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Dieses Buch möchte den Popstar Lindenberg von seinem eigenen Klischee befreien - das kann Udo selber, das können seine eigenen Songtexte am besten. Dies ist außerdem die Feier des großen deutschen Dichters Udo Lindenberg, eine Entdeckungsreise in ein Textwerk, das deutsche Songtexte populär machte und der deutschen Sprache Humor, Charme, Kinkyness, Drive und Rhythmus und eine wahrhaft wahnsinnige Strahlkraft abgewann.
Nach rund 600 Songs und einem Album, das es zuletzt auf Platz 1 der deutschen Charts schaffte, ist der deutsche Popstar Udo Lindenberg in der Öffentlichkeit heute so präsent
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Produktbeschreibung
Dieses Buch möchte den Popstar Lindenberg von seinem eigenen Klischee befreien - das kann Udo selber, das können seine eigenen Songtexte am besten. Dies ist außerdem die Feier des großen deutschen Dichters Udo Lindenberg, eine Entdeckungsreise in ein Textwerk, das deutsche Songtexte populär machte und der deutschen Sprache Humor, Charme, Kinkyness, Drive und Rhythmus und eine wahrhaft wahnsinnige Strahlkraft abgewann.

Nach rund 600 Songs und einem Album, das es zuletzt auf Platz 1 der deutschen Charts schaffte, ist der deutsche Popstar Udo Lindenberg in der Öffentlichkeit heute so präsent und populär wie nie zuvor in seiner Karriere.

Die Autoren Benjamin v. Stuckrad-Barre und Moritz von Uslar setzen dem Phänomen Udo ihre Auswahl der besten Songtexte von Udo Lindenberg entgegen - Texte aus vier Jahrzehnten, die von Liebe und unmöglicher Liebe, von Ruhm, Rock'n'Roll und Rebellion ... erzählen.

In einem ausführlichen Gespräch bekennen sich die beiden Herausgeber zu ihrem Udo-Fantum. Und gehen der Faszination nach, die das Werk von Udo Lindenberg in seinen Texten auf sie ausübt.
Autorenporträt
Udo Lindenberg, geboren 1946 im westfälischen Gronau, ist Deutschlands bekanntester und populärster Rockstar. Seine über 600 Liedtexte spiegeln die Zeit und ihre gesellschaftlichen Zustände und Bedingungen wider, sind voller Witz und Poesie. Benjamin von Stuckrad-Barre, geboren 1975, lebt in Berlin. Buchveröffentlichungen u.a.: "Soloalbum" (1998), "Blackbox" (2000), "Deutsches Theater" (2001), "Festwertspeicher der Kontrollgesellschaft - Remix 2" (2004). Moritz von Uslar, geboren 1970, von 1992 bis 2004 Redakteur beim Süddeutsche-Zeitung-Magazin, heute Kulturredakteur beim Spiegel. Verfasser der Interviewsammlung "100 Fragen an ..." (2004) und des Romans "Waldstein oder Der Tod des Walter Gieseking am 6. Juni 2005" (2006).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.12.2008

Unser Mann fürs Katerfrühstück
„Immer bin ich irgendwie so traurig”: Nicht ohne Rührung liest man eine Auswahl der Liedtexte Udo Lindenbergs
Nichts gegen Udo Lindenberg! Auch heute noch, wo ihm das dreiundsechzigste Lebensjahr in den Knien knackst, wo das fortgeschrittene Alter dieses Künstlers also eigentlich den allzu kumpelhaften Schulterschluss verbieten sollte, fällt es leicht, in Lindenberg schlicht einen netten Kerl zu sehen. Mit dem über die letzten vier Jahrzehnte bekanntesten deutschen Pop-Sänger verhält es sich ähnlich wie mit einem patenten Taxifahrer, einem prima Barkeeper oder einem guten Altenpfleger: Wer wäre nicht sofort froh, einen sympathischen Burschen, wie abgekämpft und ausgemergelt auch immer, dort zu finden, wo mit etwas Pech genau so gut ein Schnösel, ein Bitterling, ein Kotzbrocken die gesellschaftliche Stellung halten könnte.
