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Produktdetails
  • dtv Taschenbücher Bd.24460
  • Verlag: DTV
  • Originaltitel: Oraedoen Jeongwon
  • Seitenzahl: 519
  • Deutsch
  • Abmessung: 35mm x 136mm x 210mm
  • Gewicht: 610g
  • ISBN-13: 9783423244602
  • ISBN-10: 3423244607
  • Artikelnr.: 13318264
Autorenporträt
Hwang Sok-yong wurde 1943 in der Mandschurei geboren. Seine Werke erzählen von der bewegten Geschichte des Landes und wurden mehrfach ausgezeichnet.

Hwang Sok-yong veröffentlicht 1962 seine ersten Erzählungen und erhält sofort einen Nachwuchspreis. Es folgen zahlreiche weitere Erzählungen, bis er im Jahr 1972 mit seinem ersten Roman 'Die Geschichte des Herrn Han' den großen Durchbruch schafft.

1978 zieht er aus Seoul nach Gwangju, wo er 1980 den Aufstand gegen die Militärdiktatur miterlebt, dessen blutiger Ausgang ihn für eine Weile auf die Insel Jeju zwingt. 1982 kehrt er nach Gwangju zurück und veröffentlicht zwei Jahre später den zehnbändigen Roman 'Dschang Gilsan'. 1989 reist er auf Einladung des Literatur- und Kunstverbandes zum ersten Mal nach Nordkorea, gefolgt von einer weiteren Reise im folgenden Jahr zur Versammlung aller Völker nach Pjöngjang. 1989/90 Aufenthalt als Gastschriftsteller in der Akademie der Künste in Berlin, 1991 bis 1993 Aufenthalt als Gastschriftsteller an der Long Island University in den USA. 1993 kehrt er nach Südkorea zurück und wird wegen seiner Reisen nach Nordkorea zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. 1998 wurde er im Rahmen einer Amnestie für politische Gefangene vom neugewählten Präsidenten Südkoreas, Kim Dae-jung, nicht nur freigelassen, sondern danach sogar offiziell als südkoreanischer Kulturvertreter nach Nordkorea geschickt
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.10.2005

Wenn die Freiheit das größere Gefängnis ist
Gesellschaftsbesichtigung: Hwang Sok-yongs bewegende koreanische Jahrhundertchronik / Von Steffen Gnam

Der 1943 geborene Schriftsteller Hwang Sok-yong verwebt im Universum seiner Romane Privates und Zeitgeschichtliches, innere und äußere Vorgänge, Umbrüche und Tragödien. Ein unbestechlicher Streiter für die Demokratisierung und Versöhnung zwischen den beiden Koreas, mußte Hwang von 1993 bis 1998 wegen einer Reise zu einem Schriftstellertreffen nach Nordkorea eine Haftstrafe verbüßen. Die retrospektive Rekonstruktion einer Biographie im Spannungsfeld politischer Anschauungen und Systeme zieht sich denn auch leitmotivisch durch das Schaffen Hwangs. Zwei in dieser Hinsicht exemplarische Werke sind nun auf deutsch erschienen.

"Die Geschichte des Herrn Han" aus dem Jahr 1972 ist noch ganz im Stil des "kritischen Realismus" des politisch engagierten Jugendwerks gehalten. Eingebettet in die Rahmenerzählung einer traditionellen koreanischen Totenwache, zeigt der parabelartige Roman den Aufstieg und Fall eines nordkoreanischen Arztes auf. Han Yongdok, ein Professor der Gynäkologie an der Kim-Il-Sung-Universität in Pjöngjang, entgeht der Mobilisierung für den Korea-Krieg, indem man ihn in eine für Parteimitglieder eingerichtete Kaderstation versetzt. Weil er sich aber verbotenerweise immer wieder um Verletzte aus dem Volk kümmert, wird er nach einer geheimen Operation zum Tode verurteilt. Durch eine Fügung des Schicksals überlebt er das Erschießungskommando und flüchtet ohne Frau und Kinder in den Süden, wo er eine Praxis eröffnet. Aber auch in seiner neuen Heimat ist er, nur aus umgekehrter politischer Richtung, dem Teufelskreis aus Verdächtigungen, Repressalien, Folter und schließlich einer langen Gefängnisstrafe ausgesetzt.

