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Charlie will das mysteriöse Verschwinden seiner Eltern nicht einfach so hinnehmen. Er macht sich auf die Suche und flieht mit einem Zirkus Richtung Paris.

Produktbeschreibung
Charlie will das mysteriöse Verschwinden seiner Eltern nicht einfach so hinnehmen. Er macht sich auf die Suche und flieht mit einem Zirkus Richtung Paris.
Autorenporträt
Zizou Corder ist ein Synonym für die 1960 geborene Schriftstellerin Lousia Young und ihre 10-jährige Tochter Isabel Adomakoh. Die beiden haben die Geschichte von Charlie Ashanti gemeinsam entwickelt und geschrieben. Lousia und Isabel leben in London.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.11.2004

Löwen im Orientexpress
Kindliche Abrechnung mit der Pharmaindustrie: Ein Junge begibt sich auf eine abenteuerliche Reise, um seine Eltern zu finden
Der Löwe schaut den Leser an - vom Buchdeckel und mit so grünen Menschenaugen, dass man dem Blick nicht ausweichen kann. „Löwenjunge” heißt die Geschichte, und ehe man auch nur ein Wort gelesen hat, ahnt man, dass sich gleich das Paradies auftun wird, in dem der Löwe friedlich neben den ersten Menschen ruht. Aber so wie Adam aus dem Garten Eden vertrieben worden ist, haben Adams geld- und machtgierige Nachfahren die Löwen dieses Romans aus ihrer Heimat geraubt. Doch weil wir uns in den Gefilden der Jugendliteratur befinden, können wir mit den Löwen hoffen.
Doch erst einmal gibt es atemberaubende Abenteuer, fiese Bösewichte und pralle Spannung, aber alles wird mit einem Kichern in der Kehle erzählt - von einer Mutter und ihrer zehnjährigen Tochter, die einen Ghanesen zum Vater hat und sich einen Helden mit Leopardenblut in den Adern ausgedacht hat. Er hat deshalb nicht nur Löwenmut entwickelt, sondern spricht vor allem Katz, die Sprache aller Salon- und Hafenkatzen samt ihren mächtigen Vettern in Urwald und Savanne und im Zirkus. Und schon sind wir mittendrin. Denn Charlie Ashanti, wie der Held heißt, hat weltberühmte Forschereltern. Sie werden entführt, weil die Mutter ein Medikament gegen die Lungenkrankheiten entwickelt hat, die in der etwas zukünftigen, luftverseuchten Welt zur allgemeinen Gefahr wurden. Das aber würde die Pillen überflüssig machen, mit denen Pharmakonzerne Milliarden verdienen. Die Drecksarbeit dieser Entführung aus London hat Rafi, ein Nachbarjunge, übernommen, ein Bösewicht der grausamen und tückischen Art, der sich auch Charlie schnappen soll, damit dessen Eltern leichter erpressbar sind. Aber was nur der Leser weiß: Der Junge ist mit allen Katzen vernetzt. Sie geben und übermitteln Nachrichten, warnen, raten und helfen fliehen, und so landet Charlie auf einem Schiff mit einer riesigen Zirkusarena, das nach Paris fährt und Scharen von Tieren beherbergt.
Ja, nun sind wir bei den Löwen, aber in welch jämmerlichem Zustand lernt Charlie sie kennen. Er rettet sie natürlich, und weil er von Katzen erfährt, dass seine Eltern von Paris nach Venedig geschafft werden, flieht er mit dem ganzen Löwenrudel zum Orientexpress. Die Löwen erfrieren bei der Fahrt über die Alpen fast, aber glücklicherweise rollt der Salonwagen des Königs von Bulgarien genau dahinter und der König nimmt die Löwen und den Jungen bei sich auf. Geschafft! Aber auch Ende des ersten Bandes. Wir wissen nur, dass die Eltern in einem Sanatorium gelandet sind, wo Gehirnwäsche betrieben wird. Aber Rafi lauert im Hintergrund, und dann gibt es noch den auch beängstigend bösen Ex-Löwenbändiger, der Charlie haben und Katz von ihm lernen will. Genug also, um auf Band zwei und drei gespannt zu sein.
Erwachsene mag stören, dass die Umweltsituation zu ungenau und die Pharma-Story zu klischeehaft dargestellt sind, doch beides besitzt nur dramaturgischen Sinn. Mutter Louise Young und Tochter Isabel, die sich ihr gemeinsames Pseudonym nach dem Namen von Isabels Eidechse, Zizou, gewählt haben, beschwören die ideale Einheit von Mensch und Tier vor dem Sündenfall, und auch wenn wir wissen, dass uns das Paradies verloren ging, besitzt wohl jeder Mensch noch das Gefühl, ebenso wie Löwe, Lama und Libelle ein Geschöpf einer Natur zu sein, begreift durch irgendein Erlebnis oder eine Katastrophe, dass wir zusammengehören und voneinander abhängen.
(ab 10 Jahre)
Zizou Corder
Lionboy. Die Entführung
Aus dem Englischen von Sophie Zeitz. Hanser Verlag, München 2004. 343 Seiten, 14,50 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.03.2005

