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"Bevor du heiratest, halte beide Augen offen. Danach drücke mindestens eines zu!" Wer heute in Deutschland vor den Traualtar tritt, wird mit 35-prozentiger Wahrscheinlichkeit in den nächsten 25 Jahren geschieden. Nur mal angenommen, Sie gingen zu Douglas, dort gäbe es eine Zaubercreme gegen Falten. Allerdings würde die Verkäuferin Sie warnen: "Diese Creme macht mit 35-prozentiger Wahrscheinlichkeit, dass Ihnen in den nächsten 25 Jahre die Nase abfällt." Würden Sie diese Creme dennoch kaufen? Ganz bestimmt nicht! Werden Sie mit dem gleichen Risiko dem Mann, den Sie lieben, das Jawort geben?…mehr

Produktbeschreibung
"Bevor du heiratest, halte beide Augen offen.
Danach drücke mindestens eines zu!"
Wer heute in Deutschland vor den Traualtar tritt, wird mit 35-prozentiger Wahrscheinlichkeit in den nächsten 25 Jahren geschieden. Nur mal angenommen, Sie gingen zu Douglas, dort gäbe es eine Zaubercreme gegen Falten. Allerdings würde die Verkäuferin Sie warnen: "Diese Creme macht mit 35-prozentiger Wahrscheinlichkeit, dass Ihnen in den nächsten 25 Jahre die Nase abfällt." Würden Sie diese Creme dennoch kaufen?
Ganz bestimmt nicht!
Werden Sie mit dem gleichen Risiko dem Mann, den Sie lieben, das Jawort geben?
Ganz bestimmt!
Gratulation. Richtig so!
Verlobt, verliebt, verheiratet - und dann? Bestseller-Autorin Katja Kessler weiß Rat. Hier ihre 54 ultimativen Tipps, um es mit Mr. oder Mrs. Right bis ins Seniorenstift zu schaffen. Saukomisch, wissenschaftlich fundiert, noch nie gehört. Mit vielen persönlichen Anekdoten. Was ist wichtig im Rausch der Gefühle? Was auf der Langstrecke? Und was, wenn es mal heißt: Tausche Brautkleid gegen Pistole?
Mit hinreißenden Illustrationen von Kultzeichner und "Clap"-Herausgeber Peter "Bulo" Böhling.

Dr. Katja Kessler, geboren 1969 in Kiel, ist Zahnärztin, Journalistin und Spiegel-Beststeller-Autorin (Frag mich Schatz, ich weiß es besser! Dieter Bohlens Nichts als die Wahrheit, Silicon Wahnsinn, das Mami Buch). Sie lebt mit Mann und vier Kindern in Potsdam. Für ihre hinreißend witzige Schreibe wurde sie u.a. ausgezeichnet mit Goldener Feder, Preis für Lebensfreude und Leading Ladies Award. Nach dem Riesenerfolg des Mami-Buchs (das in 13 Sprachen übersetzt wurde) schreibt sie jetzt den fundierten, witzig-spritzigen Wissenschafts-Ratgeber zum Thema: Glücklich in der Ehe - obwohl du einen Mann geheiratet hast!

Peter "Bulo" Böhling, 1971 in München geboren, ist Kult-Illustrator und Herausgeber der Zeitschrift "Clap". Er studierte Philosophie und Soziologie in München, wechselte dann als Texter in die Werbung und landete schließlich im Journalismus. Neben seinen Buchprojekten - Schimpfen wie ein alter Römer, Ich werde mich freien von Sie zu huren!, Udo ist weg - entwickelt er Magazine und berät Unternehmen in Marketingfragen.
Autorenporträt
Dr. Katja Kessler, geboren 1969 in Kiel, ist Zahnärztin, Journalistin und Spiegel-Beststeller-Autorin ( Frag mich Schatz, ich weiß es besser! Dieter Bohlens Nichts als die Wahrheit , Silicon Wahnsinn , das Mami Buch ). Sie lebt mit Mann und vier Kindern in Potsdam. Für ihre hinreißend witzige Schreibe wurde sie u.a. ausgezeichnet mit Goldener Feder
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Was ist mit "Schatzi" passiert, fragt sich Rezensentin Ursula März. Haben sich Katja Kesslers literarische Ambitionen nach fünfzehn Jahren pointenreicher Beschäftigung mit Schatzi, dem Mann der sich ohne weibliche Begleitung im Park verläuft, der seltsame Bilder an Wände nagelt und im Holzfällerhemd durch Silicon Valley läuft, vielleicht geändert? So dass dieser Mann nun nur noch eine Nebenrolle spielen darf? Ja, meint März, denn unter dem "stilistischen Zuckerguss" dieses Buchs verberge sich eine gut recherchierte und reichhaltige sozialwissenschaftliche Arbeit, die sich mit der Institution der Ehe in unserer modernen Gesellschaft auseinandersetzt. Unterhaltsam, solide, informativ, findet die Rezensentin und freut sich, dass die Autorin über sich hinaus wachsen konnte.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.06.2016