In einer klaren, unprätentiösen Sprache erzählt das Buch vom "Wahnsinn, den dieses Jahrhundert heimsuchte". Hwang entwirft expressive Stilleben des Elends wie gespenstergleiche Gefangenenmärsche oder Flüchtlingskolonnen, die schweigend über Felder ziehen. Mit einem ihm eigenen Duktus der Ruhelosigkeit skizziert der Autor Korea als Spielball der Mächte und als Manövriermasse der Ideologien. Mit analytischer Schärfe schildert Hwang die mit der Waffenruhe in Südkorea einkehrende Anarchie und die Probleme eines Aufrichtigen, im Chaos und Werteverfall der Nachkriegsgesellschaft zu überleben.

Als Han die illegale Gewerbetätigkeit der Kollegen seiner Praxisgemeinschaft aus Gewissensgründen publik macht, wird er von ihnen aus Rache als Spion aus dem Norden verleumdet. Immer aussichtsloser verfängt er sich in einem Netz aus Denunziation, Beamtenwillkür, Komplotten und Korruption. Bei aller ungeschönten Realitätsnähe erweist sich Hwang aber gerade in seiner allegorischen Naturlyrik als Meister der Zwischentöne und als Optimist: "Der Krieg war zu Ende. Das heißt, in Wahrheit war es eher so wie bei einem Fluß, der plötzlich an der Oberfläche gefriert. Die politischen Querelen ebenso wie die Hoffnungen der Menschen überwintern einfach unter dem Eis und warteten auf die neue Jahreszeit."

Im Spätwerk "Der ferne Garten" (2000) eignet sich der Autor eine introspektive Schreibweise und Weltsicht an, welche die irdischen Intrigen zugunsten einer buddhistisch angehauchten Universalität überwindet. Standen in der "Geschichte des Herrn Han" der Korea-Krieg und seine Folgen im Vordergrund, so geht es hier um Koreas turbulente und studentenbewegte achtziger Jahre. Im belletristischen Zeitraffer rekapituliert Hwang den Gwangju-Aufstand von 1980 und seine blutige Niederschlagung, Brandanschläge auf amerikanische Kulturinstitute oder die Massendemonstrationen für direkte Präsidentschaftswahlen von 1987.

Der politische Gefangene Oh Hyunuh kehrt 1999 nach siebzehn Jahren Haft in ein nach außen demokratischeres, aber ihm mittlerweile entfremdetes Südkorea zurück. Mit einer die Tragik untermalenden Ironie beschreibt Hwang die mühsame Resozialisierung Hyunuhs im öffentlichen Leben. Während er sich in der Gegenwart nur schwer zurechtfindet, ziehen vor seinem geistigen Auge revolutionäre Jugendaktivitäten der achtziger Jahre, Landschaften seines Flüchtlingslebens und hinterlassene Liebschaften vorbei. Doch von seiner Schwester, bei der er zunächst wohnt, erfährt er, daß seine ehemalige Geliebte, die Malerin Yunhi, drei Jahre vor seiner Entlassung verstorben ist.

Beim Versuch, die bewegte Vergangenheit wiederaufleben zu lassen, bedient sich der Autor verschiedener Erinnerungsverfahren: Zum einen bereist Hyunuh selbst die Orte seiner Revolten und Lieben wie das Dorf Galmö, wo er in einem als Atelier eingerichteten Gartenhaus mit Yunhi fast zwanzig Jahre zuvor unbeschwerte Sommertage verbrachte. Dort findet er ihre Skizzen, Briefe und an ihn adressierte Tagebücher, deren Einträge sich im Roman mit Hyunuhs Reminiszenzen wechselseitig ergänzen und überlagern.

