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Vom Hilfswerk für verwundete Soldaten zur bedeutendsten humanitären Organisation der Welt
Unter dem Eindruck des Leidens verwundeter Soldaten auf dem Schlachtfeld von Solferino wurde 1863 in Genf eine zivile Hilfsorganisation gegründet mit dem Ziel, Verwundeten künftig besser zu helfen. Ihr Kennzeichen: das rote Kreuz auf weißem Grund. Noch im selben Jahr bildete sich in Deutschland eine erste freiwillige Hilfsgesellschaft unter diesem Zeichen.
In seinem Buch, das auf die reichen Zeugnisse in den Archiven des Internationalen und des Deutschen Roten Kreuzes zurückgreifen kann, schildert
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Produktbeschreibung
Vom Hilfswerk für verwundete Soldaten zur bedeutendsten humanitären Organisation der Welt

Unter dem Eindruck des Leidens verwundeter Soldaten auf dem Schlachtfeld von Solferino wurde 1863 in Genf eine zivile Hilfsorganisation gegründet mit dem Ziel, Verwundeten künftig besser zu helfen. Ihr Kennzeichen: das rote Kreuz auf weißem Grund. Noch im selben Jahr bildete sich in Deutschland eine erste freiwillige Hilfsgesellschaft unter diesem Zeichen.

In seinem Buch, das auf die reichen Zeugnisse in den Archiven des Internationalen und des Deutschen Roten Kreuzes zurückgreifen kann, schildert Stefan Schomann die Geschichte des deutschen Zweigs der Organisation und ihrer engagierten Mitarbeiter durch die Zeiten der Weltkriege und der deutschen Teilung hindurch bis in die Gegenwart. Er erzählt von selbstlosen Heldentaten und von politischem Missbrauch, von medizinischem Fortschritt und von den Herausforderungen, denen sich das Rote Kreuz im 21. Jahrhundert gegenüber sieht.
Autorenporträt
Stefan Schomann, 1962 in München geboren, studierte Germanistik in München und Berlin. Seit zwanzig Jahren arbeitet er als freier Journalist und schreibt vor allem für Geo, Stern, Merian, DIE ZEIT und die Frankfurter Rundschau. Er lebt mit seiner chinesischen Lebensgefährtin in Berlin und Peking.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Hans-Dieter Wichter scheint nicht zufrieden mit dieser Darstellung über das Rote Kreuz von Stefan Schomann. Nach seinem Dafürhalten hätte der Autor die Konflikte der Bewegung zwischen humanitärer Idee und Realisierung besser herausarbeiten können. Vor allem die Rolle des DRK als Hilfsdienst im Sinn staatlicher Politik, also nationalen Interessen einerseits, und seiner humanitären Pflicht andererseits zeigt der Autor für Wichter zu episodenhaft, verwirrend und zu unsystematisch. Klare, große Linien hätten dem Buch seiner Meinung nach gutgetan.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.01.2014

Humanität kontra Interessen
Geschichte des Deutschen Roten Kreuzes von den Anfängen bis zur Gegenwart

Zwischen der humanitären Grundidee der Rotkreuzbewegung und ihrer Realisierung waren von Beginn an Konfliktpotentiale angelegt. Sie begleiten seit dem Anfang der Bewegung im Jahre 1863 eine zunehmend komplexe Gesamtorganisation mit immer mehr Hilfsaufgaben: das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf (seit 1863), die inzwischen 189 eigenständigen nationalen Rotkreuz- oder Rothalbmond-Gesellschaften und die Internationale Föderation dieser Gesellschaften. Die Föderation wurde mit dem Ziel der besseren Zusammenarbeit der nationalen Organisationen nach dem Ersten Weltkrieg gegründet, auch in Konkurrenz mit dem Internationalen Komitee.

Vor 150 Jahren ging es Henry Dunant mit dem "Internationalen Komitee der Hilfsgesellschaften für die Verwundetenpflege" in Genf um die unparteiische Hilfe für die verletzten Soldaten aller Kriegsparteien und den Neutralitätsschutz des Sanitätspersonals. Verwundete wurden oft nur unzureichend versorgt. Die staatlichen Militärorganisationen stellten für die Schattenseite der Kriege nur geringe Ressourcen bereit. Vor allem nach schweren Kämpfen waren sie mit der nachhaltigen Versorgung von Verwundeten aller Parteien überfordert. Daher kam es den Staaten entgegen, wenn sie durch spendenfinanzierte nationale Rotkreuzorganisationen entlastet würden. So ergab sich aber auch ein potentieller Konflikt: Wie viel an Ressourcen würde seitens der nationalen Rotkreuzorganisation für die eigene Seite und damit die eigene Kampfkraft, wie viel für die gegnerischen Opfer eingesetzt? Wäre das Verhältnis im Sinne der Grundidee der Neutralität und Humanität ausgeglichen - oder hat das nationale Interesse Vorrang?

