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Einhundert Jahre aus der Geschichte zweier Familien und aus der Geschichte eines Landes: Reinhard Jirgls "Die Stille" ist das monumentale Epos vom langen 20. Jahrhundert in Deutschland. Am Anfang steht ein Fotoalbum, die ältesten Bilder sind über achtzig Jahre alt: einhundert Fotografien zweier Familien, die eine aus Ostpreußen stammend, die andere aus der Niederlausitz. Zwei Weltkriege, Inflation, Flucht und Vertreibung haben diese beiden Familien über fünf politische Systeme hinweg, von der Kaiserzeit bis heute, überlebt. Den einhundert Fotografien folgend, erzählt Jirgl Geschichten von…mehr

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Produktbeschreibung
Einhundert Jahre aus der Geschichte zweier Familien und aus der Geschichte eines Landes: Reinhard Jirgls "Die Stille" ist das monumentale Epos vom langen 20. Jahrhundert in Deutschland. Am Anfang steht ein Fotoalbum, die ältesten Bilder sind über achtzig Jahre alt: einhundert Fotografien zweier Familien, die eine aus Ostpreußen stammend, die andere aus der Niederlausitz. Zwei Weltkriege, Inflation, Flucht und Vertreibung haben diese beiden Familien über fünf politische Systeme hinweg, von der Kaiserzeit bis heute, überlebt. Den einhundert Fotografien folgend, erzählt Jirgl Geschichten von Verletzungen, Liebe und Verrat. "Die Stille" bestätigt seinen außergewöhnlichen Rang.
Autorenporträt
Reinhard Jirgl, geboren 1953 in Berlin, wo er auch heute lebt. Für sein Werk erhielt er zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Alfred-Döblin-Preis, den Marburger Literaturpreis, den Joseph-Breitbach-Preis, den Stadtschreiber-Preis von Bergen und den Georg Büchner-Preis 2010. Bei Hanser erschienen zuletzt Abtrünnig (Roman aus der nervösen Zeit, 2006), Land und Beute (Aufsätze, 2008), Die Stille (Roman, 2009), Mutter Vater Roman (Neuausgabe, 2012), Nichts von euch auf Erden (Roman, 2013) und 2016 der Roman Oben das Feuer, unten der Berg.Mit Beginn des Jahres 2017 hat Reinhard Jirgl sich vollständig aus der Öffentlichkeit zurückgezogen. Er verzichtet auf Lesungen sowie andere Auftritte, desgleichen auf jede Publikation seiner auch weiterhin entstehenden Manuskripte. Alle neu geschriebenen Texte verbleiben in Privatbesitz.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.07.2009

In den Sommer mit Büchern von zu Hause

Sie wollen Buchtipps für die Ferien? Die Gegend, in der Sie leben, hält sie für Sie bereit. An Rhein und Main wohnen Schriftsteller, deren Bücher zum Urlaub passen, hier sind aber auch Literaturpreise zu haben, die Jahr für Jahr bedeutende Autoren nach Darmstadt oder Frankfurt locken. Sie alle haben uns in diesem Sommer das eine oder andere zu sagen.

Von Florian Balke

F. C. Delius:

Die Frau, für die ich den Computer erfand

In seinem neuen Roman, den Friedrich Christian Delius während seiner Zeit als Stadtschreiber von Bergen-Enkheim beendet hat, geht es um hohe und gewichtige Dinge: um die Erfindung des Computers und eine große Liebe. Aber Delius wäre nicht er selbst, wenn das Hohe nicht ausgesprochen geerdet daherkäme. Eine ganze Nacht lang erzählt ein alter Mann, dessen Lebenslauf dem des deutschen Ingenieurs Konrad Zuse folgt, einem Journalisten von seiner Rolle bei der Erfindung des Computers. Und von seiner tiefen Zuneigung zu Lord Byrons Tochter Ada Lovelace, die sich schon im 19. Jahrhundert mit dem Bau einer Rechenmaschine herumschlug. Herausgekommen ist ein wundervoller Monolog, der den Leser voller Tempo durch Geschichte und Technik führt und dabei einige kluge Bemerkungen zur Logik, zum Erfinden und zur Kunst zu machen hat. Zu kaufen gibt es das Buch erst nach dem 17. Juli, aber Fans aus dem Rhein-Main-Gebiet haben Glück. Am Tag, an dem der Roman herauskommt, stellt Delius ihn in Frankfurt vor - am 17. Juli um 20 Uhr in der Berger Nikolauskapelle, Marktstraße 56.

