut durch den aufsteigenden Perlenvorhang in den Raum, der sich zum Werbeclip für die Eleganz einer Hotellounge weitet.“
Vor diesem Hintergrund wirkt jede melancholische Anwandlung, sei es über Herbizide auf den Feldern, die Unaufhaltsamkeit des Alterns oder den Tod des Hundes, nur noch wie die Quengelei eines verwöhnten Mädchens. Wie anstrengend es doch ist, gemeinsam mit der besserwisserischen Mutter einen Salat zu mischen! Um sich abzulenken, denkt die Tochter „an frische Walnüsse und daran, dass sie ihr nie unter den nackten Fußsohlen aufbrechen werden“. Traurig, fürwahr. Wer könnte nicht die unterdrückte Wut nachempfinden, mit der sie sodann das beim Markennamen genannte japanische Fleischmesser (alles vom Feinsten) aus der Schublade holt, um im „dunklen Garten“ auf Kräutersuche zu gehen?
Alissa Walsers Damen sind weitgereist, belesen und „süchtig nach französischen Filmen“. Eine der Ladys wird in einem Restaurant in einer asiatischen Metropole von ihrem Ex mit Bündeln von Zehntausenddollarnoten abgefunden: Nun kann sie daheim endlich „im Bioladen einkaufen, ohne auf die Preise zu schauen“. Eine andere stellt sich couragiert die Schicksalsfrage „Wer bin ich?“ und kommt zu dem Schluss: „Wer sie ist, entscheidet sich, wenn die Dämmerung sich wie Seide auf ihre Haut legt.“ So verführt man Leserinnen teurer Frauenmagazine. Aber selbst denen dämmert ja manchmal etwas.
KRISTINA MAIDT-ZINKE
Alissa Walser: Eindeutiger Versuch einer Verführung. Carl Hanser Verlag, München 2017. 159 Seiten, 17 Euro. E-Book 12,99 Euro.
Endlich im Bioladen
einkaufen dürfen, ohne auf die
Preise achten zu müssen
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"Alissa Walser entfaltet ein Panoptikum komplex-charmanter Weiblichkeit. (...) Es sind die Momente des Strauchelns, wenn das Leben einfach hakt und klemmt, die den Leser oder vielleicht eher die Leserin sofort zur Verbündeten mit den Frauen in Alissa Walsers Buch machen. (...) Die eigentümliche Mischung aus Noblesse, Skurrilität und Sarkasmus fasziniert an Alissa Walsers Sprache. Ihre Miniaturen fordern mit ihrer seifenblasenhaften Unbestimmtheit die Intelligenz der Leser heraus. (...) Eindeutig ist in diesem Erzählband wenig, verführerisch vieles!" Nicole Strecker, WDR 3, 26.04.17

"Sich der Zuschreibung zu entziehen, allem, was Eindeutigkeit und Objektivität verlangt, keinen Anhaltspunkt zu geben und stattdessen 'aus dem Inneren der Situation' und des Subjekts heraus etwas entstehen zu lassen, das ist ihr poetisches Verfahren." Julia Schröder, Stuttgarter Zeitung, 07.04.17

"Alissa Walsers Erzählungen leben von Lakonie und entlarvendem Witz. Ihr Blick in die Abgründe des modernen Lebens ist dabei so böse wie melancholisch. (...) Federleicht künden Walsers Texte von der Unerfüllbarkeit der menschlichen Sehnsucht, die im Zeitalter des modernen Lebens Obhut vielleicht nur noch in der Sprache finden kann. (...) Die Schriftstellerin setzt gekonnt in Literatur um, was auch Philosophen umtreibt - die Frage, wie können wir leben in einer Welt, die uns zu Mängelwesen macht." Claudia Kramatschek, SWR 2, 13.03.17

"Alissa Walser braucht nicht viele Seiten, um eindrucksvoll zu erzählen. (...) Alissa Walser entwirft Alltagsminiaturen, deren Absurdität immer wieder im spannungsreichen Widerspruch zur ruhigen Sprache und unaufgeregten Erzählhaltung steht. Sie erzählt von nachdenklichen, nicht gerade erfolgsverwöhnten Menschen, denen aber die Sympathie sicher ist: die der Autorin und die der Leserin." Manuela Reichart, Deutschlandradio Kultur, 10.03.17

"Die Schriftstellerin Alissa Walser hat den schrägen Blick. Alles was sie ins Visier nimmt scheint sie mit dem Blick der Malerin zu fixieren, die ein anderes, vertieftes Verhältnis zu Farben und Erscheinungsformen zu haben scheint. (...) So gewinnen mithin allerkleinste alltägliche Abläufe plötzlich etwas Neues, so noch nicht Gesehenes, Phänomenales." Peter Henning, Spiegel Online, 03.03.17
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