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Swing & Easy Listening - o.k. Aber Nicht schon wieder Robbie Williams! Und wer soll es dann sein? Der natürlcih der alles erfunden hat! Von dem "Strangers in the Night" ist zum Beispiel, und "Danke schön" und "Wonderland by Night". Gut! Hier ist seine Geschichte, und eine CD dazu, mit Live-Mitschnitten, Interviews und Aufnahmen, die bisher noch nie auf einer CD zu hören waren.

Produktbeschreibung
Swing & Easy Listening - o.k. Aber Nicht schon wieder Robbie Williams! Und wer soll es dann sein? Der natürlcih der alles erfunden hat! Von dem "Strangers in the Night" ist zum Beispiel, und "Danke schön" und "Wonderland by Night". Gut! Hier ist seine Geschichte, und eine CD dazu, mit Live-Mitschnitten, Interviews und Aufnahmen, die bisher noch nie auf einer CD zu hören waren.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.12.2002

Spiel's noch x-mal, Frankie
Was von Bert Kaempfert übrigbleibt / Von Wolfgang Sandner

Aus seiner Zeit als singender Oberkellner stammt eine hübsche, kleine Anekdote über Frank Sinatra. "Hier hast du einen Penny", sagte einmal irgendein betrunkener Gast zu ihm, "sing was mit Gefühl!" Frank Sinatra erwiderte trocken: "Gefühl kostet einen Nickel." Was Ol' Blue Eyes schließlich mit Gefühl für den fünffachen Preis von sich gab, ist nicht überliefert worden. Aber als er in späteren Jahren von seinen Fans in ähnlicher Weise animiert wurde, sang er gewöhnlich "Strangers in the Night". Wenn dann beim ersten Ton schon der Wiedererkennungsapplaus einsetzte, pflegte er kurz innezuhalten und zu fragen: "Ihr mögt das wirklich immer noch?" Und mit ungläubigem Kopfschütteln setzte er den Song fort, der ihn Mitte der sechziger Jahre wieder ins Geschäft zurückgebracht hatte, als sich seine Karriere - nicht zuletzt durch die unermeßliche Popularität der Beatles - schon gefährlich nach unten neigte. "Strangers in the Night" mochte Sinatra nie, vielleicht hat er das Lied sogar gehaßt. Dabei wußte er, was er der Schnulze zu verdanken hatte: "It has helped keep me in pizza for a long time."

Auch seinem Autor, dem deutschen Komponisten, Arrangeur, Bandleader, Instrumentalisten, Manager und Plattenproduzenten Bert Kaempfert, hat "Strangers in the Night" ein paar Nickel auf seinem Bankkonto beschert. Möglicherweise ist es der populärste, international am häufigsten interpretierte Schlager eines deutschen Komponisten der Nachkriegszeit geworden. Als das Lied, von Sinatra gesungen, 1966 herauskam, verdrängte es sogar den Beatles-Song "Paperback Writer" von der Spitzenposition in den Hitparaden, etwa im amerikanischen Billboard-Magazin, wo "Strangers in the Night" ein halbes Jahr lang vertreten war, davon siebzehn Wochen unter den Top-ten. Innerhalb eines Jahres wurden mehr als zweihundert verschiedene Versionen des Songs aufgenommen.

Sinatra war nicht der einzige, der aus den vielseitigen Qualitäten Bert Kaempferts als Komponist, Arrangeur und Produzent seinen Nutzen zog. Nat "King" Cole und Sammy Davis jr., Neil Diamond und Dean Martin, Shirley Bassey und Peggy Lee haben seine Stücke gesungen, Elvis Presley hat Arrangements von ihm aufgenommen, Count Basie, Duke Ellington und Stan Kenton integrierten Kompositionen von ihm in ihr Big-Band-Repertoire. Al Martino verdankt Kaempfert und dessen Song "Spanish Eyes" seine Weltkarriere und die Beatles sogar eine ihrer ersten Platteneinspielungen. Denn Kaempfert nahm 1961 als freier Produzent in Hamburg einige Songs von ihnen mit und ohne den Sänger Tony Sheridan auf, wobei sie auf eine finanzielle Abfindung verzichteten und sich mit einer Gage von dreihundert Mark für zwei Studiotage begnügten. Schließlich bekamen sie damals für einen Auftritt im Hamburger Top-Ten-Club nicht mehr als vierzig Mark pro Abend. Die danach veröffentlichte Single mit dem Oldtimer "My Bonnie" verkaufte sich allerdings nicht. Erst als die nach Liverpool zurückgekehrten Beatles von der Zeitschrift "Mersey Beat" zur beliebtesten Band gekürt wurden, erschien die Platte in England. Der Manager der Gruppe, Brian Epstein, wandte sich wenig später an Kaempfert und bat ihn, die Beatles vorzeitig aus seinem Plattenvertrag zu entlassen. Kaempfert tat es, ohne einen Pfennig zu verlangen. Er wird es später wohl bereut haben.

