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Ein packender Roman über menschliche Abgründe und das Streben nach Wahrheit
Ein entsetzliches Verbrechen. Australien, 1919: Quinn Walker kehrt aus dem Großen Krieg in seine Geburtsstadt Flint zurück, aus der er zehn Jahre zuvor fliehen musste, einer abscheulichen Tat angeklagt. Eine unverzeihliche Lüge. In dem Wissen, dass die Bewohner des Städtchens sich seinen Tod wünschen, versteckt er sich in den Bergen, ohne einen Plan und unsicher, was er tun soll. Dort trifft er das Waisenmädchen Sadie Fox. Ein Versprechen, das nicht gebrochen werden darf. Das seltsame Mädchen scheint seine…mehr

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Produktbeschreibung
Ein packender Roman über menschliche Abgründe und das Streben nach Wahrheit

Ein entsetzliches Verbrechen. Australien, 1919: Quinn Walker kehrt aus dem Großen Krieg in seine Geburtsstadt Flint zurück, aus der er zehn Jahre zuvor fliehen musste, einer abscheulichen Tat angeklagt. Eine unverzeihliche Lüge. In dem Wissen, dass die Bewohner des Städtchens sich seinen Tod wünschen, versteckt er sich in den Bergen, ohne einen Plan und unsicher, was er tun soll. Dort trifft er das Waisenmädchen Sadie Fox. Ein Versprechen, das nicht gebrochen werden darf. Das seltsame Mädchen scheint seine dunkelsten Ängste genau zu kennen und sogar zu teilen. Eine ungewöhnliche Freundschaft entspinnt sich, und Quinn dämmert, was er tun muss, um die Geister der Vergangenheit zur Ruhe zu bringen. Ein beklemmender Roman über Liebe und Verlangen, Rache und Gerechtigkeit. Die literarische Entdeckung Australiens!
Autorenporträt
Thomas Gunkel, geb 1956 in Treysa, Erzieher, studierte Germanistik und Geographie und ist als Übersetzer tätig.

Chris Womersley wurde 1968 in Melbourne geboren, wo er heute nach ausgedehnten Reisen in Asien, Afrika und Südamerika wieder lebt. Er studierte Kreatives Schreiben, arbeitete als Journalist und veröffentlicht seit 2006 Kurzgeschichten.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Vielleicht ein bisschen viel, was der Autor da in seinen Roman hineinpackt. Anja Hirsch jedenfalls findet bei Chris Womersley die Beziehungsgeschichte und den Abenteuerroman, das australische Ureinwohnerthema wie auch den Thriller und das Märchen. So drastisch, ja reißerisch das Buch laut Hirsch beginnt, so ruhig wird es im Verlauf der Handlung, die uns eine Art australischen Odysseus nach dem großen Goldrausch auf der Suche nach Gerechtigkeit und einem Platz im Leben zeigt. Gut gefällt Hirsch, dass es Womersley gelingt, den Text freizuhalten von Esoterik und ihm stattdessen eine Atmosphäre und eine Gültigkeit zu verleihen, die den Helden und seine Geschichte für uns interessant macht.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.05.2013

Das Land ohne Ordnung, in dem die Bäume gezwungen waren zu wachsen

"Beraubt" heißt der zweite Roman des Australiers Chris Womersley. Er erzählt die spannende Geschichte eines heimatlosen Mannes, der weder gehen noch bleiben kann.

Ein Sturm tobt über dem australischen Städtchen Flint, als Sarah, ein zwölfjähriges Mädchen, erstochen wird. Man schreibt das Jahr 1909, der Goldrausch ist vorbei, das Land zerklüftet. Schlangen dringen an diesem unseligen Tag in ein Nachbarhaus, Kuhkadaver treiben in den Fluten, und eine alte Dame verliert ihr Augenlicht, weshalb man den Wirbelsturm später "Blender" tauft. Für Quinn, den Bruder Sarahs, ändert sich an diesem Tag alles. Man hält ihn für Sarahs Mörder, weil er vom Tatort flieht.

