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Hans Jürgen Koch hat als Lektor im S. Fischer Verlag und als Kulturchef beim Saarländischen Rundfunk gearbeitet; er ist publizistisch, als Buchautor sowie als Lehrbeauftragter an der Universität des Saarlandes tätig. Hermann Glaser ist Honorar-Professor für Kulturvermittlung an der TU Berlin und arbeitet als Publizist und Buchautor.

Produktbeschreibung
Hans Jürgen Koch hat als Lektor im S. Fischer Verlag und als Kulturchef beim Saarländischen Rundfunk gearbeitet; er ist publizistisch, als Buchautor sowie als Lehrbeauftragter an der Universität des Saarlandes tätig. Hermann Glaser ist Honorar-Professor für Kulturvermittlung an der TU Berlin und arbeitet als Publizist und Buchautor.
Autorenporträt
Richard van Dülmen ist Professor für Geschichte an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken. Er ist Mitherausgeber der Zeitschrift 'Historische Anthropologie', die seit 1993 im Böhlau Verlag erscheint.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 21.12.2004

Sinnlos, aber wirksam
Wie Brillenschleifer und Magier die Wissensgesellschaft erfanden
„Zweifellos werden wir niemals wissen, woher das Wissen zu uns gelangt”, schrieb der Wissenschaftstheoretiker Michel Serres: „Vielleicht entspringt es daraus, dass wir sehen, hören, beobachten; sprechen, befürworten, widersprechen; fälschen, nachahmen, begehren, hassen; Furcht haben und uns verteidigen; gemeinsam oder vereinzelt leben und arbeiten; Krankheiten behandeln oder als Mörder und Krieger töten; beten bis zur Ekstase; etwas herstellen mit eigener Hand, die Erde gestalten oder zerstören.” Der inzwischen verstorbene Historiker Richard van Dülmen und Sina Rauschenbach haben sich Serres’ Fragen nach den unzähligen Quellen des Wissens, den Institutionen und Praktiken, die es erzeugten und zirkulieren ließen, in einem opulenten Sammelband angenommen.
Der Titel erinnert an Francis Bacons Motto von der Macht des Wissens, das den Menschen zur Herrschaft über die Natur mit den Mitteln eines methodisch erworbenen Wissens aufrief. Bacons Wissensideal stand am Anfang eines Prozesses, der die Welt, wie sie vor unseren Augen liegt, nur als geringfügigen Ausschnitt des gesamten Universums begriff, den es in unermüdlicher experimentell-theoretischer Arbeit ständig zu erweitern gelte. Es mündete konsequent in eine Gegenwart, die sich als Wissensgesellschaft begreift.
Auf diesen Prozess haben die Herausgeber ein so kompetentes wie anregendes Forschungsteam angesetzt, das die Herausbildung der Wissensgesellschaft in ihrer entscheidenden Formationsphase von 1450 bis 1820 zu ergründen sucht, in dem Zeitraum also, in dem sich die Wissenschaften von antiker Tradition und metaphysischer Verankerung lösten und ihre Fortschrittsdynamik gewannen. Ein kulturgeschichtlicher Ansatz soll diesen vielsträngigen Prozess aufschlüsseln und ihn als Wechselspiel verschiedener Wissenskulturen begreifen. In der Gemeinschaftsarbeit verschiedener Fakultäten und dank einer eindrucksvollen Bebilderung gelingt es dem Werk, ein facettenreiches und dichtes Bild der verworrenen Wege zum Wissen zu zeichnen.
Druck und Reform
Die Genese der Wissensgesellschaft liest sich dabei als die Geschichte einer langsamen Homogenisierung, zu der Uhrmacher, Brillenschleifer und experimentierende Magiker genauso wie akademische Gelehrte in zunächst noch ungeordneter Wechselbeziehung beitrugen. Ohne klares Ziel, mit vielen Verzögerungen und Diskontinuitäten begann sich das Wissen seit der Renaissance zu formieren, bis die verschiedenen Wissenszweige immer besser ineinandergriffen, sich unter dem Dach eines gemeinsamen Methodenideals versammelten und sich feste Institutionen schufen.
