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Wo ist Gott zu Hause? Wenn Christen, Juden und Muslime an denselben Gott glauben, warum streiten sie sich dann dauernd? Wie fühlen Menschen, die gleich anmehrere Götter glauben? Und weshalb sind religiöse Feste eigentlich immer die feierlichsten, buntesten und schönsten?Wenn Menschen glauben, sind sie zu den außergewöhnlichsten Taten fähig. Sie entwickeln ungeahnte Kräfte, um andere zu retten, oder sie bekriegen sich im Namen eines Gottes, den sie selbst nicht genau kennen. Sie feiern, opfern und beten im felsenfesten Vertrauen auf etwas, für das sie keinen Beweis brauchen. Andrea Fischer ist…mehr

Produktbeschreibung
Wo ist Gott zu Hause? Wenn Christen, Juden und Muslime an denselben Gott glauben, warum streiten sie sich dann dauernd? Wie fühlen Menschen, die gleich anmehrere Götter glauben? Und weshalb sind religiöse Feste eigentlich immer die feierlichsten, buntesten und schönsten?Wenn Menschen glauben, sind sie zu den außergewöhnlichsten Taten fähig. Sie entwickeln ungeahnte Kräfte, um andere zu retten, oder sie bekriegen sich im Namen eines Gottes, den sie selbst nicht genau kennen. Sie feiern, opfern und beten im felsenfesten Vertrauen auf etwas, für das sie keinen Beweis brauchen.
Andrea Fischer ist gläubige Katholikin. Sie öffnet die Tore in eine Welt voller Traditionen, Riten und Gesetze. Dabei zeigt sie, welche Gesichter der Glaube an Gott haben kann, und wie lebendig dieses Jahrtausende alte Phänomen ist. Eine leicht zugänglich und spannnend zu lesende Einführung in die fünf Weltreligionen. Für Jugendliche und Erwachsene das ideale Geschenkbuch ...
Autorenporträt
ANDREA FISCHER vertrat die Grünen acht Jahre im Deutschen Bundestag und war von 1998 bis 2001 Bundesministerin für Gesundheit. Ihren Amtseid beschloss sie mit den Worten"So wahr mir Gott helfe."Nach einer religiösen Erziehung, die sie als einengend empfand, trat Andrea Fischer aus der Kirche aus. Ihre Erfahrungen in der Politik und Begegnungen mit Menschen führten sie schließlich zurück zum Glauben. Mitte der 90er Jahre trat Andrea Fischer wieder in die Kirche ein und ist heute engagierte Christin, die u.a. die Berliner Malteser unterstützt. Heute leitet sie den Bereich Gesundheit einer großen Kommunikationsagentur.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.08.2008

Erst mal hinsetzen und gar nichts tun
Konfession mit Schnitzern: Andrea Fischer über ihre Rückkehr zum Katholizismus

Keine Angst! In diesem Buch geht es nicht um die Bekenntnisse einer wieder fromm gewordenen Seele. Gewiss, man kann mit der persönlichen Geschichte der Verfasserin ein bisschen Trommelwirbel machen: Andrea Fischer, prominente Grüne, Mitglied des Deutschen Bundestags, Bundesministerin für Gesundheit von 1998 bis 2001 (Rücktritt wg. BSE), seitdem Tätigkeit in Wirtschaft und Journalismus. Dass so jemand wie sie nach dem milieuüblichen Kirchenaustritt wieder zur katholischen Kirche zurückkehrt und dann noch ein Buch über Religion schreibt, ist schon eine Schlagzeile wert.

Aber das Buch will keine spirituelle Autobiographie sein, und es gehört auch nicht zur Sorte der kirchennahen Broschüren unter der Überschrift "Kein Scherz - ich bin noch Katholik". Auf ihren Weg zurück zur Kirche geht die Autorin eingangs kurz ein - auf die Parteipolitik gar nicht. Sie macht ihre Motivationen klar. Sie ist subjektiv, ohne konfessorisch zu sein. Sie vertritt Positionen, ohne zu missionieren. Und sie hat weiterhin Kritik an ihrer Kirche, besonders an deren Haltung zur Empfängnisverhütung und zur Homosexualität. Johannes Paul II. wird gelegentlich zustimmend zitiert, dazu wiederholt Benedikts XVI. Besuch in der Türkei in seiner Ambivalenz herangezogen.

