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Ein zeitgenössisches Sittenbild und ein deutsches Jahrhundertpanorama
Ein Mann, seine Frau(en), seine Kinder, seine Familie, seine Arbeit, seine Freunde. Seine Stadt. Seine Zeit. Karlmann Renn ist ein moderner Jedermann zwischen Lächerlichkeit und Triumph, und sein Alltag, der Weltalltag unserer Epoche.
Der Roman erzählt von der Liebe und Sorge eines Vaters, von Selbstbehauptung im Beruf, von der Konfrontation mit Kindheit und Familie, den Abgründen der Freundschaft, den Verlockungen des Ausbruchs und vom Einbruch des Todes. Es ist die Geschichte des mühevollen Reifeprozesses und der
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Produktbeschreibung
Ein zeitgenössisches Sittenbild und ein deutsches Jahrhundertpanorama

Ein Mann, seine Frau(en), seine Kinder, seine Familie, seine Arbeit, seine Freunde. Seine Stadt. Seine Zeit. Karlmann Renn ist ein moderner Jedermann zwischen Lächerlichkeit und Triumph, und sein Alltag, der Weltalltag unserer Epoche.

Der Roman erzählt von der Liebe und Sorge eines Vaters, von Selbstbehauptung im Beruf, von der Konfrontation mit Kindheit und Familie, den Abgründen der Freundschaft, den Verlockungen des Ausbruchs und vom Einbruch des Todes. Es ist die Geschichte des mühevollen Reifeprozesses und der Bewährungsproben Karlmann Renns, der sein Leben ohne die Tröstungen der Religion, der Kunst und der Philosophie meistern muss.

Michael Kleeberg gestaltet seine Welt mit vielfältigen Stimmen, Klängen und Rhythmen, durch die multiplen Perspektiven seines Erzählens. Komik und Tragik, Lakonie und Zärtlichkeit - die sprachschöpferische Lust dieses Romans ist so groß wie seine Präzision unerbittlich.
Autorenporträt
Michael Kleeberg, 1959 in Stuttgart geboren, studierte Politische Wissenschaften und Geschichte. Nach Aufenthalten in Rom und Amsterdam lebte er von 1986 bis 1999 in Paris. Heute arbeitet er als freier Schriftsteller und Übersetzer in Berlin. Für sein literarisches Werk wurde er vielfach ausgezeichnet, u.a. 2008 als Mainzer Stadtschreiber. Zu seinen wichtigsten Büchern zählen: "Ein Garten im Norden" (1998), "Der König von Korsika" (2001) und "Karlmann" (2007). 2010 erschien der Roman "Das amerikanische Hospital", der für den Deutschen Buchpreis nominiert wurde und für den Michael Kleeberg 2011 den Evangelischen Buchpreis erhielt. Sein Roman "Vaterjahre" wurde u.a. mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg ausgezeichnet. 2016 erhielt Michael Kleeberg für sein Gesamtwerk den Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Ijoma Mangold findet es unverständlich, dass Michael Kleeberg noch immer in die Kategorie "ferner liefen" einsortiert wird, dafür sei der Autor viel zu begabt und seine Bücher zu wunderbar boshaft, findet der Rezensent. Mit seinem neuen Roman "Vaterjahre" liefert Kleeberg jetzt die Fortsetzung seines Zyklus' um Karlmann "Charly" Renn, diesen Kotzbrocken vor dem Herrn, der in Beruf- und Privatleben seinen Eitelkeiten frönt, kleinlich, neidisch und überhaupt kleinherzig ist, zählt Mangold auf. In seiner zynischen Ausgestaltung ist Charly uns aber so entlarvend nahe,  dass er uns daran erinnert: "wir sind alle Kotzbrocken", so der Rezensent. Der Autor führt "die grotesken Ehrpusseligkeiten der menschlichen Komödie" auf so großartige Weise auf, dass Mangold an die Buchhändler appelliert, ihre Auslagen doch einmal mit Kleeberg zu füllen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.08.2014

