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"Neues Geld ist ein bißchen wie eine neue Braut." Der große finnische Schriftsteller M. A. Numminen weiß um die erotisierende Wirkung von Münzen und Scheinen. Dabei spielt es keine Rolle, ob von der Finnmark, der deutschen Mark oder der italienischen Lira die Rede ist. Für sie alle hat "das letzte Stündlein" geschlagen, wie der Italiener Claudio Magris leicht wehmütig feststellt. Ab 1. Januar 2002 gilt in zwölf europäischen Ländern eine einheitliche Währung, der Euro. Diesem einschneidenden Ereignis ist die vorliegende Sammlung gewidmet: Zehn international bekannte Autoren wie u. a. Michel…mehr

Produktbeschreibung
"Neues Geld ist ein bißchen wie eine neue Braut." Der große finnische Schriftsteller M. A. Numminen weiß um die erotisierende Wirkung von Münzen und Scheinen. Dabei spielt es keine Rolle, ob von der Finnmark, der deutschen Mark oder der italienischen Lira die Rede ist. Für sie alle hat "das letzte Stündlein" geschlagen, wie der Italiener Claudio Magris leicht wehmütig feststellt. Ab 1. Januar 2002 gilt in zwölf europäischen Ländern eine einheitliche Währung, der Euro. Diesem einschneidenden Ereignis ist die vorliegende Sammlung gewidmet: Zehn international bekannte Autoren wie u. a. Michel Tournier, Martin Walser und Leon de Winter nehmen Abschied von ihrer vertrauten Landeswährung - in persönlichen Erinnerungen oder historischen Reflexionen, teils amüsant-ironisch, teils heiter-nostalgisch. Zum Abschluß schildert Ulrich Weinzierl einen Besuch bei "Mister Euro", dem Banknotendesigner, mit dessen Geldscheinen wir bis aufweiteres in der Eurozone unser täglich Brot bezahlen.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 05.11.2001

Trauerarbeit
Abschied vom Euro

Uwe Wittstock (Herausgeber): Ade, ihr schönen Scheine. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2001, 106 Seiten, 12,50 DM.

Schriftsteller nehmen Abschied - von ihren alten Währungen. Und sie trauern. Petros Markaris aus Griechenland wird der Drachme eine große Träne nachweinen (auch wenn er zugibt, daß er sich auf den Euro freut), und Michel Tournier aus Frankreich findet sich damit ab, daß der Franc Ende 2001 ebenso begraben wird wie nach dem Zweiten Weltkrieg der gute alte Sou. "Und es wird Tränen geben." Elf Schriftsteller sind in diesem schmalen Band in ihrer Trauer vereint. Jeder versucht, seinem Nekrolog eine besondere Note abzugewinnen. Der eine erzählt eine sentimentale Geschichte von seiner ersten selbst gestohlenen Münze (Leon Winter aus den Niederlanden), der andere gefällt sich, wie es so seine Art und nicht anders zu erwarten ist, in Polemik (Martin Walser aus Deutschland): "Und das ist die Lehre, die uns der Euro erteilt: Die Vielfalt muß weg. So wie Tiere und Pflanzen aussterben, so sterben Währungen aus." Auch Albernheiten bleiben dem Leser nicht erspart - zum Beispiel wenn sich Mauri Antero Numminen aus Finnland zu der Schlußfolgerung durchringt: "Das dreizehnte Gebot lautet: Du sollst den Euro lieben wie dich selbst." Aber es geht auch ernsthaft zu in diesen kurzen Aufsätzen, die zuvor im Feuilleton der "Welt" erschienen sind. Claudio Magris warnt vor einem "rückschrittlichen Partikularismus ungebändigter Unterschiede", vor einem "regionalen und ethnischen Mikronationalismus, der die Zugbrücke hochzieht, um den Fremden den Eintritt zu verwehren". Nur ein starkes, vereinigtes Europa mit dem Euro als festes Bindeglied, mahnt der Italiener, könne die kulturellen, sprachlichen, religiösen und traditionellen Unterschiede, aus denen es besteht, wirklich schützen. Nur eines stört ihn: daß er den Wein demnächst in Euro zahlen soll. Hier trifft er sich mit Walser: "Château Margaux kaufen mit Euro?! Grauenhaft."

HORST DOHM

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Elf Schriftsteller aus elf verschiedenen Ländern verabschieden sich von ihrer Währung und sehen dem Euro mit unterschiedlichen Gefühlen entgegen, schreibt Horst Dohm. Die kurzen Aufsätze sind vor nicht langer Zeit im Feuilleton der Tageszeitung "Die Welt" erschienen und nun von Uwe Wittstock in einem schmalen Band zusammengetragen worden. Den Leser erwartet hier Verschiedenes, berichtet der Rezensent, denn jeder Schriftsteller versuche, seinem Nekrolog über vertraute Münzen und Scheine eine besondere Note zu erteilen. Und so gibt es sentimentale Geschichten, polemische Ausführungen, manche Albernheiten, aber auch ernste Gedanken zum Thema, findet Dohm.

© Perlentaucher Medien GmbH