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Anfang 1945, Berlin steht in Flammen. Doch die UFA dreht einen Film über den Tag, an dem der Führer mit seinem Volk den Sieg feiern wird. Ein Motorrad saust durch schöne Kulissen, der Vater zeigt seinem Sohn, wofür er in Russland gekämpft hat. Noch einmal wird den Deutschen Mut gemacht, Mut im letzten Augenblick. Während der 2. Weltkrieg auf sein Ende zu tobt, spielen berühmte Schauspielerinnen und ehrgeizige Statisten, schwule Stars und diktatorische Regisseure immer weiter. Und das Schlimmste: Goebbels spielt Goebbels. Das Warten beginnt. Bernd Schroeders verblüffender Roman bringt das…mehr

Produktbeschreibung
Anfang 1945, Berlin steht in Flammen. Doch die UFA dreht einen Film über den Tag, an dem der Führer mit seinem Volk den Sieg feiern wird. Ein Motorrad saust durch schöne Kulissen, der Vater zeigt seinem Sohn, wofür er in Russland gekämpft hat. Noch einmal wird den Deutschen Mut gemacht, Mut im letzten Augenblick. Während der 2. Weltkrieg auf sein Ende zu tobt, spielen berühmte Schauspielerinnen und ehrgeizige Statisten, schwule Stars und diktatorische Regisseure immer weiter. Und das Schlimmste: Goebbels spielt Goebbels. Das Warten beginnt. Bernd Schroeders verblüffender Roman bringt das Lächerliche und das Grauenvolle zusammen, er spiegelt die große Katastrophe in einem grotesken Endspiel.
Autorenporträt
Bernd Schroeder, geboren 1944 im heute tschechischen Aussig, wuchs im oberbayerischen Fürholzen auf. Er lebt in Berlin. Als Autor und Regisseur zahlreicher Hör- und Fernsehspiele erhielt er 1986 den Adolf-Grimme-Preis und 1992 den Deutschen Filmpreis. Zuletzt erschienen bei Hanser: Hau (Roman, 2006), Alte Liebe (Roman, 2009, mit Elke Heidenreich), Auf Amerika (Roman, 2012), Wir sind doch alle da (Roman, 2015) und Warten auf Goebbels (Roman, 2017).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.04.2017