Friedrich Christian Delius, "Die Frau, für die ich den Computer erfand", Rowohlt Berlin, Hamburg 2009, 288 S., geb., 19,90 Euro.

Eva Demski:

Gartengeschichten

Als Sommerlektüre braucht dieses Buch über Freud und Leid des Gärtnerns keine besondere Fürsprache mehr. Leser, die die Geschichten, die neben der Kultivierung von Pflanzen auch von der Hege und Pflege des Lebens handeln, noch nicht gekauft, weiterempfohlen oder verschenkt haben, dürfen sich freuen, weil man sie auf den Erfolgstitel der Frankfurter Schriftstellerin noch hinweisen kann. Ein Buch aus kleinen Leseportionen, das die meisten in einem Rutsch lesen.

Eva Demski, "Gartengeschichten", Insel Verlag, Frankfurt am Main 2009, 234 S., geb., 19,80 Euro.

Claudio Magris:

Ein Nilpferd in Lund

Ja, es wirkt alles ein wenig abgestanden, was der diesjährige Friedenspreisträger des deutschen Buchhandels in diesem Band an Reisebeobachtungen versammelt. Viele der Texte stammen aus den späten achtziger und frühen neunziger Jahren, als Europa den Kalten Krieg abschüttelte und Claudio Magris ihm seine habsburgische Mitte und das wieder in den Blick des Westens rückende Osteuropa erklärte. Dafür, dass seitdem andere Weltgegenden wichtiger geworden sind, kann allerdings Osteuropa nichts, und viel von dem, was Magris dort gesehen und gedacht hat, ist noch immer gültig. So wie die Formulierung, zwischen den mechanischen Musikinstrumenten des Grafen Gerersdorfer in Zagreb begreife man, wie unsinnig es sei, "in der Technik das Ende der Poesie zu sehen". Daran sollten Sie am Strand denken, wenn das Radio aus der Sandburg nebenan zu Ihnen herüberplärrt. Und von einer Iran-Reise des Jahres 2004 bringt Magris ein Zitat mit, das die Lage vor und nach der gefälschten Präsidentenwahl dieses Jahres bündig zusammenfasst: "Du kannst tun, was du willst, aber sie können mit dir machen, was sie wollen." Insofern kann man sich mit der Tatsache, dass Magris im Oktober in der Frankfurter Paulskirche den Friedenspreis erhält, fast schon wieder aussöhnen.

Claudio Magris, "Ein Nilpferd in Lund - Reisebilder", Carl Hanser Verlag, München 2009, 224 S., geb., 17,80 Euro.

Walter Kappacher:

Selina oder das andere Leben

Hand aufs Herz: Als die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt mitteilte, den diesjährigen Büchner-Preis erhalte Walter Kappacher, was haben Sie da getan? Einen Sekt aufgemacht, weil er ihn endlich bekommen hat, oder Ihrer Umgebung verschwiegen, dass Sie nicht wussten, wer Kappacher war? Eben. So wie Ihnen ging es vielen, aber bis Herbst ist genügend Zeit, Ihre Unwissenheit zu korrigieren. Zum Beispiel mit der Lektüre von "Selina oder das andere Leben". Nach diesem Roman werden Sie mit dem Büchner-Preisträger dieses Herbstes völlig einverstanden sein. Obwohl er seine Leser an der Nase herumführt: "Selina" tut so, als sei das andere Leben des Titels nur das gute Leben, das Stefan, ein österreichischer Lehrer, zwei Sommer lang in der Renovierung eines verfallenen Bauernhauses in der Toskana erhaschen will. Dabei geht es, während der Leser noch in dieser Illusion befangen ist, schon lange um viel mehr - um den Tod und die Vergänglichkeit, das aber so ruhevoll, gelassen und klar, dass der Roman trotz dieser Wendung in vielerlei Hinsicht der perfekte Ferienroman ist.

Walter Kappacher, "Selina oder das andere Leben", Deuticke, München 2005, 254 S., geb., 19,90 Euro.

