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Basierend auf dem 1997 erschienenen Titel "Noahs Erbe" - von den Lesern lange erwartet.
Wie sollen wir mit Tieren umgehen? Wir lieben und wir hassen, wir verzärteln und wir essen sie. Doch ist unser Umgang mit Tieren richtig und moralisch vertretbar? Richard David Precht untersucht mit Scharfsinn, Witz und Kenntnisreichtum quer durch alle Disziplinen die Strukturen unserer Denkmodelle. Ist der Mensch nicht auch ein Tier - und was trennt ihn dann von anderen Tieren? Welche Konsequenzen hat das für uns? Precht schlägt einen großen Bogen von der Evolution und Verhaltensforschung über Religion…mehr

Produktbeschreibung
Basierend auf dem 1997 erschienenen Titel "Noahs Erbe" - von den Lesern lange erwartet.

Wie sollen wir mit Tieren umgehen? Wir lieben und wir hassen, wir verzärteln und wir essen sie. Doch ist unser Umgang mit Tieren richtig und moralisch vertretbar? Richard David Precht untersucht mit Scharfsinn, Witz und Kenntnisreichtum quer durch alle Disziplinen die Strukturen unserer Denkmodelle. Ist der Mensch nicht auch ein Tier - und was trennt ihn dann von anderen Tieren? Welche Konsequenzen hat das für uns? Precht schlägt einen großen Bogen von der Evolution und Verhaltensforschung über Religion und Philosophie bis zur Rechtsprechung und zu unserem Verhalten im Alltag. Dürfen wir Tiere jagen und essen, sie in Käfige sperren und für Experimente benutzen? Am Ende dieses Streifzugs steht eine aufrüttelnde Bilanz. Ein Buch, das uns dazu anregt, Tiere neu zu denken und unser Verhalten zu ändern!
Autorenporträt
Richard David Precht, geboren 1964, ist Philosoph, Publizist und Autor und einer der profiliertesten Intellektuellen im deutschsprachigen Raum. Er ist Honorarprofessor für Philosophie und Ästhetik an der Hochschule für Musik Hanns Eisler in Berlin. Seit seinem sensationellen Erfolg mit 'Wer bin ich - und wenn ja, wie viele?' waren alle seine Bücher zu philosophischen oder gesellschaftspolitischen Themen große Bestseller und wurden in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Seit 2012 moderiert er die Philosophiesendung 'Precht' im ZDF und diskutiert zusammen mit Markus Lanz im Nr.1-Podcast 'LANZ & PRECHT' im wöchentlichen Rhythmus gesellschaftliche, politische und philosophische Entwicklungen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Markus Wild hat einige Probleme mit Richard David Prechts Buch "Tiere denken". Schon, dass der Autor seine Tierethik als "neu" bezeichnet, obwohl bereits ähnliche Überlegungen von Philosophinnen wie Florence Burgat, Cora Diamond, Lori Gruen, Martha Nussbaum, Evelyn Pluhar, Ursula Wolf und vielen anderen angestellt werden, diese aber allenfalls am Rande erwähnt werden, stört den Kritiker. Zwar gibt er Precht insofern Recht, dass die Sensibilität Tieren gegenüber zu sehr im Privaten bleibe, die Argumente, mit denen der Philosoph seine daraus folgende "Ethik des Nichtwissens" ableitet, überzeugen Wild jedoch nicht: Insbesondere Prechts These, wir sollten uns im Umgang mit Tieren auf unsere Intuition verlassen, in Folge also nur Tiere essen, die wir auch selbst töten würden, setzt laut Wild auf eine "Psychologisierung von Moral", nicht aber auf ethische Prinzipien. Das letzte Kapitel, in dem der Autor über gesetzlichen Schutz von Tieren in Deutschland, Jagd in Mitteleuropa oder die Problematik von Tierversuchen informiert, hat der Rezensent allerdings mit Gewinn gelesen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.10.2016

Essen Sie nur, was Sie auch selbst töten!

Psychologie statt Fakten und Prinzipien: Richard David Precht setzt ganz auf Intuitionen, um uns zu einem anderen Umgang mit Tieren zu bewegen.

