Marktplatzangebote
76 Angebote ab € 1,00 €
  • Gebundenes Buch

1 Kundenbewertung

Deutschland ist zum kranken Mann Europas geworden. Das Bildungssystem ist miserabel, die Wettbewerbsfähigkeit katastrophal. Die demografische Entwicklung lässt uns einknicken, die sozialen Sicherungssysteme sind marode und produzieren noch mehr Arbeitslosigkeit. Politiker, Wirtschaft und Gewerkschaften schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu. Wie konnte es so weit kommen? Hans-Werner Sinn gibt aufrüttelnde Antworten und zeigt in einem wegweisenden "Zehn-Punkte-Programm für die Erneuerung der Wirtschaft", was sofort getan werden muss, um Deutschland zu retten.

Produktbeschreibung
Deutschland ist zum kranken Mann Europas geworden. Das Bildungssystem ist miserabel, die Wettbewerbsfähigkeit katastrophal. Die demografische Entwicklung lässt uns einknicken, die sozialen Sicherungssysteme sind marode und produzieren noch mehr Arbeitslosigkeit. Politiker, Wirtschaft und Gewerkschaften schieben sich gegenseitig den schwarzen Peter zu. Wie konnte es so weit kommen? Hans-Werner Sinn gibt aufrüttelnde Antworten und zeigt in einem wegweisenden "Zehn-Punkte-Programm für die Erneuerung der Wirtschaft", was sofort getan werden muss, um Deutschland zu retten.
Autorenporträt
Hans-Werner Sinn ist seit 1984 Ordinarius in der volkswirtschaftlichen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München und seit 1991 Direktor des dortigen Center for Economic Studies (CES). Nach zahlreichen abgelehnten Rufen u.a. auf ein Max-Planck-Institut wurde er 1999 Präsident des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung in München und Geschäftsführer der CESifo GmbH, die eine gemeinsame Initiative der LMU und des ifo Instituts ist. Er ist Autor zahlreicher Bücher und Fachartikel sowie ein gefragter Gesprächspartner in Medien und Politik.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 23.06.2007

