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Julian Tresloves Leben ist ein Scherbenhaufen. Gescheitert als Redakteur der BBC, gescheitert in seinen Beziehungen zu Frauen, gescheitert als Vater seiner zwei Söhne. Eines Abends wird Treslove Opfer eines Überfalls und glaubt zu hören, wie die Angreiferin ihn als Juden beschimpft - und ist auf perverse Art glücklich. Endlich gehört er irgendwo dazu. Was nur werden seine beiden Freunde zu diesem Gesinnungswandel sagen? Beide sind Juden und wären es lieber nicht ...
"Ein wahrhaft Großer! Ein herausragender Autor!" -- Jonathan Safran Foer
"Der britische Philip Roth!" -- Daily Mail
'Die
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Produktbeschreibung
Julian Tresloves Leben ist ein Scherbenhaufen. Gescheitert als Redakteur der BBC, gescheitert in seinen Beziehungen zu Frauen, gescheitert als Vater seiner zwei Söhne. Eines Abends wird Treslove Opfer eines Überfalls und glaubt zu hören, wie die Angreiferin ihn als Juden beschimpft - und ist auf perverse Art glücklich. Endlich gehört er irgendwo dazu. Was nur werden seine beiden Freunde zu diesem Gesinnungswandel sagen? Beide sind Juden und wären es lieber nicht ...

"Ein wahrhaft Großer! Ein herausragender Autor!" -- Jonathan Safran Foer

"Der britische Philip Roth!" -- Daily Mail

'Die Finkler-Frage ist ein Meisterwerk der Tragikomik, rückt den britischen Roman näher an den zeitgenössischen, amerikanischen Roman und erweitert den State of the Empire um eine jüdische Komponente.' -- Die Zeit
Autorenporträt
Howard Jacobson, geb. 1942 in Manchester, hat zahlreiche Romane und mehrere Sachbücher vorgelegt. Jacobson zählt zu den renommiertesten Autoren Großbritanniens, er hat schon viele literarische Ehrungen erhalten.

Bernhard Robben, geboren 1955, war nach dem Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie als Deutschlehrer in Nordirland tätig. Seit 1986 arbeitet der Spezialist für irische und angelsächsische Literatur als freier Übersetzer und Journalist. Nebenbei ist er ehrenamtlicher Bürgermeister von Brunne, wo er seit 1992 mit seiner Familie lebt. 2003 wurde er für die Übersetzung des Romans "Abbitte" von Ian McEwan und für sein Lebenswerk mit dem Übersetzerpreis der Stiftung Kunst und Kultur des Landes NRW ausgezeichnet. 2013 wurde Bernhard Robben mit dem "Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Preis" für sein literarisches Lebenswerk auf dem Gebiet der Übersetzung aus dem Englischen gewürdigt.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Harold Jacobson musste 68 Jahre alt werden, um mit seinem elften Roman endlich mit dem Booker-Preis die Würdigung zu erfahren, die er nach Ansicht von Felicitas von Lovenberg unbedingt verdient. Und erst diese Auszeichnung führte wohl dazu, dass jetzt nach langem wieder ein Roman von Jacobson in deutscher Sprache erscheint - viele andere sollten, findet die Rezensentin, nun folgen. Der Held dieses jüngsten Buchs ist ein Mann namens Julian Treslove, der erstens gerne Jude wäre und zweitens, ebenfalls tragödienhalber, gerne am Tod einer geliebten Frau litte. Beides ist ihm, anders als zwei jüdischen Freund-Feinden, nicht vergönnt. Er unternimmt manches, um seine etwas irren Träume doch zu erfüllen und imaginiert zum Beispiel, er werde als Jude beschimpft. Das ganze ist eine Groteske, die Felicitas von Lovenberg voll überzeugt. So "sarkastisch" wie Jacobson hier habe sich Philip Roth etwa jüdischen Fragen schon lange nicht mehr gewidmet. Etwas bedauerlich findet sie "Sprachwitz"-Verluste im Deutschen, zu denen es trotz grundsätzlicher Verlässlichkeit der Übersetzung von Bernhard Robben wohl unvermeidlich komme.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.08.2011

Romanleser sind die besseren Menschen

Es sind nicht nur die Blockbuster, sondern auch die stilleren Bücher, über die man in diesem Herbst sprechen wird: Zehn literarische Gründe, sich schon jetzt auf die neuen Titel zu freuen.