Die formalen Strukturen zu dieser Disziplinierung legte mit Buchdruck und Universitätsreform die Reformationszeit, in der das Wissen noch unter dem Primat des Glaubens stand, sich aber schon alternative Zugänge zur Natur suchte. Richard van Dülmen demonstriert dies am Beispiel der Alchemie, einem Gemisch aus mystischen und experimentellen Kulturen, das den Weg zur neuen Methode ebnete, indem es neben der göttlichen Offenbarung auf das Buch der Natur als zweite Wahrheitsquelle verwies. Den definitiven Bruch mit der religiösen Ontologie markierte die wissenschaftliche Revolution des 16. und 17. Jahrhunderts, die nicht mehr das Wesen der Dinge, sondern ihre Funktionsweise in relationalen Zusammenhängen pragmatisch zu ergründen suchte. Präzise arbeitet Klaus Fischer heraus, wie an die Stelle der Buchgelehrtheit und der kontemplativen Erkenntnis nun das wissenschaftliche Methodenideal trat, das auf Beobachtung, Experiment, Instrumenteneinsatz und Theorie gründete und das Buch der Natur in der Sprache der Mathematik geschrieben sehen wollte. Dem Experiment kam dabei die Schlüsselrolle zu, die lange scharf getrennten Kulturen von Wissenschaft und Handwerk über den Bau der für die Experimente nötigen Instrumente zusammenzuführen.
Die Explosion des Wissens, die dadurch in Gang gesetzt wurde, konnte bald nicht mehr im barocken Traum einer Universalwissenschaft gebändigt werden, in dem systematisches und spirituelles Wissen bedeutsam verwoben waren, sondern musste sich der sinnlosen alphabetischen Aufreihung der Enzyklopädie fügen. Hier sieht Staffan Müller-Wille das Grundelement, das die Entstehung der Wissensgesellschaft ermöglichte: Es liegt in der Lösung von scheinbar natürlichen Zusammenhängen, im Verzicht auf innere Bedeutsamkeit der Gegenstände und ihrer Anordnung.
Kurz bevor sich die Wissenschaften Mitte des 19. Jahrhunderts institutionell disziplinierten und mit dem Positivismus zur maßgeblichen Erklärungsmacht aufstiegen, bricht dieser konzeptionell überzeugende und auch dem Laien gut zugängliche Band ab. Eine weiter gehende Untersuchung hätte wohl die Selbstläufigkeit zu zeigen, die der damals in Gang gesetzte Prozess inzwischen gewonnen hat und die Michel Serres zu der Feststellung veranlasste: „Und es macht uns unruhig, dass wir nicht wissen, welchem dieser Akte, dieser Worte, dieser Zustände oder welchen anderen unbekannten Zielen es DAS WISSEN]zustrebt, jetzt, unwissentlich.”
THOMAS THIEL
RICHARD VAN DÜLMEN, SINA RAUSCHENBACH (Hrsg.): Macht des Wissens. Die Entstehung der modernen Wissensgesellschaft. Böhlau Verlag, Köln 2004. 742 Seiten, 345 Abb., 49,90 Euro.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 29.11.2004

Drei Kilo Wissen mit sich tragen
Ein opulenter Band beschreibt die Geschichte der Erkenntnisse

Ein großformatiger Band, der drei Kilo auf die Waage bringt. Dreißig Mitarbeiter, größtenteils ordentliche Professoren, haben sich zusammengetan, um die Entstehung der modernen Wissensgesellschaft einem breiteren Publikum vorzulegen. Zum Vorbild genommen haben sich die Herausgeber die neuere Wissenschaftsgeschichte, die nicht mehr biographisch vorgeht oder die Entstehung einzelner Disziplinen nachzeichnet, sondern die kulturellen Rahmenbedingungen der Entstehung und Durchsetzung von Wissen untersucht. Gegenstand ist das Wissen der frühen Neuzeit bis hinein in die erste Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts.