Man nickt also freundlich, so man beim Zappen durch die Programme den alten Lindenberg einen seiner neueren Songs nölen sieht. Man horcht nicht ohne Rührung hin, wenn irgendein Classic Radio einen seiner frühen, inzwischen über dreißig Jahre alten Hits aus der musikalischen Mottenkiste der alten Bundesrepublik zaubert. Wie ergeht es einem aber, wenn man sich durch die 164 Lindenbergschen Liedtexte liest, die von Benjamin von Stuckrad-Barre und Moritz von Uslar ausgewählt und mit einem Nachwort herausgegeben worden sind?
Zunächst beginnt der Performer Lindenberg zu verblassen. Sein Hang zur Kostümierung, sein uriger Tanzstil, seine minimalistische Mimik, sein Talent, sich bereits rein visuell zu einer Figur zu stilisieren, tritt in den Hintergrund. Am längsten halten sich auf dem Weg von Text zu Text diejenigen darstellerischen Eigentümlichkeiten, die direkt an den Wortlaut gebunden sind: Lindenberg hat ein Gespür für den im Pop besonders wichtigen Grenzbereich zwischen Sprechen und Singen, für das Dehnen, Verschleppen und Vernuscheln, und er setzt mit Erfolg darauf, dass stimmlichen Handicaps unter Umständen ein besonderer Charme zuwächst, wenn man diese nicht verbirgt, sondern sie in aller Deutlichkeit präsentiert, ja inszeniert.
Geliebte Schaufensterpuppe
Die eine oder andere gesangliche Notlösung Lindenbergs, manches nasale Absacken, manch gepresstes Hochquälen, das eine oder andere raffiniert gesetzte Edelpäuschen, wird sich dem Fan so im inneren Ohr festgesetzt haben, dass er es unweigerlich auch aus den stummen Zeilen des Songs herauszulesen glaubt.
Die Herausgeber haben sich gegen eine chronologische Anordnung der Texte entschieden und sie stattdessen dreizehn Themenbereichen zugeordnet. Das leuchtet ein, denn eine Entwicklung, eine Entfaltung oder Erweiterung des poetischen Potentials ist nicht zu erkennen. Lindenberg hat spätestens Mitte der 70er Jahre sowohl seine thematischen Widerstände als auch seine literarischen Darstellungsmittel gefunden. Was folgt ist Variation, selten Steigerung, leider oft nur schwächelnde Wiederholung.
Unter der Überschrift „Panik, Vollgas, Rock’n’Roll-Lifestyle” findet sich zwar der starke Text „Alles klar auf der Andrea Doria” von 1973, der Szenen und Beobachtungssplitter aus der Hamburger Kneipen- und Musikszene zu einem nervös vibrierenden Bild komprimiert. Darauf folgen aber die matte Selbstkopie „Alles im Lot auf dem Riverboot” und Lyrics, die die Ich-Figur zum „Sänger in ‘ner Rock’n’Roll-Band” oder zum „Rock’n’Roll-Zigeuner” stilisieren und wenig mehr als die erwartbaren maskulinen Angebereien und wehleidiges Klagen über die Härten des Tournee-Lebens zu bieten haben.
Ganz offensichtlich hat auch dieser Song-Writer, wie viele Autoren, die ihr Kulturbetrieb zwingt, in dichter Folge Texte zu produzieren, ein Problem mit der Verwertung seiner Erfahrung: Er schreibt am liebsten Eins zu Eins nach dem Leben, in seinem Leben gibt es aber nur ein knappes Set an Konstellationen, die ihm liedträchtig erscheinen, und zu den in Frage kommenden Vorkommnissen fällt ihm über die Jahrzehnte hinweg immer ungefähr das Gleiche ein. Lindenberg weiß um diese Beschränkung und sucht nach Möglichkeiten, die allzu platte Wiederholung zu vermeiden. Da anscheinend sogar auf St. Pauli die Zahl der originellen Charaktere begrenzt ist, wird die Begegnung mit Weltraumwesen, mit dem Teufel oder mit dem lieben Gott gesucht. Hier wäre nun allerdings Phantasie vonnöten, eine Geistesmacht, die dem Texter Lindenberg leider nur äußerst selten zu Willen ist.