Lesen verdirbt die Augen - und den Charakter. Bei Nichtlesern stehen Vielleser gern im Ruf, weltfremde Tagträumer zu sein, die in anderen Sphären schweben und im Leben darum nichts geregelt kriegen. Doch jetzt ist es endlich amtlich: Wer liest, hat nicht nur mehr vom Leben, sondern ist für dessen Zumutungen auch besser gewappnet. Der Psychologe Keith Oatley von der Universität Toronto hat in einer Studie mit Viellesern und Nichtlesern herausgefunden, dass Menschen, die regelmäßig Romane oder andere Werke der Fiktion lesen, kommunikativer und überdies erfreulich geübt darin sind, sich in andere hineinzuversetzen. Allerdings - und das hat der Professor möglicherweise nicht bedacht - bekräftigt seine Studie über die sozialisierende Wirkung der Fiktion auch die alte Kluft zwischen Männern und Frauen. Denn bekanntlich sind es vor allem Frauen, die Romane lesen, während Männer sich lieber an Sachbuch-Tatsachen halten. Also sind sie auch deutlich besser darin, sich in Männer hineinzuversetzen als umgekehrt.

Insofern (und obwohl uns noch keine vergleichbare Studie über die sozialisierende Wirkung des Schriftstellertums auf die Autoren überliefert ist) überrascht es nicht, dass einer der wundersamsten Romane der kommenden Saison von einer Frau stammt und von einem Mann handelt. Sibylle Lewitscharoff entwirft in "Blumenberg" (erscheint am 10. September bei Suhrkamp) ein Bild des Philosophen auf der Höhe seines Ruhms. Und prompt erfahren die Wirklichkeiten, in denen wir lesen, eine Verdopplung: "Augen auf. Der Löwe war da." Es ist ein altmeisterlicher, etwas mitgenommen aussehender Löwe, der Hans Blumenberg erscheint und sich nicht nur wie bei Hieronymus in seinem Studierzimmer, sondern auch bei seinen Vorlesung im Hörsaal der Universität von Münster oder auf der Rückbank seines Autos breitmacht. Als geräuschloser, doch geruchsintensiver Begleiter ist er fortan zur Stelle und überträgt seine Aura auf den Denker. Für Blumenberg wie für den Leser wird der Löwe so zur "Traumgeburt von unbedingter Präsenz". Wie Lewitscharoff daraus einen Roman macht, der scheinbar disparate Teile zu einer unmittelbar einleuchtenden, eigensinnigen und beglückenden Einheit führt, Witz, Zartheit und Tragik in sich vereint und dazu das eigene erzählerische Handwerk lässig reflektiert, das zeigt die imponierende Pranke dieser Autorin.

Judith Schalansky hat derweil die Giraffe zum Wappentier ihrer Protagonistin, einer Biologielehrerin, erkoren. "Bildungsroman" hat die 1980 geborene Autorin ihr Buch "Der Hals der Giraffe" (10. September, Suhrkamp) untertitelt und ihm einen leinenen Einband verpasst. Von Verstaubtheit keine Spur: Inge Lohmark bringt den letzten noch vorhandenen Schülern in Vorpommern, einem Landstrich, den die Natur sich allmählich von den Menschen zurückerobert, die Gesetze der natürlichen Auslese bei: Wer sich nicht anpasst, bleibt auf der Strecke. Darum züchtet ihr Mann, der vor der Wende erfolgreich Kühe besamt hat, jetzt Strauße, darum ist ihre Tochter vor Jahren nach Amerika gegangen, und darum macht das Gymnasium in der Kleinstadt demnächst zu. Außerhalb des Klassenzimmers muss Inge Lohmark dann allerdings feststellen, dass sich die Gesetze der Natur auch gegen den wenden können, der sie am besten zu verstehen glaubt. Mit diesem beeindruckenden Roman stellt sich Judith Schalansky, die 2009 bereits mit ihrem "Atlas der abgelegenen Inseln" für Furore sorgte, an die Spitze der literarischen Evolution.