Die Zeit zwischen 1450 bis 1580: "Aufbruch in der Renaissance" erlebt das Aufblühen des Humanismus und der Emanzipation der Wissenschaften aus dem Schoß der Kirche. Die Phasen 1580 bis 1660: "Wissenschaftliche Revolution und neues Wissen" und 1660 bis 1730: "Repräsentation und Ordnung des neuen Wissens" bilden ein Kernstück des Bandes. Die Gelehrten spielen eine Rolle in den bürokratisch-staatlichen Strukturen der stärker zentralisierten Staaten und schließen sich in Akademien zusammen, die international kooperieren. Der Abschnitt über die Aufklärung 1730 bis 1780: "Wissenschaft, praktische Aufklärung, Popularisierung" zeichnet die Ausbreitung des gelehrten Wissens durch die Gesellschaft nach, und schließlich zeigt eine fünfte Stufe "Wissenschaft im Revolutionszeitalter" von 1780 bis 1820, wie das Wissen in der aufkommenden industriellen Gesellschaft verwertet wird. Insofern ist die einleitende Gegenüberstellung von "Industriegesellschaft" und "Wissensgesellschaft" etwas irreführend und wird von den Ergebnissen selbst widerlegt. Die europäische Industriegesellschaft basierte von Anfang an auf Wissen; nur hat sich heute der Anteil des wissenschaftlichen Wissens gegenüber den von Arbeitern und Ingenieuren beherrschten Praktiken der Produktion dramatisch gesteigert.

Überblickt man diesen Aufriß, so bietet er einen Beleg für die These des alten Zweibänders des französischen Kulturhistorikers Paul Hazard. Der hatte die "Krise des europäischen Geistes" - also die Heroenzeit des Umbruchs - zwischen 1680 und 1715 angesetzt und die nachfolgende "Herrschaft der Vernunft" in der Aufklärung eher als die Popularisierung des Durchbruchs zum neuen Wissen seit der Mitte des siebzehnten Jahrhunderts verortet. Auch Theodore K. Rabbs Essay "The Struggle for Stability in Early Modern Europe" verweist auf eine ähnliche Epochengliederung, setzt die "Stabilisierung" aber zu Recht früher an. Sein Band von 1975 lehrte uns das Staunen: "The quick and decisive triumph of this handful of scientists is one of the most amazing episodes in European history." Hier hätte ein Rückblick auf die Geschichte der Wissenschaftsgeschichte als Kulturgeschichte die theoretischen Linien genauer nachzeichnen können - von den theoretischen Ansätzen bei Ludwik Fleck und Thomas S. Kuhn einmal ganz abgesehen.

Wer in diesen Seiten herumblättert, wird sich zunächst die Bilder ansehen. Sie zeigen die Signaturen ihrer Epochen und stimmen auf die Lektüre ein. Von vorne bis hinten wird den Band kaum jemand durchlesen wollen; am besten, man benutzt ihn als eine Art Lexikon und versucht, sich selbst einen roten Faden querfeldein zu legen. Warum nicht im ersten Abschnitt mit der Kopernikanischen Revolution beginnen. Daß sie nicht so revolutionär war, es schwer hatte, sich durchzusetzen, und besser "kopernikanische Infiltration" heißen sollte, hatte schon Thomas S. Kuhn dargelegt. Nicht nur der gesunde Menschenverstand, auch gelehrte Einwände sprachen gegen die Theorie des Kopernikus. Dennoch dachte, wie Eberhard Knobloch betont, Kopernikus daran, sein neues Weltbild unter den Schutz der katholischen Kirche zu stellen. Und das, obgleich er es ernst meinte mit dem Heliozentrismus. Im Gegensatz zu dem von ihm nicht autorisierten Vorwort des evangelischen Theologen Andreas Osiander, der 1543 die Drucklegung seiner Schrift "De revolutionibus orbium caelestium" überwachte - und sie für eine bloß mathematische Hypothese ohne jeden Realitätsanspruch erklärte.

