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Reformation, Bauernkrieg, Magellans Weltumseglung - in bewegter Zeit schuf der Kartograph Gerhard Mercator eine Darstellung von der Welt, die bis heute sowohl in der Seefahrt als auch bei der NASA verwendet wird. Als Martin Luther der Reformation den entscheidenden Impuls gab, war Mercator fünf Jahre alt, er war zehn, als die Überlebenden der von Magellan begonnenen ersten Weltumseglung nach Sevilla zurückkehrten. 1544 wurde er von der Inquisition der »Lutherei« beschuldigt und als Ketzer in Kerkerhaft genommen, zehn Jahre später rief ihn Kaiser Karl V. nach Brüssel. Nicholas Crane erzählt vom…mehr

Produktbeschreibung
Reformation, Bauernkrieg, Magellans Weltumseglung - in bewegter Zeit schuf der Kartograph Gerhard Mercator eine Darstellung von der Welt, die bis heute sowohl in der Seefahrt als auch bei der NASA verwendet wird. Als Martin Luther der Reformation den entscheidenden Impuls gab, war Mercator fünf Jahre alt, er war zehn, als die Überlebenden der von Magellan begonnenen ersten Weltumseglung nach Sevilla zurückkehrten. 1544 wurde er von der Inquisition der »Lutherei« beschuldigt und als Ketzer in Kerkerhaft genommen, zehn Jahre später rief ihn Kaiser Karl V. nach Brüssel. Nicholas Crane erzählt vom Leben dieses Mannes, der durch Hunger, Not und Elend ging, der verfolgt wurde und schließlich doch zu höchstem Ruhm gelangte. Geboren 1512 in Flandern als Sohn eines Schusters, revolutionierte Gerhard Mercator die Kartographie. Als er 1594 in Duisburg starb, galt er als der »Prinz der modernen Geographen«.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.06.2005