Immer wieder arbeitet Hwang dabei mit Oppositionen: Galmö als Locus amoenus wird Gwangju als Ort des Grauens und Sinnbild für die Brutalität der Militärdiktatur entgegengestellt. Hwang relativiert dabei "linke" und "rechte" Begrifflichkeiten ebenso wie die Metaphorik von "drinnen" und "draußen", wobei die minutiösen Einblicke in den öden Vollzugsalltag zu den stärksten Romanszenen zählen. Psychologisch überzeugend ist auch die Passage einer "Gesellschaftsbesichtigung", ein von Wärtern in Zivil begleiteter Wochenendausflug per Bahn zu Verwandten in die Freiheit, welchen der Erzähler letztlich als Rückkehr in das "größere Gefängnis" empfindet.

Dabei bettet der Kosmopolit Hwang das "Draußen" in einen komplexeren Denkhorizont als den rein koreanischen ein. So beschließt Yunhi gegen Ende des Buches, zum Kunststudium nach Berlin zu fliegen, "in diese trübe Stadt, die man oft in Spionagefilmen sah". Wie Hwang in seinem Berliner Exil 1989 bis 1991, erlebt Yunhi den Fall der Mauer vor Ort, die Wiedervereinigungseuphorie und die Auflösung des sowjetischen Staatssozialismus.

In den Berliner Tagebucheinträgen Yunhis, die den Freiheitskampf ihres immer noch in Korea inhaftierten Geliebten fortführen will, werden die Illusionen und Restriktionen von Revolutionen im Vergleich der koreanischen Studentenbewegung mit 1968 in Europa zur Sprache gebracht. Immer wieder ergeht sich der "realistische Idealist", wie Hwang sich gerne nennt, in Gedanken über Kapitalismus und die Kolonialisierung des Geistes, über Indoktrination und Agitation, Literatur und politische Opposition.

Erst nach Yunhis Tod und seiner Haftentlassung erfährt Hyunuh aus ihren Tagebüchern von der Existenz einer gemeinsamen Tochter. Das Treffen mit ihr in Seoul gerät zum etwas melodramatischen, aber symbolischen Schlußpunkt des Buchs. So entwirft Hwang auf privater und politischer Ebene in beiden Romanen in autobiographisch gefärbten Geschichten über Trennung, Entzweiung und Annäherung eine vielschichtige, nach vorne gerichtete koreanische Jahrhundertchronik. Zwischen den Zeilen schimmert dabei immer auch die Vision einer "Endzeit der Teilung" hervor. Hwang Sok-yong, dieses Eindrucks kann sich der Leser seiner zwischen Revolution und Romantik, düsterem Realismus und leuchtkräftiger Fiktion oszillierenden Romane nicht erwehren, glaubt an das weltverändernde Moment in der Literatur.

Hwang Sok-yong: "Die Geschichte des Herrn Han". Roman. Aus dem Koreanischen übersetzt von Oh Dong-sik, Kang Seung-hee und Torsten Zaiak. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005. 140 Seiten, br., 12,- [Euro].

Hwang Sok-yong: "Der ferne Garten". Roman. Aus dem Koreanischen übersetzt von Oh Dong-sik, Kang Seung-hee und Torsten Zaiak. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005. 520 S., br., 15,- [Euro].

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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 19.10.2005