Eine von uns - aber nur fast

Katja Kessler ist Bestseller-Autorin, Gattin und promovierte Zahnärztin. In ihrem neuen Buch gibt sie Ehetipps - und "Schatzi" ist auch dabei.

Von Anke Schipp

Dass Katja Kessler mitten im Leben steht, merkt man schnell. Weil der Zug aus Frankfurt verspätet ist, wird sie von ihrem Verlag informiert, dass sich das Interview verzögert. Plötzlich klingelt das Handy, kurz bevor der ICE Berlin erreicht: "Hier ist Katja Kessler. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich sitze hier und warte. Und wissen Sie, was das Komische ist? Ich war ausnahmsweise pünktlich. Und das kommt selten vor!"

Es ist einfach, mit Katja Kessler warm zu werden. Ein bisschen ist sie an diesem Nachmittag im Foyer eines Berliner Design-Hotels wie die verständnisvolle Gastgeberin, die fragt, wie die Zugfahrt war, ob der Platz auf dem Samtsofa für das Interview okay sei oder doch lieber der an den Tischen hinter der Glasscheibe. Katja Kessler, und das ist Teil ihres Erfolgsprinzips, ist "eine von uns". Dass das nicht ganz der Realität entspricht, weiß sie selbst. Denn ihr Ehemann ist Kai Diekmann, knapp 15 Jahre Chefredakteur der "Bild"-Zeitung, seit 2015 Gesamtherausgeber der "Bild"-Gruppe, der Mann, der so manchen Politiker zum Star und so manchen anderen zum Privatier gemacht hat. Man lebt in einer Villa am See, zeigt sich auf roten Teppichen, trifft Staatsmänner, den Papst und Hollywood-Stars. Es gibt viele Fotos von Katja Kessler bei offiziellen Terminen. Dort ist sie die reizende Gattin, die den intelligenten Smalltalk beherrscht, die Frau von Diekmann. Und im wahren Leben?

Zum Interview trägt Kessler eine bunte Tunika zu Overknee-Stiefeln, die Haare hat sie locker zurückgebunden, an den Seiten blitzen riesige Creolen-Ohrringe hervor. Nicht ganz das, was man von einer Herausgeber-Gattin erwarten würde. Kessler bestellt Mineralwasser "mit Blubber" und rutscht unsicher auf dem Samtsofa hin und her. Nach der ersten Frage errötet sie leicht und bekennt, dass es komisch sei, als Journalistin ausnahmsweise selbst interviewt zu werden. Wieder ein Understatement, denn sie ist zwar Journalistin, mittlerweile aber vor allem eine Bestseller-Autorin, die Aufritte in Talkshows und Frühstücksfernsehen gewohnt ist.

Dort hat sie auch schon ihr jüngstes Buch "Das muss Liebe sein - 54 1/2 Pflegetipps für die glückliche Ehe" vorgestellt. Es ist eine Mischung aus Ratgeber und Szenen aus ihrem Leben, ähnlich aufgebaut wie ihr erfolgreiches "Mami-Buch", das 2008 herauskam. "Ich habe die harten wissenschaftlichen Fakten genommen, in meinem Umfeld den Realitätscheck gemacht und dann ganz viel Katja reingetan", erläutert sie das Konzept. "Katja", das war damals ihr Leben als junge Mutter, "Katja", das ist in ihrem neuen Buch die Ehefrau eines vielbeschäftigten Mannes und Mutter von vier Kindern. Kessler ist seit fast 15 Jahren verheiratet. In Zeiten, in denen fast jede zweite Ehe geschieden wird, dürfte man damit schon als Ehe-Expertin gelten. Sie winkt ab. "Ich sehe mich nicht als Ehe-Expertin, ich bin eher jemand, der an der Front ist. Im Moment trennen sich viele Paare in meinem Bekanntenkreis, und ich bin auf die Suche danach gegangen, was man in medizinischer oder psychologischer Hinsicht dagegen tun kann."

