Marktplatzangebote
11 Angebote ab € 1,99 €
  • Gebundenes Buch

Der 12. Mai 1965 markiert eine entscheidende Etappe der ungewöhnlichen Partnerschaft zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland. Zwanzig Jahre nach dem Ende des NS-Regimes und der Schoah nahmen die beiden Länder diplomatische Beziehungen auf. Für die Botschafter, die bei der Zusammenarbeit der zwei Staaten eine wesentliche Rolle spielen, stellte ihre Tätigkeit eine Herausforderung eigener Art dar. Anläßlich des 40. Jahrestages schildern in diesem Buch alle 18 israelischen und deutschen Vertreter - in Erinnerungen oder freigegebenen Berichten an die Regierungen - die während ihrer…mehr

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
Der 12. Mai 1965 markiert eine entscheidende Etappe der ungewöhnlichen Partnerschaft zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland. Zwanzig Jahre nach dem Ende des NS-Regimes und der Schoah nahmen die beiden Länder diplomatische Beziehungen auf. Für die Botschafter, die bei der Zusammenarbeit der zwei Staaten eine wesentliche Rolle spielen, stellte ihre Tätigkeit eine Herausforderung eigener Art dar. Anläßlich des 40. Jahrestages schildern in diesem Buch alle 18 israelischen und deutschen Vertreter - in Erinnerungen oder freigegebenen Berichten an die Regierungen - die während ihrer Amtszeit gewonnenen Erfahrungen und Einsichten. Dabei stehen persönliche Erlebnisse und Einschätzungen, weniger die Beschreibung einzelner Bereiche der Kooperation im Vordergrund. Vom Frieden im Nahen Osten ist in dem Buch immer wieder die Rede, und die Suche nach Frieden, der sich in den vier Jahrzehnten, allen Sehnsüchten und bisweiligen Fortschritten zum Trotz, immer noch nicht verwirklich hat, zieht sich wie ein roter Faden durch die Botschafterberichte. Vielleicht kann die bei allen Problemen und Schwierigkeiten so positive Entwicklung des israelisch-deutschen Verhältnisses - ungeachtet der grundlegend andersartigen Ausgangslage - doch ein Signal der Hoffnung und Zuversicht sein. Das israelisch-deutsche Gemeinschaftsprojekt läßt uns auf spannende Weise an der Entfaltung der Beziehungen von den mühsamen Anfängen hin zu einer besonderen Partnerschaft teilhaben. Nicht nur Historikern, sondern allen politisch interessierten Lesern bietet der Sammelband eine gewinnbringende Lektüre.
Autorenporträt
Hansen, Niels
Niels Hansen war deutscher Botschafter in Israel (1981-1985).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.05.2005