Aus einem fernen Land
Hwang Sok-yong erzählt von den Wunden Koreas
Warum hat man nur so ein ernsthaft-zufriedenes Gefühl nach der Lektüre dieses Romans? Dabei ist es nicht einmal ein weltstürzendes Buch, es ist keine sensationelle Erzählung, es ist nicht von überwältigender psychologischer Raffinesse, und durch die Übersetzung hindurch, die sich ruhig und unauffällig liest, deutet sich kein outrierter (sprach-)künstlerischer Ehrgeiz in der Originalsprache an.
Aber wahrscheinlich kann sich gerade deshalb mit melancholischer Gewichtigkeit die Geschichte entfalten: Sie wird nicht artistisch-symbolisch überhöht, sie wird einfach hingestellt. Der Mann, von dem da erzählt wird, ist eben - wir schreiben das Jahr 1999 - aus siebzehnjähriger Haft entlassen und kann nun nur versuchen, die Trümmer seines Lebens zusammenzuklauben und zu schauen, ob daraus noch irgendetwas zu machen ist. Oh Hyunuh wurde zwei Jahre nach dem Massaker in der koreanischen Stadt Gwangju verhaftet, wo fast 300 Studenten und Bürger die Opfer bei der Niederschlagung von Demonstrationen und Unruhen geworden waren. Fast zwei Jahre lebte er im Untergrund, dann ereilten ihn die Schergen der südkoreanischen Militärregierung und steckten ihn als „Staatsschädling” ins Gefängnis. Wie überlebt man 17 Jahre im Gefängnis, mit nur sporadischen Kontakten zur Familie, mit keinem Kontakt zur geliebten Freundin, Han Yunki, frierend, miserabelst ernährt, langsam versteinernd und mit immer geringerer Hoffnung, sich je wieder in eine Gesellschaft einleben zu können, die sich gerade in Südkorea ja in jenen Jahren rapide veränderte?
Es gehört zur großen Kunst Hwang Sok-yongs, weder mit einer Häufung grausamer Details noch mit ostentativer Bitterkeit von diesen Jahren seines Helden im Gefängnis zu erzählen und dennoch bei aller Lakonik an ausgewählten Einzelheiten die Kälte und Härte jener Jahre in koreanischen Gefängnissen deutlich zu machen. Ein ganzes Kapitel gehört der Schilderung der aberwitzigen Sorge und Zärtlichkeit, mit der Häftlinge sich im Gefängnis um Wildkatzen und Tauben kümmern, und die ebenso ziellos in Gleichgültigkeit umschlagen konnte, wenn die abstumpfende Monotonie des Gefängnisalltags die Häftlinge aushöhlte. Ein Wunder, dass ihnen die Kraft bleibt, Phasen der Dunkelhaft als Bestrafung nach Hungerstreiks durchzuhalten.
Mit dem Ende, 1999, beginnt das Buch eigentlich, oder genauer: Am Ende des Gefängnislebens, in den ersten Wochen seiner Freiheit entdeckt Oh Hyunuh, dass seine Freundin in jenen Jahren ein Tagebuch und Briefe schrieb, dass sie nach dem erbärmlich kurzen Glück mit ihm versuchte, ihm die Treue zu halten und wie dies nicht gelingen konnte: Vier Jahre bevor er entlassen wird, stirbt sie an Krebs, hinterlässt aber eine Tochter - die Tochter Oh Hyunuhs. Dass er sie am Ende trifft und bald öfter sehen wird, ist der einzige Trost, den diese beiden Lebensgeschichten bieten, die des politischen Aktivisten, der seinen Einsatz für die Freiheit so bitter büßen musste, und die seiner Geliebten, der Malerin, die nicht mit ihm leben durfte und in gewissem Sinn eben doch ein immer eng auf ihn bezogenes paralleles Leben lebte.
Wie diese drei Stränge - sein und ihr Leben vor der Gefängniszeit, sein Leben im Gefängnis und die Rekonstruktion ihres Lebens während seiner Jahre im Gefängnis, nachträglich vollzogen von ihm bei der Lektüre der von ihr hinterlassenen Lebenszeugnisse - ineinandergearbeitet sind, wie diese beiden Leben in die Vergeblichkeit führen und doch Treue zueinander bewahren, das ist bewegend und unangestrengt. Hwang bietet keinen expliziten Trost. Man könnte höchstens sagen, dass aufs Ganze koreanischer Staatlichkeit und Gesellschaft bezogen die Kämpfe und Leiden von Oh Hyunuh und Han Yunki in den achtziger und neunziger Jahre doch zu einer Humanisierung und Demokratisierung der Verhältnisse führten. Für den unmittelbaren Lebensvollzug der Generation der Kämpfer wie Oh Hyunuh und Han ist das kaum ein Trost, aber ihrer beider Tochter Ungyol wird dann doch in einem besseren Land aufwachsen und leben dürfen.
