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"Warum mischen Sie sich da eigentlich ein?" war eine der häufigsten Fragen, die Karel Van Miert während seiner Amtszeit als europäischer Wettbewerbskommissar zu hören bekam. Van Miert beschreibt die brisantesten Fälle, mit denen er zu tun hatte, darunter die Preisdiktate der Autoindustrie quer durch Europa, die Versuche der Monopolisierung des digitalen Fernsehens durch deutsche Medienkonzerne, die Wettbewerbsvorteile öffentlicher Banken, der Streit um die Buchpreisbindung, die Kommerzialisierung des Sports und die Affäre um Leuna. Der Kampf für eine glaubwürdige europäische Wettbewerbspolitik…mehr

Produktbeschreibung
"Warum mischen Sie sich da eigentlich ein?" war eine der häufigsten Fragen, die Karel Van Miert während seiner Amtszeit als europäischer Wettbewerbskommissar zu hören bekam. Van Miert beschreibt die brisantesten Fälle, mit denen er zu tun hatte, darunter die Preisdiktate der Autoindustrie quer durch Europa, die Versuche der Monopolisierung des digitalen Fernsehens durch deutsche Medienkonzerne, die Wettbewerbsvorteile öffentlicher Banken, der Streit um die Buchpreisbindung, die Kommerzialisierung des Sports und die Affäre um Leuna. Der Kampf für eine glaubwürdige europäische Wettbewerbspolitik ähnelt dem Kampf mit den Windmühlenflügeln.
Van Miert berichtet über die Auseinandersetzungen mit nationalen Interessengruppen und übermächtigen Konzernen, die immer wieder versuchen, Wettbewerbsvorschriften zu umgehen, und gibt einen Ausblick auf die Zukunft der Wettbewerbspolitik in Europa. Zugleich liefert er ein Porträt der europäischen Politik und ihrer maßgeblichen Politiker.
Autorenporträt
Karel Van Miert, geboren 1942 in Oud Tournhout, Belgien, als ältestes von neun Kindern, kennt sich wie kaum jemand sonst in der europäischen Politik aus. Er war Mitglied des belgischen und des europäischen Parlaments, mehrfach Kommissar der Europäischen Union und belgischer Staatsminister. Derzeit ist er Präsident der Universität von Nijenrode und Aufsichtsratsmitglied bei Philips.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.09.2000

Alles klar, Herr Kommissar?
Wenn unsereins regiert, dann hat er was davon: Karel Van Miert nutzt dem deutschen Buchhandel

Was für ein Filou ist doch Karel Van Miert! Da bemüht sich der belgische Flame sechs Jahre lang als EU-Wettbewerbskommissar darum, die Buchpreisbindung im deutschen Sprachraum auszuhebeln, wird darüber zum Buhmann des Feuilletons und zum leibhaftigen Gottseibeiuns der Verlage - und dann schreibt er nach seinem Ausscheiden aus der Brüsseler Kommission selbst ein Buch und drängt mit diesen Memoiren auf den lukrativsten Markt, den Europa nun einmal zu bieten hat: den deutschsprachigen. Deshalb ist der Band auch speziell für einen deutschen Verlag verfaßt worden, denn nur hier genießt Van Miert die für hohe Absatzzahlen so förderliche Verruchtheit des Machthabers. "Markt, Macht, Wettbewerb" lautet der Titel der Erinnerungen, und Van Miert weiß offenbar alle drei Aspekte genau einzuschätzen: Markt verspricht Verkauf, Macht verspricht Verkauf, nur Wettbewerb gefährdet ihn.

Wenn man seine Feinde also nicht besiegen kann, verbündet man sich mit ihnen, und das gilt im ewigen Patt zwischen Kommission und deutscher Buchbranche wechselseitig. "Ich möchte heute nicht über die Buchpreisbindung reden, das ist mir jetzt zu heikel", verkündet Van Miert deshalb bei der Präsentation seines Werks im "Europäischen Haus" Unter den Linden. Man kann den Mann verstehen.