Wer wissen will, wie es mit der neuen Kosmologie weiterging, wird sich aus dem zweiten Abschnitt den Beitrag von Gudrun Wolfschmidt fischen. Er konzentriert sich auf Tycho Brahe, Johannes Kepler und Galileo Galilei. Tycho Brahe, der letzte große Beobachter des Himmels, der ohne Fernrohr auskam, hatte sein eigenes Weltsystem entworfen, das vor allem Anklang bei den Jesuiten fand, weil es mit der Bibel kompatibel war. Kepler hatte die nie richtig zur "Rettung der Phänomene" tauglichen Kreisbahnen der Planeten - die immer wieder Epizyklen als Hilfskonstruktion erforderlich machten - durch Ellipsen ersetzt. Der Prozeß des Galileo Galilei, der die Kopernikanisch-Keplersche Weltsicht unterstützte, kommt zu kurz. War die römische Kirche zur Zeit der Gegenreformation doch so verunsichert, daß sie sich eine Veränderung des Weltbildes glaubte nicht leisten zu können? Das wäre wichtig zu wissen: Wann und warum wandeln religiöse Gemeinschaften ihre Einstellung zu neuen Ergebnissen der Wissenschaft?

Wer im dritten Abschnitt nach einem Artikel über Isaac Newton und Edmond Halley sucht, der sucht vergebens. Das ist schade, denn erst die Newtonsche Himmelsmechanik beseitigt endgültig den aristotelischen Kugelschalenkosmos mit seinen zwei Physiken, von denen die eine für die Welt unter dem Monde und die andere für die supralunarischen Sphären mit ihren ewigen Kreisläufen zuständig war. Mit dem Zusammenbruch dieses Dualismus wurde der Umlauf der Planeten zu einem Problem, das Newton mit seiner Gravitationstheorie löste. Halley wandte sie auf die Berechnung der Kometenbahnen an. Als der "Halleysche Komet" tatsächlich Anfang 1759 erschien, war der Triumph im Zeitalter der Aufklärung perfekt. Etwas mehr Systematik hätte dem Band gutgetan. Man will wissen, wie die fachspezifischen Erkenntnisse sich durch die Jahrhunderte ziehen und wie sie in ihrem kulturellen und gesellschaftlichen Umfeld angenommen werden. Galilei mußte im siebzehnten Jahrhundert mit der Kirche kämpfen; Newton wird im achtzehnten Jahrhundert von Voltaire zum Heros der Wissenschaft erhoben.

Es ändert sich nicht nur die Kosmologie, sondern deren Veränderungen strahlen in andere gesellschaftliche Bereiche aus. Wolfgang Behringer zeigt in seiner Studie über das Ende des Hexenwahns in England, wie in diesem neuen wissenschaftlichen Umfeld der Glaube an Hexen unglaubwürdiger wurde. Nicht nur die juristische Kritik am Prozeßverfahren beendete die Verfolgungen, es waren Autoren wie der deutsch-niederländische Cartesianer Balthasar Bekker, der 1691 mit dem Teufel und seinen vermeintlichen Helfershelfern abrechnete. Pater Spee, der humane Jesuit und Prozeßgegner, hatte es 1631 offengelassen, ob es Hexen geben könnte; Professor Thomasius zu Halle wollte um 1701 diese Möglichkeit nicht ausschließen. Für Bekker war das Hexenwesen ein Unding, denn frei nach Descartes können "Geist" und "Materie" keine Verbindung haben, daher kann kein Geist einen Menschen durch die Luft tragen.

Die Aufklärung des achtzehnten Jahrhunderts ist durch mehrere Beiträge zur Popularisierung des Wissens vertreten. Es tritt auch ein neues Phänomen in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. War im sechzehnten bis siebzehnten Jahrhundert die Alchemie eine Art "Leitwissenschaft", so ist es im Zeitalter der Aufklärung die Elektrizität. Mit Leydener Flaschen und Elektrisiermaschinen eignet sich dieses unsichtbare Fluidum, das sinnlich erfahrbare Schläge austeilt, gut zur Demonstration - auf Jahrmärkten und in den Salons der Gebildeten.