Tatsächlich ist ihr Buch, das im typischen Katja-Kessler-Stil locker und pointenreich geschrieben ist, mit erstaunlich vielen Fakten gespickt. Kessler redet sich schnell warm, wenn es zum Beispiel darum geht, welchen Hormonstatus frisch Verliebte haben. Der sei so hoch wie bei einem Zwangsgestörten, "jemandem, der sich dreißig Mal die Hände wäscht. Das tröstet vor allem Frauen, die nach einer Trennung denken: Bin ich eigentlich blind gewesen?" Es geht in ihrem Buch darum, wie wichtig Männern Sex ist, wie viele Ehen durch Online-Portale entstehen und ob Liebesheiraten wirklich glücklicher sind als arrangierte Ehen. Aber es gibt auch Sätze wie diese: "Ich bin ehrlich: Verheiratet sein könnte wirklich toll sein, wenn da nicht mein Mann wäre."

Kai Diekmann also. Den kennen Kesslers Leserinnen längst als "Schatzi". Eingeführt hat Kessler ihn in der Kolumne einer Frauenzeitschrift, seitdem tritt er in jedem ihrer Bücher auf, zuletzt in "Silicon Wahnsinn - Wie ich mal mit Schatzi nach Kalifornien auswanderte". Dort beschreibt Kessler die Zeit, als ihr Mann für den Springer-Verlag im kalifornischen Silicon Valley nach neuen digitalen Ideen suchte, sie mit den Kindern mitzog, allerdings in einem anderen Haus wohnte und "Schatzi" nur am Wochenende vorbeischaute. Sie nennt sich in dem Buch "Profi-Strohwitwe" oder spricht von der "Ein-Personen-Ehe". Schatzi bringt die Zeitung voran, Katja versorgt die Kinder.

Macht der "Schatzi-Effekt" den Erfolg ihrer Bücher aus? Natürlich nicht, sagt Kessler. "Als ich meinen Mann vor 15 Jahren kennengelernt habe, war er noch nicht so prominent. Damals hatte der Leser kein konkretes Bild von ,Schatzi'. Natürlich gibt's Seiten an ihm, über die ich nie schreiben würde. Was ich nach außen lasse, sind Dinge, die jede Frau kennt. So eine Art Schatzi Nationale."

Trotzdem ist zu vermuten, dass "Schatzi" mehr ist als eine Projektionsfläche für all die unfähigen Ehemänner der Republik. Dafür ist Schatzi viel zu schillernd. Schließlich hat Diekmann sich mit den Jahren das Bild des schrägen Zeitungsmachers erarbeitet. Seit er sich 2009 hundert Tage lang via "Bild"-Blog inszenierte, wird in den sozialen Netzwerken über die Länge seines Bartes diskutiert oder auch darüber, wie oft er morgens durch die Wälder von Potsdam joggt und ob er das medienwirksam aufbereitete Tischtennis-Duell mit dem früheren "Bild"-Kritiker Günter Wallraff gewinnt. Diekmann ist längst auch eine Art Entertainer mit hohem Bekanntheitsgrad, und es hat schon seinen Reiz, ihn in Kesslers Büchern als einen Mann zu erleben, der im Alltag manchmal ziemlich unfähig ist.

Kessler glaubt trotzdem nicht, "dass die Leute so gierig sind, langweilige Geschichten aus meinem Eheleben zu hören. Sie wollen sich in meinen Geschichten wiederfinden oder sich die Frage stellen: Wie ist es eigentlich bei mir? Ich versuche so zu schreiben, dass Frauen denken: Ach, ich habe auch einen Schatzi zu Hause. Es geht nicht um meinen Mann und mich und ob wir dem Papst oder dem Yeti die Hand geschüttelt haben, es geht eher um das Me-too-Gefühl."

