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Ein Mann und eine Frau treffen sich nach Jahren zufällig wieder -
Sie flogen aufeinander zu wie Bruder und Schwester und Cousin und Cousine und alte und neue Geliebte in einem, so fraglos, so selbstverständlich, so nah, so vertraut, nach so langer Zeit! Und doch so neu! Als ob sie jetzt, in ihrem Alter, noch einmal eine Chance hätten. Plötzlich schien möglich, was früher nicht möglich war.
An vier verschiedenen Orten, mit jeweils ganz anderen biografischen Vorgaben im Gepäck, probieren sie, wohin ihre alt-neue Liebe sie trägt beziehungsweise was sie daraus zu machen in der Lage sind; und
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Produktbeschreibung
Ein Mann und eine Frau treffen sich nach Jahren zufällig wieder -

Sie flogen aufeinander zu wie Bruder und Schwester und Cousin und Cousine und alte und neue Geliebte in einem, so fraglos, so selbstverständlich, so nah, so vertraut, nach so langer Zeit! Und doch so neu! Als ob sie jetzt, in ihrem Alter, noch einmal eine Chance hätten. Plötzlich schien möglich, was früher nicht möglich war.

An vier verschiedenen Orten, mit jeweils ganz anderen biografischen Vorgaben im Gepäck, probieren sie, wohin ihre alt-neue Liebe sie trägt beziehungsweise was sie daraus zu machen in der Lage sind; und kommen zu vier sehr unterschiedlichen Lösungen.

Einzig ihre Namen - Lino und Ursina - bleiben immer gleich.

Zwischen den vier Liebesversuchen hindurch führt die Geschichte mit Assja, dem Hund, der früh und genau erspürt, wie es um die Liebe von Lino und Ursina jeweils steht - oder eben: wohin der Hase läuft.

Autorenporträt
Ursula Priess, geboren 1943 in Zürich, Studium der Literaturwissenschaft. 1966 Wegzug aus der Schweiz, Ausbildung und Arbeit als Heilpädagogin in Schweden, Schottland, Süd- und Norddeutschland. Mitgründerin verschiedener Initiativen (u.a. heilpädagogische Schule in Kiel, sozial-therapeutische Lebens- & Werkgemeinschaft in Lahore/Pakistan). Mutter von vier Kindern. Mehrere Reisen in Europa, Indien und Pakistan, und in die Türkei, wo sie sich längere Zeit niederließ. Heute lebt sie in Norddeutschland und in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.06.2015

Jenseits des Lustprinzips
Nur keinen Hundehalter: Ursula Priess gerät an die Falschen

Das Prosadebüt von Ursula Priess, "Sturz durch alle Spiegel" (2009), war die bewegende Auseinandersetzung der vermeintlich vernachlässigten Tochter mit ihrem Vater Max Frisch. Die Beachtung, die das Buch fand, war aber nicht nur auf den Ruhm Frischs zurückzuführen, sondern auch auf einen literarisch ansprechenden Stil versachlichter Empfindsamkeit und auf die kunstvolle Art, in der sich die Autorin Aspekte und Bilder des Werks ihres Vaters anverwandelte. So konnte es scheinen, als hätte sich Ursula Priess in der postumen Aussöhnung als Schriftstellerin entdeckt. Das Buch über ihre Zeit in Istanbul "Mitte der Welt" (2011) bestand dann aber neben farbigen Beschreibungen der Atmosphäre überwiegend aus einer fahrig erzählten und allzu privaten Aneinanderreihung von Begegnungen.

Ihr nun vorliegender erster Roman "Hund & Hase. Liebesversuche" ist eine Episodenerzählung. Die Idee könnte von Arthur Schnitzler sein. Der Untertitel ist Programm: Frau, Mann (und Hund) werden in den virtuellen Glaskasten einer Versuchsanordnung gesteckt, um ihr Verhalten zu beobachten. Die Schauplätze sind Berlin, ein Dorf in Oberitalien, die Gegend um Zürich, das Märkische Oderland und Nordfriesland, was vielleicht das Wanderleben der Autorin widerspiegelt. Jedes Mal trifft eine Ursina einen Lino wieder, mit dem sie früher schon zu tun hatte. Jedes Mal bahnt sich die beglückende Möglichkeit einer späten Liebe an.

Die Beobachterin ihrer selbst und des anderen ist jeweils Ursina. "Sie war sich sehr sicher gewesen, dass sie sich nicht noch einmal auf einen Mann so sehr einlassen würde. Zwei Ehen und mehrere Beziehungen hatte sie in den Sand gesetzt. Das reichte." Aber dann kommt so ein Lino daher, und sie lässt sich doch wieder ein. Die Umstände sind verschieden, der Verlauf immer gleich. Die alternden Linos haben natürlich auch schon allerlei Päckchen zu tragen, sie sind aber noch in Initiativen und Projekte zur Rettung der Welt verstrickt, und zu allem Übel sind sie Hundehalter. So dauert es nach verheißungsvollem Beginnen nicht lange, bis sie nur noch "sparsam lächeln", sich im Bett wegdrehen, verstummen, "entsetzlich kalt" wirken und frei nach Oscar Wilde finden, dass Frauen einem große Pläne eingeben, um einem dann nur Probleme zu machen.

Ob Italiener, Schweizer, Armenier oder Deutscher, es ist immer der gleiche Typus, dem Ursina begegnet, und jedes Mal ist sie trotz allen Begehrens selbst schon bereit zur hasenartigen Flucht, "weil es ihr nicht genügte". So hat sie an jedem Lino schnell etwas auszusetzen. Wenn dir keiner gefällt, dann back dir doch einen, möchte der Leser zuweilen mit Clemens Brentano ausrufen. Oder such dir wenigsten einen ohne Hund! Ursina glaubt, keine Hunde zu mögen, weil sie das Hündische in sich fürchtet, und sie bringt sich aktiv in unangenehme Situationen, die ihr eigentlich bekannt vorkommen müssten, um sich dann darüber zu ärgern, zu grämen oder wegzulaufen. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern kann sie bei aller Bemühung und Reflexion nicht akzeptieren.

Ursula Priess hat in der episodischen Struktur ihrer Erzählung, angesichts ihrer therapeutischen Erfahrung zweifellos ganz bewusst, die klassische Figur des Wiederholungszwangs inszeniert, wie ihn Freud in "Jenseits des Lustprinzips" beschrieben hat. Das macht die Handlung aber langweilig, weil die mögliche Dynamik des Konflikts sich alsbald als psychische Mechanik erweist.

Was die Örtlichkeit betrifft, zeigt die Autorin nach wie vor beträchtliche Beschreibungsfähigkeiten, und auch ihre Kunst der erhellenden Anspielung leuchtet öfter auf. Der ziemlich weinerlich vorgetragene stereotype Beziehungsknatsch aber wird nicht nur männlichen Lesern auf die Nerven gehen.

FRIEDMAR APEL

Ursula Priess: "Hund & Hase. Liebesversuche". Roman.

btb Verlag, München 2015. 240 S., geb., 19,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Das Schönste an diesen Geschichten ist ihre leichte, gekonnt durchgehaltene Spannung, die alle Gefühlsexperimente in der Schwebe hält.« Nicole Henneberg, Tagesspiegel