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Johannes hat zwei Frauen und zwei Probleme: Lisa verlässt ihn, und seine Mutter kann er nicht verlassen. Als er es fast geschafft hat, greift sie zum letzten Mittel. Bernd Schroeder erzählt die endlose Liebesgeschichte eines Mannes zu seiner ersten Frau: witzig, manchmal bösartig und trotz allem liebevoll.
Johannes geht es schlecht. Seine Frau Lisa hat ihn verlassen, seinen Job bekommt ein anderer und Johannes soll ins Zweigwerk nach Brasilien versetzt werden. Brasilien! Aber wenn es einem Sohn schlecht geht, dann spürt das seine Mutter, und sie ruft genau dann an, wenn er am Ende ist und
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Produktbeschreibung
Johannes hat zwei Frauen und zwei Probleme: Lisa verlässt ihn, und seine Mutter kann er nicht verlassen. Als er es fast geschafft hat, greift sie zum letzten Mittel. Bernd Schroeder erzählt die endlose Liebesgeschichte eines Mannes zu seiner ersten Frau: witzig, manchmal bösartig und trotz allem liebevoll.
Johannes geht es schlecht. Seine Frau Lisa hat ihn verlassen, seinen Job bekommt ein anderer und Johannes soll ins Zweigwerk nach Brasilien versetzt werden. Brasilien! Aber wenn es einem Sohn schlecht geht, dann spürt das seine Mutter, und sie ruft genau dann an, wenn er am Ende ist und nicht die geringste Lust hat, ausgerechnet ihre neugierigen Fragen nach seinem Befinden zu beantworten. Johannes möchte lieber seine Ruhe haben, eine Entscheidung treffen. Doch nicht nur er ist allein, sondern auch seine Mutter. Kann er es überhaupt verantworten, die alte Frau, die an den Rollstuhl gefesselt ist, allein zu lassen?
Die endlose Liebesgeschichte eines Mannes zu seiner ersten Frau witzig, manchmal bösartig und trotz allem liebevoll.
Auch als Hörbuch erhältlich.
Autorenporträt
Bernd Schroeder, geboren 1944 im heute tschechischen Aussig, wuchs im oberbayerischen Fürholzen auf. Er lebt in Berlin. Als Autor und Regisseur zahlreicher Hör- und Fernsehspiele erhielt er 1986 den Adolf-Grimme-Preis und 1992 den Deutschen Filmpreis. Zuletzt erschienen bei Hanser: Hau (Roman, 2006), Alte Liebe (Roman, 2009, mit Elke Heidenreich), Auf Amerika (Roman, 2012), Wir sind doch alle da (Roman, 2015) und Warten auf Goebbels (Roman, 2017).
Rezensionen
"Die Stärke von Bernd Schroeders Erzählung liegt gerade darin, dass er die unterschiedlichen Lebens- und Lösungsentwürfe der Vater- und Sohnesgeneration unprätentiös nachzeichnet und die Konflikte durchsichtig macht.... Bernd Schroeder bringt in seinem Porträt der ältesten Beziehung die fatale Abhängigkeit ganz leichthin, aber mit ruhiger unerbittlicher Genauigkeit auf den Punkt." Pia Reinacher, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.03.04

"Bernd Schroeder ist ein ganz wunderbarer Erzähler ... Dass er zwei, die sich so böse nerven, so liebevoll beschreiben kann, ist ein kleines Wunder. Es bewirkt, dass man dauernd Partei ergreifen will, aber nicht weiß, für wen. Weil man will, dass beide glücklich werden." Angela Wittmann, Brigitte, 18.02.04

"Bernd Schroeder schildert mit scharfem Blick fürs Alltägliche und hintergründigem Humor...Der Reiz seines neuen Werkes liegt in dem furiosen, kammerspielartigen Duell, das sich seine Protagonisten liefern." Andreas Steppan, Münchner Merkur, 14/15.02.04