In Richard David Prechts neuem Buch geht es um den Menschen und sein Verhältnis zum Tier. Dieses Verhältnis ist nicht gut. Es ist vielmehr grauenhaft, weil wir grauenhafte, unnötige Konsumgewohnheiten pflegen und das Grauenhafte und Unnötige daran mit viel Aufwand ignorieren. Es ist nicht das erste Buch, das Precht zu diesem Thema schreibt. 1997 schon erschien "Noahs Erbe: Vom Recht der Tiere und den Grenzen des Menschen". Nun verspricht er den Lesern eine "neue Tierethik".

Doch diese Tierethik ist nicht neu. Sie macht zahlreiche Anleihen bei kritischen Überlegungen, die vor allem Philosophinnen gegen Peter Singer und Tom Regan, die beiden großen alten Männer der modernen Tierethik, seit gut drei Jahrzehnten anführen. Es ist bedauerlich, dass Precht, der sonst mit Namen nicht geizt, Denkerinnen wie Florence Burgat, Cora Diamond, Josephine Donovan, Lori Gruen, Rosalind Hursthouse, Christine Korsgaard, Mary Midgley, Martha Nussbaum, Evelyn Pluhar, Mary Anne Warren oder Ursula Wolf in der Anonymität belässt oder nur am Rande erwähnt. Ebenso schade wie der Umstand, dass das Werbewort "neu" vor "Tierethik" aufblinken muss. Manche Dinge sind zu alt und zu wichtig, um bloß neu zu sein.

Precht wartet mit einer richtigen Beobachtung auf: "Noch nie war die Kluft so groß, die das, was Menschen im Umgang mit Tieren für richtig halten, und das, was tatsächlich praktiziert wird, voneinander trennt." Er attestiert zu Recht eine Schizophrenie in unserem Verhältnis zu Tieren. Und recht zu geben ist ihm auch in einem weiteren Punkt: Die weltweit gestiegene Sensibilität Tieren gegenüber bleibt zu sehr im Privaten. Das führt Precht auf die These, dass sich die Kluft zwischen dem, was wir für richtig halten, und dem, was geschieht, so lange nicht schließt, wie wir unsere Ernährung und unser Verhältnis zu Tieren als Privatsache auffassen. Das ist eine im Ansatz überzeugende Analyse. So deutlich hatte Precht dies 1997 noch nicht gesehen.

Precht fordert damals wie heute eine "Ethik des Nichtwissens", die auch von inzwischen gewonnenen Forschungergebnissen gestützt werden soll. Im Wesentlichen möchte er zeigen, dass wir ausweislich dieser Einsichten aus Paläoanthropologie, Primatologie und Verhaltensökologie weder über uns selbst noch über das Innenleben der Tiere noch über die Moral etwas gesichert wissen können und uns deshalb im Nichtwissen einrichten müssen.

Die Argumente, die Precht für seine Ethik des Nichtwissens beibringt, können allerdings nicht überzeugen. Zunächst argumentiert er, dass wir Menschen keinen Zugriff auf die Welt "an sich" haben, denn letztlich gelte: "Die Sprache interpretiert ihre Konstruktionen, das ist es, was tatsächlich passiert." Wovon Precht natürlich seine eigene These ausnimmt, obwohl nicht zu sehen ist, warum ihr dieser Sonderstatus zukommen sollte. Weiters merkt er an, dass wir letztlich immer auf unsere, also menschliche Begriffe angewiesen sind, um Tiere zu erforschen. Das trifft zu, wir verfügen nun einmal nicht über Hunde- oder Forellenbegriffe. Bloß folgt aus dieser trivialen Tatsache nicht, dass wir diese Begriffe nicht auch auf außermenschliche Bereiche anwenden können. Hunde haben ein Gehirn, sie können sehen und merken, ob wir wütend oder traurig sind; Forellen haben Kiemen, sie empfinden Schmerzen und haben ein gutes Gedächtnis. Dass Begriffe wie "Gehirn", "sehen", "merken", "Kiemen", "Schmerz" oder "Gedächtnis" menschliche Begriffe sind, hindert uns nicht daran, etwas über Hunde und Forellen herauszufinden.