Für europäische Leser ist dies vielleicht in einem höheren Maße als für einen koreanischen Leser ein Buch voller politisch-historischer Informationen. Eigentlich wissen wir über Korea nur wenige Stichworte: Korea-Krieg, Militärdiktatur, industrieller Aufbau, Teilung des Landes, das ewig eingeklemmt scheint zwischen den Giganten China und Japan und sich fürchterlich anstrengen muss, nicht wieder in Bedeutungslosigkeit abzustürzen. In Hwang Sok-yongs Buch ist davon nur indirekt die Rede, doch wir werden durch die Anstrengungen, die Südkorea anlässlich der Gastrolle auf der Frankfurter Buchmesse unternehmen wird, sicher mehr von der Literatur Koreas in deutscher Sprache erfahren, und dabei wird ein großer, mit Weltkenntnis gesättigter, realistischer Autor wie der 1943 geborene Hwang Sok-yong eine bedeutende Rolle spielen.
Eben erscheint von ihm auch der Kurzroman „Die Geschichte des Herrn Han”, eine Erzählung, die von der fortdauernd größten Wunde des Landes und den daraus stammenden Schmerzen erzählt: Das sind die Folgen des Krieges von 1950 bis 1953, und dies vor allem in Gestalt unzähliger zerstörter Leben wie das des alten Herrn Han. Ein Autor wie Hwang Sok-yong spricht - bewundernd wie auch sarkastisch sei’s gesagt, weil man solche Erfahrung ja niemandem wünschen kann - aus einem erfahrungsgesättigten Leben: Er machte drei Jahre lang den Vietnam-Krieg mit, da er Teil der südkoreanischen expeditionary force der Amerikaner war. Er besuchte 1988 gegen die Gesetze seines Landes den nördlichen Landesteil und dessen Schriftsteller und musste danach fünf Jahre im Exil leben. Er hat, ähnlich wie sein Held in „Der ferne Garten”, fünf Jahre in einem südkoreanischen Gefängnis hinter sich, von 1993 bis 1998. Er weiß, wovon er redet: von einem seit 1910, dem Beginn der japanischen Besetzung Koreas, und dann noch einmal seit 1945 geschundenen Land, dessen Realitäten er - mit einer erstaunlichen Robustheit, glücklicherweise - im Gefängnis wie im Exil, im Alltag wie als Repräsentant seines Landes durchlebt hat.
JÖRG DREWS
HWANG SOK-YONG: Der ferne Garten. Roman. Aus dem Koreanischen von Oh Dong-sik, Kang Seung-hee und Torsten Zaiak. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005. 518 Seiten, 15 Euro.
HWANG SOK-YONG: Die Geschichte des Herrn Han. Roman. Aus dem Koreanischen von Oh Dong-sik, Kang Seung-hee und Torsten Zaiak. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005. 134 Seiten, 12 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Jörg Drews zählt erst einmal auf, was dieser Roman des südkoreanischen Schriftstellers Hwang Sok-yong alles nicht ist: es handelt sich nicht um ein "weltstürzendes" Werk, zeigt keine besondere "psychologische Raffinesse" und scheint, wenn man der Übersetzung trauen kann, sprachlich eher "ruhig und unauffällig". Trotzdem vermittelt die Lektüre der Geschichte eines politischen Häftlings, der nach 17 Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird, ein "ernsthaft-zufriedenes Gefühl", wundert sich der Rezensent. Geschildert wird das Leben der Hauptfigur Oh Hyunuh vor der Inhaftierung mit seiner Geliebten Han Yunki, seine bitteren Jahre im Gefängnis und - vermittelt durch Tagebuchaufzeichnungen und Briefe Han Yunkis, die vor seiner Entlassung an Krebs stirbt - auch das Leben der Geliebten, die von ihm eine Tochter bekommt. Obwohl der Autor die "grausamen Details" des Gefängnislebens allenfalls andeutet und eher lakonisch vom Gefängnisalltag berichtet, macht es die "große Kunst" Sok-yongs aus, trotzdem die ganze "Kälte und Härte" der Inhaftierung darstellen zu können. Besonders bewegend findet der Rezensent auch die vergebliche Liebe des Paares, das sich trotz der Trennung die "Treue zueinander" bewahrt. Am Ende teilt Drews noch mit, dass Sok-yong "weiß, wovon er redet", da er selbst fünf Jahre in einem südkoreanischen Gefängnis zugebracht hat.

© Perlentaucher Medien GmbH
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