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»Einstein wußte doch, was kommen würde. Was liegt da näher, als seine Geheimnisse auf dem Grund des Sees zu verstecken?«
Eigentlich wollte der Berliner Senat dem weltberühmten Physiker und Nobelpreisträger das schöne Haus am See zum fünfzigsten Geburtstag schenken. Aber wie man weiß, kam dann doch alles anders und Einstein konnte nur von 1926 bis 1933 in Caputh leben, ehe er nach Amerika ging.
Siebzig Jahre später kommt der etwas unorthodoxe junge Jurist Anselm Stöckl auf eine scheinbar verrückte Idee: Hat Einstein vor der Flucht aus Deutschland seine geheimsten Unterlagen im Templiner
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Produktbeschreibung
»Einstein wußte doch, was kommen würde. Was liegt da näher, als seine Geheimnisse auf dem Grund des Sees zu verstecken?«

Eigentlich wollte der Berliner Senat dem weltberühmten Physiker und Nobelpreisträger das schöne Haus am See zum fünfzigsten Geburtstag schenken. Aber wie man weiß, kam dann doch alles anders und Einstein konnte nur von 1926 bis 1933 in Caputh leben, ehe er nach Amerika ging.

Siebzig Jahre später kommt der etwas unorthodoxe junge Jurist Anselm Stöckl auf eine scheinbar verrückte Idee: Hat Einstein vor der Flucht aus Deutschland seine geheimsten Unterlagen im Templiner See versenkt? Mit seiner Frau Gesine und seinem besten Freund - der uns die Geschichte erzählt - richtet sich Anselm einen heißen brandenburgischen Sommer lang auf einem alten Segelboot ein und beginnt seine Suche nach dem wissenschaftlichen Schatz.
Autorenporträt
Ulrich Woelk, 1960 geboren, in Köln aufgewachsen, studierte in Tübingen Physik und promovierte 1991 an der TU Berlin, wo er bis 1994 als Astrophysiker tätig war. Literarische Arbeiten seit den 1980er Jahren; »Aspekte«-Literaturpreis für das Debüt 'Freigang' (1990). Seither erschienen Romane, Erzählungen, Theaterstücke. Der Roman 'Die letzte Vorstellung' wurde mit Heino Ferch und Nadja Uhl für das ZDF verfilmt ('Mord am Meer'). Ulrich Woelk lebt in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.10.2005