Die strenge Pracht hanseatischen Backsteins
Michael Kleebergs „Vaterjahre“ verlangen dem Leser einiges ab –
und belohnen ihn dafür mit einer hintergründigen Geschichte der Bundesrepublik
VON BURKHARD MÜLLER
Das erste Wort eines Buchs kann sein Schicksal entscheiden. Was hat sich Michael Kleeberg dabei gedacht, als er seinen neuen Roman „Vaterjahre“ begann mit „Der Pelide“? Der Pelide, vom Rechtschreibprogramm des Computers sogleich rot unterringelt, das ist Achilles, Sohn des Peleus, Held vor Troja, eine gelehrt-poetische Umschreibung, die ihren Ursprung bei Homer hat und zur Zeit von Heinrich Heine (den Kleeberg im Motto zitiert) offenbar vom angesprochenen Publikum noch entschlüsselt wurde – aber heute? Für 90 Prozent seiner potenziellen Leser dürfte Kleeberg damit eine Hürde errichtet haben, über die sie nicht ohne zu scheuen hinüberkommen.
  Das ist sehr schade. Denn das potenzielle Publikum Kleebergs, das sind seine sämtlichen Zeit- und Gesellschaftsgenossen. Er hat ihnen etwas zu bieten, das sonst schlechterdings nicht im Angebot ist: Mit seinem „Karlmann“-Zyklus, von dem jetzt der zweite Band vorliegt, liefert er nicht weniger als eine physiognomische Geschichte der Bundesrepublik, psychisch, geistig und sozial, von den frühen Achtzigern bis in die Gegenwart.
  Um zu verorten, was Kleeberg vorhat und was ihm gelingt, muss man zwei Namen und Parallelen aufrufen. Sein denkbar unintellektueller, aber durchaus feinfühliger Held Karlmann Renn, genannt Charly, dessen Spur über Jahrzehnte verfolgt wird, gleicht dem „Rabbit“ John Updikes; mit dem Peliden könnte er schwerlich etwas anfangen. Und in der Absicht, die Erzählung der Geschichte eines einzelnen Menschen mit dem essayistischen Zugriff auf eine ganze Epoche zu verbinden, hat der Roman sein Gegenstück an Robert Musils „Mann ohne Eigenschaften“.
  Charly hat zu Beginn des Buchs das vierzigste Lebensjahr erreicht. Seine früheren Zweifel und Misserfolge liegen hinter ihm, er hat die Scheidung von seiner ersten Frau überwunden und die ebenso hübsche wie effiziente Heike geehelicht. Zwei Kinder gibt es, Luisa und Max; die Namen besagen das Nötige über die familiäre Gesamtlage. Speziell in Luisa ist Charly vernarrt; das Buch startet mit einer etwas neckischen Szene, worin die Schönheit des Mädchens in der hymnischen Sprache abgöttischer Liebe gepriesen und das Alter der Angebeteten – vier – nur mit beirrender Verzögerung mitgeteilt wird.
  Trotzdem erfüllt dieser Einstand seinen Zweck: Der Leser meint zunächst, dem peinlich verrückten Ausbruch eines gestandenen Familienmenschen beizuwohnen, einen süß-säuerlichen Cocktail aus unpraktischem Glück und praktischem Unglück zu kosten – und fühlt sich erleichtert und enttäuscht zugleich, wenn er aufgeklärt wird, alles habe seine familiäre Richtigkeit. So erfährt er gewissermaßen am eigenen Leseleib das Zwiespältige jenes Zustands: endlich im Leben unwiderruflich angekommen zu sein, die schönen Widerruflichkeiten jedoch dabei verloren zu haben.
  Vierzig, wie gesagt. Charly selbst formuliert es so: Man gibt sich im eigenen Leben mit einer Nebenrolle zufrieden. Die Hauptrolle spielen die Kinder, und zwar bis in die Bilder der eigenen Erinnerung hinein. Was man sieht, sind die Kleinen mit Schippe und Sandeimer, und eben nicht man selbst, wie man sie auf dem Spielplatz hütet. Dabei geht solche Selbstverblassung Hand in Hand mit dem Wachsen der persönlichen Wirkungsmöglichkeiten in der Welt. Was also wäre „das Leben“? Offenbar im Resultat der auseinanderstrebenden Vektoren etwas völlig anderes, als man es vor zwanzig Jahren nicht nur für wünschenswert hielt, sondern sich auch bloß vorstellen konnte.
  Kleebergs Buch ist reich an solchen Gedanken, die sich, immer originell, immer aus der konkreten Situation ergeben. Gedanke und Geschichte stehen in einem fesselnden, aber empfindlichen Gleichgewicht, das sich nur um den Preis einer starken, einer überstarken Position des Erzählers bewahren lässt. Im Großen und Ganzen hält er sich personal an seinen Charly, der jedenfalls kein Dummkopf ist. Doch regelmäßig und irritierend wechseln die Personal-Pronomina, diese Leuchttürme an der zerklüfteten Küste des Romans. Oft drängt sich das „Wir“ ein, von dem nicht immer klar zu sagen ist, ob der Autor sich hier als Majestät geriert oder ins Generelle strebt – das eine nicht minder selbstherrlich als das andere.
  Heike, Charlys Frau, darf sinnieren: „So wie ich mich nicht für die Frauen vor mir interessiere. Erschreckend, wenn du dich erinnerst, ist lediglich, dass man währenddessen nur die eine Seite sieht, auf die das Licht fällt.“ Ich, du, man: So lässt ihr Erfinder sie in drei kurzen Schritten vom Einzelfall, den sie sich selbst bedeutet, zum Allgemeinen gelangen.