Sie setzt auf den Effekt, mit dem sie einen Großteil der Frauen anspricht: eben auch einen Mann an der Seite zu haben, der nicht so richtig funktioniert, der sich vor der Hausarbeit drückt und dumm stellt, wenn es darum geht, die Kinder zu betreuen. "Jede Frau kennt das Symptom dusseliger Ehemann", erklärt sie, "einer, der sagt: ,Sag, wenn ich dir helfen soll.' Und man denkt bei sich: ,Siehst du das nicht, was alles zu machen ist?' Am Ende macht man es dann selbst."

Katja Kessler hat sich warm geredet. Es geht längst nicht mehr nur um ihr Buch, es geht um die Emanzipation und darum, wie man als berufstätige Frau sein Leben gestaltet. Sie plädiert dafür, für Bräute vor der Eheschließung eine Rechtsberatung einzuführen. "Wir schnallen uns alle an, aber die Gefahr, tatsächlich bei einem Autounfall zu sterben, ist 1:15 000. Die Gefahr, eine Ehe an die Wand zu fahren, ist 1:3 auf dem Land und 1:2 in der Stadt. Ich wundere mich dann immer, auch bei mir selbst, mit welchem Optimismus man in dieses Projekt startet." Sie redet von dem Alltag mit Kindern, "das ist nicht immer vergnügungssteuerpflichtig, da ist auch viel Frust. Ich weiß das. Ich bin langjährige Teilnehmerin im Wettbewerb ,Die weltbeste Mutter Deutschlands' und belege leider immer nur die hinteren Plätze. Wir schaffen immer nur die 6,3, würden aber gerne die Bestnote 10,0 bekommen - das ist ein typisches Müttersyndrom." Sie kennt das Gefühl, sich um alles selbst kümmern zu müssen. "Mein Mann steigt nicht ins Flugzeug und denkt: Haben die Kinder jetzt Klavier geübt, aber ich steige gleich in mein Auto und checke erst mal, ob alles läuft, was ich von langer Hand durchorganisiert habe."

Da ist es wieder: das Gefühl, Katja Kessler ist eine von uns. "Ich halte mich schon für eine pupsnormale Frau", bestätigt sie, aber eine, "die in Kostüme schlüpft. Auch heute sitze ich vor Ihnen und trage ein Kostüm. Ich habe mir vorher überlegt: Komme ich als gebeutelte Mutter in Jeans und T-Shirt, oder mache ich einen auf sportlichen Hosenanzug, damit Sie nicht denken: Ach, die ist aber abgehoben. Aber dann hab ich entschieden: Egal. Heute ist heute, und so bin ich drauf."

Aufgewachsen ist Kessler abseits der Hauptstadt- und Medien-Society, in Kiel, inmitten der "Rotklinker-Ästhetik", wie sie selbst sagt. Der Vater war Zahnarzt und bestand auf dem Besuch eines altsprachlichen Gymnasiums, ansonsten aber machte die Familie Camping-Urlaub am Rhein. "Ich kann immer noch ganz gut auf dem Gasbrenner serbische Bohnensuppe aus der Dose warm machen", erzählt sie. Sie studierte in der Familientradition Zahnmedizin und promovierte über "Eisenaufladung und Antioxidantienstatus bei Patienten mit homozygoter ß-Thalassämie unter Gabe des Chelators Deferiprone". Doch sie merkte schnell, dass ein Leben mit Blick auf Karies und Kronen nicht das ihre ist. "Als Zahnärztin fühlte ich mich so wie jemand, der als Clown zum Fasching geht. Ich merkte: Das bin nicht ich." Sie interessierte sich zwar für Biochemie, aber die Überschaubarkeit des Lebens als Zahnärztin machte ihr Angst. "Ich bin jemand, der gerne mal seine Koffer packt und strunzdumme, sinnlose Sachen macht."

Dazu gehörte wohl aus der Sicht ihres Vaters ein Praktikum bei der "Bild"-Zeitung. Schnell wurde die Redaktion auf ihre originellen Texte aufmerksam, mit denen sie unter anderem die Bildunterschriften für das Seite-1-Mädchen so überdrehte, dass sie fast zur Karikatur wurden. Nach zwei Tagen im Praktikum sah sie Howard Carpendale über den Flur gehen. "Da dachte ich: Wenn ich das meiner Mutter erzähle, wird sie sagen: ,Deine Ausbildung hat sich gelohnt.'"

