Produktdetails
  • Verlag: Bouvier / editions saint-paul
  • 2000.
  • Seitenzahl: 223
  • Deutsch
  • Abmessung: 235mm
  • Gewicht: 420g
  • ISBN-13: 9783416028912
  • ISBN-10: 3416028910
  • Artikelnr.: 08807854
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.07.2001

Mann zweier Welten

ROBERT SCHUMAN. Zwei wichtige Akteure und Freunde im engsten Umfeld skizzieren das Lebenswerk dieses großen Europäers, der die Geschichte der Europäischen Einigung an ihrer Wendemarke wie kaum ein zweiter in Richtung Aussöhnung und Integration lenkte. Den größten Teil dieser Würdigung macht dabei die entscheidende Phase zwischen 1945 und 1963 aus. Die Verfasser lassen die bekannten Stationen auf dem Weg zur Sechser-Gemeinschaft Revue passieren, ebenso die wichtigsten Mitstreiter und Protagonisten des europäischen Zusammenschlusses, allen voran Adenauer und de Gasperi. Dabei erfährt der Leser, woher Schuman die Inspiration für seine Vision erfuhr. Im Innersten war der Lothringer ein Mann zweier Welten, aufgewachsen im Deutschen Reich, später Student an deutschen Universitäten, bevor er anschließend (1912) seine politische Karriere vom französischen Metz aus startete. Er kannte also die deutsche Mentalität und natürlich auch die Sprache - wesentliche Voraussetzung für den zentralen Baustein der europäischen Einigung, die deutsch-französische Aussöhnung. Zum anderen war dieser Mann in all seinen politischen Ideen und Handlungen bestimmt durch seine religiöse Grundhaltung. Aus seinem christlichen Weltbild und Glauben heraus wuchsen der Wille und die Kraft zum politischen Gestalten als "Dienst am Menschen", wie er es selbst verstand, und zur permanenten Suche nach dem allgemeinen Wohl, zur Freundschaft und Eintracht zwischen den Menschen und den Völkern. Dabei war er gerade im Jahr seiner entscheidenden europäischen Weichenstellungen (1950) Gefangener der Innenpolitik des damaligen Ministerpräsidenten Georges Bidault, was ihn in den Augen Adenauers nicht selten zum zähen Verfechter nationaler französischer Interessen machte. Im entscheidenden Moment aber setzte er sich mit dem nach ihm benannten Plan zur Montanunion - dessen eigentlicher Architekt gar nicht Schuman, sondern Jean Monnet war - über alle Bedenken hinweg. Am 7. Mai 1950 versicherte er Adenauer ohne Zustimmung des französischen Ministerrats, daß die entsprechende Erklärung wenige Tage später von der französischen Regierung veröffentlicht werde. Mit den Grundlagen für einen europäischen Wirtschaftsorganismus leitete er somit einen Wendepunkt der europäischen Nachkriegsgeschichte ein. (Hans August Lücker/Jean Seitlinger: Robert Schuman und die Einigung Europas. Bouvier Verlag, Bonn 2000. 223 Seiten, 40,- Mark.)

STEFAN FRÖHLICH

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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

In einer kurzen Rezension würdigt Stefan Fröhlich vor allem den französischen Politiker Robert Schuman und seine Bedeutung für die Einigung Europas. Auf das vorliegende Buch kommt er nur kurz zu sprechen, erwähnt aber, dass es sich bei den Autoren um "zwei wichtige Akteure und Freunde im engsten Umfeld (...) dieses großen Europäers" handelt. Gut gefällt Fröhlich, dass hier die wichtigsten Etappen auf dem Weg zur europäischen Einigung skizziert werden und dabei auch die "wichtigsten Mitstreiter und Protagonisten des europäischen Zusammenschlusses", wie etwa Adenauer und de Gasperi nicht zu kurz kommen. Dadurch werde deutlich, "woher Schuman die Inspiration für seine Vision erfuhr".

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