Zuvor aber steht die wohl mit der größten Spannung erwartete Neuerscheinung an: der neue Roman von Charlotte Roche. "Schoßgebete" (10. August, Piper) handelt von Verlust, Schuldgefühlen und dem Versuch einer sehr verletzten und sehr wütenden jungen Frau, nach einer Unfallkatastrophe wieder Kontrolle über ihr Leben zu erlangen - als Tochter, Frau und Mutter. Es ist eine ehrliche, differenzierte und packende Auseinandersetzung mit der Frage, was eine gute Ehe ausmacht, ob der Mensch in seinen Ängsten und Neurosen therapierbar ist und über die Zumutungen von Patchworkfamilien. "Schoßgebete" wird jene, die den Bestseller "Feuchtgebiete" als Schocker ablehnten, positiv überraschen und die Fans des früheren Buches nicht enttäuschen.

Bemerkenswert viele deutsche Romane dieses Herbstes blicken zurück auf die Geschichte, und viele tun dies aus der Perspektive der Provinz. 1982, just zur Zeit von Blumenbergs Löwen-Wunder, setzt das ehrgeizigste Debüt der neuen Saison ein: Jan Brandts "Gegen die Welt" (24. August, DuMont). Mehr als ein Jahrzehnt hat der 1974 geborene Autor an dem fast tausendseitigen Werk gearbeitet. Die Mühe war nicht umsonst: "Gegen die Welt" erzählt von einer westdeutschen Kindheit in Ostfriesland und von einer Jugendfreundschaft, die auf die Probe gestellt wird. Und weil Brandt für die zunächst abenteuerliche, dann immer ernstere Dorfgeschichte um den Drogeristensohn Daniel einen überzeugenden eigenen Ton gefunden hat, weitet sich der Roman vom Porträt einer bedrohlich engen Gemeinschaft zur Momentaufnahme des ganzen Landes.

Überragend und in seiner erzählerischen Ausgereiftheit als Debüt gar nicht zu erkennen ist "In Zeiten des abnehmenden Lichts" von Eugen Ruge (1. September, Rowohlt). Über drei Generationen hinweg verfolgt der Roman des Döblin-Preisträgers die Familiengeschichte der Powileits. Die junge DDR ist die Wahlheimat der Großeltern, die aus dem mexikanischen Exil kommen, und auch ihr Sohn, der zunächst nach Moskau geht und in ein sibirisches Arbeitslager gerät, hält noch an der politischen Utopie fest. Der Enkel aber hält es in der Kleinbürgerwelt der Eltern und Großeltern nicht mehr aus - doch der Frage, was eine Familie nach enttäuschtem Kommunismus, enttäuschter Liebe und Krankheit noch zusammenhält, entkommt er auch mit der Flucht in den Westen nicht. "In Zeiten des abnehmenden Lichts" gewährt eine faszinierende Innenansicht der DDR, stiller, intimer und sprachlich zurückhaltender als Uwe Tellkamp in seinem "Turm", aber nicht minder eindrucksvoll.

Der Österreicher Thomas Glavinic ist immer gut für Überraschungen. "Unterwegs im Namen des Herrn" (29. August, Hanser) ist die aberwitzige und bitterböse Reportage einer Pilgerfahrt ins bosnische Medjugorje. Schon die lange Busfahrt gerät für Glavinic und seinen Freund, den Fotografen Ingo, zur Leidensgeschichte, doch die organisierte Abzocke von Pilgertouristen, die sie am Ziel erwartet, erschüttert sie noch mehr als die skurrilen Mitreisenden. Als auch erhöhter Alkoholkonsum keine Erleuchtung bringt, brechen sie die unheilige Reise kurzentschlossen ab, nur um festzustellen, dass der Weg in den Luftraum Wiens einmal durch die Unterwelt führt. Glavinic, in großartiger "Das bin doch ich"-Bestform, schafft es, nicht etwa die Gläubigen, sondern vor allem sich selbst ad absurdum zu führen.