Magische Familienbande
Die neuere Phantastik für Kinder entdeckt die Verwandtschaft

Da Joanne K. Rowling sich zwischen den einzelnen Bänden von Harry Potter Zeit läßt, können Kinder und Jugendliche ihren nach wie vor kräftigen Appetit auf Phantastisches auch mal bei anderen Köchen stillen. Die Autoren richten sich nach dem Erfolgsmodell und schreiben selten weniger als 350 Seiten, oft das Doppelte. Die meisten Geschichten sind als Trilogien angelegt - die magische Drei dominierte schon im Märchen. Seit der rührenden Geschichte von der schreibenden Mutter im Café gehören mehr denn je die Lebensumstände der Autoren zum Marketing-Konzept der phantastischen Jugendliteratur. Eine Mutter hat sich zusammen mit der Tochter "Lionboy" ausgedacht, und Christopher Paolini schrieb "Eragon" mit 15 Jahren. Solche Storys suggerieren den Fans, daß sie mit ihrer phantastischen Trilogie die nächsten sein könnten.

Rezepte und Zutaten für die Handlung gib's kostenlos in Mythen, Märchen und den Arbeiten der Kollegen. Man nehme eine Waise oder ein von seinen Eltern verlassenes Kind. Zur Kompensation seiner Einsamkeit muß es über wunderbare Kommunikationsmittel verfügen - es ist isoliert und allverbunden, wie Max Lüthi die Protagonisten des Märchens charakterisiert hat. Zizou Corders "Lionboy" versteht die Katzensprache, Jenny Nimmos "Charlie Bone" kann mit Figuren auf Bildern sprechen und "Eragon" mit seinem Drachenmädchen. Die Suchreise der Helden führt sie durch eine oft mittelalterlich anmutende Anderswelt ("Eragon") oder über eine Zweiweltenbühne mit magischer und alltäglicher Sphäre ("Charlie Bone"), und sie fällt zusammen mit der allmählichen Aufdeckung ihrer verborgenen Abstammung. Ihr Familienroman ist wie bei Hamlet mit der Verderbtheit der Welt korreliert. Das Böse ist übermächtig geworden, die Guten müssen die Weltordnung wiederherstellen.

Mit diesen Versatzstücken ist gleichwohl nicht schon alles geleistet. Originelle Kombinationen, spezifische Atmosphären, eindringliche Figuren müssen selbst gefunden werden. Christopher Paolini ist nicht viel eingefallen, sein Mix bleibt ziemlich fad. Ein Tyrann mit Ungeheuern als Schergen, ein Drachenei, ein Bündnis von Elfen, Zwergen und Zauberern - den allzu vertrauten Motiven fehlen überraschende Evidenz und Eigensinn.

Kai Meyer dagegen entwirft eigenwillige, auch ambivalente Figuren und siedelt sie in verfremdet pittoresken Milieus an. Seine Merle lebt im Venedig der Glas- und Spiegelkünstler, während die Stadt von einem zombiehaften ägyptischen Reich, von Mumien und Sphingen, belagert wird. Der Weg zur Rettung führt die Heldin durch eine ins Maßlose getriebene Dante-Hölle, durch die Elemente und Jahreszeiten. Kai Meyers Wellenläufer-Trilogie spielt in einer magisch bedrohten Seeräuber-Karibik. Hier müssen die Helden in die Meeresabgründe vordringen, um das Unheil zu bannen. Die Dehnung auf drei Bände, die Überfülle von skurrilen Figuren, gefährlichsten Situationen und herzzerreißenden Konflikten um Freundschaft und Verrat lassen allerdings die Konturen verschwimmen. Meyer bürdet dem Lesemagen zuviel auf, spätestens im zweiten Band verlieren sich die einzelnen Aromen im überwürzten Gericht.