Sie machte Karriere, jahrelang flog sie als Society-Reporterin um die Welt, bevor sie anfing, Bücher zu schreiben, unter anderem die Biographie von Dieter Bohlen. Mit einer gewissen Freude, sagt sie heute, aber auch mit einer gewissen Distanz gucke sie jetzt auf das, was um sie herum passiere. Ein täglicher Spagat: Eben noch im roten One-Shoulder-Overall beim Verlagsempfang von Burda neben Regierungssprecher Steffen Seibert stehen - und sich dann in der Kolumne für die "Gala" über die Society lustig machen.

"Verheiratet sein ist wie Tandemfahren", sagt sie im Gespräch. "Der, der hinter dir sitzt, nimmt gern mal die Beine hoch." Sie meint damit den Ehemann, der sich gerne vor den Alltagstätigkeiten drückt. Was den Erfolg seiner Frau betrifft, tritt Diekmann allerdings kräftig mit in die Pedale. Als Kessler in diesen Tagen ihr Buch beim Sat 1-Frühstücksfernsehen promotete und Zuschauer live Fragen stellen konnten, wird ein Anrufer zugeschaltet. Es ist Diekmann. Kessler errötet leicht und wirkt tatsächlich überrascht. Er redet über ihre Unpünktlichkeit, spielt den Verzweifelten und fragt, was man dagegen tun könne. Sie verteidigt sich. Die Moderatorin lacht. Eine gelungene Fahrt auf dem Tandem. Kurz danach gibt Sat 1 bekannt, dass Kessler mit einer wöchentlichen Rubrik im Frühstücksfernsehen unter dem Titel "Doktor Kesslers Liebeslabor" startet.

Am Ende des Interviews im Berliner Hotel verabschiedet sich Kessler herzlich und stöhnt, weil sie wegen Falschparkens aufgeschrieben wurde. Ach, der Alltag. Ja, Katja Kessler ist eine von uns. Aber als Frau von "Schatzi" eben nur fast.

Katja Kessler, "Das muss Liebe sein - 54 1/2 Pflegetipps für die glückliche Ehe". Bastei Lübbe Verlag, 352 Seiten, 14,99 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Die zentrale Botschaft ihres Ratgebers ist die Einsicht, dass die Erwartung auf permanentes Glück in der Ehe der schnellste Weg zur Scheidung ist. Man findet eine Menge praktischer Hinweise [...]." Nils Minkmar, Der Spiegel, 14.05.2016 "Wissenschaftlich untermauert, urkomisch, herrlich tröstlich für alle, die an Männern viel zu viel persönlich nehmen." Bild der Frau, 13.05.2016 "Unterhaltsam, lustig, gut!" Martina Ochs, Gala, 12.05.2016
Eine von uns - aber nur fast

Katja Kessler ist Bestseller-Autorin, Gattin und promovierte Zahnärztin. In ihrem neuen Buch gibt sie Ehetipps - und "Schatzi" ist auch dabei.

Von Anke Schipp

Dass Katja Kessler mitten im Leben steht, merkt man schnell. Weil der Zug aus Frankfurt verspätet ist, wird sie von ihrem Verlag informiert, dass sich das Interview verzögert. Plötzlich klingelt das Handy, kurz bevor der ICE Berlin erreicht: "Hier ist Katja Kessler. Machen Sie sich keine Sorgen. Ich sitze hier und warte. Und wissen Sie, was das Komische ist? Ich war ausnahmsweise pünktlich. Und das kommt selten vor!"

Es ist einfach, mit Katja Kessler warm zu werden. Ein bisschen ist sie an diesem Nachmittag im Foyer eines Berliner Design-Hotels wie die verständnisvolle Gastgeberin, die fragt, wie die Zugfahrt war, ob der Platz auf dem Samtsofa für das Interview okay sei oder doch lieber der an den Tischen hinter der Glasscheibe. Katja Kessler, und das ist Teil ihres Erfolgsprinzips, ist "eine von uns". Dass das nicht ganz der Realität entspricht, weiß sie selbst. Denn ihr Ehemann ist Kai Diekmann, knapp 15 Jahre Chefredakteur der "Bild"-Zeitung, seit 2015 Gesamtherausgeber der "Bild"-Gruppe, der Mann, der so manchen Politiker zum Star und so manchen anderen zum Privatier gemacht hat. Man lebt in einer Villa am See, zeigt sich auf roten Teppichen, trifft Staatsmänner, den Papst und Hollywood-Stars. Es gibt viele Fotos von Katja Kessler bei offiziellen Terminen. Dort ist sie die reizende Gattin, die den intelligenten Smalltalk beherrscht, die Frau von Diekmann. Und im wahren Leben?