  Man verzeiht es dem Erzähler um seines Ertrages willen. Im Lauf des Buchs kriegt Charly seinen Traumjob, als Geschäftsführer der Traditionsfirma Sieverking & Jessen, Kautschukimporte, denn das Buch spielt in Hamburg.
  Wie Charly beiläufig auf einer Beerdigung dem alten Jessen in einer Rauchpause begegnet und sogleich mit absoluter Sicherheit weiß, dass sein hanseatischer Stallgeruch, den er zu einem Drittel hat und zu zwei Dritteln lässig vortäuscht, diesen blauäugig braungebrannten Patriarchen dazu bewegen wird, ihn anzuheuern; und mit welch hochgemuter Andacht er eine Woche später die strenge backsteinerne Pracht des Chilehauses, wo die Firma residiert, aufsucht und schildert – es sind zwei hinreißende Szenen: Höhepunkte des Buchs, Musterbeispiele jenes doppelgesichtigen Undings, eines Erzählens, das innehält, um zu reflektieren.
  Ein bewundernswertes erzähltechnisches Wagnis stellt es dar, dass Kleeberg eine Figur ins Zentrum rückt und dem Interesse des Lesers empfiehlt, die keineswegs als lupenreiner Sympathieträger gelten kann. Charly zeichnet sich aus durch hanseatische Kühle und Arroganz, seinen Seelenzuschnitt muss man bei aller Sensibilität doch sehr konventionell nennen, sein kaufmännisches Gebaren schlägt auch in privaten Dingen durch. Die Treue, die er Heike hält, begründet er vor sich selbst so: „(. . .) weil die Güterabwägung zwischen erotischen Registereinträgen hier und schlechtem Gewissen da in einer Fortführung seiner rein sexuellen Beziehungen keinen darstellbaren return on investment mehr erwarten ließ.“ Die Vorgänge des Liebeslebens als Flüsse von Kapital zu deuten: es ist so kaltschnäuzig wie erfrischend und bestimmt nicht unwahr.
  Was Kleeberg dagegen von Herzen hasst, ist die Lüge, vorzugsweise in ihrer sentimentalen Gestalt. Dass Hass nicht nur blind, sondern auch sehend machen kann, beweist er im vernichtenden Porträt einer Hamburger Pastorin, Typus Chefin vom Reiterhof, die die Grabrede für eine ihr gänzlich unbekannte Tote hält. „Sie war gegen den Krieg und den Faschismus (den alten und den derzeitigen) und für den Frieden und die Brüderlichkeit und aufseiten der Unterdrückten und der Samariter und Zöllner jeglicher Couleur, kurz sie hatte eine Meinung zu allem, ohne groß nachdenken oder sich informieren oder abwägen zu müssen, plaudernderweise, denn: Sie glaubte. Das sagte sie sehr oft, und dieses Glaubensselbstzeugnis war sozusagen das süß schmeckende Vitamingetränk, das nach Filterung aller Bitterstoffe von ihrer Theologie geblieben war. Sehr viele Menschen waren der Meinung, dieser Glaube sei das Essenzielle, das Notwendige und das Hinreichende.“
  Kleeberg ist dieser Meinung nicht. Solch diffuser Wohlfühl-Theologie, wie sie sich auch in säkularen Zusammenhängen ausgebreitet hat, setzt er den großen und genauen Ernst seiner Romankunst entgegen.
  Der Autor hat insgesamt, trotz etlicher Auszeichnungen, noch nicht die Geltung erlangt, die ihm zukommt. Ein Sammelband nimmt sich jetzt vor, dies zu ändern. „Eine Werksbegehung“ heißt er und behauptet damit nachdrücklich, dass die zahlreichen Romane und Erzählbände Kleebergs sich zum Ganzen des Werks zusammenschließen ( Michael Kleeberg. Eine Werksbegehung. Herausgegeben von Johannes Birgfeld und Erhard Schütz, DVA, München 2014, 350 S., 19,99 Euro ).
  Unterschieden wird zwischen „Durchgängen“ und „Stationen“, sodass Gesamtschau und Einzeldeutung einander zum Panorama ergänzen können. Die zwölf Beiträger, unter ihnen Wolfgang Frühwald, Harald Tausch, Stephen Brockmann sowie die Herausgeber Johannes Birgfeld und Erhard Schütz, nehmen es ernst, wenn Kleeberg es als sein Ziel erklärt: „Ich wollte gern die Menschheit verstehen lernen.“
  Indem sie Michael Kleeberg derart einhellig zum würdigen Gegenstand der Forschung deklarieren, verleihen sie ihm zwar nicht kanonischen Rang (denn soweit es einen Kanon der Gegenwartsliteratur gab, dürfte er sich in den letzten zwei Jahrzehnten aufgelöst haben), wohl aber bekräftigen sie, dass dieser Autor da ist, um zu bleiben.
Vierzig? Da gibt man sich mit
einer Nebenrolle zufrieden, die
Hauptrolle spielen die Kinder
Kleeberg hasst die Lüge,
vor allem die Lüge in
sentimentaler Gestalt
Im Chilehaus in Hamburg findet Michael Kleebergs Held Charly seinen Traumjob. Er wird Geschäftsführer der Traditionsfirma Sieverking & Jessen, die im Chilehaus residiert.
Foto: imago/imagebroker
  
  
  
  
  
Michael Kleeberg:
Vaterjahre. Roman. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2014. 503 Seiten. 24,99 Euro, E-Book 19,99 Euro.
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»Michael Kleeberg ist ein unendlich begabter, unverschämt maliziöser Schriftsteller, der souverän über alle Register der großen Romanorgel verfügt. Dieses Buch hat Ruhm und Ehre verdient.« DIE ZEIT, Ijoma Mangold