Die Kleenex-Kernspaltung
Korken schwimmen oben: Ulrich Woelks Sommer-Erzählung „Einstein on the lake”
Es ist Sommer. Bernhard fährt zusammen mit Anselm, seinem ältesten Freund, hinaus aufs Land. Bukolische Sehnsucht treibt ihn, aber auch die Aussicht, die schleppende journalistische Karriere mit einem sensationellen Coup voranzutreiben. Denn Anselm, der in Berlin als Anwalt viel Geld verdient, ist von einem bizarren Plan besessen: Auf dem Boden des Templiner Sees vermutet er eine Kiste, die Einstein kurz vor seiner Emigration versenkt hat. Anselm will sie bergen und erhofft von den geheimen Unterlagen, die sie enthalten soll, nichts Geringeres als Aufschluss über die „Weltgesetze”, über „das Große und Ganze”.
Von einem früheren Stasi-Offizier hat er ein Hausboot übernommen, von dem aus er seine Tauchgänge unternehmen will. Gesine, seine anspruchsvolle Frau, ist zunächst wenig begeistert von der Aussicht, hier ihren Sommer zu verbringen. Dann aber verwandelt sie durch einen Blitzeinsatz diverser Handwerker die heruntergekommene DDR-Erbschaft in ein fashionables schwimmendes Apartment. Zwei Männer und eine Frau in einem Boot, von der Hitze ganz zu schweigen - kann das gut gehen?
Natürlich nicht: Es bleibt, während Anselm unter Wasser seine Kreise zieht, nicht beim Plaudern und Entkorken zahlreicher Weinflaschen: Rasch landen Gesine und Bernhard im Bett. Ihre Leidenschaft entflammt am Aufeinandertreffen zweier Arten von Verlangen: Seiner Trägheit, die bereit ist, um der „sinnlichen Erfahrung des Daseins” willen jeder Versuchung nachzugeben, entspricht ihre „egoistische, lebenshungrige Ader”. Die Figur der Gesine ist das erzählerisch Beste, das „Einstein on the lake” zu bieten hat. Als Bernhard ihr begegnet - zuvor hatte er sie stets nur in schummerigem Partylicht gesehen - ist er überrascht von den Spuren des Alters, die wie ein Netz ihr Gesicht überziehen.
Gesine hat zu viel und zu schnell gelebt. Sie hat sich nie Ruhe gegönnt, und gönnt sie sich auch jetzt nicht, mit Anfang vierzig, im Frühherbst ihrer Jahre. Wenn sie sich mit Kleenex-Tüchern ruhig und konzentriert von Bernhards Samen reinigt, ist sie die zeitgemäße, vulgäre Version der Marschallin aus dem „Rosenkavalier”: „Ein Bein angewinkelt auf einen Hocker gestellt und beim Wischen leicht vorgebeugt, gerieten ihre Brüste, die ein wenig die Form von Cognac-Schwenkern haben, schmal am Ansatz und bauchig um den dunklen Hof herum, dabei in ruhige schwere Schwingungen, bis schließlich ein großer Teil dessen, was sie von mir empfangen hatte, vom weichen Zellstoff aufgesogen worden war. Zum Schluß ergriff sie die Tücher und verließ den Raum, um sie in die Toilettenschüssel zu werfen und von dort in den Auffangbehälter der Firma Hygio-Tek zu befördern, einen hundert Liter Kunststofftank mit geruchsneutralisierenden und keimtötenden Substanzen, der einmal pro Woche von einem tuckernden Serviceboot leergesaugt und wieder mit frischer Desinfektionsflüssigkeit aufgefüllt wurde.”
Solange sich Ulrich Woelk darauf beschränkt, Spannung aufzubauen, vermag er mit der Liebes- wie mit der Abenteuerhandlung zu fesseln. Weit weniger überzeugend ist sein Versuch, die Erzählung einem Ende zuzuführen: Anselm entdeckt parallel Einsteins Kiste und den Ehebruch; er entschließt sich zu einem letzten Tauchgang, von dem er nicht zurückkehrt. Es folgen einige epilogartige Szenen, darunter Anselms Beerdigung. Ein offener Schluss hätte „Einstein on the lake” besser getan. Dass sich die Erzählung dennoch ohne Reue liest, liegt auch am früheren Beruf des Autors als Astrophysiker. Aus seiner Vertrautheit mit den Schriften Einsteins entwickelt Woelk amüsante Spekulationen und Aperçus über das Leben, die Liebe und die Zeit.
So betrachtet Bernhard seinen „Schwanz unter dem Gesichtspunkt der Relativität”, und Gesine findet zu einer eigenwilligen Auslegung der Erkenntnis, dass Materie thermische Energie enthält: „Und wie ist es mit uns? Mit unseren Seelen? Mit unserer Sehnsucht nach Energie und Leidenschaft? Unsere Energie ist in Ehen gebunden, so sieht’s aus. Und wie bei Atomen gewinnt man sie erst bei der Spaltung zurück.” In Szenen, die mitunter an spätimpressionistische Gemälde erinnern, erhellt Woelk zudem die Dialektik von Bernhards sentimentalischem Verhältnis zur Natur: Dem sehnsüchtigen Erleben geht die Erfahrung unaufhebbarer Getrenntheit voraus.
„Einstein on the lake” heißt im Untertitel „Eine Sommer-Erzählung”. Wie im „Sommernachtstraum”, auf den Woelk anspielt, wären die emotionalen und intellektuellen Verwirrungen, die er schildert, zu einer anderen Jahreszeit kaum möglich. Der Untertitel lässt sich aber auch als Leseanweisung verstehen: „Einstein on the lake” ist ein Liegestuhlbuch auf hohem Niveau. CHRISTOPH HAAS
ULRICH WOELK: Einstein on the lake. Eine Sommer-Erzählung. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2005. 155 Seiten, 12 Euro.
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Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

"Kein Lektor hat geholfen", notiert Rolf Michaelis betrübt. Dabei hätte aus Ulrich Woelks Roman so viel werden können. Das Thema nämlich hält der Rezensent für "groß". Ein von Einstein besessener Berliner Anwalt vermutet im Templiner See dessen Nachlass, einschließlich Weltformel. Ein Mix aus Wissenschaft, Krimi, Weltgeschichte, "Räuber- und Gendarm-Spiel auf höchstem Niveau" und einer doppelten Liebestragödie, das hat Potenzial. Alles zerstört durch "vermeidbare" handwerkliche Fehler, seufzt Michaelis, der sich über "falsche Bilder, fehlerhafte grammatikalische Formen, sinnlose Verdopplungen des Ausdrucks" und noch einiges mehr ärgern muss. "Der ganze Schrott ist da." Alles wäre nicht so schlimm, wenn Woelk nicht schon bewiesen hätte, dass er schreiben kann. "Er hat Augen", versichert Michaelis auch, aber es hilft nichts. Die "vielen Anspielungen" zünden nicht, das mit "vielerlei Themen jonglierende, motivreiche" Buch bleibt "seltsam leer". Vom Rezensenten hört man am Ende nur noch ein unendlich trauriges "Schade".

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