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Die Ärzte sagen, dass Drew Glück hatte: Ohne die Notoperation nach dem epileptischen Anfall hätte sein Hirntumor ihn binnen kurzem umgebracht. Die Polizei hat weniger gute Nachrichten: Sie hat Drew nachts neben der Leiche seiner Ex-Freundin gefunden, blutverschmiert und bewusstlos, das Tranchiermesser noch in der Hand. Verzweifelt beteuert er seine Unschuld. Doch in Wirklichkeit kann er sich an nichts erinnern ... Vor Gericht wird Drew zunächst verurteilt, in der Berufung schließlich freigesprochen wegen Unzurechnungsfähigkeit. Doch dieser Freispruch zweiter Klasse lässt ihm keine Ruhe. Drew…mehr

Produktbeschreibung
Die Ärzte sagen, dass Drew Glück hatte: Ohne die Notoperation nach dem epileptischen Anfall hätte sein Hirntumor ihn binnen kurzem umgebracht. Die Polizei hat weniger gute Nachrichten: Sie hat Drew nachts neben der Leiche seiner Ex-Freundin gefunden, blutverschmiert und bewusstlos, das Tranchiermesser noch in der Hand. Verzweifelt beteuert er seine Unschuld. Doch in Wirklichkeit kann er sich an nichts erinnern ...
Vor Gericht wird Drew zunächst verurteilt, in der Berufung schließlich freigesprochen wegen Unzurechnungsfähigkeit. Doch dieser Freispruch zweiter Klasse lässt ihm keine Ruhe. Drew beschließt, selbst Nachforschungen anzustellen über die mysteriösen Geschehnisse in jener Nacht, in der Geneviève starb zumal weiterhin rätselhafte Dinge geschehen.So wacht er eines Nachts auf und hat eine blutende Schnittwunde am Fuß, die Terrassentür steht weit offen. Ein andermal verschwindet das Filetiermesser spurlos aus der Küche. Drew wird sich selbst immer unheimlicher. Verwandelt er sich etwa nachts in ein Ungeheuer, das zu allem fähig ist?
Autorenporträt
Gregg Hurwitz, geboren 1973, studierte Englisch und Psychologie an der Harvard University sowie in Oxford (GB). Mit seinen Thrillern um US Marshal Tim Rackley ("Die Scharfrichter", "Die Sekte", "Die Meute") sowie dem Stand-alone "Blackout" gelang ihm in den USA und Großbritannien der Durchbruch als Spannungsautor. Er lebt in Los Angeles.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.12.2008