Zum Interview trägt Kessler eine bunte Tunika zu Overknee-Stiefeln, die Haare hat sie locker zurückgebunden, an den Seiten blitzen riesige Creolen-Ohrringe hervor. Nicht ganz das, was man von einer Herausgeber-Gattin erwarten würde. Kessler bestellt Mineralwasser "mit Blubber" und rutscht unsicher auf dem Samtsofa hin und her. Nach der ersten Frage errötet sie leicht und bekennt, dass es komisch sei, als Journalistin ausnahmsweise selbst interviewt zu werden. Wieder ein Understatement, denn sie ist zwar Journalistin, mittlerweile aber vor allem eine Bestseller-Autorin, die Aufritte in Talkshows und Frühstücksfernsehen gewohnt ist.

Dort hat sie auch schon ihr jüngstes Buch "Das muss Liebe sein - 54 1/2 Pflegetipps für die glückliche Ehe" vorgestellt. Es ist eine Mischung aus Ratgeber und Szenen aus ihrem Leben, ähnlich aufgebaut wie ihr erfolgreiches "Mami-Buch", das 2008 herauskam. "Ich habe die harten wissenschaftlichen Fakten genommen, in meinem Umfeld den Realitätscheck gemacht und dann ganz viel Katja reingetan", erläutert sie das Konzept. "Katja", das war damals ihr Leben als junge Mutter, "Katja", das ist in ihrem neuen Buch die Ehefrau eines vielbeschäftigten Mannes und Mutter von vier Kindern. Kessler ist seit fast 15 Jahren verheiratet. In Zeiten, in denen fast jede zweite Ehe geschieden wird, dürfte man damit schon als Ehe-Expertin gelten. Sie winkt ab. "Ich sehe mich nicht als Ehe-Expertin, ich bin eher jemand, der an der Front ist. Im Moment trennen sich viele Paare in meinem Bekanntenkreis, und ich bin auf die Suche danach gegangen, was man in medizinischer oder psychologischer Hinsicht dagegen tun kann."

Tatsächlich ist ihr Buch, das im typischen Katja-Kessler-Stil locker und pointenreich geschrieben ist, mit erstaunlich vielen Fakten gespickt. Kessler redet sich schnell warm, wenn es zum Beispiel darum geht, welchen Hormonstatus frisch Verliebte haben. Der sei so hoch wie bei einem Zwangsgestörten, "jemandem, der sich dreißig Mal die Hände wäscht. Das tröstet vor allem Frauen, die nach einer Trennung denken: Bin ich eigentlich blind gewesen?" Es geht in ihrem Buch darum, wie wichtig Männern Sex ist, wie viele Ehen durch Online-Portale entstehen und ob Liebesheiraten wirklich glücklicher sind als arrangierte Ehen. Aber es gibt auch Sätze wie diese: "Ich bin ehrlich: Verheiratet sein könnte wirklich toll sein, wenn da nicht mein Mann wäre."

Kai Diekmann also. Den kennen Kesslers Leserinnen längst als "Schatzi". Eingeführt hat Kessler ihn in der Kolumne einer Frauenzeitschrift, seitdem tritt er in jedem ihrer Bücher auf, zuletzt in "Silicon Wahnsinn - Wie ich mal mit Schatzi nach Kalifornien auswanderte". Dort beschreibt Kessler die Zeit, als ihr Mann für den Springer-Verlag im kalifornischen Silicon Valley nach neuen digitalen Ideen suchte, sie mit den Kindern mitzog, allerdings in einem anderen Haus wohnte und "Schatzi" nur am Wochenende vorbeischaute. Sie nennt sich in dem Buch "Profi-Strohwitwe" oder spricht von der "Ein-Personen-Ehe". Schatzi bringt die Zeitung voran, Katja versorgt die Kinder.

