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Ein Garten, die schöne Erbin eines Botanikers, ein heruntergekommener Snob, ein indischer Angestellter und eine große Bibliothek: In diese Konstellation bricht ein junger Kroate von abenteuerlich balkanischer Eleganz, der die Ich-Erzählerin in eine geradezu dämonische Amour fou verstrickt. Am Ende geht nur die Natur heil aus der Geschichte hervor - in ihrer unendlich wandelbaren Fülle vielleicht die heimliche Hauptfigur dieses bei allem Schmerz zutiefst heiteren Romans. "Keiner von uns mag Mittelmäßigkeit, wir alle verehren das Vollkommene", sagte Mark Twain, und danach richtet sich auch die…mehr

Produktbeschreibung
Ein Garten, die schöne Erbin eines Botanikers, ein heruntergekommener Snob, ein indischer Angestellter und eine große Bibliothek: In diese Konstellation bricht ein junger Kroate von abenteuerlich balkanischer Eleganz, der die Ich-Erzählerin in eine geradezu dämonische Amour fou verstrickt. Am Ende geht nur die Natur heil aus der Geschichte hervor - in ihrer unendlich wandelbaren Fülle vielleicht die heimliche Hauptfigur dieses bei allem Schmerz zutiefst heiteren Romans. "Keiner von uns mag Mittelmäßigkeit, wir alle verehren das Vollkommene", sagte Mark Twain, und danach richtet sich auch die Heldin dieses mit Geist, Witz und Größe geschriebenen Romans, wohl wissend, welch tragikomische Folgen der Versuch in sich birgt, diesem Wort nachzuleben.
Autorenporträt
Anna Katharina Fröhlich, 1971 geboren, wuchs in Frankfurt und München auf und lebt heute am Gardasee. 2004 debütierte sie mit ihrem Roman Wilde Orangen. 2010 folgte Kream Korner, mit dem sie 2011 für den Leipziger Buchpreis nominiert war und den Literaturpreis des Kulturkreises der deutschen Wirtschaft gewann.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Endlich gibt es wieder einen neuen Roman von Anna Katharina Fröhlich, freut sich Kristina Maidt-Zinke und verschlingt "Der schöne Gast" in einem Zuge. Ganz verzaubert begibt sie sich einmal mehr in Fröhlichs literarische Welt voller Schönheit, Duft, Bildungsgut und feinsinnig ironisch entworfenem Personal. Erneut verliebt sich die Rezensentin in die spielerische Sprache der Autorin, die es versteht, stilistische Eigenheiten vergangener Epochen mit gekonnter Lässigkeit und Koketterie in Szene zu setzen. Und so folgt Maidt-Zinke hingerissen der zurückgezogen in einem Landsitz am Gardasee lebenden Ich-Erzählerin, die ihre Zuneigung für Bücher, Tiere und Pflanzen bald auf einen bildschönen jungen, aber doch egomanen Kroaten überträgt, der diese herrlich aus der Zeit gefallene Geschichte um einen unterhaltsamen Plot bereichert. Unbedingt lesen, fordert die Rezensentin, die den nächsten Roman schon vorfreudig erwartet.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.05.2014

