Marktplatzangebote
5 Angebote ab € 1,40 €
  • Gebundenes Buch

2 Kundenbewertungen

Meadow ist sechs. Krank vor Sehnsucht nach der Tochter, mit der er seit der Trennung von Laura nur sehr wenig Zeit verbringen darf, setzt Eric sich mit ihr ins Auto und fährt einfach los, immer weiter, bis die kleine Reise mehr und mehr zur Flucht gerät - der zweiten in seinem Leben. Niemand weiß, dass er zwei Identitäten hat: die Erik Schroders, des Immigranten aus der DDR, und die Eric Kennedys mit der frei erfundenen, uramerikanischen Biographie. Erst im Gefängnis bricht Eric sein Schweigen. Er schreibt seiner Exfrau und erzählt ihr von seiner Vergangenheit, erzählt ihr von den gestohlenen…mehr

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
Meadow ist sechs. Krank vor Sehnsucht nach der Tochter, mit der er seit der Trennung von Laura nur sehr wenig Zeit verbringen darf, setzt Eric sich mit ihr ins Auto und fährt einfach los, immer weiter, bis die kleine Reise mehr und mehr zur Flucht gerät - der zweiten in seinem Leben. Niemand weiß, dass er zwei Identitäten hat: die Erik Schroders, des Immigranten aus der DDR, und die Eric Kennedys mit der frei erfundenen, uramerikanischen Biographie. Erst im Gefängnis bricht Eric sein Schweigen. Er schreibt seiner Exfrau und erzählt ihr von seiner Vergangenheit, erzählt ihr von den gestohlenen Tagen mit Meadow - eine der bezauberndsten und ungewöhnlichsten Mädchenfiguren der Gegenwartsliteratur.
Autorenporträt
Gaige, Amity
Amity Gaige wurde 1972 geboren. Schroders Schweigen ist ihr dritter Roman, er erscheint gleichzeitig in 14 Ländern. Amity Gaige lebt zurzeit in Amherst, Massachusetts.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.03.2014

Das Karma des Chamäleons
Amity Gaige erzählt von einem liebenswerten Hochstapler
Das Schweigen und im Schweigen das Verschwiegene – das wäre ein schönes Forschungsthema. So eine Arbeit müsste all die literarischen, kulturellen, politischen Momente versammeln, in denen etwas Entscheidendes nicht gesagt wurde. Und sie müsste Begriffe finden für die unterschiedlichsten Arten des Schweigens, das von einverständigem Stillsein über peinliche Gesprächspausen bis zu lastendem Verstummen reicht.
  Eric Kennedy alias Erik Schroder, Ich-Erzähler in dem Roman „Schroders Schweigen“ der jungen Amerikanerin Amity Gaige, wollte eigentlich so eine Arbeit schreiben, doch daraus ist nichts geworden, vielleicht, weil er selbst zwar entscheidende Details seines Lebens verschweigen, aber niemals wirklich stumm sein kann. Auch das, was Amity Gaige als sein gesammeltes Schweigen vorlegt, ist in Wirklichkeit ein wortreiches Bekenntnis. Während er in Untersuchungshaft sitzt und jede mündliche Auskunft verweigert, schreibt er seine Lebensgeschichte auf, die erfundene und erlogene genauso wie die, die sich daraus ergab.
  Adressatin seiner Erinnerungen ist die Ex-Frau Laura, die sich nach kurzer, glücklicher Zeit von ihm getrennt hat und die gemeinsame Tochter Meadow bei sich behielt. Weil der Kampf um das Sorgerecht schließlich zu seinen Ungunsten ausging, hat er die Tochter kurz entschlossen auf einen Ausflug mitgenommen, der sich zu einer regelrechten Entführung steigerte. So jedenfalls sehen es Exfrau, Gesetzeslage, Fernsehsender und also die ganze Welt, während er doch nur der Vaterliebe nachgegeben hat und der Tochter eine Freude machen wollte. Es ist klar, das diesem sich selbst gegenüber sehr nachsichtigen Erzähler nicht unbedingt zu trauen ist. Dass er sehr sympathisch ist, macht die Sache nicht leichter.
  Zumal er – und das fliegt während der Entführung dann auch noch auf – ein Leben unter falscher Identität geführt hat. Als Sohn eines Deutschen, der aus der DDR geflohen ist, kam er in früher Kindheit in die USA. Vor den Ferien in einem Sommerlager gab er sich dort, um der Fremdheit vorzubeugen, den sehr amerikanischen Namen Kennedy und blieb dabei – eine erfundene amerikanische Kindheit und Biografie inklusive. Doch was macht das schon für einen Unterschied, ob die Erzählungen vom eigenen Leben real oder erfunden sind? Er selbst glaubt hingebungsvoll an seine Legenden und verwandelt sich ihnen erfolgreich an. Ist diese Bereitschaft zur Assimilation denn nicht genau das, was von Migranten verlangt wird?
  Amity Gaige ist für ihre Geschichte durch ein reales Vorbild angeregt worden: Vor ein paar Jahren machte der Fall des Deutschen Christian Gerhartsreiter Furore, der sich in den USA Clark Rockefeller nannte, seine Tochter entführte, wegen Mordes vor Gericht kam und zu 27 Jahren Haft verurteilt wurde. Gaige macht aus ihrer Figur einen liebenswerten Hochstapler, einen im Grunde sehr einsamen, getriebenen Menschen, der sich verzweifelt nach Liebe sehnt. Es ist eine durchaus ergreifende, schillernde Vater-Tochter-Beziehung, die Gaige entstehen lässt. Daneben gibt es noch eine kleine, herrlich unsentimentale Liebesbegegnung in einem Camp am See, mit einer etwas abgedrehten Frau, deren größte Lebensleistung wohl darin besteht, einmal Gegenstand und Name in einem Pop-Song gewesen zu sein. „Ich habe mich immer gefragt, was aus euch Mädchen aus den Liebesliedern so wird“, sagt Eric. Wenigstens das weiß er jetzt.
  Das Leben als Fake, als falsche Wahrheit, als Phantasie, in der man sich einrichtet, das ist ein reizvolles Thema, das in diesem Roman unterhaltsam und intelligent bearbeitet wird. Weniger gelungen sind die Passagen, die zurückführen ins geteilte Berlin, an die Mauer und in den Treptower Park. Da muss man sich durch eher oberflächliche Beschreibungen und erklärende Passagen quälen, die allenfalls unwissende amerikanische Leser spannend finden können. Das schmälert aber nicht die Qualitäten der Erzählerin Amity Gaige und dieses durchaus vertrackten Romans über einen Mann, der mit Trennung und Verlust nicht fertig wird: „Denn natürlich gibt es nur eine Sache, die uns wahrhaftig verstört, und das ist das Verschwinden der Liebe.“ Um diese Verstörung dreht sich sein Leben, seine Flucht, seine Verzweiflung. Wie Gericht und Ex-Frau seinen Bericht aufnehmen, bleibt offen. Es ist aber zu befürchten, dass es nicht gut ausgehen wird mit diesem falschen Kennedy, der doch bloß geliebt werden möchte und einfach nicht schweigen kann.
JÖRG MAGENAU
  