Auf der Jagd nach sich selbst
Gelöscht und gefunden: „Blackout” von Gregg Hurwitz
Am Ende ist auch Gus, das Eichhörnchen, wieder da. Die Kojoten haben es verschont. Glück gehabt. Für den Schriftsteller Andrew Danner, auf dessen Grundstück sich Gus gern herumtreibt, glich der vergangene Winter eher einem Besuch bei den Monstern seines Unterbewusstseins, und ob der Frühling ihm die ersehnte Erlösung bringen wird, weiß man nicht genau. Oder doch? In seinem jüngsten Thriller „Blackout” (übersetzt von Wibke Kuhn, Droemer Verlag, München, 432 Seiten, 14,95 Euro) jagt Gregg Hurwitz seinen Helden mehrmals durch die Hölle, so dass ihm zuletzt nichts anderes übrig bleibt als Gnade walten zu lassen und seinen Protagonisten und Lesern eine mehr oder weniger heile Eichhörnchenwelt zurück zu geben.
Solche Kriminalromane schreiben nur amerikanische Autoren. Sie sind die einzigen, die diese Technik der vollkommenen Oberflächenspannung beherrschen. Die genau zu wissen scheinen, welche Spuren zu welchem Zeitpunkt gelegt werden müssen, um die richtige Dosis von Irritation zu erreichen, ohne Verwirrung zu stiften oder die Leser gedanklich zu überfordern. Gleichzeitig statten sie ihre Figuren mit durchaus anspruchsvollen – oder anspruchsvoll wirkenden – Biografien aus, entwickeln gut nachvollziehbare Konflikte und scheuen sich auch nicht vor der einen oder anderen Reflexion über das Leben. Eine leise Melodramatik durchzieht diese Passagen, und wir halten sekundenlang bewegt inne, bevor der Furor der Handlung uns von neuem mitreißt. Solche Popcorn-Krimis muss man einfach verschlingen, vierhundert, fünfhundert Seiten, weniger sind es selten, und wenn der Autor Gregg Hurwitz heißt, ist Kurzweil garantiert.
Sein neuer Roman – im Original „The Crime Writer” – beginnt mit einem klassischen Motiv. Ein Mann wacht eines Morgens auf und hat sein Gedächtnis verloren. Im Fall des Krimiautors Andrew Danner, 38, kommt noch ein anderer, eher positiver Verlust hinzu – der Tumor ist aus seinem Kopf verschwunden. Das „Gangliogliom des vorderen linken Schläfenlappens” befindet sich nun in einem Glas mit Konservierungsflüssigkeit und sieht aus „wie eine noch nicht detonierte Handgranate”. Glück gehabt, würde Gus, das Eichhörnchen, sagen, doch anders als dieses hat Danner von nun an einen Kojoten als Leibwächter – sich selbst. Unerbittlich verfolgt er die Spur des anderen, unheimlichen Andrews, jenes Mannes, der in der Nacht zum 23. September seine Exfreundin Geneviève Bertrand in deren Haus mit einem Filetiermesser erstochen haben soll. Daran kann er sich nicht erinnern. Kurz zuvor hatte er einen Zusammenbruch, dann wurde im Krankenhaus der Tumor in seinem Kopf entdeckt. Das Gericht hält Danner für „nicht schuldig wegen geistiger Unzurechnungsfähigkeit” und spricht ihn frei. Wobei die Staatsanwältin nach wie vor von seiner Täterschaft überzeugt ist. Womöglich hat sie Recht, denkt Andrew Danner, während er – unterstützt von seinem besten Freund Chic, einem ehemaligen Baseballstar, der jetzt eine Restaurantkette betreibt – in die Verliese seines Ichs hinabsteigt. Zwei trockene Alkoholiker, der eine mit Goldringen und Kettchen behangen, der andere mit einem Tumor auf dem Nachtkästchen, unterwegs auf den Boulevards der Dämmerung jenseits von Hollywood, getrieben von dem einzigen Wunsch, die Wahrheit zu finden und zu begreifen.
Plötzlich ist der Tumor weg. Jemand hat das Glas gestohlen. Jemand hat Spuren im Haus hinterlassen. Eine junge Frau, Kassey Broach, wird ermordet, und alles deutet auf Andrew Danner als Täter hin. „Das ist aber wirklich seltsam”, sagt der Ermittler Bill Kaden, „denn der Mörder hat jedes Detail genau nachgeahmt. Den exakten Winkel der Einstichwunde. Die Lage der Leiche. Die Art, wie der Kopf hingelegt worden war, so dass die Haare über das rechte Auge fallen ...” Außerdem fand die Polizei Blutspuren in Andrews Abfalleimer. Aber auf der verzweifelten Suche nach dem Mörder in sich, nach dem Mann, der er vor der Operation gewesen sein muss, hat Andrew zum eigenen Schutz eine Kamera in seinem Schlafzimmer installiert. In der Nacht von Kasseys Ermordung lag Andrew nachweislich in seinem Bett. Die Polizei muss ihn laufen lassen.
In der Zwischenzeit, exakt in der Mitte des 420-seitigen Romans, hat der Schriftsteller eine Frau kennengelernt, Caroline Raine, deren Gesicht nach einer Vergewaltigung von Narben entstellt, aber noch immer „umwerfend schön” ist. „Eisgrüne Augen, fein ziselierter Mund, wundervoll akzentuierte Wangenknochen”: So lässt Hurwitz den Engel in die Hölle seines Alter Ego treten und wenig später denkwürdige Sätze sagen: „Das ist es nämlich auch, was Ihnen nicht klar ist, wenn Sie Ihre Fließbandromane schreiben. Jeder gehört zu den Guten. Jeder gehört zu den Bösen. Es kommt nur darauf an, wie genau man hingucken will.”
Vielleicht sollte man bei solchen Sätzen nicht so genau hingucken, sondern einfach weiterlesen bis zum wahrhaft überraschenden, hochdramatischen Ende, an dem alle Rätsel sich lösen, alle Finsternis verschwindet. Einmal noch blättern, dann auf zum nächsten Hurwitz und seinesgleichen. Ist noch Popcorn da?
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Friedrich Ani hat Gregg Hurwitz' Thriller um einen Krimiautor, der seine Freundin ermordet haben soll, geradezu verschlungen. Er charakterisiert das Buch als Kriminalroman von der Art, wie ihn nur amerikanische Autoren schreiben können, als höchst souveränen Mix aus Spannung, Irritation, Konflikten, Action und Melodramatik. Natürlich handelt es sich dabei nicht um die hohe Literatur. Im Gegenteil: Ani nennt "Blackout" einen "Popcorn-Krimi", den man einfach verschlingen muss. Gleichwohl hat er Respekt vor dem Können des Autors und der Qualität dieses Spannungsromans, der ihn jedenfalls bis zum dramatischen Ende mit einer wahrlich überraschenden Auflösung gefesselt hat.

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