Es herrscht ein angenehm ruhiger Ton, der vorwiegend informieren will, wiederholt argumentiert und nur gelegentlich appelliert. Ich könnte mir denken, dass Andrea Fischers Art gerade beim jugendlichen Leser Vertrauen weckt, weil sie sich nicht anbiedert. Empathisch ihre Beschreibung des postmodernen Dilemmas: Viele Möglichkeiten, kaum Hilfen zur Entscheidung, die Qual der Wahl. Fischer empfiehlt Demut. Gelegentlich begegnen sachliche Schnitzer, etwa zur Entstehung der hebräischen Bibel ("4000 Jahre" sind doch ein bisschen hoch gegriffen) oder zur Privatbeichte in der evangelischen Kirche (kurz gesagt: Es gibt sie!). Aber es gibt religiöse Bestseller, die viel öfter falsch liegen als Andrea Fischer.

Was für die Autorin die besondere Attraktivität des Katholizismus ausmacht, wird nur eben angedeutet: Die Tradition, in der man aufgewachsen ist, einzelne klare Positionen (wie in der Abtreibungsfrage oder in der Hochschätzung der Ehe), eine gewisse Bodenständigkeit. Dagegen, man hört das Bedauern, "sind Protestanten ziemlich karnevalsresistent". Es geht voran, möchte man als Protestant erwidern.

Das Buch will aufklären, und es verfolgt damit eine erkennbare gesellschaftspolitische Absicht: Es will die großen Weltreligionen in ihrer Geschichte wie ihrer gegenwärtigen Praxis in Grundzügen vorstellen, um so Verstehen und Respekt hier und jetzt zu fördern. Es geht um den andersgläubigen Nachbarn. Gewiss ist Fischers Sicht auf die Welt und die Gesellschaft, auch ihre Hoffnung für ein friedliches Miteinander der Religionen und Menschen, nicht ohne eine Anmutung von dem, was man hierzulande oft viel zu schnell "Gutmenschentum" nennt. Aber naiv ist die Autorin darum nicht, und so findet sie in allen von ihr im Grundsatz wohlwollend beschriebenen Religionen nicht nur zu Befürwortendes; gelegentlich wird Kritik laut: am indischen Kastenwesen, an der Innenschau des Buddhismus, an Aspekten der Christentumsgeschichte, an manchem Umgang mit Frauen in den Religionen. Kein Zweifel: Die Menschenrechte und Demokratie stehen höher als die religiösen Regeln.

Doch es überwiegt die einfühlende Innenschau. So werden zunächst die Gründungsmythen der abrahamitischen Religionen nacherzählt, ohne auf die zumindest in Bezug auf Judentum und Christentum weit fortgeschrittenen Einsichten der historischen Forschung einzugehen. Es werden wichtige Rituale, Regeln und Feste knapp beschrieben. Dann folgen die Darstellungen von Hinduismus als nicht-monotheistischer Religion sowie des Buddhismus. Schließlich wird das Zusammenleben der Religionen zum Thema und die Frage nach Sinn und Unsinn von Religion unter den intellektuellen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Bedingungen der Gegenwart. Besonders ausführlich gerät die Darstellung des Islam und seiner verschiedenen Strömungen, angesichts des impliziten Buchprogramms verständlich und zu begrüßen. Auch der Krieg im Irak und "Nine-eleven" werden dabei ausführlich zum Thema. Die Darstellung des Judentums ist von Sympathie, Geschichtsbewusstsein und Freude über sein Wiederaufleben auch in Deutschland getragen. Dennoch: Ob man den Talmud, dargestellt als dicker Bücherstapel, sogleich mit dem Sprichwort "Zwei Juden, drei Meinungen" einführen sollte? Wem macht das Lust auf näheres Kennenlernen? In der Darstellung der Verfolgung der Juden unter der NS-Herrschaft wird die Pogromnacht nicht erwähnt, Begriffe wie "Holocaust" und "Schoa" sind nicht erläutert, wie überhaupt ein Glossar fehlt. Die Darstellung des Christentums fällt merkwürdig blass aus. Für die christliche Gegenwart werden hauptsächlich leere Kirchen vermeldet. Dass auch innerhalb Europas, nicht nur auf anderen Kontinenten, ja auch in der EU, das Christentum sich dynamisch entfaltet wie keine zweite Religion, wird völlig verschwiegen. Warum?