Das frühe neunzehnte Jahrhundert ist unter anderem mit der "Geburt der Biologie", dem technischen Wissen und einem Artikel über "Wissen und außereuropäische Erfahrung" vertreten. Warum erst zum Schluß ein solcher Beitrag? Im späten achtzehnten und frühen neunzehnten Jahrhundert ist das europäische Überlegenheitsgefühl schon so groß, daß man das Fremde zwar mit anthropologischer Neugierde erfaßt - für eine Geschichte des Wissens wären die früheren Stadien wichtig gewesen. Leibniz konnte es am Ende des siebzehnten Jahrhunderts nicht schnell genug gehen, das von missionierenden Jesuiten vermittelte Wissen Japans und Chinas nach Europa zu transferieren.

Nachdenklich legt man den Band aus der Hand. Es ist eine Buchbindersynthese, eine der erfreulichen Art, ein großes Mosaik des Wissens. Weiterarbeit erforderlich; aber belehrt wird man durch diese Bausteine zur Wissensgeschichte allemal. Insofern kommt der Band gerade recht. Die europäische - vor allem in Deutschland geläufige - Zivilisationskritik muß nicht zwangsläufig in Wissenschaftsskepsis enden, sie kann ihren Stachel gegen sich selbst kehren und neues Wissen generieren. Dafür liefert das Buch die historische Dimension, denn was, wenn nicht Skepsis gegenüber den eingefahrenen Wegen und Praktiken hat die Innovationen auf den Weg gebracht?

HEINZ DIETER KITTSTEINER.

Richard van Dülmen, Sina Rauschenbach (Hrsg.): "Macht des Wissens". Die Entstehung der modernen Wissensgesellschaft. Böhlau Verlag, Köln 2004. 742 S., 317 S/W-Abb., 38 Farb-Abb. auf 20 Tafeln, geb., bis 31. März 2005 49,90 [Euro], danach 64,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Insgesamt zufrieden zeigt sich Heinz Dieter Kittsteiner mit diesem von Richard van Dülmen und Sina Rauschenbach herausgegebenen "opulenten Band", der sich mit der Entstehung der modernen Wissensgesellschaft befasst. Die neuere Wissenschaftsgeschichte, die die kulturellen Rahmenbedingungen der Entstehung und Durchsetzung von Wissen untersucht, diene als Vorbild, berichtet Kittsteiner. Gegenstand sei das Wissen der frühen Neuzeit bis hinein in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts. Mit der vorgenommenen Epochengliederung ist Kittsteiner im Großen und Ganzen einverstanden. Er empfiehlt, den Band als eine Art Lexikon zu benutzen und selbst einen roten Faden zu legen. Neben Eberhard Knoblochs Artikel über die Kopernikanische Revolution hebt er Gudrun Wolfschmidts Beitrag über die neue Kosmologie hervor. Zu seinem Bedauern fehlt ein Artikel über Isaac Newton und Edmond Halley. Auch hätte er sich ein wenig mehr Systematik gewünscht, schließlich wolle er wissen, "wie die fachspezifischen Erkenntnisse sich durch die Jahrhunderte ziehen und wie sie in ihrem kulturellen und gesellschaftlichen Umfeld angenommen werden." Er hält ferner fest, dass die Aufklärung des 18. Jahrhunderts durch mehrere Beiträge zur Popularisierung des Wissens vertreten ist, und das frühe 19. Jahrhundert mit der "Geburt der Biologie", dem technischen Wissen und einem Artikel über "Wissen und außereuropäische Erfahrung". Kittsteiner sieht in dem Band eine "Buchbindersynthese", aber eine der "erfreulichen Art", ein "großes Mosaik des Wissens". Auch wenn Weiterarbeit erforderlich sei, resümiert der Rezensent, belehre der Band durch seine Bausteine zur Wissensgeschichte allemal.

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