Viele Künstler haben von dem deutschen Allround-Genie im wahrsten Sinn des Wortes profitiert. Und Kaempfert selbst? Der Mann, der als Berthold Heinrich Kämpfert 1923 in Hamburg geboren wurde, war lange Zeit in Deutschland nur Eingeweihten bekannt. Mancher vermutete sogar später noch bei Nennung des Namens in Verbindung mit den überaus erfolgreichen Songtiteln, es könne sich nur um einen Amerikaner mit deutschen Vorfahren handeln. Im angloamerikanischen Raum war er jedenfalls ein Begriff, ein großer Star des Easy-Listening-Genres sogar, während er in seiner Heimat lange bestenfalls den Status einer grauen Eminenz der Musikindustrie genoß. Erst als er mit seiner Big Band Konzerte gab und im Fernsehen auftrat, wurde er einem größeren Publikum bekannt. Sein früher Tod im Sommer 1980 hat allerdings seine öffentliche Karriere beendet, bevor sie sich so recht - der künstlerischen Bedeutung gemäß - entwickeln konnte.

Die jetzt erschienene Biographie von Marc Boettcher ist auch deshalb zu begrüßen, weil sie das Leben und die Arbeit eines Mannes in Erinnerung ruft, der mehr für das Ansehen der gehobenen Unterhaltungsmusik hierzulande getan hat als mancher weitaus populärer gewordene Bandleader. Im Grunde ist Boettchers Buch eine anregende Hintergrundgeschichte, die nicht nur die angenehm unprätentiöse Person Bert Kaempfert vorstellt, sondern auch eine kleine Kulturgeschichte der Nachkriegszeit bietet, wenngleich die politisch-sozialen Einordnungen gelegentlich etwas plakativ, um nicht zu sagen klischeehaft daherkommen. Einige Fehler (die Namensschreibung von Claire Waldoff etwa oder die Definition des "Lambeth Walk" als amerikanisches Lied), auch einige abenteuerliche Begriffsbildungen (die "Provinzen Böhmen und Mähren", als hätte es keinen Staat Tschechoslowakei gegeben) muß man dem Lektorat anlasten. Begrüßenswert aber ist die Zugabe einer CD mit Interviews und Aufnahmen der bekanntesten Stücke und Arrangements von Bert Kaempfert - bis hin zu dem von ihm produzierten Beatles-Song "Ain't She Sweet" von 1961.

Marc Boettcher: "Stranger in the Night". Die Bert Kaempfert Story. Europäische Verlagsanstalt, Hamburg 2002. 305 S., Abb., geb., CD, 25,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Berühmt wurde der Song "Stranger in the Night" durch Frank Sinatra, der ihn hasste wie kaum einen anderen. Geschrieben hatte ihn freilich das deutsche Komponisten-Manager-Bandleader-Multi-Talent Bert Kaempfert. Der wiederum blieb vor allem im eigenen Land lange unbekannt, sein einziger Erfolg aber war der Schlager nicht: Kaempfert komponierte für Nat "King" Cole und Dean Martin, für Peggy Lee und Shirley Bassey. 1961 nahm er als Produzent in Hamburg gar einen der ersten Beatles-Songs auf - ein Hit wurde er allerdings nicht. Im Ausland hat man Kaempfert geschätzt für seinen Easy-Listening-Sound, in Deutschland wurde er, nach seinem frühen Tod 1980, nur zögerlich wiederentdeckt. Boettchers Biografie bietet nun, so der Rezensent Wolfgang Sandner, mehr als nur eine Lebensbeschreibung. Miterzählt werde, wie nebenbei, so etwas wie "eine kleine Kulturgeschichte der Nachkriegszeit".

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