Warum Utz Claassen keinen Gehorsam mag
Von Sanierung dürfte Utz Claassen, der scheidende Chef von EnBW in Karlsruhe, schon ein wenig verstehen. Zuletzt hat er den müde vor sich hindümpelnden Energiekonzern auf Zack gebracht. Zuvor hatte sich der erst 44-Jährige durch Sanierungsjobs beim Autohersteller Seat in Spanien und beim Göttinger Waagenhersteller Sartorius empfohlen. Seitdem Anfang der Woche bekannt wurde, dass Claassen nur noch bis April 2008 bei EnBW bleiben will, fragt sich nun alle Welt, welches sanierungsbedürftige Unternehmen der Ex-McKinsey-Mitarbeiter Claassen sich als nächstes vorknöpft – oder ob er nicht politisch aktiv wird und gleich ein ganzes Land saniert.
Immerhin verfügt der Niedersachse über gute Drähte in die Politik, etwa zum früheren Kanzler Gerhard Schröder und zu Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (beide SPD). Sein jüngstes Buch, das er übrigens, wie er sagt, eigenhändig in langen Nächten geschrieben hat, kann man durchaus als Empfehlungsschreiben für solche Aufgaben lesen.
Ist Deutschland trotz Aufschwungs ein Sanierungsfall? Das ist für Claassen keine Frage: Wir zehren noch vom Wohlstand und der Leistung unserer Eltern und Großeltern, statt uns auf die Zukunft vorzubereiten und uns der wachsenden Konkurrenz auf dem Weltmarkt zu stellen, meint er. Die Erkenntnisse, dass Bildung, demographische Entwicklung, der Steuerverhau und die Regulierungswut noch immer des beherzten Angriffs bedürfen, sind keineswegs neu und in den letzten Jahren in viel Krisenliteratur abgearbeitet worden. Aber die Lektüre von „Mut zur Wahrheit” lohnt dennoch und ist erhellend, zumal Claassen viele Beispiele aus eigener Erfahrung einstreut. Auch wenn sich ein politisches Gemeinwesen nicht wie ein Wirtschaftsunternehmen steuern lässt: Erfolg ist hier wie dort eine Frage der inneren Haltung. Darauf kommt es Claassen an, das ist seine Kernbotschaft: „Wahrheit, Klarheit und Konsequenz sind die Begriffe, die mit Sanierungserfolg einhergehen. Mut, Intelligenz und Tatkraft bringen mehr als Lamentieren, Schuldzuweisungen und Taktiererei.”Als Lehrbeispiel dient Claassen Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), die im Juni 2006 in einer Rede vor dem Bundesverband der Deutschen Industrie das Land als Sanierungsfall bezeichnete, dafür heftige Kritik aus allen politischen Richtungen kassierte und das Wort fortan nicht mehr in den Mund nahm. Claassen hält solche Botmäßigkeit und „political correctness” für fatal, weil die Akteure aus Angst vor den Konsequenzen nicht eben jenen Mut zur Wahrheit und gründlichen Analyse aufbringen. Das Reformgewurstel der Großen Koalition vom Gesundheitswesen bis zum Mindestlohn spricht Bände.
Wenn doch alle Politiker so wären wie ich, dringt zwischen den Zeilen des umtriebige Energiemanagers mit dem Abiturnotendurchschnitt von 0,7 durch. Sind sie aber leider nicht. Sogar der amerikanische Ökonom Jeremy Rifkin bescheinigt Claassen im Klappentext auf der Rückseite des Buches, er gehöre „zu einer seltenen Spezies unter den Firmenchefs. Er sagt seine Meinung selbst dann, wenn sie konventioneller Auffassung widerspricht”. Allerdings ist gerade diese Stärke dem EnBW-Vorstandsvorsitzenden zum Verhängnis geworden, die Großaktionäre haben ihn abserviert.
Manche Tipps von Claassem sind wunderbar pragmatisch – und eignen sich als Anekdoten. Als bei EnBW die düstere Lage des Konzerns bei einer Vorstandsdiskussion Weltuntergangsstimmung erzeugte, sorgte Claassen für Entspannung. Er schickte einen Fahrer los, Hamburger zu kaufen, und sagte zu den Sitzungsteilnehmern: „Wir machen jetzt erst mal Pause und essen einen guten Burger.” Danach lief die Sitzung wie geschmiert. Dagmar Deckstein
Zum Thema
Rettungslos
Hans-Werner Sinn: Ist Deutschland noch zu retten? Ullstein-Verlag, Berlin 2005, 512 Seiten, 13,00 Euro.
Wenn wir so weitermachen, ist Deutschland wirklich nicht mehr zu retten, sagt der Münchner Wirtschaftsprofessor und Leiter des Ifo-Instituts.
Hoffnungsvoll
Peter Bofinger: Wir sind besser als wir glauben. Wohlstand für alle. Rowohlt-Verlag, Hamburg 2006, 367 Seiten, 9,90 Euro.
Zur Erfrischung nach dem Krisenszenario aus München die Gegenanalyse eines der letzten Keynesianer, dem Würzburger Wirtschaftsprofessor und Wirtschaftsweisen Bofinger: Deutschland ist doch zu retten, sagt er.
Utz Claassen: Mut zur Wahrheit. Wie wir Deutschland sanieren können. Murmann-Verlag, Hamburg 2007, 384 Seiten, 22,50 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.2003

Ein Retter für Deutschland

Deutschland ist am Ende. Frankreich, Holland und Österreich haben uns überrundet. Selbst in England ist der Wohlstand der Menschen unterdessen größer als hierzulande. "Ist Deutschland noch zu retten?" fragt der Münchner Ökonom und Chef des Ifo-Instituts Hans-Werner Sinn in seinem neuen Buch. Die Antwort heißt: Ja. Doch die Rettungsaktion soll weh tun: (1) Die Löhne müssen runter. Wahlweise vier Stunden länger arbeiten. (2) Das Tarifkartell der Gewerkschaften gehört entmachtet. (3) Fürs Nichtstun gibt es künftig weniger Geld; für Jobs gibt es mehr Geld ("aktivierende Sozialhilfe"). (4) Zuwanderer sollen nicht in den Genuß aller Wohltaten des Sozialstaats kommen. (5) Eine radikale Steuerreform muß den Staatsanteil am Bruttosozialprodukt eindampfen. (6) Ein neues Rentensystem belohnt Eltern. Denn jede arbeitende Generation müsse zwei Lasten tragen, sagt Sinn: die eigenen Eltern ernähren (Rentenversicherung) und für das eigene Alter sorgen (Kinder kriegen oder sparen).