Im Schatten der Geschichte
40 Jahre diplomatische Beziehungen Deutschland/Israel
Die Überreichung des Beglaubigungsschreibens spielte sich mit der vollen Zeremonie ab, die das israelische Protokoll vorsah. Die Anfahrt im Wagen des Präsidenten vollzog sich auf den letzten Kilometern unter dem ohrenbetäubenden Geschrei Tausender mit Plakaten entlang der Straße aufmarschierter Demonstranten. Der Lärm erreichte beim Abspielen der deutschen Nationalhymne einen Höhepunkt. So schildert der Botschafter in einem vertraulichen Fernschreiben an das Auswärtige Amt seinen ersten Tag in Jerusalem. War etwas anderes zu erwarten gewesen? Zwanzig Jahre waren erst seit Auschwitz vergangen. Am 18. August 1965 übergab der erste deutsche Botschafter in Israel, Rolf Friedemann Pauls, Staatspräsident Salman Schasar sein Akkreditiv.
Israel war Jahre nach seiner Staatsgründung noch nicht bereit, diplomatische Beziehungen zu Deutschland einzugehen. Als die vertraglich vereinbarten Leistungen aus dem Luxemburger Wiedergutmachungsabkommen deutscherseits erfüllt waren, mauerte Bonn. 1964 wurde bekannt, dass die Bundesrepublik Israel Waffen lieferte, worauf Ägypten drohte, die DDR anzuerkennen. Die BRD saß in der eigenen Hallstein-Falle. Am Ende der Krise gab es keine deutschen Waffen, dafür diplomatische Beziehungen, die am 12. Mai 1965, also vor 40 Jahren, aufgenommen wurden.
Der erste Botschafter war von Bonn mit Bedacht gewählt, aber an seiner Vergangenheit entzündete sich zunächst eine erhebliche Erregung in der israelischen Öffentlichkeit: Pauls war Wehrmachtsoffizier, Ritterkreuzträger und an der Ostfront schwer verwundet worden - er hatte seinen linken Arm verloren. Politisch war er gleichwohl unbelastet, er war nie in der NSDAP.
Auch umgekehrt verursachte die Nominierung von Israels erstem Botschafter in Bonn, Asher Ben Natan, bei der Bundesregierung Unbehagen: Ben Natan war zuvor als Staatssekretär im Verteidigungsministerium bei der Kontaktaufnahme mit Franz Josef Strauß in Sachen Waffenlieferung beteiligt. Entsprechend ungehalten war die westdeutsche Regierung über diese Wahl und wand sich nur zögerlich eine Zustimmung ab.
Bereits fünf Monate nach seinem Amtsantritt glaubte Pauls, Israel belehren zu können: Außenpolitik habe von ihrem Inhalt und Ziel her den Blick nach vorn zu richten, meinte er, und auch in den deutsch-israelischen Beziehungen sich nicht oder nicht mehr mit dem „Reparationsgedanken” zu identifizieren. Seinem Außenminister schlug er vor, den Israelis zu verdeutlichen, dass „wir ihren ständigen Appell an unsere moralischen Verpflichtungen” durchschauen: dass „sie Moral sagen, aber Kasse meinen”, Israel gleichwohl nicht bereit sei, der Bundesrepublik für ihre Leistungen auch nur teilweise Entlastung zu erteilen. Mitte 1967 schwadronierte Pauls - in einem vertraulichen Fernschreiben - darüber, dass das „auserwählte Volk für das Reich Gottes” kämpfe und die Bundesrepublik in israelischen Augen so etwas wie „Hiwis von Jehovas Heerscharen” geworden seien. Im gleichen Bericht dann wieder ganz sachlich: Deutschland habe den Abbruch seiner diplomatischen Beziehungen zu zehn arabischen Staaten hingenommen, um in Israel eine Botschaft errichten zu können. Dies werde anerkannt, insbesondere weil die Bundesrepublik dem Judenstaat in den Tagen höchster Not während des Sechs-Tage-Kriegs zur Seite gestanden habe. Öffentlich löste Pauls in Israel Empörung mit seiner Reaktion auf deutschfeindliche Artikel in der israelischen Presse aus, als er wenig diplomatisch sagte, Deutschland müsse sich nicht pausenlos um gute Zensuren bemühen. Dennoch: Mit seinem gewinnbringenden Charme gelang es Pauls, manches Vorurteil zu brechen.
Seitdem normalisierten sich die deutsch-israelischen Beziehungen spürbar, wenngleich das schwere Gepäck der Shoah stets mitgetragen wird. Oder, wie es Botschafter Jesco von Puttkamer formulierte: „Das bilaterale Verhältnis bleibt störungsanfällig.” Dennoch betrachteten weite Kreise der israelischen Öffentlichkeit die Deutschen mit „verblüffender Selbstverständlichkeit” als Freunde. Das ist eines der Wunder, von denen man sagt, dass man in Israel an sie glauben müsse, um als Realist zu gelten.
Für keinen der insgesamt achtzehn Botschafter war der Posten in Bonn, Tel Aviv oder jetzt in Berlin ein Amt wie jedes andere, es blieb stets eine komplexe und schwierige Mission, eine Herausforderung „im Schatten der Geschichte” (Asher Ben Natan) oder, wie es Jitzchak Ben Ari mit einem trefflichen Vergleich beschrieben hat: „Wie beim Tango - zwei voran, eins zurück.”
LUDGER HEID
ASHER BEN NATAN/NIELS HANSEN
(Hg.): Israel und Deutschland. Dorniger Weg zur Partnerschaft. Die Botschafter berichten über vier Jahrzehnte diplomatischer Beziehungen (1965-2005). Böhlau, Köln 2005. 301 Seiten, 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
…mehr

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.05.2005

Auf schwierigem Posten
Seit 40 Jahren gibt es diplomatische Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik

Asher Ben Natan/Niels Hansen (Herausgeber): Israel und Deutschland. Dorniger Weg zur Partnerschaft. Die Botschafter berichten über vier Jahrzehnte diplomatischer Beziehungen (1965-2005). Böhlau Verlag, Köln 2005. 301 Seiten, 24,90 [Euro].

Heute vor vierzig Jahren, am 12. Mai 1965, vereinbarten die Bundesrepublik Deutschland und der Staat Israel, diplomatische Beziehungen aufzunehmen. Zu diesem Jubiläum geben Asher Ben Natan, erster Botschafter in der Bundesrepublik, und Niels Hansen, sechster Botschafter in Israel (1981 bis 1985), ein Gemeinschaftswerk heraus, an dem sich alle achtzehn Botschafter seit 1965 - sieben israelische und elf deutsche - beteiligt haben, zumeist mit sehr lesenswerten Originalbeiträgen.