Sicher hat, wie Stefan Schomann dies in seinem Buch episodenhaft aufzeigt, bei der Begründung der nationalen Rotkreuzbewegungen ein genuin humanitäres Moment eine wichtige Rolle gespielt. Die Sorge galt dabei dem Opfer und nicht der Nation. Bei der Darstellung der Konflikte vor 1914 sowie des Ersten Weltkrieges wird aber nicht wirklich klar, wie weit die Rotkreuzgesellschaften des Kaiserreiches (DRK ab 1921) mehr als Hilfsdienst im Sinne staatlicher Politik eingesetzt wurden. Es wäre hilfreich gewesen, etwas systematischer und mit Zahlen aufzuzeigen, ob und wie sich etwa im Ersten Weltkrieg ein möglicher Konflikt zwischen nationalem Interesse und humanitärer Pflicht ergab. Immerhin wissen wir: Das Internationale Komitee hat damals Verwundeten und Kriegsgefangenen aller Parteien millionenfach helfen können.

Das Spannungsverhältnis zwischen Neutralität und staatlicher Instrumentalisierung des DRK wurde nach 1933 durch die brutale Einordnung in das nationalsozialistische System aufgelöst. Anhand von Einzelschicksalen zeigt Schomann auf, dass eine willige Organisation gnadenlos in den Dienst einer Kriegsmaschine mit Rassenideologie gestellt wurde. Es ist heute nicht mehr nachvollziehbar, wie die Leistungs- und Leidensbereitschaft der Angehörigen des DRK missbraucht wurden. Dies hat später die Wahrnehmung des DRK ebenso belastet wie die Mitarbeit ehemaliger Nationalsozialisten nach der Neugründung 1950. Immerhin hat das heutige DRK selbst die Phase 1933 bis 1945 analysieren lassen und stellt sich der Diskussion. Übrigens spielte das Internationale Komitee vom Roten Kreuz trotz aller Leistungen während des Zweiten Weltkrieges mit Blick auf die Konzentrationslager und die Massenvernichtung, auch auf die Behandlung sowjetischer Kriegsgefangener im deutschen Gewahrsam, keine rühmliche Rolle. Die Schweizer Angst vor Hitlers Vergeltung hatte offenbar die Wahrnehmung des IKRK lange Zeit getrübt.

Eine "staatssozialistische" Instrumentalisierung des Roten Kreuzes prägte die entsprechende Organisation der DDR. Dagegen knüpfte das DRK der Bundesrepublik Deutschland an die Rolle als zivile Rettungsorganisation und Wohlfahrtseinrichtung in der Weimarer Republik an. Aus Schomanns bisweilen verwirrender Darstellung vieler Einzeltaten und DRK-Erfolge kann geschlossen werden, dass heute Konflikte zwischen der humanitären Aufgabe und den Erwartungen des Staates zwar marginal bleiben. Vielleicht ergeben sich aber andere Spannungen. Das DRK steht im Wettbewerb der vielen immer stärker professionalisierten Hilfsorganisationen um die knappen Ressourcen aus Gesundheitsfonds, Pflegeversicherung, Spenden oder staatlicher Auslandshilfe. Dies bedeutet sicher keinen existentiellen Gegensatz zwischen Humanität und staatlichen Interessen. Allerdings birgt eine zunehmende Professionalisierung und Ökonomisierung die Gefahr eines Konfliktes zwischen Humanität und wirtschaftlichem Interesse.

Schomann versucht, die Geschichte des Deutschen Roten Kreuzes vor allem mit Hilfe von interessanten, aber zu vielen Einzelgeschichten und Einzelschicksalen zu erklären. Damit bleiben große Linien eher undeutlich. Manche Erkenntnisse wirken auch ungewollt skurril. So schreibt der Autor im Zusammenhang mit der Schlacht von Solferino 1859: "Der Tod, der große Demokrat, kennt weder Freund noch Feind." In einem Buch über das Rote Kreuz ist dies nicht wirklich beruhigend.

HANS-DIETER WICHTER

Stefan Schomann: Im Zeichen der Menschlichkeit. Geschichte und Gegenwart des Deutschen Roten Kreuzes. Deutsche Verlags-Anstalt, Berlin 2013. 384 S., 24,99 [Euro].

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