Wilhelm Genazino: Das Glück in glücksfernen Zeiten

Wenn Sie diesen Genazino mit in den ersehnten Urlaub nehmen, wissen Sie, dass das Buch auf Ihrer Seite ist: "Ausgepumpte, fast reglos in ihren Stühlen liegende Menschen empfinde ich als besonders schön", heißt es gleich in den ersten Zeilen. Geben Sie sich dieser Schönheit hin - in den Strandkörben an der Ostsee oder den Liegestühlen von Sossenheim. Sie tun auf diese Weise etwas für Ihren Smalltalk nach der Rückkehr aus den Ferien. Schließlich kann es gut sein, dass Ihnen das Buch im August auf der Longlist oder im September auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises wiederbegegnet. Wenn der Preis zum Auftakt der Buchmesse im Frankfurter Römer vergeben wird, wissen Sie, wovon die Rede ist. Außerdem bilden Sie durch die Lektüre dieses Romans Ihr Herz. Die Geschichte von Gerhard, den die Lebensforderungen seiner Freundin Traudel aus der Bahn werfen, zeigt Ihnen nichts weniger als den Menschen, lächerlich und groß zugleich. Zum Schluss des ganzen Unglücks stolpern Sie über Gerhards Gedanken, "Fremdkompliziertheit" habe ihn dorthin gebracht, wo er sich jetzt befindet. Dann wissen Sie: Der Roman hat kein Happy End, macht aber trotzdem glücklich.

Wilhelm Genazino, "Das Glück in glücksfernen Zeiten", Carl Hanser Verlag, München 2009, 160 S., geb., 17,90 Euro.

Ulrich Peltzer:

Vom Verschwinden der Illusionen - und den wiedergefundenen Dingen

Ende August löst Ulrich Peltzer seinen Vorgänger F. C. Delius als Stadtschreiber von Bergen-Enkheim ab. Im Festzelt auf dem Berger Marktplatz werden er und sein Laudator Heribert Prantl von der "Süddeutschen Zeitung" Reden halten, auf die man gespannt sein darf. Wenn Sie sich bis dahin auf Peltzer einstimmen wollen, lesen Sie die Rede, die er im vergangenen Jahr vor Abiturienten der saarländischen Stadt Merzig hielt - eine Reihe mit Tradition, auch Wilhelm Genazino hat dort schon gesprochen. Peltzers Rede enthält viel Biographisches und viel von dem, was ihn beim Verfassen seiner Romane interessiert. Ein Zitat: "Wer seine Neugierde verliert, der steht schon vor der Zeit mit einem Fuß im Grab, und das ist nicht der Sinn der Sache - sollte sie denn einen haben."

Ulrich Peltzer, "Vom Verschwinden der Illusionen - und den wiedergefundenen Dingen: Rede an die Abiturienten des Jahrgangs 2008", herausgegeben von Ralph Schock, Gollenstein Verlag, Merzig 2008, 55 Seiten, brosch., 9 Euro.

Ursula Krechel:

Shanghai fern von wo

Für dieses Buch hat Ursula Krechel in den vergangenen Monaten gleich drei Preise bekommen - erst den Rheingau-Literatur-Preis, dann den mit 50 000 Euro dotierten Joseph-Breitbach-Preis der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und zum Schluss den Kunstpreis des Landes Rheinland-Pfalz. Die etwas entmutigende Panzerung mit Auszeichnungen sollte die Leser allerdings eher dazu bringen, auch weiterhin zu diesem Roman zu greifen, der die Geschichte der deutschen Juden schildert, denen kurz vor dem Krieg die Flucht nach Shanghai gelang. Und was der Apfelstrudel mit der Frühlingsrolle zu tun hat, erfährt man auch.

Ursula Krechel, "Shanghai fern von wo", Jung und Jung Verlag, Salzburg und Wien 2008, 500 S., geb., 29,90 Euro.