Es gibt schlichte, aber gelungene Einsichten und Formulierungen. Zur Bedeutung der religiösen Mythen in der Gegenwart heißt es, "dass sie uns Fragen stellen und uns anhalten, über uns selbst nachzudenken und bei allem, was wir tun, aufrichtig zu bleiben". Zur Begründung von Religiosität: "Vielleicht ist die Ungewissheit darüber, was nach unserem Tod mit uns passiert, sogar der eigentliche Grund, warum es überhaupt Religionen gibt." Man findet Formulierungen, die in ihrer Treffsicherheit und Prägnanz sich dem Gedächtnis einschreiben. Lakonisch zur Lage der Juden in Deutschland: "In Deutschland müssen Synagogen von der Polizei geschützt werden." Es gibt bisweilen auch Amüsantes: "Wenn wir eine schwierige Entscheidung zu treffen haben oder vor einer scheinbar unlösbaren Aufgabe stehen, ist es das Wichtigste, dass wir uns erst einmal hinsetzen und gar nichts tun." Frau Fischer ist mit allen Parteitagswassern gewaschen. Insgesamt ist ein leicht und gut lesbares, aber nicht schnoddriges Buch entstanden.

Zwar bieten Textkästen besondere, meist sinnvoll ausgewählte Informationen. Zu bemängeln ist aber, dass dem Buch keine konkreten weiterführenden Hinweise beigegeben sind. Gut, die Bibel findet man wohl auch so (doch in welcher Übersetzung?). Aber den Talmud? Den Koran? Die Hadithen? Die Bhagavad Gita? Zwar gibt es kleine Grafiken. Darunter aber auch irreführende (in der Information zur Al-Aqsa-Moschee wird der Felsendom dargestellt) und einfallslose (das indische Kastenwesen wird durch Kästen - genau! - veranschaulicht). Aber beispielsweise keine einzige Landkarte, kein Stammbaum. Es hätte ein hübsches kleines Lehrbuch zu den Weltreligionen werden können. So bleibt es zuletzt doch ein recht gut gemachter Appetitanreger, der nicht ganz sättigt.

HERMUT LÖHR

Andrea Fischer: "Was glaubst denn du?" Die Menschen und der liebe Gott. Mit Illustrationen von Oliver Weiss. Wilhelm Goldmann Verlag, München 2008. 332 S., Abb., geb., 17,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Alle sollen die Chance haben, Glauben für sich zu entdecken und sich darin geborgen zu fühlen. Je gewisser ein Mensch sich ist, desto offener kann er auf Menschen anderen Glaubens zugehen. Dabei hilft ein Wissen um die anderen Religionen. Deshalb schreibe ich dieses Buch!" Andrea Fischer

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Auch wenn Helmut Löhr nicht ganz satt geworden ist mit diesem aufklärerischen Buch (er vermisst Glossar, Kartenmaterial, weiterführende Hinweise) - als ordentlichen Appetizer in Sachen Religion kann er es doch empfehlen. Immerhin hat man Löhr keine Bekenntnisliteratur aufgetischt, keine spirituelle Lebensgeschichte, und Parteipolitik spielt in dem Buch der ehemaligen Bundesgesundheitsministerin Andrea Fischer auch keine Rolle. Löhr gefällt der ruhige, informative Ton und er glaubt, dass das Fehlen von Anbiederung besonders jüngere Leser anziehen könnte. Die Ratschläge (Demut!), die Frau Fischer ihren Lesern als Mittel gegen postmoderne Dilemmata anempfiehlt, erscheinen Löhr ausgewogen, und gelegentliche sachliche Schnitzer möchte er der Autorin gerne verzeihen. Die von Fischer verfolgte aufklärerische Absicht bleibt für ihn auch durch die gewählte Perspektive der "einfühlenden Innenschau" spürbar. Wenn Fischer die Weltreligionen und ihre Koexistenz unter den Bedingungen der Gegenwart untersucht, könnte es für Löhr zwar durchaus wissenschaftlicher zugehen. Doch die Einsichten und Formulierungen, mit denen die Autorin den Rezensenten beschenkt, sind so schlicht wie treffsicher.

© Perlentaucher Medien GmbH