Macht der "Schatzi-Effekt" den Erfolg ihrer Bücher aus? Natürlich nicht, sagt Kessler. "Als ich meinen Mann vor 15 Jahren kennengelernt habe, war er noch nicht so prominent. Damals hatte der Leser kein konkretes Bild von ,Schatzi'. Natürlich gibt's Seiten an ihm, über die ich nie schreiben würde. Was ich nach außen lasse, sind Dinge, die jede Frau kennt. So eine Art Schatzi Nationale."

Trotzdem ist zu vermuten, dass "Schatzi" mehr ist als eine Projektionsfläche für all die unfähigen Ehemänner der Republik. Dafür ist Schatzi viel zu schillernd. Schließlich hat Diekmann sich mit den Jahren das Bild des schrägen Zeitungsmachers erarbeitet. Seit er sich 2009 hundert Tage lang via "Bild"-Blog inszenierte, wird in den sozialen Netzwerken über die Länge seines Bartes diskutiert oder auch darüber, wie oft er morgens durch die Wälder von Potsdam joggt und ob er das medienwirksam aufbereitete Tischtennis-Duell mit dem früheren "Bild"-Kritiker Günter Wallraff gewinnt. Diekmann ist längst auch eine Art Entertainer mit hohem Bekanntheitsgrad, und es hat schon seinen Reiz, ihn in Kesslers Büchern als einen Mann zu erleben, der im Alltag manchmal ziemlich unfähig ist.

Kessler glaubt trotzdem nicht, "dass die Leute so gierig sind, langweilige Geschichten aus meinem Eheleben zu hören. Sie wollen sich in meinen Geschichten wiederfinden oder sich die Frage stellen: Wie ist es eigentlich bei mir? Ich versuche so zu schreiben, dass Frauen denken: Ach, ich habe auch einen Schatzi zu Hause. Es geht nicht um meinen Mann und mich und ob wir dem Papst oder dem Yeti die Hand geschüttelt haben, es geht eher um das Me-too-Gefühl."

Sie setzt auf den Effekt, mit dem sie einen Großteil der Frauen anspricht: eben auch einen Mann an der Seite zu haben, der nicht so richtig funktioniert, der sich vor der Hausarbeit drückt und dumm stellt, wenn es darum geht, die Kinder zu betreuen. "Jede Frau kennt das Symptom dusseliger Ehemann", erklärt sie, "einer, der sagt: ,Sag, wenn ich dir helfen soll.' Und man denkt bei sich: ,Siehst du das nicht, was alles zu machen ist?' Am Ende macht man es dann selbst."

Katja Kessler hat sich warm geredet. Es geht längst nicht mehr nur um ihr Buch, es geht um die Emanzipation und darum, wie man als berufstätige Frau sein Leben gestaltet. Sie plädiert dafür, für Bräute vor der Eheschließung eine Rechtsberatung einzuführen. "Wir schnallen uns alle an, aber die Gefahr, tatsächlich bei einem Autounfall zu sterben, ist 1:15 000. Die Gefahr, eine Ehe an die Wand zu fahren, ist 1:3 auf dem Land und 1:2 in der Stadt. Ich wundere mich dann immer, auch bei mir selbst, mit welchem Optimismus man in dieses Projekt startet." Sie redet von dem Alltag mit Kindern, "das ist nicht immer vergnügungssteuerpflichtig, da ist auch viel Frust. Ich weiß das. Ich bin langjährige Teilnehmerin im Wettbewerb ,Die weltbeste Mutter Deutschlands' und belege leider immer nur die hinteren Plätze. Wir schaffen immer nur die 6,3, würden aber gerne die Bestnote 10,0 bekommen - das ist ein typisches Müttersyndrom." Sie kennt das Gefühl, sich um alles selbst kümmern zu müssen. "Mein Mann steigt nicht ins Flugzeug und denkt: Haben die Kinder jetzt Klavier geübt, aber ich steige gleich in mein Auto und checke erst mal, ob alles läuft, was ich von langer Hand durchorganisiert habe."