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Bernd Schroeders Erzählung um den 57-jährigen Hallenbauer Johannes Seidel, der eines Tages plötzlich arbeitslos wird, da er für seine 83-jährige Mutter sorgen muss und deshalb seiner Firma nicht nach Brasilien folgen kann, ähnelt in ihrer einfachen und überschaubaren "Funktionalität" ein wenig einer Mehrzweckhalle, findet Rezensent Martin Krumbholz. Was durchaus als Kompliment gemeint ist, denn Schroeder habe seine Erzählbausteine "geschickt ausgewählt" und solide verarbeitet. Auf dem Fundament dieses sprachlich "knapp" gehaltenen "guten Handwerks", so der Rezensent weiter, "gedeiht eine bizarre Komik": Es kommt sozusagen zu einer neuen Firmengründung, wie schon der Titel besagt: Firma "Mutter & Sohn" oder eben "Familienbande und -pflege". Denn die alte Mutter ist nicht sonderlich angetan von ihrem Sohn und widmet sogar ihrer verstorbenen Tochter eine Art Heiligenkult, so dass sich das Zusammenleben von Mutter und Sohn eher geschäftlich erfinden muss, um überhaupt stattfinden zu können. Dabei, so der Rezensent, kommt es zu allerhand "Liebesersatzhandlungen", die sich in eine Art "Aktionismus" steigern - nicht ohne das Mitwissen der beiden Beteiligten, wie der Rezensent festhält. Wie die Geschichte endet, will er allerdings nicht verraten, nur so weit, dass die Mutter nicht ermordet wird!

© Perlentaucher Medien GmbH…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.03.2004

Mit einer Furie am Küchentisch
Bernd Schroeder beobachtet Mutter und Sohn bei ihrem teuflischen Spiel / Von Pia Reinacher

Bereits der Titel signalisiert die unauflöslichste aller Beziehungen, die auch dann noch hält, wenn Stein und Eisen bricht. "Mutter & Sohn" heißt die Erzählung von Bernd Schroeder. Der deutsche Schriftsteller und Regisseur zahlreicher Hör- und Fernsehspiele wird darin zum Protokollführer eines prekären Verhältnisses. Sein Bericht über eine Liebe mit negativen Vorzeichen ist ein lakonisches, schmuckloses Büchlein geworden, aber in der Präzision der Abbildung eines widersprüchlichen Gefüges nicht zu unterschätzen. Schroeders Schauplätze sind Küche und Stube, die Kampfhandlungen gestalten sich mit der ausweglosen Zärtlichkeit mütterlicher Doublebind-Rhetorik, und die Helden, die nach den intimen Scharmützeln tot und erledigt auf dem Schlafzimmerboden liegen, sind die Schattenpartner des Paares. Der Vater stirbt, nachdem er längst unter der Fuchtel der Obermutter verstummt war, einen einsamen Tod in einem Landgasthaus. Und Lisa, die Lebensabschnittspartnerin des Sohnes, verläßt wutentbrannt die Wohnung, wie schon so viele andere vor ihr.

Da liegt nun allerdings ein Knackpunkt der Erzählung. Der Autor nämlich setzt zweimal an, um die Geschichte von der kränklichen, in ihrer Hinfälligkeit geschickt dominanten Mutter und dem verlorenen Sohn zu erzählen. Mit dem ersten Zug demontiert er den erfolgreichen Architekten, dessen Karriere am Küchentisch gestrandet ist. Lisa, die erfolgreiche Anwältin, ist ob seiner Erstarrung resigniert. Alle seine Versuche, die Frau zurückzuholen, schlagen fehl. Vier Jahre hat sie gebraucht, um die Bedeutungslosigkeit hinter seinen beruflichen Visionen, die verblüffende Talentlosigkeit, die heimliche Alkoholabhängigkeit und die wehleidige Einstellung zu seinem alternden Körper zu durchschauen. Der Juniorchef des Unternehmens, das ihn einmal als einfallsreichen Helden feierte, will ihn nach Brasilien abschieben. Ausgepowert sei er, Brasilien gerade recht, da er "im Prinzip" ohne familiäre Bande sei.