Scharfer Blick vom flachen Land
Nicholas Crane hat eine anschauliches und reisefreudiges Buch über den humanistischen Kartographen Gerhard Mercator geschrieben
Das Kempenland gehört nicht eben zu den ansehnlichsten Gebieten. Gerhard Mercator war noch keine 20 Jahre alt, als er 1530 zu seiner vierten großen Reise aufbrach. Sein Vormund hatte ihn an die berühmte Universität von Löwen geschickt. Zunächst ging es Richtung Antwerpen. Die öde Heide des Kempenlandes mit ihrem steten Wechsel von Wiesen und Sträuchern bestimmte seine Wahrnehmung. Hier gab es keine Klippen oder Schluchten, die den Himmel ausblendeten und das Land verdunkelten. Die Niederlande gab es nur in zwei Dimensionen. Die Welt, die Mercator kannte, war flach - flach wie eine Karte.
Doch man muss das Auge erst einmal schärfen für jene breitflächigen Bilder aus Schraffuren und Punkten. Zur selben Zeit, als Mercators Vater jung verstarb, erschien in Antwerpen die erste gedruckte Bibel mit einer Landkarte. Auf den einleitenden Seiten blickte man wie vom Himmel auf das Heilige Land. In den kleinen Orten an der Schelde hatte man so etwas noch nicht gesehen. Das Alte Testament in einem einzigen Bild: Plötzlich wurde sichtbar, wie die einzelnen Orte zusammenhingen.
Der englische Autor Nicholas Crane hat sich mit Gerhard Mercator jenen Gelehrten vorgenommen, der die Kartographie gleichsam auf feste Füße stellte. Gewiss hatte das Anfertigen von Karten eine lange Tradition, die sich einfügte in das große Unternehmen Weltvermessung. Doch was Mercator entdeckte, war eine verlässliche Methode, nach der sich die Erde zweidimensional darstellen ließ. Die Einteilung in ein Gradnetz war seit Ptolemäus bekannt. Mercator gelang es, die Oberfläche der Weltkugel so auf einer planen Ebene auszubreiten, dass weder Breiten- noch Längenkreise gekrümmt waren. Die Karte zeigte lauter symmetrische Rechtecke. Das Bild der Erde hatte sich geändert. Und die Navigation lief von nun an um vieles einfacher. Diese Mercator-Projektion ist nach wie vor gültig.
Gerhard Kremer wurde 1512 in einem kleinen Ort nördlich von Aachen geboren. Bevor er seinen Nachnamen wie damals üblich latinisierte, hatte er schon die wichtigsten Pfade einer humanistischen Erziehung durchlaufen. Vor allem aber hatte er reichlich Bilder aufgesaugt. Crane zeigt schön, wie sich Mercators Weltsicht und sein Denken von Beginn an aus vielen kleinen Beobachtungen speisten. Die Wasserlandschaft Flanderns mit all ihren Schiffen und Häfen verband sich mit Erzählungen über die Entdeckungsreisen von Vespucci, Kolumbus oder Vasco da Gama.
Mercators Familie brachte in dieser Zeit zwei große Umzüge hinter sich. Die Reisen schärften das Bewusstsein schon früh für alle Arten von Grenzen. Als reifer Gelehrter entwickelte Mercator eine Vorstellung von Christentum, die den Lutheranern etwas näher stand als den Katholiken. Das genügte jedoch, ihn der Ketzerei zu verdächtigen und für sieben Monate auf einer Burg festzuhalten. Am Ende dieser Haft zog er sich nach Duisburg zurück, um nur noch seiner Arbeit zu leben.
Es ist ein Glücksfall, dass Mercators Biograph seinen Schreibtisch so oft als möglich verlässt. Crane hat sich als Reiseschriftsteller einen Namen gemacht. Als Sammler von Karten und studierter Geograph ist er zudem ein kleiner Nachfahre Mercators. Und gleichermaßen fein regt er mit seinen Sätzen das Auge und die Einbildungskraft des Lesers an. So wie Mercator die öden Meere seiner Karten mit Schiffen und Seeungeheuern belebte, übersetzt Crane ihre Sprache in farbige Geschichten. Auch vermag er es immer wieder, Mercators Leben anschaulich mit den Zeitläuften zu verschlingen.
Reformation und Humanismus markierten eine Neuorientierung, die bis in die kleinsten flandrischen Dörfer reichte. Die Kartographie trug ihren Teil bei: Sie veränderte die Wahrnehmung. Genauere Messmethoden erlaubten es, Landkarten von nun an als Nachbildungen der Realität zu verstehen. So wurde es möglich, sich von den imaginären Welten des Mittelalters zu lösen. Cranes Buch erzählt aber auch etwas von den Interessen, die mit jeder Karte verknüpft sind. Soldaten, Fürsten, Seeleute oder Händler konnten mit Hilfe der neuen Karten feinere Strategien entwickeln. Schon die Konzeption einer Landkarte wurde oft politisch und wirtschaftlich gesteuert. Es hat einen ganz eigenen Reiz, Mercator bei all seinen Kompromissen zwischen Forschung und Dienstbarkeit zu beobachten. Nicholas Crane nennt es höflich ein „Streben nach Harmonisierung”.
NICO BLEUTGE
NICHOLAS CRANE: Der Weltbeschreiber. Gelehrter, Ketzer, Kosmograph - Wie die Karten des Gerhard Mercator die Welt veränderten. Aus dem Englischen von Harald Stadler. Droemer Verlag, München 2005. 381 Seiten, 22,90 Euro.
Weltkarte von Jodocus Hondius nach Gerhard Mercator
Foto: akg-images
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ein "anschauliches und reisefreudiges Buch" erblickt Rezensent Nico Bleutge in Nicholas Cranes Biografie des humanistischen Kartografen Gerhard Mercator. Bleutge zeichnet Mercators Leben nach, berichtet über seine humanistische Bildung und seine Reisen und würdigt seine Erfindung einer verlässlichen, nach wie vor gültigen Methode, die Erde zweidimensional darzustellen. Für den renommierten Reiseschriftsteller, Sammler von Karten und studierten Geografen Crane ist Bleutge voll des Lobs. Mit seinen Sätzen rege Crane Auge und Einbildungskraft des Lesers an. "So wie Mercator die öden Meere seiner Karten mit Schiffen und Seeungeheuern belebte", befindet Bleutge, "übersetzt Crane ihre Sprache in farbige Geschichten." Zudem verstehe es Crane, Mercators Leben anschaulich mit den Zeitläuften zu verschlingen. Die Kartografie habe die Wahrnehmung der Welt verändert und ihren Teil zur Neuorientierung beigetragen, die Reformation und Humanismus markierten.

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