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In seinen Erzählungen werden die Menschen, die Sitten und Gebräuche, die Traditionen und die Lebensweise jener agrarischen Gesellschaft noch einmal - vielleicht zum letztenmal - lebendig. Krockow hat das Dritte Reich, den Krieg erlebt und überlebt, ist in die Nachkriegszeit, den Wiederaufbau hineingewachsen. Das ist seine zweite Welt, das Studium dann, die Jahre als Professor an der Universität. Und er hat auch dort die Verwerfungen, die Brüche erlebt, gipfelnd in den Studentenunruhen des Jahres 1968, in denen die bestehenden Autoritäten in Frage gestellt wurden. Schließlich hat Graf Krockow…mehr

Produktbeschreibung
In seinen Erzählungen werden die Menschen, die Sitten und Gebräuche, die Traditionen und die Lebensweise jener agrarischen Gesellschaft noch einmal - vielleicht zum letztenmal - lebendig. Krockow hat das Dritte Reich, den Krieg erlebt und überlebt, ist in die Nachkriegszeit, den Wiederaufbau hineingewachsen. Das ist seine zweite Welt, das Studium dann, die Jahre als Professor an der Universität. Und er hat auch dort die Verwerfungen, die Brüche erlebt, gipfelnd in den Studentenunruhen des Jahres 1968, in denen die bestehenden Autoritäten in Frage gestellt wurden. Schließlich hat Graf Krockow sein drittes Leben begonnen, als Redner und Schriftsteller, der zum Bestsellerautor avancierte. Die Leser seiner zahlreichen Bücher - unter ihnen "Die Reise nach Pommern", "Die Stunde der Frauen" oder seine Bismarck-Biographie - zählen nach Hunderttausenden. Für sie, seine Leser-Gemeinde, hat er nun seine Erinnerungen niedergeschrieben, anschaulich wie immer: ein Rückblick auf das vergange ne Jahrhundert.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.05.2000