Der unbereisbare Teil der Welt
Anna Katharina Fröhlich bleibt sich treu – auch in ihrem dritten Roman
„Der schöne Gast“ hüllt sie das Liebesunglück in den Stil vergangener Epochen
VON KRISTINA MAIDT-ZINKE
Die Gärtnerin vom Gardasee schreibt ihre Geschichte weiter. Zur Erinnerung: Vor zehn Jahren debütierte Anna Katharina Fröhlich, Tochter des 1986 verstorbenen Schriftstellers Hans-Jürgen Fröhlich, mit dem Roman „Wilde Orangen“, dessen übermütige Sinnlichkeit und sprachverliebter Esprit wie ein kleiner Schirokko in den heiligen Ernst der deutschen Literaturszene fuhren. Die weibliche Hauptfigur, genannt „das Mädchen“, aus autobiografischen und fiktionalen Schnipseln virtuos collagiert, kehrte nach glamourösen Liebesreisen mit einem viel älteren, verheirateten Dichter immer wieder in ihre morbid-verwunschene Villa am Lago zurück und fand am Ende in der Bewirtschaftung ihres Gartens nachhaltige Heilung vom Herzschmerz.
  Im zweiten Buch, „Kream Korner“, war das Landgut in die Provence verlegt und die Heldin, erotisch und intellektuell so anspruchsvoll wie ihre Vorgängerin, immer noch auf Männersuche, diesmal vornehmlich im fernen Indien. Im neuen Roman „Der schöne Gast“ ist die Ich-Erzählerin eine dem Mädchenalter endgültig entwachsene Frau, die, nun wieder am Gardasee, auf ihrem ererbten „kleinen Landsitz, wie der Herzog von Saint-Simon so etwas nannte“, in Gesellschaft ihres männlichen indischen Faktotums Nanda zurückgezogen residiert, ihre Zuneigung nur mehr an Bücher, Pflanzen und Tiere verschwendend, spirituell gestärkt durch das buddhistische Gleichnis vom einsamen Elefanten, der sich in königlicher Haltung seinen Weg durch den Urwald bahnt. So lange, bis die Titelfigur, in Gestalt eines atemraubend attraktiven jungen Kroaten, die Festung ihrer Abgeklärtheit stürmt und ihr Leben auf den Kopf stellt.
  Dass diese Amour-fou-Geschichte nicht glücklich ausgehen kann, steht von Anfang an außer Zweifel, und fast ein Drittel des Romans verstreicht, bevor sie überhaupt beginnt. Zuweilen verlässt die Erzählerin, deren Ahnen „Gärtner und Gelehrte“ waren, nämlich doch ihre Einsiedelei, etwa um im nahegelegenen Palazzo eine Gartenausstellung zu besuchen und sich über die abgewrackte Adelsgesellschaft zu mokieren. Bei dieser Gelegenheit lernt sie den blonden Lapo Schifanebbia kennen, einen etwas undurchsichtigen Bonvivant von preziösem Geschmack und vollendeten Manieren, dessen Physiognomie sie an eine Karikatur Daumiers erinnert und der ihr fortan, ganz ohne erotische Ambitionen, als treuer und spendabler Freund zur Seite steht. Dass sich hinter seinem eleganten Habitus eine tragische Existenz verbirgt, rundet ihn als literarische Erscheinung trefflich ab.
  Bestünde der Roman nur aus Fröhlichs völlig unzeitgemäß schönheitstrunkenen, duftgesättigten, mit Bildungsgut gespickten und in feiner Ironie marinierten Personen- und Milieuschilderungen, wäre das fast schon genug. Der Umgang, den diese Autorin mit der Sprache pflegt, bezieht seinen Reiz daraus, das sie sich einerseits so kokett wie gekonnt an stilistischen Gepflogenheiten vergangener Epochen orientiert, andererseits Stilbrüche und Absturzgefahren, etwa bei überbordenden Lyrismen in der Naturbeschreibung, lässig mitinszeniert. Wunderbar, wenngleich nur für Seelenverwandte, ist der Hochmut, mit dem sie sich über die Vulgarität moderner technischer Errungenschaften erhebt und den „rohen Zugriff“ der geldgierigen Neuzeit auf die Seelandschaft geißelt.
  Köstlich, obschon nur für den gleichermaßen Empfindsamen, ist die Mühelosigkeit, mit der ihr hoher Ton, der stets etwas Spielerisches hat, bis in die Niederungen des fortschrittsgläubigen Wütens vordringt und dadurch den Widerstreit zweier Welten umso spürbarer macht: „Aus der breiten, einst sumpfigen, unterhalb meines Besitzes gelegenen Talmulde, die in vorchristlicher Zeit die Etrusker trockengelegt, im neunzehnten Jahrhundert die Engländer zu einem Golfplatz gemacht hatten, hallte an manchen Tagen das grelle Gedröhn von Mähmaschinen und Laubbläsern in den Garten, ein Lärm, den ich mit der komischen Ruhe eines Stoikers ertrug, indem ich die Stunde des Sonnenuntergangs herbeisehnte, wenn es für jene lauten Arbeiten zu dunkel wurde und es sich wieder aufatmen ließ.“
  Dieser Kontrast ist Fröhlichs eigentliches Thema, aber wie schon in ihren vorangegangenen Büchern erfindet sie zur Kurzweil des Publikums einen Plot rund um die trügerische Macht der Liebe. In ihrem Erzähltheater, das hier zeitweilig auf eine griechische Insel verlagert wird, spielt der junge Geliebte, ein erfolgloser Dichter und hitzköpfiger Bilderbuch-Macho (gewissermaßen also der Gegenentwurf zum älteren, wohlhabenden, galanten Liebhaber im ersten Roman), eine absichtsvoll schablonenhafte Rolle. Die Heldin durchschaut ihn früh als egomanischen Banausen und Meisterlügner, und sie weiß um die Unausweichlichkeit der Trennung; dennoch leistet sie sich den Luxus, dem Balkanschönling so rettungslos wie poetisch zu verfallen: „Ich konnte mich nicht mehr losreißen von seinem distelgrauen Blick. Jedes Auge für sich war ein kleiner Himmelskörper von vollkommener Beschaffenheit. Ich hätte diese Augen wie die Schalen eines Weichtieres aufbrechen, mich durch ihren Glaskörper hindurchdrängen wollen, bis zu jenem einzigen unbereisbaren Teil der Welt, der die menschliche Seele bildet.“
  Indes, schon steigt es „kühl, ja raureifig aus den grauen Augenschluchten auf“, das Drama spitzt sich zu, und am Ende bedarf es einer schockierend radikalen Lösung, um sich der Gefühlsverstrickung zu entledigen. Wie nach dem etwas abrupten Schluss von „Kream Korner“ hätte man auch hier gern noch gelesen, wie es weitergeht, aber die Erzählerin begnügt sich damit, „unsicheren, doch leichten Schrittes“ in ihren Garten hinauszugehen. In dem, wenn wir Glück haben, das Saatgut für den nächsten Roman schon keimt.
„Ich konnte mich nicht losreißen
von seinem distelgrauen Blick.“
  