Der zweite erzählerische Einsatz des Schriftstellers gilt der Ehe der Eltern, deren Schicksal er ins Auge faßt. Die Generalin, hochfahrende Tochter eines Landarztes, behält in allen Lebenslagen das letzte Wort. Sie hat den unehelichen Sohn einer Briefträgerin mehr aus Versehen geheiratet. Zweimal schläft sie mit ihm, die Kinder Johannes und Franzi sind das Resultat. Dann verweigert sie sich für den Rest des Lebens dem Vertreter, den sie heimlich verachtet. Einmal muckt der Vater auf, aber da wird die Mutter zur Furie. Er hat eine andere Frau kennengelernt, sanft, zierlich, und will seine Frau verlassen. Nach wochenlangen Kämpfen kriecht der Gatte zu Kreuze, nicht aus Überzeugung, sondern weil er sich vor ihrem übermächtigen Zorn fürchtet. Ihre unbefriedigten Ambitionen aber kompensiert sie von jetzt an mit der Tochter, die am Beginn einer erfolgreichen Sängerinnenkarriere steht. Diesem Druck ist das Mädchen allerdings nicht gewachsen. Drogensüchtig geworden, bringt es sich um.

Ausweg aus dem familiären Kerker bietet nur Tod oder Flucht, so lautet die stumme Botschaft der Erzählung. Die Muster des Beziehungswahnsinns vererben die Eltern an die Kinder weiter. Aber die Lösungen sehen für jede Generation anders aus. Während die Eltern stumme Schlachten schlagen, wobei einer zwangsläufig auf der Strecke bleibt, brechen die Kinder aus dem vorgezeichneten Modell aus. Viel mehr als ein Debakel bleibt ihnen nicht, aber doch auch ein Fünkchen Hoffnung. Immerhin eröffnen sich ihnen Fluchtwege und Ausbruchsvisionen. Die Stärke von Bernd Schroeders Erzählung liegt gerade darin, daß er die unterschiedlichen Lebens- und Lösungsentwürfe der Vater- und Sohnesgeneration unprätentiös nachzeichnet und die Konflikte durchsichtig macht. Natürlich könnte man einwenden, daß er seine Story mit all den fatalen Verstrickungen, den Abschweifungen, den tragischen Schicksalen und der unterschwelligen Psychologie überfrachtet. Zeitweise denkt man eher an ein Fernsehdrehbuch als an eine Erzählung, so knapp steuert er an den Vorbildern von Vorabendserien vorbei. Obwohl er im einzelnen geradlinig erzählt, ist ihm die Gesamtkomposition dieser Familiengeschichte eher ausufernd geraten. Gerät er jedoch einmal aus dem Gleichgewicht, findet er sofort wieder sicheren Boden. Schroeder rekonstruiert die Bedingungen seines antriebsschwachen Helden, hütet sich aber, in sein Sinnieren einzugreifen. Er stellt einfach dar, zeigt Problemlagen auf, zeichnet mögliches Entwicklungspotential vor. Darin liegt sein Talent.

Johannes, sein Held in Lebenskrise, könnte sehr wohl auf und davon, wenn er nur wollte. Das berufliche Ende könnte der Anfang eines neuen Lebens sein, das weiß er. Brasilien ist der heimliche Drehpunkt, um den die Erzählung rotiert. Mut aber war in der Erziehung dieses Helden nicht vorgesehen. Johannes schlägt dem Vater nach, und die Mutter hat ihn auf Gehorsam abgerichtet. Eine Weile probt er den Ausbruch. Auf dem Reißbrett der Imagination prüft er die Flucht in den fremden Erdteil, erkundigt sich bei Freunden über das Land, legt sich sogar ein Berufsszenario zurecht. Letztlich aber fehlt ihm die Courage. Der Mutter gelingt es mit sanfter Schlauheit, ihn schon bald wieder auf Kurs zu zwingen.

Das Ende frappiert in seiner Hellsichtigkeit; ein Balanceakt auf dem perfekt indifferenten Punkt. Zwar zappelt der Sohn wieder in Mutters Netz, aber er weiß nun alles über sich selbst, hat sich durchschaut. Bernd Schroeder bringt in seinem Porträt der ältesten Beziehung die fatale Abhängigkeit ganz leichthin, aber mit ruhiger, unerbittlicher Genauigkeit auf den Punkt.

Bernd Schroeder: "Mutter & Sohn". Erzählung. Hanser Verlag, München 2004. 165 S., geb., 15,90 [Euro].

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