Mit Verweis auf Kants "Ding an sich" behauptet Precht, dass es keine objektive Erkenntnis geben könne. Damit wäre Kant nun überhaupt nicht einverstanden, denn man kann sehr wohl objektive empirische Erkenntnisse gewinnen, ohne metaphysische Erkenntnisse von Dingen an sich haben zu müssen. Genauso problematisch sind Prechts Behauptungen, dass es weder Gerechtigkeit noch das Gute noch das Glück "an sich" geben soll, sondern nur gerechte oder gute oder glückliche Menschen.

Aber kommen wir zum springenden Punkt: Precht meint, dass eine Ethik ohne Verdrängung unser Verhältnis zu Tieren geradezu revolutionieren würde. Eine solche Ethik bestünde ganz einfach darin, dass wir im Hinblick auf Tiere nur das tun und akzeptieren sollten, was unseren Intuitionen nicht widerspricht. Dabei könnten uns die Utopien von Vegetarismus und Veganismus als eine Art regulative Ideen dienen. Das ist ein erwägenswerter Gedanke. Wären da nur nicht die Intuitionen.

Was Precht mit "Intuitionen" meint, veranschaulicht er am Beispiel eines Gesprächs, das er mit dem Philosophen Robert Spaemann führte. Spaemann argumentiert, dass man Tiere zum Zweck der Ernährung zwar töten, aber nicht absichtlich leiden lassen dürfe. Wie wäre das nun, fragt Precht zurück, wenn man einem Reh ein Bein unter Betäubung amputierte, dieses als Rehkeule zubereitete und das Reh dreibeinig weiterleben ließe, würde Spaemann diese Keule essen? Spaemann soll leicht den Mundwinkel verzogen und dann die Frage verneint haben. Nun ja, vielleicht hat Spaemann das Gesicht verzogen, weil er nicht verstanden hat, was das Gedankenexperiment besagen soll. Denn er hatte ja nicht behauptet, dass man Tiere für den Fleischkonsum verstümmeln darf.

Was sich Spaemann aber auch immer gedacht haben mag, Precht zieht daraus den Schluss, es komme hier darauf an, was sich mit meiner Sensibilität vereinbaren lasse: Nur Leiden, das man erkennt, wird abgelehnt. Bei den ins Feld geführten Intuitionen läuft es also offenbar darauf hinaus, was man persönlich mit ansehen, tun und ertragen kann. Precht fordert denn auch, dass man nur jene Tiere essen sollte, die man auch selbst töten würde und könnte. Damit psychologisiert er die Moral.

Wer psychisch keine Probleme mit Schlachthäusern oder anderen Folterkammern hat, darf weiter Tiere essen, wer damit nicht zurechtkommt, muss sich einschränken. Diese Psychologisierung ist fatal für die These, dass sich die Kluft zwischen dem, was wir für richtig halten, und dem, was mit Tieren in unserer Gesellschaft geschieht, so lange nicht schließt, wie wir unsere Ernährung als Privatsache auffassen. Denn die Psychologisierung der Moral vollzieht genau jenen Schritt, den Precht zu Recht als Problem erkannt hat: Sie macht das Essen von Tieren zu einer Privatsache. Darum kann dieses Buch nicht einlösen, was es verspricht.

Precht hätte auf diese Psychologisierung verzichten und auf ethischen Prinzipien und sachhaltigen Informationen bestehen sollen. Das tut er immerhin im letzten Teil seines Buchs. Dort liest man über den unzureichenden gesetzlichen Schutz von Tieren in Deutschland, die Jagd in Mitteleuropa, die Problematik von Tierversuchen, die Ideologie von Tiergärten und über Konflikte zwischen Tier- und Artenschutz. Precht plädiert engagiert für einen dringend notwendigen anderen Umgang mit Tieren. Das Buch hätte ruhig nur aus diesem letzten Kapitel bestehen dürfen.

MARKUS WILD

Richard David Precht: "Tiere denken". Vom Recht der Tiere und den Grenzen des Menschen.

Goldmann Verlag, München 2016. 512 S., geb., 22,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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»Fazit: eine gute und gut lesbare Übersicht mit einer erfrischend realistischen Perspektive.« Philosophie Magazin