Die Diele knarrt
Christian Graf von Krockow
über Jugend und Dichterberuf
In die eigene Vergangenheit geht Christian Graf von Krockow zurück in seiner neuen Veröffentlichung. „Das Buch berichtet von Untergängen, deren Zeuge ich wurde. Damit stellt es sich eine doppelte Aufgabe. Einerseits will es in die Erinnerung retten, was es einmal gab. Andererseits will es zur Zuversicht beitragen. ” Krockow will die Angst vor dem Morgen nehmen.
Erinnerung „vergoldet” das Geschehene, keine Frage, das trifft für viele einzelne Begebenheiten zu. Doch gibt es Erinnerungen im Leben jedes Menschen, die der Goldpolitur widerstehen. Auf die Jugenderinnerungen trifft dies freilich in den seltensten Fällen zu. Und wer behütet und umsorgt in einem einigermaßen intakten Elternhaus aufwuchs, verfügt über einen Fundus guter Erinnerungen, die noch im Alter funkeln.
Der erste Teil von Krockows Buch, „Von Pommern und Preußen”, hat die Kindheit zum Inhalt, der zweite, „Vom Lernen und Lehren”, ist nach 1945 angesiedelt und erzählt vom Studium und der akademischen Karriere im westlichen Nachkriegsdeutschland. Ausführlichen Raum gibt Krockow seiner Lehrtätigkeit an der Frankfurter Universität während der 1968-er Bewegung. Entlarvendes über die damaligen Gesinnungsgenossenschaften wird enthüllt. Im dritten Teil, „Vom Schreiben und Erzählen”, berichtet Krockow von seinem Werdegang als Schriftsteller. Jeder der drei Teile hat eine eigene Sprachmelodie, die von den Schicksalsabläufen instrumentiert wird.
Geboren wurde Krockow am 26.  Mai 1927 in Rumbske, Kreis Stolp/Pommern. Preußische Ordnung, protestantisches Christentum und Standesbewusstsein bestimmten die Erziehung. Sein Umgang mit Dorfkindern war elterlicherseits nicht erwünscht. Aber auch die Dorfjugend drängte sich nicht, den Grafensohn zum Kameraden zu gewinnen. Krockows Geschwister, zwei Brüder und eine Schwester, waren beträchtlich älter – so wuchs er praktisch als Einzelkind auf und entwickelte sich zum Einzelgänger.
Unangenehme Erinnerungen beschert ihm der Internatsaufenthalt in Misdroy an der Ostsee, nahe Swinemünde. Zu dieser Zeit tobte bereits der Zweite Weltkrieg. Krockows Brüder fielen. Die NS-Diktatur streckte ihre Fühler ins Internat, dessen Zöglinge nicht aus pro-nationalsozialistischen Familien stammten, aber vom Kastengeist geprägt waren. „Je älter ich dann wurde, desto mehr ergriff mich die Ahnung, dass die Welt meiner Kindheit nicht mehr selbstverständlich, sondern ein Reservat, ein Restbestand aus anderen Zeiten war, von den Sturmfluten bedroht. ”
Es könnte wieder geschehen
Die Ahnung wurde spätestens mit dem Kriegsende Realität. Wiederholt beschäftigt Krockow die Frage, wie Hitler zum „Führer” werden konnte. Gewiss begünstigten ihn politische und wirtschaftliche Krisen, doch das Rad der Geschichte wird von Unwägbarkeiten angetrieben – und dazu zählt die menschliche Psyche. Krockow bekennt: „Damit bleibt auch die Angst vor dem Unheimlichen, die den Jungen einst überfiel. Nie fühlte ich mich wirklich sicher; stets ist da ein Dielenknarren, ein Flüstern: Es könnte wieder geschehen. ” Mit dieser Furcht ist Krockow nicht allein.
Amüsant zu lesen, doch bitter ist das Kapitel „Der Wort- und Schriftunternehmer” – in dem Krockow den freiberuflich arbeitenden Schriftsteller und Journalisten als „hilflosen Sklaven” schildert. „Denn wer über kein Kapital, keine Rücklagen verfügt, wird von Augenblicksproduktion zu Augenblicksproduktion gehetzt. ” Krockow rät zur Vorsorge, und das heißt Rücklagen bilden, eisern sparen. Ein eigenes Haus bildet Rückendeckung, in Notzeiten kann man es beleihen – nur, wie viele besitzen ein Haus? Den Finanzämtern dünken Schreiberlinge von vornherein suspekt: Die suchen keine Dienststelle auf, bleiben zu Hause und wollen einen Raum steuerbegünstigt absetzen.
Empfehlenswert ist es auch, Single zu bleiben, dann entfallen risikoreiche familiäre Verpflichtungen. „Noch besser ist es, sich mit dem öffentlichen Dienst zu verheiraten. ” Wer mit einer Studiendirektorin, einem Regierungsrat verehelicht ist, muss dem Himmel danken. Gesund sollte der Freiberufler natürlich sein. Nie darf er vergessen, dass er Unternehmer ist. Keine 35-Stunden-Woche, kein bezahlter Jahresurlaub, keine Weihnachtsgratifikation steht ihm zu. Er muss froh sein, wenn er pünktlich seine Honorare überwiesen erhält.
Krockow selbst begann – nachdem er seiner Lehrtätigkeit überdrüssig geworden war – mit unerhörtem Fleiß und Ausdauer eine erfolgreiche Schriftsteller-Laufbahn. Seine Werke beweisen es. Und er müsste nicht der brillant-harte Denker geblieben sein, um eine gesellschaftspolitische Vorausschau zu wagen: „Das christliche Zeitalter neigt sich ebenso seinem Ende entgegen wie die bürgerliche Epoche. ”
Vieles ging in den Zeitenwenden unter, Neues entstand. Das ist das Lebensprinzip des Phönix.
ESTHER KNORR-ANDERS
CHRISTIAN GRAF VON KROCKOW: Erinnerungen. Zu Gast in drei Welten. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 2000. 305 Seiten, Anh. , 42 Mark.

Kein situationistisch-subversiver Gag, sondern reine redaktionelle Nachlässigkeit hat in der Besprechung seines Buches Das große Spiel in der SZ am Wochenende vom 20.  Mai Roberto Ohrt um das „o” seines Vornamens gebracht. Désolé ! Wir bitten um Entschuldigung.
SZ
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Nacherzählend und mit amüsierter Aufmerksamkeit für die Beschreibung seines Daseins als "freiberuflich arbeitenden Schriftsteller und Journalisten" stellt Esther Knorr-Anders die Erinnerungen von Krockows vor: seine Kindheit in preußisch-protestantischem, standesbewusstem Milieu eines ostpreußischen Dorfes, die langsam entstehende Ahnung von der Überholtheit dieser Lebensform, seine akademische Zeit in Frankfurt während der sechziger Jahre und schließlich die Existenz als "hilfloser Sklave" der journalistischen "Augenblicksproduktionen". Allerdings setzt die Rezensentin ein wenig zu sehr die Kenntnis seiner Bücher voraus und wendet viel Fleiß auf für eher biedere Reflexionen von Krockow á la "Das christliche Zeitalter neigt sich ebenso seinem Ende entgegen wie die bürgerliche Epoche." Das christliche Zeitalter?

© Perlentaucher Medien GmbH
"Erhellend, anregend, unbedingt lesenswert." Märkische Allgemeine

"Kein Zweifel, der Graf erzählt wunderbare Geschichten." Westfälische Nachrichten

"Er kommentiert, reflektiert, sinniert über Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft und fordert den Leser heraus, es ihm gleichzutun." Rhein-Neckar-Zeitung

"Anschaulich wie immer, empfehlenswert - wie immer." kultur-insel.de "Amüsant zu lesen." Süddeutsche Zeitung