Reinhard Jirgl:

Die Stille

Zum Schluss ein weiteres Buch, das sein Verfasser während seiner Stadtschreiberzeit in Bergen-Enkheim beendet hat. Jirgls "Stille" ist unter den hier empfohlenen Titeln das Buch mit den meisten Seiten, dem größten Anteil an deutscher Geschichte und der auf den ersten Blick am schwierigsten zu lesenden Sprache - lauter dem Autor liebe Eigenheiten in der Schreibung der Wörter sehen aus, als seien sie absichtlich aufgestellte Verständnisfallen. Das sind sie nicht, alles macht Sinn - verwiesen sei nur auf die wunderbar erfundenen "wirrtuellen Welten". Nebenbei ist "Die Stille", ein Roman über zwei Familien zwischen Kaiserreich und Nachwendezeit, auch ein großer Roman über Deutschland im 20. Jahrhundert.

Reinhard Jirgl, "Die Stille", Carl Hanser Verlag, München 2009, 533 S., geb., 24,90 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.05.2011

Schreibweisen
des Gefühls
Vielleicht ist er ein aus vergangen geglaubten Zeiten des Experimentierens Herübergeretteter; von Seite zu Seite wird es schlimmer: die zwanghaften Wortverschmelzungen, sinnlosen Sonderzeichen, Schrifttypen. Aber das ist nur ein Abklatsch dessen, was Reinhard Jirgl als Material vorfindet, was er beschreiben will, wie er die kleinen privaten Fotografien aus zwei Kriegen zu Geschichtsbildern anwachsen lässt, wie er sie weniger mit Beschreibungen des Abgebildeten und noch weniger mit wichtigen Hintergrundinformationen anfüllt als vielmehr mit Hintergrundgefühlen, mit einer beängstigenden emotionalen Wucht, die sich doch wieder nur in kunstvoller Sprache entfalten kann.
Mit alten Wörtern in neuer Schreibweise zeitlose Gefühle schierer Verzweiflung hervorzurufen – vor allem daraus baut Jirgl ein Bild des verstörenden deutschen Jahrhunderts. Helmut Mauró
Reinhard Jirgl:
Die Stille. Roman.
dtv, München 2011.
539 Seiten,
14,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Durchaus beeindruckt ist Katrin Hillgruber von Reinhard Jirgls mächtigem Familienroman "Die Stille", auch wenn ihr das Werk nicht immer leicht verdaulich scheint. Sie attestiert dem Autor, die "unzähligen Lebens- und Erzählfäden" zu einem "artifiziellen wie erdrückenden Teppich" zu verweben. Neben Schilderung von Interieurs und Landschaften findet sie viele Ahnungen und Vorausdeutungen auf die Jahrhundertkatastrophe des Nationalsozialismus und seiner Folgen. Dabei hält sie das Buch für einen "sehr patriotischen Roman", in dem eine "muffige Vakuumatmosphäre" vorherrsche. Nicht wirklich erwärmen kann sie sich für Jirgls eigenwillige Orthographie in der Tradition von Arno Schmidt wie etwa "Inn-!West-Tor", "Mutter Kuh-Rage". Auf sie wirkt diese Manie eher peinlich als instruktiv. Auch wirft sie dem Werk eine gewisse Pathetik vor. Andererseits würdigt sie die "höchst authentische Erzählweise" und die "einzigartige thematische Fülle" des Romans.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Reinhard Jirgls "Die Stille" überwältigt mit der ganzen Wucht des Existentialismus." Oliver Jungen, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.03.09

"Reinhard Jirgl beerbt in seinem misanthropischen Zeitroman "Die Stille" Arno Schmidt und Alfred Döblin, ohne dabei epigonal zu wirken. ... Ein faszinierendes Werk." Jan Süselbeck, die tageszeitung, 12.03.09

"Jirgls neuer Roman 'Stille' verlangt viel von seinem Leser und ist eines der bedeutendsten Bücher unserer Zeit. ... Jirgls Bücher sind eine Zumutung. Genau das aber macht ihn zu einem der großen, vielleicht zu dem wichtigsten Autor der deutschen Gegenwartsliteratur. Sein Werk ragt heraus, weil es einzigartig ist." Martina Meister, Die Zeit, 26.03.09

"Ein beeindruckendes Panoramabild Deutschlands im 20. Jahrhundert." Roman Bucheli, Neue Zürcher Zeitung, 21.04.09
Mit alten Wörtern in neuer Schreibweise zeitlose Gefühle schierer Verzweiflung hervorzurufen - vor allem daraus baut Jirgl ein Bild des verstörenden deutschen Jahrhunderts. Helmut Mauró Süddeutsche Zeitung 20110506