Da ist es wieder: das Gefühl, Katja Kessler ist eine von uns. "Ich halte mich schon für eine pupsnormale Frau", bestätigt sie, aber eine, "die in Kostüme schlüpft. Auch heute sitze ich vor Ihnen und trage ein Kostüm. Ich habe mir vorher überlegt: Komme ich als gebeutelte Mutter in Jeans und T-Shirt, oder mache ich einen auf sportlichen Hosenanzug, damit Sie nicht denken: Ach, die ist aber abgehoben. Aber dann hab ich entschieden: Egal. Heute ist heute, und so bin ich drauf."

Aufgewachsen ist Kessler abseits der Hauptstadt- und Medien-Society, in Kiel, inmitten der "Rotklinker-Ästhetik", wie sie selbst sagt. Der Vater war Zahnarzt und bestand auf dem Besuch eines altsprachlichen Gymnasiums, ansonsten aber machte die Familie Camping-Urlaub am Rhein. "Ich kann immer noch ganz gut auf dem Gasbrenner serbische Bohnensuppe aus der Dose warm machen", erzählt sie. Sie studierte in der Familientradition Zahnmedizin und promovierte über "Eisenaufladung und Antioxidantienstatus bei Patienten mit homozygoter ß-Thalassämie unter Gabe des Chelators Deferiprone". Doch sie merkte schnell, dass ein Leben mit Blick auf Karies und Kronen nicht das ihre ist. "Als Zahnärztin fühlte ich mich so wie jemand, der als Clown zum Fasching geht. Ich merkte: Das bin nicht ich." Sie interessierte sich zwar für Biochemie, aber die Überschaubarkeit des Lebens als Zahnärztin machte ihr Angst. "Ich bin jemand, der gerne mal seine Koffer packt und strunzdumme, sinnlose Sachen macht."

Dazu gehörte wohl aus der Sicht ihres Vaters ein Praktikum bei der "Bild"-Zeitung. Schnell wurde die Redaktion auf ihre originellen Texte aufmerksam, mit denen sie unter anderem die Bildunterschriften für das Seite-1-Mädchen so überdrehte, dass sie fast zur Karikatur wurden. Nach zwei Tagen im Praktikum sah sie Howard Carpendale über den Flur gehen. "Da dachte ich: Wenn ich das meiner Mutter erzähle, wird sie sagen: ,Deine Ausbildung hat sich gelohnt.'"

Sie machte Karriere, jahrelang flog sie als Society-Reporterin um die Welt, bevor sie anfing, Bücher zu schreiben, unter anderem die Biographie von Dieter Bohlen. Mit einer gewissen Freude, sagt sie heute, aber auch mit einer gewissen Distanz gucke sie jetzt auf das, was um sie herum passiere. Ein täglicher Spagat: Eben noch im roten One-Shoulder-Overall beim Verlagsempfang von Burda neben Regierungssprecher Steffen Seibert stehen - und sich dann in der Kolumne für die "Gala" über die Society lustig machen.

"Verheiratet sein ist wie Tandemfahren", sagt sie im Gespräch. "Der, der hinter dir sitzt, nimmt gern mal die Beine hoch." Sie meint damit den Ehemann, der sich gerne vor den Alltagstätigkeiten drückt. Was den Erfolg seiner Frau betrifft, tritt Diekmann allerdings kräftig mit in die Pedale. Als Kessler in diesen Tagen ihr Buch beim Sat 1-Frühstücksfernsehen promotete und Zuschauer live Fragen stellen konnten, wird ein Anrufer zugeschaltet. Es ist Diekmann. Kessler errötet leicht und wirkt tatsächlich überrascht. Er redet über ihre Unpünktlichkeit, spielt den Verzweifelten und fragt, was man dagegen tun könne. Sie verteidigt sich. Die Moderatorin lacht. Eine gelungene Fahrt auf dem Tandem. Kurz danach gibt Sat 1 bekannt, dass Kessler mit einer wöchentlichen Rubrik im Frühstücksfernsehen unter dem Titel "Doktor Kesslers Liebeslabor" startet.

Am Ende des Interviews im Berliner Hotel verabschiedet sich Kessler herzlich und stöhnt, weil sie wegen Falschparkens aufgeschrieben wurde. Ach, der Alltag. Ja, Katja Kessler ist eine von uns. Aber als Frau von "Schatzi" eben nur fast.

Katja Kessler, "Das muss Liebe sein - 54 1/2 Pflegetipps für die glückliche Ehe". Bastei Lübbe Verlag, 352 Seiten, 14,99 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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