  
  
  
Anna Katharina Fröhlich: Der schöne Gast. Roman. Carl Hanser Verlag,
München 2014. 240 Seiten, 18,90 Euro. E-Book 14,99 Euro.
Der Bonvivant lässt auf sich warten: Frauen am Ufer des Gardasees.
Foto: Gerd Pfeiffer
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"Inszenierung von Glück und Genuss, Abkehr von der schnöden Realität: Anna Katharina Fröhlich ist eine eigenwillige Virtuosin - in 'Der schöne Gast' erzählt sie eine schwelgerische Liebesgeschichte vor mediterraner Kulisse." Franziska Wolffheim, Spiegel Online, 24.02.14

"Stilistisch auf bemerkenswerte Weise radikal: bildersüchtig, sprachverliebt, bildungsgesättigt, voller literarischer Anspielungen und Zitate. Ein artistischer Hochseilakt." Franziska Wolffheim, Spiegel Online, 24.02.14

"Der Umgang, den diese Autorin mit der Sprache pflegt, bezieht seinen Reiz daraus, dass sie sich einerseits so kokett wie gekonnt an stilistischen Gewogenheiten vergangener Epochen orientiert, andererseits Stilbrüche und Absturzgefahren, etwa bei überbordenden Lyrismen in der Naturbeschreibung, lässig mitinszeniert." Kristina Maidt-Zinke, Süddeutsche Zeitung, 08.05.14