Von nahezu erschütternder Gleichartigkeit sind auch die mehr oder minder traurigen Liebeslieder. Die Affairen, von denen ein „Rock’n’Roll-Raubtier” berichten kann, unterscheiden sich in ihren poetischen Folgen nicht von dem, was der durchschnittliche „Schlageraffe” über die Liebe auf den ersten Blick oder die Schmerzen der Trennung zu singen weiß. Sogar dass der Altersabstand zu den jeweiligen Gespielinnen immer größer wird, scheint zwischen 1970 und 2008 nichts an den notorisch auftretenden zweieinhalb zwischengeschlechtlichen Problemen geändert zu haben. Glücklich ist man da über die raren Ausnahmen: über die Liebe eines alten Mannes zu einer Schaufensterpuppe etwa, oder über das Lied „Hermine”, in dem Lindenberg erstaunlich zart erzählt, wie sich seine Eltern kennenlernten.
Eine weiterer Weg, den immer gleichen Textmustern zu entkommen, ist die mehr oder minder freie Übersetzung eines englischen Songs. Die Anthologie bietet eine ganze Reihe Beispiele. Nicht wenige sind gelungen: Die freien Übertragungen der Beatles-Texte „When I’m sixty four” und „Penny Lane” können sich ebenso sehen lassen wie der Versuch, Procol Harums „Salty Dog” in ein deutsches Seemannsdrama zu verwandeln. Je stärker die Vorlagen durchgeformt sind, um so besser werden Lindenbergs Adaptionen. Leider machen die Herausgeber nicht kenntlich, in welchen Fällen es sich um mehr oder minder nah am Original bleibende Nachschöpfungen handelt. Wer also den jeweiligen Vorläufer von Randy Newman, Otis Redding, den Rolling Stones oder Paul Simon nicht kennt, muss glauben, dass er einen hundertprozentigen Lindenberg-Text vor sich hat.
Zum Falschspiel wird dieses Versteckspiel bei „Sechzehn Jahr”. Es handelt sich nämlich um den alten Dalida-Schlager „Il venait d’avoir 18 ans” („ Er war gerade 18 Jahr”) aus dem Jahre 1974, dessen hinreißend schmachtender deutscher Text von Eckhart Hachfeld stammt und in Lindenbergs Version weitgehend übernommen wird. Dergleichen in einer Song-Anthologie nicht anzugeben ist – gelinde gesagt – fahrlässig. Noch toller mit der Urheberschaft treibt es die offizielle Website „udo-lindenberg.de”, auf der im sogenannten „songbook” sogar Erich Kästners Gedicht „Sachliche Romanze” und Bert Brechts Mackie-Messer-Song mit der Oberzeile „Text: Udo Lindenberg” versehen sind.
Ob der Fan den Unterschied zu Lyrikern wie Brecht und Kästner oder zu einem versierten Schlagertexter wie Hachfeld bemerkt? Wenn man im Nachwort liest, dass Herausgeber Benjamin von Stuckrad-Barre den Texter Lindenberg „in einer holprigen Linie mit Tucholsky, Ringelnatz, Jandl, Kästner, Gernhardt, den großen Alltagspoeten, Wortakrobaten, Sprachschöpfern” sieht, steigert dies die Zweifel am Unterscheidungsvermögen der einschlägigen Gemeinde.
Lindenberg in einer Reihe mit dem vielseitigen Jandl, mit dem virtuosen Formfetischisten Gernhardt? Gerade die gelungenen Übertragungen der amerikanischen Songs zeigen, wie formschwach ein Großteil von Lindenbergs eigenen Liedtexten ist. Oft arbeitet sich der Schreibende einfach in schwergängiger Prosa von einer Zeile zur nächsten, und es wäre formale Hochstapelei, überhaupt von einem Vers oder einer Strophe zu sprechen. Ein Vierzeiler wie der folgende, der den Text von „Hermine” beschließt, bildet eine der seltenen Perlen: „Sein Haar glänzt schwarz/ die Augen sind ganz wach:/ ,Gustav heeß ick/ und det, det is dein Tach.‘”
Geknurre eines Heimwegs
Was lyrische Formen angeht, hat Lindenberg eigentlich nur ein Kapital, mit dem er wuchern kann: den Reim. Relativ selten sind die Gleichklänge, dabei so originell wie der Binnenreim „ganz spitz auf Lakritz” oder die Endreimpaare „war” auf „Clochard” und „vibrier‘ ” auf „Beruhigungsbier”. Der Reiz des Lindenbergschen Reimens ergibt sich gerade nicht aus einem besonderen Raffinement, sondern eher aus dem Überraschungseffekt des „Doch noch”. Lesend wie hörend freut man sich unwillkürlich, dass das Stockende, das Stolpernde, das mühsam Errungene wie das ungeschickt Dahingesagte doch noch im Reim ein halbwegs gelungenes Ende, gewissermaßen seinen formalen Frieden findet.