Das sind drastische Szenen, mit denen der zweite Roman des Australiers Chris Womersley beginnt, wie von einem strafenden Gott verhängt. "Beraubt", oder im Original "Bereft", wie der Roman etwas reißerisch heißt, marschiert unverkennbar als Thriller auf. Chris Womersley wurde 1968 in Melbourne geboren, wo er heute nach ausgedehnten Reisen in Asien, Afrika und Südamerika wieder lebt. Sein Roman erhielt einige Preise und wurde für den Gold Dagger Award, den wichtigsten englischsprachigen Preis für Spannungsliteratur, nominiert. Man kann das nachvollziehen, enthält er doch die wichtigste Zutat dafür: Alles zielt auf Rache. Aber wie wird man eigentlich zu einem Rächer?

Für Quinn, den Jungen, der am Tag des Mordes an seiner Schwester für kurze Zeit seine Sprache verliert, ist das ein schwieriger, unbequemer Weg. Als eine Art moderner Odysseus entworfen, irrt er um die Welt, zerrieben vom Ersten Weltkrieg, den er als Soldat erlebt. Fürs Töten schämt er sich, die Tapferkeitsmedaille wandert ins Meer. Als er zehn Jahre später, von einem Gasangriff schwerhörig und gezeichnet mit Luftnot, in sein Heimatstädtchen zurückkehrt, hat er nur einen Wunsch: Er möchte seiner Mutter erklären, dass er nicht Sarahs Mörder ist. Doch es ist nicht heller geworden in Flint. Eine Seuche hat die Bewohner im Griff, auch die Mutter liegt auf dem Sterbebett, der Ansteckungsgefahr wegen isoliert. Heimlich besucht Quinn sie, um in langen Gesprächen sein Leben zu erklären. Sie glaubt ihm, aber im Ort erwartet man ihn, weshalb er sich im Buschland versteckt hält. Der Mörder und Vergewaltiger seiner Schwester, sein Onkel, kontrolliert unbehelligt als Polizeichef des Orts die Einhaltung der Gesetze.

Kaum hat man sich an die grelle Bildhaftigkeit, die Theatralik und hohe Symbolkraft gewöhnt, wird es ruhiger im Ton. Das Interesse verschiebt sich vom Mordfall weg, hin auf die Geschichte vom verlorenen Sohn. Quinn hat noch vor dem Krieg als Matrose viel gesehen: Frauen in Rattankäfigen, Kamele, Drachen, seltsames Kraut gegen schlimme Krankheiten; Anblicke, welche die belesene Mutter nur aus Märchen kennt. Und tatsächlich verwandelt sich diese zwischen Sterbebettgesprächen und rauhen Wildnisnächten hin und her pendelnde Prosa allmählich von einem klassischen Heimkehrerroman zu einem seltsam abenteuerlich anmutenden Märchen. Dass dabei Magie eine nicht unwesentliche Rolle spielt, mag den Leser erfreuen, der in australischen Romanen gern eine Anbindung an Kultur und Riten der Ureinwohner wittert. Hier wird diese Welt verkörpert von Sadie, einem Mädchen, das wie Quinn im Umland sich selbst versorgt. Sie spricht mit den Tieren und erledigt nebenbei eine gefährliche Schlange, als wäre das eine lustige Geschichte. Sadie ist ein Wildfang, begabt mit Fähigkeiten, die den Rationalisten Quinn zwingen, sich zu verändern. Kaum formt er nur zaghaft den Gedanken an Rache, hat Sadie schon alles mit ihm geplant. Sie scheint sogar auf ihn gewartet zu haben. Auch sie leidet unter dem Polizeichef, der sie ins Waisenhaus bringen will, und überzeugt Quinn, mit ihr in einer verborgenen Hütte zu wohnen.