Die schönste Liebesgeschichte des Herbstes erzählt Michael Kumpfmüller in "Die Herrlichkeit des Lebens" (18. August, Kiepenheuer & Witsch). Sie beginnt im Juli 1923 am Ostseestrand und endet nur elf Monate später nahe Wien mit dem Tuberkulosetod des Mannes, aber dazwischen kommen uns Franz Kafka und die Köchin Dora Diamant ganz nah. Kumpfmüller erzählt von dieser Liebesbeziehung, der wohl glücklichsten und sicher befreitesten in Kafkas Leben, mit stiller Zartheit und Innigkeit und ohne einen falschen Ton. Die vermeintlich ungleichen Liebenden zeigt Kumpfmüller in ihrem jeweils eigenen, verwunderten und beglückten Blick auf den anderen als paritätisch.

Zwei widerwillige Juden und ein Goi, der nach einer antisemitisch motivierten Verbalattacke rasend gern einer von ihnen wäre, stehen im Mittelpunkt von "Die Finkler-Frage" (12. September, Deutsche Verlags-Anstalt), dem Bookerpreisgekürten Roman des hierzulande noch fast unbekannten Briten Howard Jacobson. Der Nichtjude, Nichtredakteur, Nichtfrauenheld und ewige Möchtegern Julian Treslove ist seit Schultagen befreundet mit Sam Finkler, der ihn indes als Autor beruflich und als Gründer der israelkritischen Initiative "ASHamed Jews" auch sozial dauernd in den Schatten stellt. Vervollständigt wird das Kleeblatt von Libor Sevcik, ihrer beider Lehrer. Dass die Freunde nicht nur, wie widerstrebend auch immer, Juden sind, sondern überdies kürzlich verwitwet, verschlimmert nur Julians Neid und Weltschmerz: Schließlich ist er geboren für die Rolle des Tragöden. Oszillierend zwischen Komik und Trauer, Selbstironie und Selbstoffenbarung und voller Sprachwitz, beweist Jacobson, dass sich Komik und Größe literarisch keineswegs ausschließen.

Ebenfalls bitterwitzig und extrem klug ist "Zu guter Letzt" (29. September, Piper), der fünfte und finale Band des englischen Meisterstilisten Edward St. Aubyn über sein Alter Ego Patrick Melrose, der von Geburt an zur Lebenskrise berufen ist. Man muss die Vorgänger - "Schöne Verhältnisse", "Schlechte Neuigkeiten", "Nette Aussichten" und "Muttermilch" - nicht gelesen haben, um die Ungeduld, mit der Patrick den Tod seiner Mutter Eleanor herbeigesehnt hat, zu verstehen. Aber als Eleanor ihren Sohn dann tatsächlich zum Waisen macht, ist die Erleichterung nicht so groß wie gedacht. Dafür ist die Schilderung ihrer Beerdigung und des Zehenspitzentanzes der Trauergemeinde um heikle Themen der Vergangenheit der Höhepunkt der Melrose-Saga, gespickt mit Metaphern für die Ewigkeit.

Und schließlich nimmt es sogar eine unbedingt zu erlesende Kostbarkeit noch mit Blumenbergs Löwen auf: "Der Hase mit den Bernsteinaugen" (29. August, Zsolnay) beschreibt die Suche des englischen Künstlers Edmund de Waal, eines Nachfahren der jüdischen Bankiersdynastie Ephrussi, nach seinen Wurzeln. Weniger ein Erinnerungs- denn ein Einfühlungsbuch, zeigt diese Spurenlese in der Geschichte einer sehr vermögenden Familie, dass in der eigenen Bescheidenheit zu jeder Zeit die größte Eleganz liegt. Angetrieben von dem Bedürfnis, den Weg jener Sammlung von 264 Netsuke zu rekonstruieren, die ihm ein Onkel hinterlassen hat, macht es sich de Waal zur Aufgabe, mit der Geschichte der japanischen Knubbelkunstwerke die der Gefühle zu erzählen, die sie durch die Zeit begleitet haben. Denn wie Objekte weitergegeben werden, hat mit Geschichtenerzählen zu tun: "Ich gebe dir das, weil ich dich liebe. Oder weil man es mir gegeben hat. Weil ich es an einem besonderen Ort gekauft habe. Weil du darauf achtgeben wirst. Weil es dein Leben komplizieren wird." Wie alles, worauf man sich einlässt, werden die lohnenden Bücher dieses Herbstes die Leben ihrer Leser komplizieren. Und ihnen die Welt und die Menschen darin zugänglicher machen.

FELICITAS VON LOVENBERG

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