Vielleicht ist er auch einfach milder geworden. Vom Buchumschlag schaut uns noch das Foto eines entschlußstarken Mannes an: eckige Kinnpartie, das Haupt auf die Faust gestützt, die dunklen Haare streng wie mit dem Messer gescheitelt - hart auf hart macht ihm ersichtlich Spaß. Gelb ist zudem der Umschlag gehalten, also in jener Farbe, in der das Mittelalter die Versuchung darzustellen pflegte. Einem Savonarola der Marktwirtschaft ähnelt der heutige Van Miert jedoch nur noch bedingt. Älter ist er geworden, die Haare sind jetzt weiß, etwas fülliger scheint er zu sein, aber auch freundlicher. Mit Theo Waigel versteht sich der belgische Sozialdemokrat jedenfalls glänzend, aber der ehemalige deutsche Finanzminister zählt ohnehin zu dem Quartett, das Van Miert in seinem Buch für dessen Hartnäckigkeit beim europäischen Einigungsprozeß preist: Neben Waigel umfaßt es noch François Mitterrand, Helmut Kohl und Jacques Delors.

Wen wundert's also, daß Waigel leicht dazu bewegt werden konnte, das Buch seines Duzfreundes Karel in Berlin zu präsentieren? Zumal da auch er, wie man erfahren konnte, bäuerlicher Herkunft ist, geprägt von früheren Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg und der Sorge um den Fortbestand der Landwirtschaft, getrieben vom Gedanken an europäische Aussöhnung. Waigel löste den selbstformulierten Anspruch, Van Mierts Buch vorzustellen und zugleich zu besprechen, kongenial ein. Welcher Rezensent wünschte sich nicht, einmal ein ganzes Buch referieren und an den heiklen Stellen gleich korrigieren zu können? Mit weniger gab Waigel sich nicht zufrieden, und die Zeit reichte sogar noch, um zu verkünden, daß auch er an seinen Memoiren sitze. Er wird wohl bemüht sein, im selben Verlagshaus unterzukommen wie Van Miert - bei einem Unternehmen mithin, von dem sein Autor Marcel Reich-Ranicki in den höchsten Tönen schwärmt, wie Waigel zu berichten weiß, der sich bei dieser Gelegenheit in die breite Phalanx von Reich-Ranicki-Imitatoren einreihte: "Da bekommt man als Autor gesagt: ,Setzen Sie Ihren Vorschuß selber ein.' Das ist ein Verlag!" Das läßt für die Waigel-Memoiren hoffen.

Ist diese offensichtliche Kartellbildung unter Autobiographen aber noch wettbewerbskonform? Van Miert wird es wissen und vielleicht der Taschenbuchausgabe ein Kapitel anfügen. Bis dahin muß das Buch denen genügen, die schon immer lesen wollten, wie ein Sozialdemokrat den Liberalismus feiert, weil Wettbewerb den Monopolkapitalismus verhindert. Sie finden hier das geeignete Vademecum.

ANDREAS PLATTHAUS

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

"Er ist einer der Guten, meint Carsten Schymik, über den ehemaligen EU-Wettbewerbskommissar van Miert, dessen Memoiren jetzt vorliegen. Sie beschrieben anschaulich das Funktionieren der Brüsseler Eurokratie, wirkten aber am Ende in puncto Selbstkritik etwas blass. Das hat seinen Grund, meint Schymik, in der Loyalität, die der gebürtige Belgier seiner Kommission, der er von 1993 bis 1999 vorstand, notwendigerweise entgegenbringt: sie hat sich gegen handfeste Konzerninteressen und lobbyistische nationale Regierungen durchzusetzen. Gleichzeitig verhindere diese Loyalität die sicher notwendige Distanz zur eigenen Kommission und Arbeit, schlussfolgert der Rezensent. Brisant findet er van Mierts Statement zu den Leuna-Akten, die nach van Miert bereits lange vor den Bundestagswahlen von 1998 vernichtet worden seien. Insgesamt ginge der ehemalige EU-Kommissar mit der Bundesrepublik recht pfleglich um, obwohl gerade sie mit ihm in Sachen Buchpreisbindung, Finanzhilfen für die WestLB und illegale Subventionen harte Kämpfe ausgetragen hat.

© Perlentaucher Medien GmbH"