Sechs bereits verstorbene Diplomaten sind lediglich durch Berichte an die Regierungen in Bonn und Jerusalem präsent. So schildert der erste bundesdeutsche Botschafter in Israel, der kriegsversehrte ehemalige Wehrmachts-Major und Ritterkreuzträger Rolf Friedemann Pauls, am 19. August 1965 die Begleitumstände der Übergabe seines Beglaubigungsschreibens in Jerusalem: "Die Anfahrt im Wagen des Präsidenten vollzog sich auf den letzten Metern unter ohrenbetäubendem Geschrei mehrerer tausend mit Plakaten auf beiden Seiten der Straße aufmarschierten Demonstranten. Der Lärm erreichte einen ersten Höhepunkt beim Abspielen unserer Nationalhymne."

Yohanan Meroz war von 1974 bis 1981 in Bonn. Er hatte besonders darunter zu leiden, daß Menachem Begin 1977 die israelischen Regierungsgeschäfte übernommen hatte. Ihn charakterisiert er als "erbitterten Gegner von Beziehungen mit Deutschland", was zu "überflüssigen Polemiken" zwischen dem Ministerpräsidenten und Bundeskanzler Helmut Schmidt geführt habe.

Als Höhepunkt seiner Dienstzeit in Israel bezeichnet Niels Hansen den Besuch des Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker im Oktober 1985: "Im Vorfeld ergaben sich indes Probleme angesichts der Stellung seines Vaters als Staatssekretär im Auswärtigen Amt 1938 bis 1943. Es konnte nicht ausbleiben, daß ein Teil der Presse dies thematisierte. Die Hebräische Universität zog hierauf ihre feste Zusage der Verleihung der Ehrendoktorwürde . . . überraschend kurzfristig zurück. Auch für mich eine unangenehme Entwicklung." Jedoch sagte ihm der Präsident des Weizmann-Instituts sofort zu, "in die Bresche zu springen". So habe der familiäre Aspekt den Staatsbesuch "letztlich nicht beeinträchtigt", zumal die seriösen israelischen Zeitungen sich nicht auf "Sippenhaft-Erwägungen" eingelassen hätten.

Avi Primor, bis 2000 zunächst in Bonn und dann in Berlin, erinnert an die jahrelangen Diskussionen über das Anfang dieser Woche feierlich eingeweihte Holocaust-Mahnmal: "Mehrfach versuchte ich darüber nachzudenken, ob es irgendeinen Präzedenzfall in der menschlichen Geschichte gibt, in dem ein Land oder eine Nation Denkmäler zur Erinnerung an die eigene Schande errichtete. Man baut Denkmäler zur Verherrlichung von Siegern, von ruhmreichen Nationalhelden, von Personen, die dem Land Ehre eingetragen haben, von großen internationalen Freunden des Landes oder zur Erinnerung an eigene Tragödien. Aber die Erinnerung an das eigene Verbrechen verewigen? Wo hat man das schon erlebt?" Primor zweifelt an der These, daß "das Ganze . . . lediglich ein Ritual" sei. Er hält den Deutschen vielmehr zugute, daß sie die vielen Mahnmale und Gedenkstätten "ohne Zwang" errichtet hätten.

Der Nachfolger Primors, Shimon Stein, ist skeptischer, insbesondere wegen der Medien, die nach dem Umzug vom Rhein an die Spree "aggressiver, sensationslüsterner" geworden seien. Alles in allem ruhten doch die israelisch-amerikanischen Beziehungen "auf starken Fundamenten", während die israelisch-deutschen "zu einem maßgeblichen Teil von der Erinnerung an die Schoa geprägt" seien: "Der Generationswechsel und mit ihm die Gestaltung einer andersgearteten Erinnerungskultur können dem bisher Erreichten Schaden zufügen. Daraus ergibt sich die vor uns stehende Herausforderung, rational zu den Beziehungen und über die Erinnerung an die Vergangenheit hinaus sowohl im bilateralen wie auch im internationalen Bereich Themen von gemeinsamem Interesse zu identifizieren."

RAINER BLASIUS

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Als sehr lesenswerte Originalbeiträge lobt Rezensent Rainer Blasius die Texte dieses editorischen Gemeinschaftswerkes des israelischen Botschafters in Deutschland und des deutschen Botschafters in Israel, das zum 40. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen erschien. Insgesamt achtzehn Botschafter seit 1965 hätten sich daran beteiligt. Sechs bereits verstorbene Diplomaten seien durch Berichte an die jeweiligen Regierungen in Bonn oder Jerusalem präsent. Beeindruckt hat den Rezensenten besonders die Schilderung des ersten deutschen Botschafters der Begleitumstände der Übergabe seines Beglaubigungsschreibens. Aber auch die Reflexionen Avi Primors zum Holocaust-Mahnmal in Berlin haben ihm sichtlich zu denken gegeben.

© Perlentaucher Medien GmbH"