Sadie könnte einem Jugendroman entstammen, eine Figur so sprunghaft, weise und geheimnisvoll wie Rue, die in Suzanne Collins "Tribute von Panem" die Heldin wie ein stiller Engel begleitet. Aber es gibt auch eine ganz wahrhaftige, menschliche Seite an Sadie, die nach dem Verlust ihrer Familie die Trauer mit Tatkraft überspielt, was ihr einen altersgerechten Trotz gegen das Böse verleiht. Von Quinn fordert sie zum Zeichen der Freundschaft ein Ritual mit Blut. Manchmal wirkt sie so entrückt, als wäre sie nur die stärkende, personifizierte Kraft in Quinn. Der taugt nämlich überhaupt nicht zum Helden. Jemand muss sich seiner annehmen, damit er den Tod seiner Schwester rächen kann. Und gleicht diese Sadie nicht irgendwie seiner ermordeten Schwester?

Chris Womersley gelingt es, eine diffuse Atmosphäre zu schaffen, ohne das Geschehen in blinde Esoterik abkippen zu lassen, was vor allem an der strikt eingehaltenen Nähe des Erzählers zum kritischen Quinn liegt. Umgeben von dem merkwürdigen Mädchen Sadie, das Talismane aus Muscheln baut, den Wind versteht und nach Legespielen mit Tierknöchelchen vorauszusagen weiß, wie nahe die Häscher sind, gesteht er sich ein, bedürftig zu sein. Und obwohl gerade dieses psychologische Entwicklungsmoment, die Konfrontation Quinns mit seiner eigenen Angst, stark aufgebauscht wird, mit einer suggestiven Sprache, die in der etwas starren Übersetzung Thomas Gunkels nicht immer frei von Klischees wie den obligatorischen "heißen Tränen" ist, wird hier doch aus den verschiedenen Bausteinen etwas Umfassenderes entworfen: "Beraubt" ist die Geschichte jenes namenlosen Heimatlosen, den es überall gibt; eines Mannes, "der sich fürchtet zu gehen und sich fürchtet zu bleiben".

Dass sie sich in Australien ereignet, zur enttäuschend verwahrlosten Zeit nach dem Goldrausch, nach dem andernorts ausgetragenen Krieg, macht sie zu einer Geschichte über den Schwellenraum, die Schnittmenge zwischen magischer und realer Welt, zwischen Eingebürgerten und Ureinwohnern, wie sie Australien schon immer im Leibe trägt: "Australien war ein Übergangsland ohne Ordnung, in dem die Bäume gezwungen waren zu wachsen, wo immer sie konnten. Ihre armen Wurzeln krallten sich in den Boden. Die Tiere waren plump und wankten oder watschelten. Selbst die Vögel sangen nicht, sondern meckerten, schrien und lachten eher wie eine Horde Irrenhausinsassen. Und oben immer dieser strahlende, messerscharfe Himmel."

Nun gehört der Rächer - oder gar "Todesengel", wie hier assoziiert - einem ganz anderen Genre an. In Western hat er seinen großen Auftritt. In Womersleys Roman wirkt er etwas aufgepfropft, dem Spannungsbogen geschuldet, den er stiften soll. Auch die vielen Anspielungen an biblische Szenarien, an einen größer angelegten Vorgang der Blendung, dem die Erleuchtung folgen soll, ist als Konstruktionshumus etwas dick. Die Stärken des Romans liegen im Atmosphärischen, in der genauen Beschreibung dieser beiden gebrochenen Hauptfiguren, denen Womersley bis ins Mark folgt. Und so darf man "Beraubt" getrost auch einfach nur als Beziehungsgeschichte genießen, die nachwirkt.

ANJA HIRSCH.

Chris Womersley: "Beraubt".

Aus dem Englischen von Thomas Gunkel. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2013. 320 S., geb., 19,99 [Euro].

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"Knapp und kühl erzählt, und trotzdem voller Feuer. Eine Entdeckung." ECHO (A), 03/13