Nach der jahrzehntelang anhaltenden Kelten- und Elfenlust liegt ein Griff in andere Märchengefilde nahe. P. B. Kerr transportiert Dschinns und Flaschengeister aus 1001 Nacht in die Gegenwart. Seine Geschichte von den lässigen amerikanischen Dschinn-Kindern erinnert an Enid Blytons Abenteuerbücher und ist ebenso flach. Jenny Nimmo variiert das Harry-Potter-Muster des Zaubererinternats und gibt einen Schuß von Roald Dahls schwarzem Humor dazu. Trotz der epigonalen Anlage sind ihr Held Charlie Bone, seine Freunde und magischen Helfer im Spannungsfeld zwischen gemütlicher mütterlicher Wohnküche und gefährlich-kaltem Internat selbständig gezeichnet. Die Bösen sind ohnehin immer gleich häßlich und grausam.

Nicht so bei Zizou Corder: Sie läßt das Böse konkret und gegenwartsbezogen als Pharmakonzern agieren, der die Welt mit feineren und weniger feinen Mitteln beherrscht. Handlanger ist ein gemeiner Bursche aus dem Nachbarhaus - so erhält die Gewalt ein Gesicht, das Kindern aus ihrem Alltag nur zu vertraut ist. Dagegen bietet Charlie Ashanti, der sich mit einer Löwenfamilie verbündet, ein attraktives Trostmittel und prächtiges Wunschbild für kindliche Allmachtsphantasien und Freundschaftssehnsucht. Zizou Corder hat einige starke Bilder gefunden, und sie macht sich die Mühe, die Handlung in verfremdeten, aber erkennbaren geographischen und kulturellen Räumen anzusiedeln. Die farbige Detailgenauigkeit verhindert, daß die moralische und politische Korrektheit zu aufdringlich wird.

Erstaunlich an der gegenwärtigen Fantasy-Mode ist die Bedeutung des biologischen Erbes für die Helden. Blut gilt mehr als alle Erziehung. Die Kinder des Dschinn, Eragon, Charlie Bone, Merle - sie alle sind durch ihre biologische Herkunft auf die magische Karriere festgelegt. Daher sind ihre Erlebnisse und Reisen weniger Entwicklungs- als Reifungsgeschichten. Eines Tages werden sie zu Zauberern, so wie reale Kinder in die Pubertät kommen. In dieser zwangsläufig sich ereignenden Epiphanie des Magischen wird eine seltsame Obsession der gegenwärtigen phantastischen Jugendliteratur kenntlich: die schicksalhafte Vererbung und der Familienmythos. Darin unterscheidet sie sich diametral von der phantastischen Kindergeschichte der sechziger und siebziger Jahre, die dem Kind die Macht der schöpferischen Phantasie zusprach. Verbirgt sich im traditionellen Märchenkleid heute regressive vormoderne Schicksalsfixierung oder der neue Glauben an die Allmacht der Gene?

GUNDEL MATTENKLOTT

Zizou Corder: "Lionboy. Die Entführung"; "Die Jagd". Beide aus dem Englischen übersetzt von Sophie Zeitz. München, Hanser Verlag 2004 und 2005. 344 und 320 S., geb., je 15,90 [Euro]. Ab 10 J.

P. B. Kerr: "Die Kinder des Dschinn". Das Akhenaten-Abenteuer. Aus dem Englischen übersetzt von Johanna Ellsworth. Oetinger Verlag, Hamburg 2004. 378 S., geb., 14,90 [Euro]. Ab 10 J.

Kai Meyer: "Die Wellenläufer"; "Die Muschelmagier"; "Die Wasserweber". Loewe Verlag, Bindlach 2003 und 2004. 384, 336 und 368 S., geb., je 14,90 [Euro]. Ab 10 J.

Jenny Nimmo: "Charlie Bone und das Geheimnis der sprechenden Bilder"; "Charlie Bone und die magische Zeitkugel". Beide aus dem Englischen übersetzt von Cornelia Holfelder-von der Tann. Verlag Otto Maier, Ravensburg 2003 und 2004. 360 und 320 S., geb., je 13,95 [Euro]. Ab 10 J.

Christopher Paolini: "Eragon". Das Vermächtnis der Drachenreiter. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Joannis Stefanidis. Cbj - Random House, München 2004. 604 S., geb., 19,90 [Euro]. Ab 10 J.

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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

"Eigentlich hat dieses Buch dem Rezensenten Fritz Wolf ganz gut gefallen. Es erzählt vom "