Amity Gaige: Schroders Schweigen. Aus dem Englischen von Monika Schmalz. Hanser Berlin, 2013. 320 Seiten, 19,90 Euro, E-Book 15,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Jörg Magenau fällt es schwer, dem Erzähler in Amity Gaiges Roman "Schroders Schweigen" mit dem angemessenen Misstrauen zu begegnen, dafür findet er ihn viel zu sympathisch. Eric Kennedy schreibt seine Geschichte in Untersuchungshaft auf: wie es zur Trennung von seiner Frau kam, wie der Kampf ums Sorgerecht ausbrach, und wie er seine Tochter dann kurzerhand auf einen Ausflug mitnahm, der ihm jetzt von seiner Frau und Allerwelt als Entführungsversuch angekreidet wird, obwohl er sich doch nur wie ein liebender Vater verhalten hat, fasst der Rezensent zusammen. Dabei ertappt man ihn allerdings immer wieder bei kleineren und größeren Lügen, verrät Magenau. Zum Beispiel heißt Eric Kennedy eigentlich Erik Schroder und war mit seinen Eltern aus der DDR in die USA geflüchtet, als Kennedy lebte es sich aber nun mal amerikanischer, erklärt der Rezensent, der lobt, wie gekonnt Gaige dem Leser nach und nach solche Informationen zuschanzt - nur die Berlinpassage fand Magenau ziemlich oberflächlich.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Die Größe ihrer erzählerischen Gabe zeigt sich darin, wie Amity Gaige uns dazu bringt, einen Erzähler zu lieben, den man eigentlich nicht lieben sollte." Jonathan Franzen

"Amity Gaige ist eine Vollbluterzählerin." Rainer Moritz, Deutschlandradio Kultur, 20.08.13

"Das Leben als Fake, als falsche Wahrheit, als Phantasie, in der man sich einrichtet, das ist ein reizvolles Thema, das in diesem Roman unterhaltsam und intelligent bearbeitet wird." Jörg Magenau, Süddeutsche Zeitung, 21.03.14