Hier liegt wohl auch zum Teil eine Erklärung für die Popularität dieser Texte. Sie klingen über weite Strecken, als könne jeder beim geduldigen Herumquatschen und Herumalbern mit Freunden irgendwann ähnliche Resultate erreichen. Sieht man es so, passen Form und Inhalt natürlich zusammen: Es sind die Spruchweisheiten des Thekengesprächs, das sich hochschaukelnde Witz-Pingpong der trinkfreudigen Runde, das melancholische Geknurre eines Heimwegs im Morgengrauen oder der launige Katzenjammer eines sehr späten Frühstücks. Kurz: es handelt sich um die Weltschau, die aus einer vom Alkohol beflügelten oder vom Alkohol ramponierten Gelegenheit aufsteigt.
Aber damit ist nichts gegen Udo Lindenberg gesagt, sondern allenfalls gegen diejenigen, die ihn partout zu einem bedeutenden Gegenwartslyriker hochjuxen wollen. Lindenberg selbst scheint, wie bereits eingangs betont, ein verdammt netter Kerl zu sein. Dafür spricht die Mehrzahl seiner Texte. Und man muss sich nur auf einem der unscharfen Videos im Internet ansehen, wie er die lausige Zeile „Immer bin ich irgendwie so traurig!” über die vorgestülpte Unterlippe nuschelt, dann kann man gar nicht anders, als ihn, gleich einem patenten Taxi-Fahrer, einem prima Barkeeper oder einem Altenpfleger mit Herz, für den richtigen Mann an der rechten Stelle, für den rechten Mann „am Trallafitti-Tresen” zu halten. GEORG KLEIN
BENJAMIN VON STUCKRAD–BARRE, MORITZ VON USLAR (Hrsg.:) Trallafitti-Tresen. Das Werk von Udo Lindenberg in seinen Texten. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2008. 389 S., 16,80 Euro.
„Sein Haar glänzt schwarz/ die Augen sind ganz wach:/ ,Gustav heeß ick/ und det, det is dein Tach.‘” – Udo Lindenberg, Jahrgang 1946, fotografiert vor Bildern seiner Eltern. Seine Liedtexte leben vor allem von Reimen, darunter so großartigen wie „war” auf „Clochard” und „vibrier‘ ” auf „Beruhigungsbier”. Foto: Regina Schmeken
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Udo Lindenberg hat der Rezensent ins Herz geschlossen. Allerdings, das macht Georg Klein unmissverständlich klar, nicht als Lyriker, sondern als allenfalls reimsicheren, äußerst sympathischen Typ am Tresen. Das geht gegen den bemühten Versuch der Herausgeber Benjamin von Stuckrad-Barre und Moritz von Uslar, Lindenberg in eine Traditionslinie mit Ernst Jandl und Robert Gernhardt zu zwängen. Für Klein bietet der Band mit ausgewählten, thematisch geordneten Song-Texten des Meisters auch ohne Dichterweihen das ein oder andere Glanzlicht - Lindenbergs freie Übertragung von "Penny Lane" etwa oder "Hermine", ein Song über seine Eltern. Im großen Ganzen jedoch erscheinen dem Rezensenten die Texte, immer mit Udos Nuschelstimme im Ohr, allzu oft als Variationen, "schwächelnde" Wiederholungen oder "matte Selbstkopien", produziert mit eher geringem Fantasieaufwand und um die immergleichen Charaktere und Themen kreisend.

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