Endspiel
und Schnulze
Bernd Schroeder schlägt
längst geschlagene Schlachten
Eine Menge Kulissenschieberei und Budenzauber veranstaltet dieser Roman, der sich wie das Skript zweier ineinanader geschobener Drehbücher liest. Im September 1944 versammelt der Regisseur Konrad Eisleben einen Trupp von Schauspielern im fiktiven Dorf Altenburg in der Heide, um die in Babelsberg zu riskant gewordenen Dreharbeiten eines Ufa-Films fortzusetzen. Im Auftrag des Propagandaministeriums soll der Film die Bevölkerung auf den Wiederaufbau nach dem Krieg einstimmen. Die Premiere ist für den 1. Mai 1945 geplant, den Tag, den das Drehbuch als Tag der Verkündung des „totalen Siegs“ durch Hitler und Goebbels vorsieht.
Doch Eisleben hat keine Eile. Er sieht die Dreharbeiten als Überwinterungsprojekt, um die zwangsverpflichteten Schauspieler vor dem Kriegseinsatz zu bewahren. Und er benützt die Zeit, um die „banale Siegestaumelschnulze“, die vom Kriegsheimkehrer Hans Weimar erzählt, in einen Film umzumodeln, der als „weiße Fahne“ für die Alliierten durchgehen kann.
Zwischen zwei Wirklichkeitsebenen, unterbrochen von kurzen Meldungen über die Etappensiege der Alliierten sowie von Goebbels-Zitaten – vom Schulaufsatz über die Dissertation bis hin zu Tagebucheintragungen –, springt Bernd Schroeder: zwischen den Szenen des Films und der im Verhältnis dazu realen Szenerie, dem Kriegswinter 44/45 in der Heide, mit all den Konflikten in der Filmcrew. Insbesondere zwischen Eisleben und seiner jungen Frau, der Schauspielerin Johanna Leise, geht es hoch her.
Als Ufa-Star mit Hollywood-Angeboten ist sie bessere Rollen gewöhnt als die Rolle der Hilde Weimar, dem vom besten Freund ihres Mannes schwangeren Hausmütterchen, das dem Kriegsheimkehrer den in seiner Abwesenheit gezeugten Familienzuwachs erklären muss. Je mehr Johanna die Biederkeit ihrer Rolle auf die Nerven geht, desto mehr rebelliert sie gegen ihren Mann. Sie korrigiert seine Regieanweisungen, erfindet andere Dialoge und will sich nicht als Sekretärin einspannen lassen. Lange verschweigt sie ihm ihre Schwangerschaft. Als er die Geburt unbedingt filmen will, ebenso wie zuvor die Leiche des bei einem Bombenangriff getöteten Regieassistenten, zweifelt sie an seinem Verstand.
Der dramaturgische Bogen, der einen möglichen Auftritt von Goebbels als Spannungselement bemüht, ist ein wenig schlapp gespannt, auch die angestrengte Beckett-Analogie entpuppt sich als Windei. Die Ehekämpfe sind noch das vitalste Element des Romans. Der Schriftsteller und Drehbuchautor Bernd Schroeder, bekannt als der Immer-noch-Gatte von Elke Heidenreich, mit der er zwar über „Alte Liebe“ schreibt, aber nicht mehr zusammenlebt, schlägt in „Warten auf Goebbels“ viel zu viele längst geschlagene Schlachten.
Sprachlich kann man zwischen Propaganda-Drehbuch und realer Szenerie kaum unterscheiden. Nicht umsonst enthält der Roman eine Besetzungsliste, die dem Leser die Zuordnung erleichtert. In einer Mischung aus Schmierentheater und Endzeitposse droht das Interessante des Stoffes zu verdampfen. Allerdings ist der Roman ohnehin ein zweiter Aufguss. Denn der Stoff, den Schroeder durch geringfügige Modifikationen fiktionalisiert, um ihn dann im Duktus eines grotesken Dokumentarromans darzubieten, wurde von Hans-Christoph Blumenberg in den 1990er-Jahren recherchiert und unter dem Titel „Das Leben geht weiter. Der letzte Film des Dritten Reichs“ zu einem Buch und später zu einem Film verarbeitet.
Wolfgang Liebeneiner, seit 1942 Produktionschef der Ufa, heute nicht mehr ganz so bekannt wie Veit Harlan, aber weit geschmeidiger in die Nachkriegskarriere geglitten, verbirgt sich hinter Konrad Eisleben. In Johanna Leise kann man unschwer Hilde Krahl erkennen. Bernd Schroeder hat sie ebenso verfremdet wie Heinrich George und Marianne Hoppe, die gleichfalls in dem verschollenen Film „Das Leben geht weiter“ mitgespielt haben. Natürlich darf man einen historischen Stoff immer wieder neu bearbeiten. Die Mischung zwischen Fiktionalisierung und Dokumentation leuchtet in „Warten auf Goebbels“ aber ebenso wenig ein wie der Verzicht auf eine eigene Sprache. Bernd Schroeder hat sich allzu sehr auf das Gewicht eines Stoffes verlassen, der ihm unter den Fingern zerrinnt.
MEIKE FESSMANN
Bernd Schroeder: Warten auf Goebbels. Roman. Hanser Verlag, München 2017. 235 Seiten, 22 Euro. E-Book 16,99 Euro.
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"Ein Roman, den man sich auf einer Theaterbühne wünscht." Anne Heucher, Trierischer Volksfreund, 15.08.17

"Das Buch über diesen letzten Nazi-Film hat es also schon lange gegeben. Bernd Schroeder gelingt es jedoch mit seinem Roman, den Irrsinn dieses Vorhabens in seiner ganzen Deutlichkeit zu zeigen, ihn jenseits der historischen Fakten gewissermaßen zu konturieren, inklusive der Motivation aller Beteiligten." Gerrit Bartels, Tagesspiegel, 02.08.17

"Anspielungsreich, mit persönlichen Verstrickungen und klug gesetzten Biografien, entsteht so ein Kammerspiel, das zugleich den Irrsinn realistisch und die Schicksale glaubwürdig erscheinen lässt. Eine Groteske, die sich nicht am Gewicht der Geschichte verhebt. Fein!" Augsburger Allgemeine, 19.04.17

"Bernd Schroeder gelingt es (...) mit seinem Roman, den Irrsinn dieses Vorhabens in seiner ganzen Deutlichkeit zu zeigen. Ihn jenseits der historischen Fakten gewissermaßen zu konturieren, inklusive der Motivation aller Beteiligten." Gerrit Bartels, SWR 2 "Forum Buch", 12.03.17

"Der Autor verwebt Historisches und Fiktives, Dokumentiertes und Erfundenes, macht aus der absurden Geschichte dieses letzten NS-Propagandafilms einen pointierten Roman über Größenwahn und den Zusammenhang von Kunst und Politik." Deutsche Welle Online, 12.03.17