Sinns Sechspunktereformprogramm ist radikal. Gänzlich originell oder unumstritten ist es nicht. Sein Therapievorschlag sei erstellt auf der Basis "ökonomischer Schulmedizin", schreibt er. Doch auch Schulmediziner streiten zuweilen: Sinns Kinderrente, zum Beispiel, wird von vielen seiner Schulkameraden abgelehnt; sie plädieren lieber für eine radikale Umstellung der Vorsorge auf Kapitaldeckung. Gleichwohl: Das Buch ist beste Medizin, verfaßt im populären Ton. Jedes Kapitel ziert eine freche Widmung: Geht es um zu hohe Steuern, gilt die Widmung den Obi-Märkten, denn sie sind die Profiteure der Schwarzarbeit. Geht es um Demographie, verneigt Sinn sich vor Konrad Adenauer, bei dem die Kinder noch "von alleine" kamen. Angela Merkel, übrigens, sollte einen Sonderposten mit Rabatt an die Freunde der CSU schicken.

ank.

Hans-Werner Sinn: Ist Deutschland noch zu retten? Econ Verlag 25 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
literaturtest.de
Patientenblatt
Das Buch ist ein Patientenblatt. Der Patient heißt Deutschland. Nach Überzeugung des Ökonomen Prof. Dr. Hans-Werner Sinn sind seine Krankheiten heilbar. Voraussetzung für die Genesung ist allerdings der richtige Einsatz des Medikaments "Reform". Das haben auch die verantwortlichen Mediziner, die Politiker nämlich, erkannt. Über Dosierung und Anwendung des Heilmittels gibt es allerdings heftigen Streit.
Mehr Mut und mehr Kinder
Sinn ist Chef des Münchner ifo (Institut für Wirtschaftsforschung), des wohl bekanntesten Forschungsinstituts in Europa. Was er fordert, ist vor allem mehr Mut: von der Politik, den Gewerkschaften, von Interessenverbänden und vom einzelnen Bürger. Der Autor bilanziert die ernüchternde Lage des Landes, die Negativ-Fakten fallen wie das Herbstlaub von den Bäumen. Er fordert einen echten Neuanfang. Voraussetzung dafür ist jedoch eine umfassende Änderung des Sozialstaates und der Wirtschaftsordnung. So muss nach Sinns Einschätzung in Deutschland wieder mehr gearbeitet werden (42 statt 38 Wochenstunden), um den Standort wettbewerbsfähig zu erhalten. Er fordert: Weg von den starren Flächentarifen hin zu mehr Tarifautonomie für die Betriebe; weniger Geld fürs Nichtstun, dafür mehr zur Schaffung von Arbeitsplätzen. Auch eine Reduktion der Steuerlast hält er für geboten, und zwar auf der Grundlage einer effektiven Steuerreform. Zum Thema Altersvorsorge konstatiert Sinn: Deutschland braucht mehr Kinder, eine grundlegende Umgestaltung des Rentensystems und eine vernünftige Steuerung der Zuwanderung.
Rufer in der Wüste
West- und Ostdeutschland wachsen nicht zusammen, so belegt der Autor weiter, sie driften auseinander. Die ökonomische Wirklichkeit des Vereinigungsprozesses liegt so weit von dem entfernt, was die verantwortlichen Politiker dem Volk in Aussicht gestellt hatten, "dass man die wirtschaftliche Vereinigung der beiden Landesteile als gescheitert ansehen kann". Aber auch hier bieten Prof. Sinn und sein Institut Lösungswege an. Doch ein grundlegendes Problem konnten er und seine Kollegen bisher nicht lösen: dass die Politik ihre Vorschläge nur bedingt wahrnimmt und in der Regel erst gar nicht versucht, sie zu verwirklichen. Die fortgesetzte Ignoranz der Verantwortlichen gegenüber echter Expertise könnte sich als die gefährlichste Krankheit des Patienten Deutschland erweisen.
(Roland Große Holtforth)
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Mit seinen "Vorschlägen aus der ökonomischen Schulmedizin" hat der Wirtschaftswissenschaftler Hans-Werner Sinn den Rezensenten Frank Lübberding nicht überzeugen können. Kurz benenne der Autor die allseits bekannten Übel, an denen Deutschland krankt, und liefere dann einen Lösungsvorschlag, den er aus der Mottenkiste des 19. Jahrhunderts ausgegraben habe und der den Kollegen unter dem Begriff "Saysches Theorem" durchaus bekannt sei. Das "Alter der Therapie" aber habe er dem "Patienten lieber verschwiegen". Das entscheidende "Stichwort" laute wenig überraschend Wettbewerbsfähigkeit, lässt uns Lübberding wissen. Einen Arbeitsplatz finde, wer bereit sei, seine "Arbeitskraft zum jeweiligen Marktpreis zu verkaufen", doch stehe diesem Ansatz die fehlende "Flexibilität der Löhne" wie auch das Festhalten an "Mindestlöhnen" entgegen. Wen mag da noch die "Skepsis des Patienten" wundern, fragt sich der Rezensent zum Schluss.

© Perlentaucher Medien GmbH