• Gebundenes Buch

1 Kundenbewertung

Einen letzten schönen Sommer verbringt der achtjährige Burkhard mit seiner Mutter in Königsberg, bevor im Herbst 1944 die Vorbereitungen für den Endkampf beginnen und die Stadt zur Festung wird. Der Krieg, zunächst ein aufregendes Spiel, wird bald zur grausamen Realität. In den Wirren nach der sowjetischen Invasion sterben Burkhards sechs Wochen altes Brüderchen, seine Mutter und seine Großmutter. Zusammen mit den anderen Königsberger Kriegswaisen kommt der Junge in einem Kinderheim unter und lernt, sich bei den Russen durchzuschlagen. Die Suche nach Essbarem und der Kampf gegen Kälte und…mehr

Produktbeschreibung
Einen letzten schönen Sommer verbringt der achtjährige Burkhard mit seiner Mutter in Königsberg, bevor im Herbst 1944 die Vorbereitungen für den Endkampf beginnen und die Stadt zur Festung wird. Der Krieg, zunächst ein aufregendes Spiel, wird bald zur grausamen Realität. In den Wirren nach der sowjetischen Invasion sterben Burkhards sechs Wochen altes Brüderchen, seine Mutter und seine Großmutter. Zusammen mit den anderen Königsberger Kriegswaisen kommt der Junge in einem Kinderheim unter und lernt, sich bei den Russen durchzuschlagen. Die Suche nach Essbarem und der Kampf gegen Kälte und Krankheiten bestimmen von nun an den Alltag. Unfassbar ist das Glück, als die Kinder schließlich im November 1947 nach Deutschland ausreisen dürfen. Der Autor schildert seine ergreifende Geschichte souverän und mitreißend. Sein Buch ist ein einzigartiges Zeugnis von den letzten Kriegsmonaten und der unmittelbaren Nachkriegszeit.
Autorenporträt
Hans-Burkhard Sumowski wurde 1936 in Königsberg geboren. Er studierte Wirtschaftsingenieurwesen in Graz und Berlin. Viele Jahre war er Geschäftsführer einer Berliner Firma für Tonstudio- und Schallplattentechnik, bevor er sich mit einem Ingenieurbüro selbständig machte. Heute ist er im Ruhestand.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 05.10.2007

Allein gelassen
Nüchtern und klar: Ein Kriegskindschicksal in Königsberg
Ein Buch über Kinder, aber ein Vorlesebuch für Kinder ist es nicht. Es ist das traurige Buch eines alten Mannes über die Zeit seiner Kindheit. 60 Jahre hat es gedauert, dann brach es aus ihm heraus, dann begann Hans-Burkhard Sumowski seine Erinnerungen an die Jahre aufzuschreiben, die er so lange unter Verschluss gehalten hatte. Heute lebt Sumowski in Berlin, geboren wurde er 1936 in Königsberg. 1947 ließ ihn die sowjetische Besatzungsmacht mit Hunderten anderer Kinder in einem Güterzug nach Westdeutschland ausreisen. Die schlimmste Zeit seines Lebens war vorüber. Er war elf, als er seinen Vater wieder fand und sein Kindsein neu entdeckte.
Der kleine Burkhard hatte Glück. Es hätte für Bullerchen, so sein Spitzname, schlimmer kommen können. Wie furchtbar die Zeit für die Königsberger nach der Eroberung durch die Rote Armee war, ist durch Hans Graf Lehndorffs „Ostpreußisches Tagebuch” bekannt. An dessen Authentizität reichen Sumowskis Erinnerungen nicht heran. Beklemmend eindrucksvoll ist sein (mithilfe von Christiane Landgrebe) nüchtern und ohne Gefühlskitsch verfasstes Buch dennoch. Burkhard ist acht Jahre alt, als die Russen Königsberg erobern. Sein Vater ist weit weg, als Wehrmachtssoldat in Norwegen, Burkhard „der Mann” in einer Familie aus lauter Frauen, ein typisches Kriegskindschicksal. Mit Mutter, Großmutter, Tante sitzt er im April 1945 im Luftschutzbunker. Eine Katjuscha-Rakete schlägt ein, sie flüchten durch den Feuersturm. Als die sowjetischen Sturmtruppen kommen, muss der Junge miterleben, wie Mutter, Großmutter und Tante vergewaltigt werden, sein sechs Wochen alter Bruder an Unterernährung und Kälte stirbt, die Tante verhaftet und nach Sibirien deportiert wird. Dann nimmt sich die Großmutter das Leben, kurz darauf stirbt seine Mutter an Entkräftung.
Germania anno zero in Königsberg. Der unterernährte Burkhard treibt sich auf der Suche nach Essbarem mit anderen Waisenkindern in Ruinen umher. Sie stoßen auf Leichen, aber der Krieg hat sie so abgestumpft, dass sie nicht mehr erschrecken. Die Russen stecken Burkhard in ein Waisenhaus, anfangs sterben die Kinder um ihn herum wie die Fliegen. Er schafft es, bekommt zu essen, erholt sich, macht sich nützlich. An den „Kapitan”, den Leiter des Heims, denkt er noch heute gern. Bald spricht der Junge Russisch, die Eroberer, denen er sein Überleben verdankt, haben Hintergedanken. Er soll, zur Adoption freigegeben, Sowjetmensch werden, aber so weit kommt es nicht. Das „alleingelassene Kind, dem nichts anderes übrigbleibt, als weiterzukämpfen”, steckt bis heute in ihm. THOMAS MEDICUS
HANS-BURKHARD SUMOWSKI: „Jetzt war ich ganz allein auf der Welt”. Erinnerungen an eine Kindheit in Königsberg 1944-1947. DVA, München 2007. 253 Seiten,19,95 Euro
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr
"Dies ist ein Buch, dessen Lektüre durch Mark und Bein geht." Deutschlandradio Kultur

"Dies ist ein zutiefst berührendes Buch" Freie Presse

"Eine der erschütterndsten und ergreifendsten geschriebenen Autobiographien, welche die Rezensentin je gelesen hat. Nach Hunderten von thematisch ähnlichen Erinnerungen gehört diese zu den am besten umgesetzten." Ostpreußischen Allgemeinen Zeitung

"Es ist eine leise sachliche Stimme, die Sumowski den Kindern seiner Zeit verleiht [...]. Statt allgemeingültig verfasster Schlussfolgerungen liefert er höchst persönliche Eindrücke. Geschichtliche Hintergründe lässt er überzeugend aufgehen in der dichten Beschreibung des Erlebten. [...] Bewegt, an vielen Stellen auch gerührt, folgt ihm der Leser in eine Vergangenheit, die vielen heute so weit weg erscheinen mag." Die Welt

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Thomas Medicus ist beeindruckt von diesem Schicksalsbericht von Hans-Burkhard Sumowski, in dem er mit Hilfe von Christiane Landgrebe seine Jugend als Waise im kriegsgebeutelten Königsberg schildert - die Großmutter hatte sich nach einer Vergewaltigung durch Rotarmisten umgebracht, seine Mutter war an Entkräftung gestorben. Medicus merkt an, dass es zwar nicht das erste Buch ist, das die Grauen dieser Zeit dort schildert und er findet auch, dass etwa Hans Graf Lehndorffs "Ostpreußisches Tagebuch" die "authentischere" Erinnerung zu sein scheint. Dennoch findet der Rezensent dieses "nüchtern und ohne Gefühlskitsch" verfasste Buch "beklemmend eindrucksvoll".

© Perlentaucher Medien GmbH